- Fürstenzug
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51.0526813.7391757Koordinaten: 51° 3′ 10″ N, 13° 44′ 21″ O
Der Fürstenzug in Dresden ist ein überlebensgroßes Bild eines Reiterzuges, der auf rund 25.000 Meißner Porzellanfliesen aufgetragen wurde und als das größte Porzellanbild der Welt gilt. Es stellt die tausendjährige Geschichte des Fürstenhauses Wettin dar. In der Augustusstraße, also zwischen Semperoper, Katholischer Hofkirche und Georgentor auf der einen Seite und der Frauenkirche auf der anderen Seite, wurde dieses Kunstwerk auf der Außenseite des Langen Ganges an der Nordwand des Stallhofs vom Schloss angebracht. Heute ist es eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Dresden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schon 1589 wurde diese Wand mit einer Kalkfarbenmalerei versehen. Anlässlich der 800-Jahr-Feier des Fürstenhauses der Wettiner wurde das Werk vom Künstler Wilhelm Walther von 1872 bis 1876 in Sgraffitotechnik ausgeführt, der von seinem Lehrer Prof. Julius Hübner den Vorschlag weitergereicht bekam und ausführte. Diese Arbeit war nicht sehr witterungsbeständig. In den Jahren 1904 bis 1907 wurde dieses Wandbild daher durch fugenlos aneinander gesetzte Keramikfliesen der Meißner Porzellanmanufaktur ersetzt. Auf das Hinzufügen des letzten sächsischen Königs Friedrich August III. auf das schon historisch gewordene Bild wurde verzichtet.
Die Luftangriffe auf Dresden am Ende des Zweiten Weltkriegs im Februar 1945 überstand der Fürstenzug weitgehend unbeschadet. Es mussten nur etwa 200 Fliesen ersetzt werden. Von 1979 bis 1980 wurde das Bild gereinigt und restauriert.
Im Rahmen der 800-Jahr-Feier der Stadt Dresden im Jahr 2006 wurde der Fürstenzug vom Rochlitzer Verein „Der Fürstenzug zu Dresden“ e. V. als „lebendiges Bild“ erstmals in Szene gesetzt. Seit Mai 2007 sind die Kostüme in einer Ausstellung auf Schloss Rochlitz zu sehen.
Fakten
- 102 m Länge
- 9,5 m Höhe
- 957 m² Fläche
- ca. 25.000 Fliesen
Wer ist abgebildet?
Insgesamt werden 94 Personen abgebildet. Es sind 35 Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige Sachsens sowie 59 Wissenschaftler, Künstler, Handwerker, Soldaten, Kinder und Bauern und weiterhin zahlreiche Pferde und zwei Windhunde dargestellt. Neben Vertretern der Kreuzschule, der Leipziger Universität und der Technischen Bildungsanstalt in Dresden sind der Maler Ludwig Richter, die Bildhauer Ernst Julius Hähnel und Johannes Schilling und schließlich Wilhelm Walther selbst mit Gehilfen hinter dem Tross der Regierungshäupter zu sehen. Seinen Lehrer Julius Hübner hat er zum Dank für die Weiterreichung des Auftrages an ihn und die Unterstützung als 12. Person von rechts abgebildet, den Entwurf des Fürstenzuges deshalb in Händen haltend. Bis auf Heinrich I. von Eilenburg (um 1089) und den letzten König Friedrich August III. sind sämtliche Regenten des Hauses Wettin in der Reihenfolge ihrer Regierungszeit angeordnet und unter jedem kann man den Namen und die Regierungszeit der Person lesen.
In den meisten Beschreibungen werden nur 93 Personen erwähnt. Dies liegt daran, dass die 94. Person erst im Rahmen des „lebendigen“ Fürstenzuges (eine Idee anlässlich der 800-Jahr-Feier Dresdens) gefunden wurde. Sie blieb, hinter den Wissenschaftlern, Künstlern und Studenten unentdeckt, weil man von ihr nur die Kopfbedeckung und eine Fahne sieht.
- Abgebildete Regenten
- Konrad der Große (1127–1156)
- Otto der Reiche (1156–1190)
- Albrecht der Stolze (1190–1195)
- Dietrich der Bedrängte (1195–1221)
- Heinrich der Erlauchte (1221–1288)
- Albrecht der Entartete (1288–1307)
- Friedrich der Gebissene (1307–1324)
- Friedrich der Ernsthafte (1324–1349)
- Friedrich der Strenge (1349–1381)
- Friedrich der Streitbare (1381–1428)
- Ernst (1464–1486)
- Friedrich der Sanftmütige (1428–1464)
- Albrecht der Beherzte (1486–1500)
- Friedrich der Weise (1486–1525)
- Johann der Beständige (1525–1532)
- Johann Friedrich der Großmütige (1532–1547)
- Georg der Bärtige (1500–1539)
- Heinrich der Fromme (1539–1541)
- Moritz (1547–1553)
- August (1553–1586)
- Christian I. (1586–1591)
- Christian II. (1591–1611)
- Johann Georg I. (1611–1656)
- Johann Georg II. (1656–1680)
- Johann Georg III. (1680–1691)
- Johann Georg IV. (1691–1694)
- August II. (August der Starke, 1694–1733)
- August III. (1733–1763)
- Friedrich Christian (1763)
- Friedrich August der Gerechte (1763–1827)
- Anton der Gütige (1827–1836)
- Friedrich August II. (1836–1854)
- Johann (1854–1873)
- Albert (1873–1902)
- Georg (1902–1904)
abgebildete Personen der Schlussgruppe:
- Schüler des Kreuzgymnasiums (der Sohn Wilhelm Walthers)
- Korpsstudent der Universität Leipzig (ein Herr von Erdmannsdorff, Wappen auf Schärpe)
- Student der Technischen Hochschule Dresden
- Architekt Nikolai
- Maler K. Peschel
- Maler Julius Hübner (beide betrachten ihren eigenen Fürstenzug-Entwurf)
- Bildhauer Johannes Schilling
- Bildhauer Ernst Julius Hähnel
- Maler Ludwig Richter
- Kindergruppe, ein Ludwig-Richter-Motiv, das Mädchen in der Mitte ist die einzige weibliche Figur des Fürstenzuges
- Germanist Ernst Förstemann (Direktor der Königl. Bibliothek)
- Geheimrat Wiesner, Dezernent für die schönen Künste im Kgl. Ministerium (beförderte das Projekt)
- Kunsthistoriker und Archäologe Freiherr von Weißenbach, Wappen der Familie, der Ochsenkopf, auf dem Hemdkragen
- ein Mitarbeiter Walthers, Maurer Kern
- ein sächsischer Bergmann
- ein sächsischer Bauer
- ein Mitarbeiter Walthers, Maurer Pietsch
- der Erschaffer des Fürstenzuges, Wilhelm Walther
Literatur
- Reinhard Delau: Der Fürstenzug in Dresden. Edition Sächsische Zeitung, Dresden 2005, ISBN 3-938325-12-7
- Karlheinz Blaschke: Der Fürstenzug zu Dresden. Urania, Freiburg 1991, ISBN 3-332-00377-1
- Clemens Freiherr von Hausen: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königlichen Schlosse zu Dresden. Dresden 1903
Verwandte Themen
- Liste der Kurfürsten, Herzöge und Könige von Sachsen
- Azulejo – Spanische und portugiesische Bilder aus bemalten Fliesen
Weblinks
Commons: Fürstenzug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- hochauflösende Aufnahme des Fürstenzuges bei Gigapan.org
- www.dresden-und-sachsen.de – Weitere Daten und Fakten zum Fürstenzug
- Der lebendige Fürstenzug – Anlässlich des Festumzuges zum Dresdner Stadtjubiläum im August 2006 entstiegen die wettinischen Herrscher und ihr Gefolge erstmals dem Wandbild am Dresdner Stallhof
Kategorien:- Bauwerk in Dresden
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- Erbaut in den 1900er Jahren
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