Josef Müller (BVP, CSU)

Josef Müller (BVP, CSU)
Josef Müller 1948 auf der Rittersturz-Konferenz, links: Hermann Lüdemann

Josef Müller (* 27. März 1898 in Steinwiesen (Oberfranken); † 12. September 1979 in München; genannt Ochsensepp) war in der Weimarer Republik Abgeordneter der Bayerischen Volkspartei und nach 1945 der erste Vorsitzende der CSU.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Bauern studierte Jura, promovierte zum Dr. jur. und war seit 1927 Rechtsanwalt in München. Seit seiner Studentenzeit war er Mitglied der Katholischen Studentenverbindungen Ottonia München und Isaria Freising im KV.

In den 1960er Jahren gehörte die Apparatebau Gauting GmbH zu zehn Prozent ihrem Direktor Rudolf Höfling, zu 90 Prozent Müller und dessen Tochter Christine-Marianne.[1]

Zeit des Nationalsozialismus

Während der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Josef Müller dem katholischen Widerstand an und verteidigte als Rechtsanwalt NS-Gegner vor Gericht. Als Widerständskämpfer hatte er Kontakte zu Admiral Canaris, von Dohnanyi und General Oster. Seit 1939 leitete Müller die Außenstelle AST Luft im Wehrkreis VII der Abwehrabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht. Er versuchte im Auftrag von Canaris 1939/40 im Vatikan einen Verständigungsfrieden mit England herbeizuführen für den Fall des Sturzes Hitlers.

Er wurde 1943 von der Gestapo verhaftet. Aus dem Berliner Gestapo-Gefängnis kam er zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald. Am 3. April wurde er gemeinsam mit anderen Häftlingen, mit denen er im Buchenwalder Kellerbunker eingesessen hatte, nach Flossenbürg verbracht: Ludwig Gehre, Franz-Maria Liedig, Alexander von Falkenhausen, Friedrich von Rabenau, Hermann Pünder, Fliegeroffizier Wassili Kokorin (dem Neffen Molotows), Hugh M. Falconer, (Squadron Leader Royal Air Force), Payne Best, Dietrich Bonhoeffer.

Als Müller und Liedig aus dem Wagen herausgerufen wurden, folgte ihnen Müllers Zellennachbar Gehre. Doch während dieser und Bonhoeffer im KZ Flossenbürg sowie etliche andere Mitkämpfer an anderen Orten hingerichtet wurden, überlebten Liedig und Müller. Müller kam in das KZ Dachau, wo seine Sekretärin Anna Haaser schon wusste, dass er überlebt hatte. Im April 1945 gehörte Müller zu einer Gruppe von über hundertdreißig Sonder- und Sippenhäftlinge aus dem KZ Dachau, welche nach Südtirol als Geiseln verbracht wurden.[2]

Nach 1945

Nach dem Krieg begründete er mit dem Unterfranken Adam Stegerwald die CSU in Bayern. Er sprach sich für die Gründung einer liberalen und christlichen Partei aus, die, wie die CDU in den anderen deutschen Ländern und im Gegensatz zur Zentrumspartei und Bayerischen Volkspartei, nicht nur katholische Christen ansprechen sollte.

Müller war 1946 bis 1949 Vorsitzender der Christlich Sozialen Union (CSU), Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung Bayern, bis 1958 Mitglied des bayerischen Landtags, 1947 bis 1952 bayerischer Justizminister und 1947 bis 1950 stellvertretender Ministerpräsident in Bayern.

Schriften

  • Bis zur letzten Konsequenz. Ein Leben für Frieden und Freiheit; München: Süddeutscher Verlag, 1975; ISBN 3-7991-5813-8

Literatur

  • Franz Menges: Müller, Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 430–432.
  • Karl-Hans Kern: Die Geheimnisse des Dr. Josef Müller. Mutmaßungen zu den Morden von Flossenbürg (1945) und Pöcking (1960). Frieling Verlag: Berlin 2000. ISBN 3-8280-1230-2
  • Zum 100. Geburtstag. Josef Müller. Der erste Vorsitzende der CSU. Politik für eine neue Zeit. Hrsg. von der Hanns-Seidel-Stiftung, München 1998
  • K. Köhler: Der Mittwochskreis beim Ochsensepp in Bayern 1945 - Demokratischer Neubeginn, herausgegeben von M. Schröder (1985)
  • F. Menges in Staatslexikon III (1987) unter Josef Müller
  • F.W. Hettler: Josef Müller - Mann des Widerstandes und erster CSU-Vorsitzender (1991)
  • W. Stump in Biographisches Lexikon des KV Band 2 Seite 94 f (1993) ISBN 3-923621-98-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel, 13. Juni 1966, Gladiotoren im Netz pdf
  2. georg-elser-arbeitskreis Bericht über die Verschleppung und Befreiung von Sonderhäftlingen nach Südtirol

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