Jeversen

Jeversen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Wietze
Wietze
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wietze hervorgehoben
52.659.833333333333332Koordinaten: 52° 39′ N, 9° 50′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Celle
Höhe: 32 m ü. NN
Fläche: 62,94 km²
Einwohner: 8249 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 131 Einwohner je km²
Postleitzahl: 29323
Vorwahl: 05146
Kfz-Kennzeichen: CE
Gemeindeschlüssel: 03 3 51 023
Adresse der Gemeindeverwaltung: Steinförder Straße 4
29323 Wietze
Webpräsenz:
Bürgermeister: Wolfgang Klußmann

Wietze ist eine Gemeinde mit über 8.000 Einwohnern im Landkreis Celle in den südlichsten Ausläufern der Lüneburger Heide in Niedersachsen. Die Gemeinde liegt etwa 20 Kilometer westlich von Celle, 40 Kilometer nördlich von Hannover und 15 Kilometer östlich von Schwarmstedt. Zur Gemeinde Wietze gehören die Ortsteile Hornbostel, Jeversen und Wieckenberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Fluss Wietze fließt kurz vor seiner Mündung in die Aller durch den Ort Wietze.

Verkehr

Wietze liegt an der B 214 von Celle über Schwarmstedt nach Nienburg, die sich etwa zehn Kilometer westlich von Wietze mit der BAB 7 kreuzt.

Die von Celle über Wietze und Schwarmstedt über Walsrode in Richtung Bremen führende Bahnlinie (Allertalbahn) wurde in den 1970er Jahren aufgegeben und Mitte der 1980er Jahre rückgebaut.

Öffentliche Einrichtungen

Die Gemeinde Wietze unterhält drei Kindertageseinrichtungen sowie Grund-, Haupt- und Realschule. Es gibt eine Polizeistation. Den vier Freiwilligen Feuerwehren gehören rund 100 ehrenamtliche Helfer an. Die Feuerwehren verfügen über 12 Fahrzeuge.

In Jeversen befindet sich das Contidrom, ein Testgelände der Continental AG zum Testen von Fahrzeugreifen.

Veranstaltungen

Im Laufe des Jahres finden verschiedene Veranstaltungen statt. Nennenswert sind das jährliche Schützenfest, das Hoffest der Feuerwehr, der Kartoffelmarkt, die Gewerbeschau, das altertümliche Treiben an der historischen Waldschmiede in Wieckenberg und mehrere Konzerte.

Vereinsleben

Damit das Freibad der Gemeinde nicht geschlossen werden muss, wurde ein Förderverein gegründet. Hier finden in unregelmäßigen Abständen Veranstaltungen wie Konzerte oder das 24-Stunden-Schwimmen statt.

Sehenswürdigkeiten

Stechinelli-Kapelle von 1692 in Wieckenberg zu Wietze

Eine Sehenswürdigkeit ist die 1692 erbaute Stechinelli-Kapelle im Ortsteil Wieckenberg. Sie hat die äußere Gestalt eines Bauernhauses, ist innen jedoch mit einer gut erhaltenen Barockausstattung versehen. Sie wurde 1699 geweiht. Erbauer war Francesco Maria Capellini, genannt Stechinelli (1640-1694), dem Hofbankier des Celler Welfenherzogs Georg Wilhelm. Stechinelli hatte als Landdrost 1677 das adelige Gut in Wieckenberg erworben. 1678 wurde er zum General-Erbpostmeister der drei welfischen Herzogtümer (Lüneburg, Calenberg und Wolfenbüttel) ernannt.

Wietze und Erdöl

Siehe Hauptartikel: Erdölförderung in Deutschland

Erdöl-Tiefpumpen-Antrieb einer Erdölpumpe in Wietze

In Wietze wurde schon seit Jahrhunderten das Öl der Wietzer Teerkuhlen genutzt, was erstmals urkundlich 1652 erwähnt wurde. Nach regenreichen Sommern trat Teer an der Erdoberfläche aus. Damals wurden auf verschiedenen Höfen Teerkuhlen angelegt. Was aus der Erde kam, wurde Smeer oder Satansspeck genannt und vielfältig genutzt: als Wagenschmiere, Dichtungsmaterial im Schiffbau, Abdeckung von Schäden an Obstbäumen und zur Versorgung von Wunden von Tieren und Menschen (schwarze Salbe). Mit der Zeit wurden Verfahren entwickelt, um aus dem Teer auch Öl zu gewinnen.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Königlich Hannoversche Regierung auf der Suche nach Rohstoffen auf die „Erdölquellen“ in Wietze aufmerksam. Ende Juli 1858 fanden unter Leitung von Prof. Dr. Georg Christian Konrad Hunäus wahrscheinlich die ersten Erdölbohrungen weltweit statt. In der Erde vermutet und eigentlich gesucht wurde Braunkohle. Dabei stieß man in einer Tiefe von 35,6 m auf Erdöl. Das Öl wurde in der Folgezeit gefördert und verwertet. Im Gegensatz zur späteren Bohrung in Pennsylvania, die einen „Ölrausch“ auslöste, kümmerte sich in Wietze niemand besonders um das bei der Bohrung gefundene Öl.

Erst 1899 brach das Ölfieber in Wietze aus, als bei einer Bohrung in einer Tiefe von inzwischen 270 m freifließendes Erdöl an die Erdoberfläche drückte. 1903 waren bereits 25 konkurrierende Unternehmen in Wietze tätig. Der Transport des Erdöls erfolgte in Holzfässern auf Pferdefuhrwerken nach Celle und Schwarmstedt und von dort mit der Eisenbahn weiter zu den Raffinerien nach Hamburg und Bremen.

Der Ölboom veränderte Wietze innerhalb weniger Jahre. Die Infrastruktur wurde erheblich verbessert (Straßenausbau, „Ölbahn“, Ausbau der Aller, Energieversorgung). In Wietze wurde eine Raffinerie gebaut. Die Anzahl der Bohrbetriebe nahm so rasch zu, dass die meisten Arbeitskräfte keine Dauerwohnung im Ort fanden; der Anteil der Pendler betrug 90 Prozent. Zwischen 1900 und etwa 1915 entstand in Steinförde eine „Kolonie“, eine Vielzahl gleicher Wohnhäuser, die von den Erdölgesellschaften für die Arbeiter gebaut wurden. (Der Ort „Steinförde“ wurde rund 50 Jahre vor der ersten schriftlichen Erwähnung von „Wietze“ genannt. Der Name soll auf die Wietzedurchfahrt am Gerichtsstein (= "Steinfuhrt") zurückgehen. Am 17. Oktober 1928 wurden Wietze und Steinförde unter dem Namen „Wietze“ zusammengelegt.[1])

Insgesamt waren in Wietze 52 Gesellschaften tätig, von denen 24 in der Deutschen Tiefbohr AG (später: Deutsche Erdöl AG = DEA) aufgegangen sind. Wietze deckte zeitweise 80 Prozent der Inlandsnachfrage. Die Suche nach Erdöl wurde im Zuge des Ersten Weltkriegs noch intensiviert.

Bis zur endgültigen Stilllegung aller Betriebe 1963 aus wirtschaftlichen Gründen gab es in Wietze 2028 Bohrungen (etwa 1600 erfolgreich) und ein Bergwerk mit einem Streckennetz von über 80 Kilometer Länge in Tiefen zwischen 222 und 325 Meter. Im Bergwerk wurden von den Ölmuckeln zwischen 1918 und 1964 etwa eine Million Tonnen Erdöl aus Ölsand gewonnen.

Heute erinnern verschiedene Einrichtungen an die rund 100 Jahre andauernde Industriegeschichte in Wietze. Dies sind der etwa 55 m hohe „Ölberg“, eine frühere Abraumhalde, ein Lagerplatz, das Zentrallabor der RWE DEA und das Deutsche Erdölmuseum

Einzelnachweise

  1. „Steinförde“ auf der Internetseite von Wietze

Weblinks


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