Küstenstaat

Küstenstaat

Ein Küstenstaat ist ein Staat, der vom eigenen Territorium Zugang zum Weltmeer hat.

Die meisten Staaten der Erde sind heute Küstenstaaten. Staaten, die komplett vom Meer umgeben sind, nennt man Inselstaaten, Staaten ohne direkten Zugang zum Meer nennt man Binnenstaaten. Zu letzteren zählt man auch Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan, die Anrainer des Kaspischen Meeres sind, da dieses ein Binnensee ohne direkte Verbindung zum Weltmeer ist.

Der eigene Zugang zum Weltmeer ist wichtig, da ein großer Teil des Welthandels zur See stattfindet. Staaten, die keinen solchen Zugang haben, haben häufig erhöhte Kosten durch Transitgebühren zu tragen. In Kriegszeiten kann ein eigener Zugang zum Meer ein wichtiger strategischer Vorteil sein. Das Streben nach einem eigenen Zugang zum Meer war bereits Anlass zu Kriegen.

Manche Staaten besitzen Küsten an mehreren Meeren, was häufig ein besonderer Vorteil ist. Diese sind:

Besonders vorteilhaft ist eine solche doppelte Küstenlage, wenn beide Küsten durch einen Kanal verbunden sind. Dies ist der Fall in Deutschland mit dem Nord-Ostsee-Kanal, in Ägypten mit dem Sueskanal und in Panama durch den Panama-Kanal. Als Alternative zum Panama-Kanal war im 19. Jahrhundert ein Kanal durch Nicaragua überlegt worden. In Thailand ist ein Kanal durch den Isthmus von Kra seit mehr als 100 Jahren ebenfalls im Gespräch. Ein System von Kanälen (Weißmeer-Ostsee-Kanal, Wolga-Ostsee-Kanal, Wolga-Don-Kanal), das die russischen Flüsse verbindet, erlaubt die Fahrt vom Nordmeer zur Ostsee und zum Schwarzen Meer sowie zum Kaspischen Meer; zwar nicht für Seeschiffe, aber für Binnenschiffe.

Einige heutige Staaten hatten früher mehrere Küsten, haben diese aber durch Krieg verloren. Zu diesen zählen Finnland, das seinen eisfreien Hafen Petsamo am Nordmeer im Winterkrieg und endgültig nach dem Zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion (heute Russland) verlor; Bulgarien, dessen Zugang zur Ägäis nach dem Ersten Weltkrieg an Griechenland fiel.

Einige heutige Binnenstaaten waren früher Küstenstaaten. Dies sind Bolivien, das seinen Meereszugang im Salpeterkrieg an Chile verlor; Äthiopien, das durch die Unabhängigkeit Eritreas zum Binnenstaat wurde; sowie Österreich und Ungarn, die im Ersten Weltkrieg ihre Küstengebiete an das neu gegründete Jugoslawien (heute Slowenien und Kroatien) sowie Italien verloren. Serbien hatte zur Zeit des Staatenbundes Serbien und Montenegro einen Zugang zur Adria. Dieser fiel mit der Unabhängigkeit Montenegros weg.

Manche Küstenstaaten besitzen nur einen sehr schmalen Zugang zum Meer, der eventuell sogar nur durch die Hoheitsgewässer anderer Staaten Zugang zur Hohen See bietet. Dies gilt für Slowenien, Bosnien-Herzegowina, den Irak und die Demokratische Republik Kongo (früher Zaire). Staaten an Binnenmeeren haben dieses Problem ebenfalls, dies trifft am Schwarzen Meer Georgien, Ukraine, Rumänien, Bulgarien sowie Russland und an der Ostsee ebenfalls Russland, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen. Israels Zugang zum Roten Meer führt über den Golf von Akaba, der durch die schmale Straße von Tiran mit dem eigentlichen Meer verbunden ist. Während der Nahostkriege wurde diese von Ägypten und Saudi-Arabien blockiert.


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