- Bewegung der Blockfreien Staaten
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Die Bewegung der Blockfreien Staaten (kurz Bewegung der Blockfreien oder Blockfreien-Bewegung; englisch Non-Aligned Movement, NAM; französisch Mouvement des non-alignés, NAM; spanisch Movimiento de Países No Alineados, MPNA; portugiesisch Movimento Não-Alinhado, MNA; serbokroatisch Pokret nesvrstanih) ist eine internationale Organisation von Staaten, die keinem Militärblock angehören und sich im Ost-West-Konflikt neutral verhielten. Die Gründung der Organisation ging auf eine Initiative des jugoslawischen Präsidenten Tito, des ägyptischen Staatschefs Nasser, des indischen Premiers Nehru sowie des indonesischen Präsidenten Sukarno zurück. Die Organisation konstituierte sich 1961 auf ihrer ersten Sitzung in Belgrad. Ihr traten viele afrikanische und asiatische Staaten bei. Ihr Ziel ist die Gleichberechtigung zwischen den Staaten und eine positive wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedstaaten.
Die Organisation verurteilte die Blockbildung in der Zeit des Ost-West-Konfliktes wegen der Gefahr eines Dritten Weltkrieges und setzte sich für die friedliche Koexistenz und Abrüstung ein. Die steigende Zahl der Mitglieder machte es der Organisation jedoch zunehmend schwer, sich auf eine gemeinsame Politik zu einigen. Mit dem Ende des Warschauer Paktes verlor sie an Bedeutung. Die Staaten der Blockfreien-Bewegung vertreten 55 Prozent der Weltbevölkerung und halten nahezu zwei Drittel der Sitze in der UN-Generalversammlung.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Auf Initiative des indischen Ministerpräsidenten Nehru und des jugoslawischen Ministerpräsidenten Tito trafen sich 1955 Abgesandte aus 23 asiatischen und sechs afrikanischen Staaten im indonesischen Bandung. Es handelte sich dabei um Staaten, die weder dem westlichen noch dem östlichen Bündnissystem angehörten.
Als wichtigste Persönlichkeiten im Verlauf der Konferenz von Bandung erwiesen sich die Staats- und Regierungschefs Nehru (Indien), Nasser (Ägypten), Zhou Enlai (Volksrepublik China) und der Gastgeber Sukarno (Indonesien).
Als Ergebnis der Konferenz verabschiedeten die 29 Staaten mehrere Resolutionen. In einer verurteilten sie „jede Form von Kolonialismus und Rassendiskriminierung“ und forderten die „Beachtung der Charta der Vereinten Nationen“. In einer weiteren Resolution sprachen sie sich für den „Abbau der Spannungen zwischen den Machtblöcken, eine allgemeine Abrüstung und ein Verbot von Kernwaffen“ aus. Bei der Konferenz von Bandung wurden auch erstmals Forderungen der Dritten Welt nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten laut. Der Geist von Bandung trug wesentlich zum Entkolonialisierungsprozess bei.
Aus den Ergebnissen der Konferenz bildete sich Anfang der 1960er Jahre die Bewegung der blockfreien Staaten. Während der Gründungsphase dieser Bewegung übernahmen Jugoslawien, Ägypten und Indien die Führungsrolle, bis diese mit der ersten Gipfelkonferenz vom 1. bis 6. September 1961 in Belgrad abgeschlossen wurde. Bei dieser Gipfelkonferenz waren 25 Staaten durch ihre Staatschefs vertreten. Da die Länder der Dritten Welt größtenteils Entwicklungsländer waren, wird der Begriff blockfrei bis heute teilweise als Synonym für alle Entwicklungsländer gebraucht. In Europa waren insgesamt drei Staaten Mitglied dieser Bewegung – Jugoslawien, die Republik Zypern und Malta. Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien) sind seit dem Zerfall Jugoslawiens im Jahr 1991/92 nicht mehr Mitglied der blockfreien Bewegung, haben jedoch noch einen Beobachterstatus. Malta und Zypern haben nach ihrem Beitritt zur Europäischen Union ihren Austritt erklärt.
Ehemalige Mitglieder
- Jugoslawien (Gründerstaat)
- Malta
- Zypern
- China (war zeitweise Mitglied)
Mitglieder
Folgende 118 Staaten waren 2006 Mitglieder der Blockfreien-Bewegung:
Zuletzt schieden 2004 Malta und die Republik Zypern aus und besitzen nunmehr nur noch Beobachterstatus, während 2006 die Zahl der Mitglieder auf 118 anwuchs. Auch die Einigung auf klare gemeinsame politische Positionen macht deutlich, dass die Bewegung der blockfreien Staaten an Bedeutung gewinnt. In nahezu allen Redebeiträgen auf dem Gipfel von Havanna wurde die Notwendigkeit einer Süd-Süd-Kooperation betont, die in Anbetracht vieler bilateraler Wirtschaftskontakte zwischen den Mitgliedsstaaten weit über die Planungsphase hinausgekommen zu sein scheint. Viele der in Havanna beschlossenen Positionen fanden sich kurze Zeit später in den Redebeiträgen auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen wieder.
Vorsitzender der Blockfreien Staaten
Vorsitzender der blockfreien Bewegung Name Staat von bis Josip Broz Tito Jugoslawien 1961 1964 Gamal Abdel Nasser Vereinigte Arabische Republik 1964 1970 Kenneth Kaunda Sambia 1970 1973 Houari Boumédienne Algerien 1973 1976 William Gopallawa Sri Lanka 1976 1978 Junius Richard Jayawardene 1978 1979 Fidel Castro Kuba 1979 1983 N. Sanjiva Reddy Indien 1983 Zail Singh 1983 1986 Robert Mugabe Simbabwe 1986 1989 Janez Drnovšek Jugoslawien 1989 1990 Borisav Jović 1990 1991 Stjepan (Stipe) Mesić 1991 Branko Kostić 1991 1992 Dobrica Ćosić 1992 Suharto Indonesien 1992 1995 Ernesto Samper Pizano Kolumbien 1995 1998 Andrés Pastrana Arango 1998 Nelson Mandela Südafrika 1998 1999 Thabo Mbeki 1999 2003 Mahathir bin Mohamad Malaysia 2003 Abdullah Ahmad Badawi 2003 2006 Fidel Castro Kuba 2006 2008 Raúl Castro 2008 2009 Hosni Mubarak Ägypten 2009 2011 Mohammed Hussein Tantawi 2011 Gipfelkonferenzen
- 1961: Belgrad
- 1964: Kairo
- 1970: Lusaka
- 1973: Algier
- 1976: Colombo
- 1979: Havanna
- 1983: Neu-Delhi
- 1986: Harare
- 1989: Belgrad
- 1992: Jakarta
- 1995: Cartagena de Indias
- 1998: Durban
- 2003: Kuala Lumpur
- 2006: Havanna
- 2008: Teheran
- 2009: Scharm El-Scheich
- 2011: Belgrad (ist Bewerberkandidat für das 50-jährige Jubiläum[1])
- 2011: Jakarta (offizielles Treffen im Jahr 2011 - findet kalendarisch nach dem Treffen in Belgrad statt)
Einzelnachweise
Siehe auch
Literatur
- Christopher J. Lee (Hrsg.): Making a World after Empire. The Bandung Moment and its Political Afterlives. Ohio University Press, Athens, OH 2010, ISBN 978-0-89680-277-3.
- Volker Matthies: Die Blockfreien. Ursprünge, Entwicklung, Konzeptionen. Leske + Budrich, Opladen 1985, ISBN 3-8100-0391-3.
- Marie-Luise Pörtner: Die Blockfreien-Bewegung seit 1989. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-8244-4209-4.
- Hennie Strydom: The Non-Aligned Movement and the Reform of International Relations. In: Max Planck Yearbook of United Nations Law. Bd. 11, 2007, S. 1–46.
Weblinks
- The Non-Aligned Movement: Background Information – Hintergrundinformationen und Geschichte der Bewegung der Blockfreien auf der offiziellen NAM-Website Südafrikas (englisch)
- Offizielle Website der XIV. Gipfelkonferenz in Havanna (englisch)
Kategorien:- Politische Organisation
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