Fallschirmjäger (Bundeswehr)

Fallschirmjäger (Bundeswehr)
Barettabzeichen der Fallschirmjäger der Bundeswehr
Deutscher Fallschirmjäger während des Somaliaeinsatzes 1993
Deutscher Fallschirmjäger während eines Ausbildungssprungs über Altenstadt
Deutsche Fallschirmjäger bei einer Luftverladeübung mit einem Hubschrauber des Typs Bell UH-1D
Deutscher Fallschirmjäger mit seinem Hund
Fallschirmjäger der Saarlandbrigade während einer Parade in Paris, Juli 2007

Die Fallschirmjäger bilden im deutschen Heer eine Truppengattung, die zur Kampftruppe zählt und mit Jägern und Gebirgsjägern den Truppengattungsverbund der Infanterie bildet. Fallschirmjäger sind der Teil der Luftlandetruppen, deren Auftrag nach dem Absetzen aus der Luft der infanteristische Kampf zu Fuß ist. Fallschirmjäger müssen wie alle Angehörigen der Infanterie daher körperlich hoch leistungsfähig sein. Die Bedingungen des Deutschen Sportabzeichens und weiterer sportlicher Leistungsnachweise sind daher regelmäßig zu erfüllen. Für Bewerber ist es daher empfehlenswert, wenn diese bereits über diese verfügen.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die Fallschirmjägertruppe wird wie die Jägertruppe eingesetzt. Die Jägertruppe wird unter Verwendung leichter Waffen zu Fuß in unwegsamem und durchschnittenem Gelände eingesetzt und wird unter Verwendung leichter, teilweise schwimmfähiger Kraftfahrzeuge oder durch die Luft in den Einsatzraum herangeführt. Die Fallschirmjäger kämpfen sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff im Orts- und Häuserkampf, im Kampf um Gewässer, Wälder und Feldstellungen, bei Tag und Nacht. Sie können durch andere Truppengattungen unterstützt werden. Die Anforderungen an die Soldaten der Fallschirmjägertruppe sind ebenso wie ihre Belastung im Einsatz sehr hoch.

Die Fallschirmjägertruppe kann darüber hinaus aufgrund ihrer Bewaffnung und Ausrüstung eigenständig und vorübergehend ohne Unterstützung durch andere Truppen weit hinter den feindlichen Linien infanteristisch kämpfen. Die Fallschirmjäger werden auf dem Luftwege unter Verwendung von Flugzeugen und Hubschraubern an ihren Einsatzort transportiert, wo sie entweder direkt abgesetzt werden oder mit dem Fallschirm abspringen. Die Fallschirmjäger werden überraschend an entscheidenden Gefechtsabschnitten oder im Rücken des Feindes zum Einsatz gebracht. Besonders schwierig sind dabei Absprung und Einsatz in unbekanntem Gelände. Da die Fallschirmjäger nur mit leichten Waffen und leichten Spezialfahrzeugen ausgerüstet sind, benötigen sie bei einem längeren Einsatz die Unterstützung der anderen Truppengattungen.[1]

Geschichte

Die Luftlandetruppen und damit auch die Fallschirmjägertruppe der Bundeswehr wurde am 3. Juli 1956 als 1. Luftlandedivision aufgestellt. Vorgängerverband war die 106. Luftlandebrigade. Zunächst wurden die späteren Luftlandebrigaden 25 („Schwarzwaldbrigade“) und 26 („Saarlandbrigade“) aufgestellt und zu Beginn noch als Fallschirmjägerbrigade bezeichnet. Anfang 1970 folgte die Aufstellung der Luftlandebrigade 27, die mittlerweile gemeinsam mit der Panzergrenadierbrigade 31 in der Luftlandebrigade 31 aufgegangen ist. Die Fähigkeit zur Panzerabwehr wurde 1991 mit der Beschaffung des luftverlegbaren Waffenträgers Wiesel verbessert. 1993 waren Fallschirmjäger unter den ersten deutschen Kontingenten, die an Auslandseinsätzen teilnahmen (siehe Deutscher Unterstützungsverband Somalia). Seitdem haben Fallschirmjägereinheiten an beinahe allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilgenommen. Die 1. Luftlandedivision wurde 1994 aufgelöst und zunächst zum Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division umgegliedert. Die Luftlandebrigade 25 wurde in der Folge zum Kommando Spezialkräfte umgegliedert und schied somit aus der Truppengattung aus, untersteht aber weiterhin der gemeinsamen Division Spezielle Operationen.

Ausblick

Als hochmobiler Anteil der Infanterie haben die Fallschirmjäger in den meisten westlichen Armeen ebenso in der Bundeswehr in den letzten Jahre auf Grund der veränderten Sicherheits- und Einsatzlage an Bedeutung gewonnen. Auch durch die gestiegene Notwendigkeit der „Operationen gegen irreguläre Kräfte“ im Rahmen der asymmetrischen Kriege im erweiterten Aufgabenspektrum der Bundeswehr sowie der steigenden Wahrscheinlichkeit von nationalen Einsätzen zur Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Krisengebieten kommt den Fallschirmjägern zukünftig weiterhin eine große Bedeutung zu.

Ausbildung

Die Ausbildung umfasst grundsätzlich folgende Teile:

Sprungausbildung

Die Fallschirmsprungausbildung erfolgt für alle Fallschirmjäger in der Luftlande- und Lufttransportschule (LL/LTS) Altenstadt. Hier werden auch Fallschirmjäger verbündeter Nationen, die teilweise aus Kostengründen keine eigenen Luftlandeschulen mehr betreiben, ausgebildet. Der Springerlehrgang (mit automatischer Fallschirmöffnung) dauert 3 1/2 Wochen und beinhaltet fünf Sprünge. Nur bei Teilnahme an allen 5 Sprüngen (im Regelfall drei Reihensprünge, ein Sprung mit Waffe und Gepäck sowie ein Nachtsprung) wird das Fallschirmspringerabzeichen (in Stufe Bronze) verliehen. Die Stufen II (Silber) für 20 Sprünge und III (Gold) für 50 Sprünge werden nach Anzahl der absolvierten Sprünge erreicht.

Infanterieausbildung

Die Sprungausbildung befähigt noch nicht zu einem Einsatz als Fallschirmjäger. Fallschirmjäger im engeren Sinne sind primär Infanteristen, sekundär Soldaten die zum Fallschirmsprung befähigt sind. Die lehrgangsgebundene infanteristische Ausbildung wird durch die Infanterieschule in Hammelburg durchgeführt. Fallschirmjäger im weiteren Sinne sind alle Soldaten der Fallschirmjägertruppe, damit auch alle Unterstützungskompanien der Luftlandebrigaden oder der DSO. Diese Zusammengehörigkeit manifestiert sich im bordeauxfarbenen Barett und dem gemeinsamen Barettabzeichen - dem stürzenden Adler - das alle Fallschirmjäger tragen. Kennzeichen der Fallschirmjägertruppe ist die gute Beherrschung dieser allgemeinen Aufgaben zusammen hoher körperlicher Leistungsfähigkeit.

allgemeinen infanteristischen Grundkenntnisse

  • Handhabung der Handfeuerwaffen
  • Gefechtsdienst aller Truppen
  • ABC Abwehr aller Truppen
  • Fliegerabwehr aller Truppen zu Lande
  • Pionierdienst aller Truppen Sperren, Minen, Wasser
  • Fernmeldedienst aller Truppen
  • Panzerabwehr aller Truppen/Panzervernichtungstrupp
  • Selbst- und Kameradenhilfe/Helfer im Sanitätsdienst

Organisation

Die deutschen Fallschirmjäger sind in der Division Spezielle Operationen zusammengefasst. Folgende Einheiten werden zum Kern der Fallschirmjägertruppe gezählt und bestehen aus Fallschirmjägern:

Die Ausbildung findet an der Luftlande- und Lufttransportschule Altenstadt statt. Geführt werden die Kernverbände durch zwei Brigadestäbe der Luftlandebrigaden. Weitere Fallschirmjäger leisten dienst an der Infanterieschule des Heeres. Fallschirmjäger dienen aber auch wie alle anderen Angehörigen anderer Truppengattungen in „besonderen“ Verwendungen. Dazu zählen z. B. die Verwendungen in Ministerien und Stäbe außerhalb der Division Spezielle Operationen, als Militärattachés und weitere. Grundsätzlich macht eine Sprungausbildung nicht einen Soldaten zu einem Fallschirmjäger, sondern als erstes eine fundierte infanteristische Ausbildung und die Verwendung in einem Fallschirmjägerbataillon. Das jedoch alle Soldaten der Division Spezielle Operationen soweit sie nicht anderen speziellen Verwendungsreihen angehören Fallschirmjäger sind, zeigt sich bereits daran das auch Fallschirmjäger-Sanitäter oder Fernmelder das bordeaux rote Barett im Gegensatz zu anderen Truppengattungen tragen. Speziellen Verwendungsreihen bilden die Fernspäher oder die Spezialkräfte, die jeweils Teil einer eigenen Truppengattung sind, aber gemeinsam mit den Fallschirmjägern der Division Spezielle Operationen unterstehen.

Das Jägerregiment 1 repräsentiert einen dem amerikanischen Luftkavallerie-Ansatz folgende Teil der Infanterie und ist nicht Teil der Fallschirmjägertruppe, sondern der Jägertruppe zugeordnet.

Erkennungszeichen

Springerabzeichen in Bronze
Taktisches Zeichen der 2. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 262

Das Barett ist wie international für Luftlandetruppen üblich bordeauxrot. Das Barettabzeichen der Truppe zeigt einen von Eichenlaub umrahmten stürzenden Adler, der auch im Verbandsabzeichen der Division Spezielle Operationen abgebildet ist. Waffenfarbe ist wie bei allen Infanteriekräften (sowie den Panzergrenadieren), Jägergrün. Taktisches Zeichen ist international die vereinfachte Darstellung einer Fallschirmkappe auf zwei überkreuzten Linien (Andreaskreuz als Grundzeichen der Infanterie). Auf nationaler Ebene wird jedoch einfach nur der stilisierte Fallschirm dargestellt.

Traditionspflege und Kritik

Offiziell bezieht sich das Traditionsverständnis nicht auf die Wehrmacht, sondern beginnt neben der Bezugnahme auf Einzelereignisse erst mit der Gründung der Bundeswehr. Obwohl die Traditionspflege sowohl in der politischen Führung der Bundeswehr als auch in der deutschen Öffentlichkeit durchaus umstritten ist, finden trotzdem die soldatischen Leistungen der als „alte Adler“ bezeichneten Fallschirmtruppe der Wehrmacht besonderen Respekt und Anerkennung innerhalb der (bundes-)deutschen Fallschirmjäger. So werden unter anderem auch heute noch „Leistung und Opferbereitschaft“ der Fallschirmjäger auf Kreta weitgehend unkritisch und unpolitisch als soldatisch vorbildhaft gewürdigt.[2] Hier steht die besondere militärische Leistung der nur leicht bewaffneten deutschen Fallschirmjäger (ohne eingeplante Verstärkung, die per Schiff eintreffen sollte, aber von der Royal Navy abgefangen wurde) gegenüber teilweise mit gepanzerten Fahrzeugen und besonders befestigten Stellungen ausgestatteten Feindtruppen im Vordergrund. Der hierbei gefallenen Soldaten wird, je nach Vorgesetztem mehr oder weniger inoffiziell, im Rahmen des sogenannten „Kretatages“ am 20. Mai gedacht.[3] Traditionsverbände wie der Bund Deutscher Fallschirmjäger, der sich aus gedienten Fallschirmjägern zusammensetzt, beteiligt sich auch an alten Fallschirmjägerkriegsschauplätzen aus dem Zweiten Weltkrieg mit der Grab- und Traditionspflege. Daneben existiert eine für Fallschirmjäger eingerichtete Hempel-Stiftung, die mit Geldern unproblematisch helfen und kameradschaftliche Aspekte unterstreichen soll.

Als Indiz für die überwiegend konservative Traditionspflege kann auch die Spendensammlung der Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 271 in Iserlohn in den 1980er Jahren zur Wiedererrichtung des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche gewertet werden. Diese sammelte von 1984 bis 1987 fast 500.000 DM Spenden, unter anderem auch vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, und stifteten das Glockenspiel nach der Deutschen Wiedervereinigung der Stadt Potsdam. Die Garnisonkirche ist wegen des „Tages von Potsdam“ umstritten. Auch in Österreich erfolgt durch die Veteranenverbände eine weitgehend ungebrochene Traditionspflege, so wurde 1954 in der Nähe von Feldbach in der Steiermark ein großes Denkmal errichtet.

siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesrchiv: Infanterie
  2. vergl. "Fallschirmjäger halten Kreta-Kämpfer in Ehren." in: Süddeutsche Zeitung, SZ Landkreisausgaben, S. R2, 15.5.2004
  3. vergl. ebenda. Vergl. dazu auch "Kommandeur bricht mit umstrittener Tradition." in: Süddeutsche Zeitung, S.64, 6.11.1999. Zur umstrittenen Traditionspflege bei den deutschen Fallschirmjägern vergl. auch "Brisante Tradition. Die Bundeswehr kämpft mit der Wehrmacht." in: Die Zeit. Ausg. 52/97. "NS-Symbole und volksverhetzende Äußerungen in Fallschirmjäger-Bataillon-Ermittlungen eingeleitet." in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, S.1, 22.12.1997

Literatur

  • Christin-Désirée Rudolph: Ready Set Go - Die Fallschirmjäger der Bundeswehr, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-613-03018-3
  • Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 3-613-02853-0
  • Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 3-613-02592-2

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