Ehemaliges Weserdelta

Ehemaliges Weserdelta
Dieser Artikel befasst sich mit der niedersächsischen Gemeinde und Landschaft Stadland.
Zur gleichnamigen norwegischen Halbinsel siehe Stadlandet (-et ist nur der Artikel.).
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Stadland
Stadland
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Stadland hervorgehoben
53.3833333333338.38333333333331Koordinaten: 53° 23′ N, 8° 23′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Wesermarsch
Höhe: 1 m ü. NN
Fläche: 113,38 km²
Einwohner: 7731 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 68 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 26935, 26936, 26937
Vorwahlen: 04732 (Rodenkirchen) 04737 (Schwei) 04734 (Seefeld) 04731 (Kleinensiel)
Kfz-Kennzeichen: BRA
Gemeindeschlüssel: 03 4 61 009
Adresse der Gemeindeverwaltung: Am Markt 1
26935 Stadland
Webpräsenz:
Bürgermeister: Boris Schierhold (parteilos)

Stadland ist eine Gemeinde in der Wesermarsch in Niedersachsen mit Sitz in Rodenkirchen.

Die Gemeinde besteht aus den Dörfern Rodenkirchen, Schwei, Seefeld und Kleinensiel. Sie wird im Osten von der Weser und im Westen vom Jadebusen begrenzt. Ursprünglich waren die Ortsteile eigenständige Gemeinden; diese wurden jedoch in den 1970er-Jahren zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Landschaft

Braker Tief, ein zarter Rest des Lockfleths

Flaches Land

Die Gemeinde Stadland deckt sich zum großen Teil mit der gleichnamigen historischen Landschaft. Sie gehört zu der Halbinsel zwischen Unterweser und Jadebusen, der flachsten Gegend Deutschlands mit Höhen zwischen 1,2  über und 0,8 m unter NN (eine einzige natürliche „Erhebung“ am Westrand des nördlich benachbarten Butjadingen erreicht 2 m über NN.). Während das Marschland von jeher sehr tief lag, war das Niveau der Hochmoore im Südwesten des Stadlands bis zu ihrer Kultivierung bis zu vier Meter höher als jetzt, so dass sie bei Deichbrüchen nicht mit überflutet wurden. Die Siedlungen lagen vorzugsweise auf Warften.

Ehemaliges Weserdelta

Als es von Mitte des 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts ein Weserdelta ( [1], [2], [3] ) mit Mündungsarmen zum Jadebusen gab, war das Stadland eine Insel. Seit der Clemensflut von 1334 wurde es südwestlich durch die bei Elsfleth von der Weser in Richtung Jade abzweigende Liene vom Festland getrennt, nördlich durch die beidseits von Nordenham abzweigenden Flüsse Ahne und Heete von Butjadingen, damals also ebenfalls einer Insel. Seit der Marcellusflut von 1362 wurde das Stadland dann noch diagonal durch das bei Brake abzweigende Lockfleeth durchschnitten. Hauptmündungsarm der Weser war auch vor und während der Zeit des Weserdeltas immer die Unterweser. Nach der Eroberung des Gebietes durch den Oldenburger Grafen Johann V. wurde sehr bald begonnen, die Mündungsarme abzudeichen, aber erst 1643 waren Stadland und Butjadingen wieder gänzlich Teil des Festlandes.

Entwässerung

Heute wird das ganze Stadland durch ein Netz von Kanälen und Gräben entwässert, deren Wasserstand durch Pumpwerke an den Deichen von Unterweser und Jadebusen reguliert wird. Die Grenze von deren Einzugsgebieten ist hier in vielen Bereichen unscharf. Alle Deiche der Halbinsel zwischen Jadebusen, Unterweser und unterer Hunte werden vom II. Oldenburgischen Deichband [4] in Stand gehalten.

Geschichte

Die Friesischen Seelande um 1200, orange: Rüstringen

Im frühen Mittelalter gehörte das Stadland zum friesischen Stammesgebiet. Um 1200 bildeten sich die Bauernrepublik Stadland heraus, die ebenso wie das nördlich benachbarte Butjadingen als Teil des Gaues Rüstringen zum Bündnis der Friesischen Seelande gehörte. Im 14. Jahrhundert kam es zu mehreren katastrophalen Sturmfluten mit Tausenden von Toten und erheblichen Landverlusten. Das Stadland wurde zur Insel im damals vorübergehend bestehenden Weserdelta (s.o.). Mächtige Nachbarn versuchten, das Land an der Unterweser in ihre Hand zu bekommen: der Erzbischof von Bremen, die Freie Reichsstadt Bremen und die Grafschaft Oldenburg. Im Januar 1514 eroberte Graf Johann V. von Oldenburg das Stadland, mit Unterstützung des Bremer Erzbischofs und Zustimmung der Welfen (Johann bekam es als welfisches Lehen.). Seitdem gehörte es bis 1945 zum oldenburgischen Staatsverband, dann zum niedersächsischen Regierungsbezirk Oldenburg.

1875 erhielt Rodenkirchen seinen ersten Bahnanschluss durch die Verlängerung der Bahnlinie Hude-Elsfleth bis Nordenham. 1913 kam eine Ostwestverbindung von Rodenkirchen über Schwei nach Varel hinzu, die aber 1958 stillgelegt wurde. Bei der niedersächsischen Gebietsreform von 1974 wurden die damaligen Gemeinden Rodenkirchen, Schwei, Seefeld und Kleinensiel zur Gemeinde Stadland zusammengefasst.

Ortsteile

  • Rodenkirchen ist mit ca. 4.000 Einwohnern der größte Ort der Gemeinde sowie Schul- und Sportzentrum und Sitz der Gemeindeverwaltung. Der Ort erhielt seinen Namen im Jahre 1244, was in etwa „Kreuzigungskirche“ bedeutet und auf die St.-Matthäus-Kirche im Ortskern zurückzuführen ist, in der sich bedeutende Holzschnitzereien (Altar und Kanzel) von Ludwig Münstermann befinden.
    Auf einem Bauernhof in Brunswarden bei Rodenkirchen wurde die niederdeutsche Dichterin Dr. Alma Rogge geboren ( „Wo ik her kaam, weiht de Wind...“).
  • Schwei hat rund 1.500 Einwohner. Den Mittelpunkt des Ortes bildet die St. Secundus-Kirche; sowohl der Altar der Kirche als auch Kanzel und Taufsteindeckel wurden von Ludwig Münstermann gestaltet. Zu der ehemaligen Gemeinde Schwei zählen die Bauernschaften Norderschwei, Kötermoor, Süderschwei, Schweieraußendeich, Schweieraltendeich, Schweierfeld und Schwei-West.
  • Seefeld entstand im Jahre 1643 durch Eindeichungen und Landgewinnung. Der Ort ist vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Das kulturelle Zentrum bildet die Seefelder Mühle, das Wahrzeichen des Ortes, wo jährlich über 50 Veranstaltungen stattfinden. Die Ortschaft Reitland, die zu Seefeld gezählt wird, ist eine Hochburg für die friesischen Sportarten Boßeln und Klootschießen.
Einfahrt in den Wesertunnel bei Kleinensiel
  • Kleinensiel ist mit ca. 800 Einwohnern der kleinste Ort der Gemeinde. In den Medien ist der Ort bekannt durch das nahe gelegene Kernkraftwerk Unterweser, welches zur E.ON AG gehört und mit über 1.300 Megawatt eines der leistungsstärksten Atomkraftwerke ist.
    Bereits im 11.Jahrhundert bestand im Ortsteil Kleinensiel eine Fährverbindung zur anderen Weserseite nach Dedesdorf. Diese wurde erst im Januar 2004 eingestellt nach dem Bau des Wesertunnels. Die nächste feste Landquerung über die Weser befindet sich am Rand der Bremer Innenstadt.

Politik

Gemeinderat

Bei den Gemeinderatswahlen am 10. September 2006 wurden folgende Wahlergebnisse erzielt:

  • SPD, 42,99%, 9 Sitze,
  • CDU, 41,15%, 8 Sitze
  • Grüne, 8,29%, 2 Sitze
  • WPS, 4,94%, 1 Sitz

Die Wahlbeteiligung betrug 56,49%.

Wirtschaft

Wirtschaftliche Schwerpunkte liegen in der Landwirtschaft und im Tourismus. Die Wohnqualität in der Gemeinde ist hoch, was nicht zuletzt durch neue Siedlungsgebiete belegt werden kann. Trotz günstiger Verkehrsanbindungen bleibt die Neuansiedlung von größeren Betrieben aufgrund fehlender Nachfrage aus. Wie in der gesamten Wesermarsch ist die Arbeitslosenquote relativ hoch.

Verkehrsanbindung

Hauptverkehrsstraßen sind die Bundesstraßen B212 und B437, zu der auch der Wesertunnel gehört. Über die Bundesstraßen sind die Autobahnen A27 und A29 erreichbar. Somit sind mit dem Auto die Städte Oldenburg (Oldenburg), Wilhelmshaven, Bremen und Bremerhaven innerhalb einer Stunde erreichbar. Die geplante Bundesautobahn A22 wird voraussichtlich über Gemeindegebiet verlaufen.

Per Bahn ist die Gemeinde Stadland durch die Bahnstrecke Hude–Nordenham verbunden: Haltepunkte sind die Bahnhöfe in Rodenkirchen und Kleinensiel. Zudem bestehen Verbindungen per Bus mit den Städten Oldenburg, Wilhelmshaven und Bremerhaven.

Touristisches Radverkehrsnetz

Durch Stadland führt ein Teil des Weser-Radweges und der Deutschen Sielroute (Radfahrerwegenetz). Örtliche Gastronomieunternehmen und private Fremdenverkehrszimmer laden zu Übernachtungen oder Ruhepausen ein. Eine Besonderheit bietet das „Melkhus“ an der Schäferei Beckumersiel: Hier können in den Sommermonaten allerlei Milchprodukte verköstigt werden.

Partnergemeinde

Seit 1990 besteht offiziell eine Partnerschaft mit der französische Gemeinde District du Petit Caux. Durch gegenseitige Besuche von Schulklassen und Privatpersonen wird diese Partnerschaft in jedem Jahr bekräftigt.

Die Ev.-luth. Kirchengemeinde Schwei unterhielt eine langjährige Partnerschaft mit der St. Johannes-Kirchengemeinde in Hoyerswerda/ Niederschlesien. Dieser Partnerschaft war zu DDR-Zeiten von großer Bedeutung.

Regelmäßige Großveranstaltungen

Der Roonkarker Mart

In Rodenkirchen findet jährlich Ende September der JahrmarktRoonkarker Mart“ statt.

Sehenswürdigkeiten

Friesendenkmal in Rodenkirchen

Persönlichkeiten

  • Alma Rogge, Schriftstellerin
  • Franz Radziwill, Kunstmaler der Neuen Sachlichkeit
  • Helene Ramsauer, Professorin für Religionspädagogik an der PH Oldenburg
  • Walter Renzelmann, Pastor in Schwei, erster lutherischer Prediger in der Grafschaft Oldenburg
  • Udo Zempel, ehemaliges Mitglied des Niedersächsischen Landtages, ehemaliger Landrat des Landkreises Wesermarsch

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Politische Bildung: Das Land Oldenburg, Seiten 11 u. 27-30: Geschichte von Jadebusen und Weserarmen
  2. Landverluste und Deichbau in der heutigen Wesermarsch
  3. www.geschichtsatlas.de: Sturmfluten und langfristige Änderungen der Küstengewässer
  4. Wasserwirtschaft im Landkreis Wesermarsch (PDF)

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