Mittel- und Osteuropa

Mittel- und Osteuropa
Rumänien und Albanien sind heller dargestellt, da sie nur zeitweise zum Ostblock zählten.
Der Eiserne Vorhang in Europa während des Kalten Krieges von 1945 bis 1990. Jugoslawien und Albanien als sozialistische, aber blockfreie Staaten markiert.

Ostblock ist eine Bezeichnung aus der Zeit des Kalten Krieges für die von der Sowjetunion geführten sozialistischen Länder. Im engeren Sinne umfasst er die Länder Ost- und Mitteleuropas, die im Warschauer Pakt und im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe zusammengeschlossen waren. Im weiteren Sinne bezieht er sich weltweit auf alle sozialistischen Länder, die unter dem Einfluss der Sowjetunion standen, also z. B. auch Kuba, Vietnam oder auch die frühe Volksrepublik China. Der ursprünglich monolithisch erscheinende Ostblock zersplitterte sich später aufgrund wirtschaftlicher, politischer und ideologischer Interessengegensätze. Einige sozialistische Länder begannen eine von der Sowjetunion unabhängige Politik zu verfolgen, insbesondere widersetzte sich China immer stärker dem sowjetischen Führungsanspruch, so dass es in den 1960er-Jahren zum offenen Bruch kam (siehe Chinesisch-sowjetisches Zerwürfnis).

Der Begriff Ostblock wurde im Westen geprägt. Er spiegelt das Verständnis wider, welches dort während des Kalten Krieges von der Staatengruppe unter der Führung der Sowjetunion herrschte. Diese erschien als einheitlicher Block, der eine in allen entscheidenden Bereichen einheitliche Politik verfolgte, die sich auf der Führungsrolle der jeweiligen Kommunistischen (KP) oder Arbeiterpartei begründete beziehungsweise von der unterschiedlich hoch ausgeprägten Abhängigkeit der jeweiligen Regierung einer Volksrepublik von der KP-Führung in der Sowjetunion (→ Breschnew-Doktrin). Dazu zählten der Vielvölkerstaat Sowjetunion sowie die Staaten Polen, DDR, Tschechoslowakei, Ungarn und Bulgarien. Zeitweise gehörten dem Ostblock auch Rumänien und Albanien an.

Irrtümlicherweise wird das ehemalige Jugoslawien auch oft als Ostblockstaat bezeichnet, jedoch gehörte Jugoslawien nie zum Warschauer Pakt oder war Mitglied des RGW. Jugoslawiens Staatspräsident Josip Broz Tito war einer der Mitbegründer der Bewegung der blockfreien Staaten, außerdem verfolgte er mit dem Titoismus einen eigenen, von der UdSSR unabhängigen Weg zum Sozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entstehung

Am Ende des Zweiten Weltkrieges drang die Rote Armee bei ihrem Vormarsch nach Westen in eine Reihe von Staaten ein, die westlich der alten Grenzen der Sowjetunion lagen. Bereits 1939 bis 1940 war sie durch den Hitler-Stalin-Pakt weit nach Westen vorgedrungen (Finnland, Baltikum, Polen, Rumänien) und hatte diese Länder ganz oder teilweise besetzt, sie aber nach 1941 wieder verloren. Von 1945 bis 1949 errichtete die Sowjetunion in allen nunmehr besetzten Ländern sozialistische Staaten, Volksdemokratien, verbunden mit Kollektivierungen, Deportationen und Säuberungen. Dieser neu hinzugewonnene Staatengürtel war für die Sowjetunion von erheblicher wirtschaftlicher und politischer Bedeutung. Daher wurde er politisch eng verflochten und entlang der Grenzlinie gegenüber dem westlichen Militärbündnis und der westlichen Marktwirtschaft abgesichert. Länder mit einer Marktwirtschaft galten als kapitalistisches Ausland. Der britische Premierminister Winston Churchill sprach bereits 1945 davon, dass nun ein Eiserner Vorhang Europa trenne.

Verbindende Elemente

Der Ostblock wurde auf drei Ebenen zusammengehalten:

Einheitlich wurde auch die innere Staatsform als Parteidiktatur gestaltet, nach westlichem Verständnis demokratische Elemente, wie Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, wurden wie in der Sowjetunion nur in Ansätzen gestattet, um Opposition einzugrenzen und den Zusammenhalt zu sichern. Die ersten Auseinandersetzungen und unterschiedliche Auffassungen zur sowjetischen Führungsrolle fanden bereits 1947 zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien unter Führung von Tito statt. 1961 brach Albanien mit der Sowjetunion und orientierte sich fortan an der VR China. Auf allen Ebenen forderte die Sowjetunion und damit konkret der Generalsekretär der KPdSU (bis 1953: Josef Stalin) absolutes Weisungsrecht.

Dieses Weisungsrecht war zwar formal nicht festgelegt, wurde jedoch immer dann gewaltsam angewendet, wenn ein Staat des Ostblocks oder deren Bürger versuchten, einen eigenen Weg zu gehen: 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn und 1968 in der ČSSR schlug die Rote Armee diese Widerstandsbewegungen gewaltsam nieder. An anderen Stellen, wie beispielsweise 1981 gegenüber Jaruzelski in Polen, genügten Drohungen aus Moskau, um die Staatsführungen wieder auf die harte sowjetische Linie zu bringen. Dennoch gab es unter besonderen Bedingungen auch die Möglichkeit für einzelne Staaten, in Teilbereichen einen Sonderweg zu gehen (wie die konsumorientierte, aber schuldenfinanzierte Wirtschaftspolitik Polens oder Ungarns Gulaschkommunismus nach 1970) oder Rumänien unter Nicolae Ceauşescu).

Die Zusammenarbeit verlief immer wieder unter Spannungen zwischen den Mitgliedern. So waren die Beziehungen zwischen der DDR und Polen aufgrund der Oder-Neiße-Grenze und in den 1980er-Jahren wegen des Wohlstandsgefälles angespannt. Die Sowjetunion drückte die höheren Energiepreise nach 1980 ihren Verbündeten mit erheblichen Folgeproblemen auf.

Im Rückblick kann die Staatengruppe, zumal in den letzten Jahren des Bestehens, nicht mehr in jeder Hinsicht als einheitlicher Block betrachtet werden. Die Satellitenstaaten waren in sehr unterschiedlichem Grad von der Sowjetunion abhängig. Dies betraf die Machtdurchsetzung der Führungskader, die Wirtschaft und nicht zuletzt die Stationierung bedeutender Truppenteile der Roten Armee in den jeweiligen Staaten. Grundsätzlich aber konnte bis in die 1980er-Jahre hinein kaum eine entscheidende Maßnahme eines Ostblock-Landes ohne Rücksprache mit dem ZK der KPdSU erfolgen.

Containment und andere antikommunistische Reaktionen

Der Westen versuchte, im Rahmen des Kalten Krieges unter der Führung der USA nach den erheblichen Gebietsgewinnen der Sowjetunion und des Ostblocks, eine weitere Ausdehnung des kommunistischen Bereichs, die vor allem in Asien im Gange war, einzudämmen (Truman-Doktrin: Containment-Politik). Auf wirtschaftlicher Ebene wurde durch den Marshall-Plan 1947 den europäischen Ländern Wiederaufbauhilfe angeboten. Die NATO stellte ein westliches Militärbündnis gegen die drohende Expansion der Sowjetunion dar, die ihrerseits 1955 den Warschauer Pakt gründete. Auf politischer Ebene wurden in den Ostblockstaaten Oppositionsbewegungen unterstützt. Parallel dazu gab es anfangs Versuche, durch Konfrontation, später auch durch die Entspannungspolitik, den Ostblock aufzubrechen.

Die Idee des US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, durch Rollback-Politik den Kommunismus zurückzudrängen, ist eher als Wahlkampfphrase abzutun. Eine militärische Operation schien der US-Politik in Europa viel zu gefährlich, auch wenn anfangs noch eine atomare Überlegenheit gegeben war.

In den späten 1940er- und 1950er-Jahren wurden in vielen westeuropäischen Ländern die kommunistischen Parteien verboten oder in ihrem Wirken behindert. Diese erlangten dennoch besonders in Frankreich und Italien hohe Stimmenanteile in den Parlamentswahlen.

Ende des Ostblocks 1985–1990

1985 wurde Michail Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU und änderte den Kurs der Gängelung und Unterdrückung der sowjetischen Satellitenstaaten. Die neue Außenpolitik gegenüber den sogenannten sozialistischen Bruderländern, die diesen einen eigenen Weg zum Sozialismus zugestand, war Teil des Programms der Perestrojka. Während sich einige Staaten nun bis 1989 zunehmend aus dem Ostblock lösten, versuchte die Staatsführung der DDR erfolglos, ihn zusammenzuhalten. Im Herbst und Winter 1989 verloren die kommunistischen Staatsführungen in allen Ostblockstaaten (außer der Sowjetunion) ihr Herrschaftsmonopol, sodass der Ostblock auseinanderfiel. Die Ursache lag im wirtschaftlichen Zusammenbruch der einheitlich aufgebauten Staaten. Für diese Entwicklung waren als wesentliche Systemfaktoren verantwortlich: wirtschaftliche Probleme durch die Staatswirtschaft, innere Probleme durch die Parteidiktatur und außenwirtschaftliche Probleme durch die Abschottungspolitik.

Zweite Welt

Mongolei, China, Nordkorea, Nordvietnam, Laos und Kambodscha sind heller dargestellt, da sie nur ursprünglich zum Ostblock zählten. Kuba, VR Kongo, Angola und Äthiopien zählten zur zweiten Welt, ohne „im Osten“ zu liegen.

Teilweise bzw. zeitweise wurden auch noch die folgenden außereuropäischen Staaten zum Ostblock gerechnet: Mongolei, Kuba, Nicaragua und Afghanistan, im weiteren Sinne auch China, Nordkorea, Nordvietnam (später: Vietnam), Laos und Kambodscha.

Auch einige arabische und afrikanische Staaten wie Südjemen, Volksrepublik Kongo, Angola, Mosambik und Volksrepublik Äthiopien zählten zeitweise dazu, da sich hier auch von der UdSSR gestützte Regimes entwickelt hatten. Später machte sich die Politik dieser sozialistischen Staaten mehr und mehr von der Sowjetunion unabhängig oder wich offen von deren Kurs ab.

Siehe auch

Literatur

  • Jens Hacker: Der Ostblock. Nomos Verlagsgesellschaft 1983, ISBN 3-7890-1067-7.

Quellen


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