Nibelungenturm

Nibelungenturm

49.6312527777788.37991111111117Koordinaten: 49° 37′ 52,5″ N, 8° 22′ 47,7″ Of1

Nibelungenbrücke Worms
Nibelungenbrücke Worms
Nibelungenbrücke, Ansicht von Nordwesten (05/2005)
Offizieller Name Nibelungenbrücke Worms
Überführt B 47
Unterführt Rhein
Ort Worms und Lampertheim-Rosengarten
Unterhalten durch Bund und Land Rheinland-Pfalz
Konstruktion Spannbeton-
Hohlkastenbrücke
Gesamtlänge 744,00 m
Breite 14 m
Längste Stützweite 114,20 m
Baubeginn 1951
Fertigstellung 1953
Freigabe 30. April 1953
Planer Ulrich Finsterwalder (Ingenieur), Gerd Lohmer (Architekt)

Die Nibelungenbrücke verbindet die rheinland-pfälzische Stadt Worms über den Rhein mit den hessischen Städten Lampertheim und Bürstadt.

Die Brücke im Verlauf der B 47, hier identisch mit Nibelungen- und Siegfriedstraße, ist die einzige Straßenbrücke zwischen Mannheim im Süden und Mainz im Norden. Sie wurde nach der Nibelungensage benannt und birgt mit dem Nibelungenturm eine Wormser Sehenswürdigkeit.

Nachdem bei Worms der Fährbetrieb urkundlich seit dem Jahr 858 belegt ist, entstand die erste Schiffsbrücke im Jahr 1855. Die erste feste Brücke über den Rhein war von 1900 bis 1945 die Ernst-Ludwig-Brücke. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Brücke wurde als Nibelungenbrücke (heute „alte“ Nibelungenbrücke genannt) von 1951 bis 1953 wieder aufgebaut.

Aufgrund von gewachsenem Verkehrsaufkommen und Sanierungsbedürftigkeit wurde von 2005 bis 2008 parallel zur „alten“ die „neue“ Nibelungenbrücke errichtet. Nach vollendeter Sanierung der bis voraussichtlich 2011 oder 2012 gesperrten „alten“ Brücke führen [1] die zwei Fahrstreifen der „alten“ Brücke stadteinwärts und die zwei der „neuen“ stadtauswärts. Beide Brücken verfügen über kombinierte Fußgänger- und Radfahrwege.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Nibelungenbrücke steht unmittelbar östlich der Stadt Worms und leitet mit den hier auf der B 47 verlaufenden Ferienstraßen Nibelungen- und Siegfriedstraße über den Rhein zum Lampertheimer Stadtteil Rosengarten und zur weiter östlich befindlichen Stadt Bürstadt über. Die zwischen den Rheinkilometern 443 und 444 errichtete Zwillingsstraßenbrücke verbindet die rheinland-pfälzische Region Rheinhessen im Westen mit dem Hessischen Ried im Osten.

Auf rheinland-pfälzischer Seite und damit westlich der Nibelungenbrücke hat die B 47 direkt an der Brücke Anschluss an die B 9. Westlich des Rheins breitet sich die Wormser Kernstadt aus, nordwestlich der Brücke liegt der städtische Festplatz, unmittelbar nördlich die Rheinpromenade mit Restaurants, kleiner Parkanlage und Hagendenkmal und etwas südlich des Bauwerks befindet sich der „Floßhafen“. Unter der westlichen Vorlandbrücke hindurch führt die Hafenbahn Worms. Auf hessischer Seite und damit östlich der Brücke hat die B 47 bei Bürstadt Anschluss an die B 44. Östlich des Rheins erstreckt sich entlang des Flussufers etwas stromabwärts das Naherholungsgebiet Maulbeeraue mit einem dieses östlich abgrenzenden Altrheinarm.

Die nächste rheinaufwärts stehende Straßenbrücke ist die etwa elf Rheinkilometer weiter südlich zwischen Mannheim im Osten und Frankenthal und Ludwigshafen im Westen befindliche Theodor-Heuss-Rheinbrücke im Zuge der A 6. Die nächste Straßenbrücke rheinabwärts ist die rund 51 Rheinkilometer weiter nördlich zwischen Mainz im Westen und Ginsheim-Gustavsburg im Osten errichtete Weisenauer Brücke im Zuge der A 60. Etwa 2,3 km rheinabwärts queren die Nibelungenbahn und die Riedbahn den Rhein auf der Rheinbrücke Worms, der einzigen Eisenbahnbrücke zwischen Mannheim und Mainz.

Vorgeschichte

Der Fährbetrieb bei Worms ist erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 858 belegt, in der Ludwig der Deutsche die Schifffahrtsrechte des Klosters Lorsch bestätigt. Spätestens im Hochmittelalter wurden die Fährrechte auf verschiedene, vor allem geistliche Institutionen aufgeteilt, die diese zu ihrer Finanzierung nutzten. Dennoch blieb das Fährwesen eine städtische Aufgabe, wie die um 1400 erlassene städtische Fährordnung dokumentiert, die neben den Tarifen unter anderem auch die Reihenfolge des Übersetzens und die Betriebszeiten festlegte.[2]

Die ersten Planungen für eine Schiffsbrücke als dauerhaftere Form der Rheinquerung datieren von 1720. Sie wurden von Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, dem Bischof von Worms, angestoßen, der so seine rechtsrheinischen Hoheitsgebiete besser erreichen wollte. Diese Pläne wurden aus unbekannten Gründen nicht umgesetzt. Ein zweites, weit fortgeschrittenes Projekt wurde 1790 durch die Folgen der Französischen Revolution vereitelt. Obwohl die Stadt auch danach mehrfach entsprechende Projekte anregte, dauerte es noch weitere 65 Jahre, bevor eine Schiffsbrücke angelegt wurde; ein wesentlicher Hinderungsgrund für einen schnelleren Bau waren die komplizierten Rechts- und Eigentumsverhältnisse am Fährbetrieb, die erst 1831 durch Verkauf an das Großherzogtum Hessen geklärt wurden. 1842 beantragten die beiden Wormser Mitglieder in den Landständen des Großherzogtums Hessen, Wilhelm Valckenberg und Friedrich von Dörnberg, erneut den Bau einer Schiffsbrücke. Obwohl dieser Antrag noch im selben Jahr positiv beschieden wurde, konnte diese Brücke erst am 14. Juni 1855 eingeweiht werden.[2]

Ab etwa 1880, also 25 Jahre nach Einweihung der Schiffsbrücke, wurde intensiv über den Bau einer festen Brücke diskutiert. Ausschlaggebend hierfür waren die mit der Rheinregulierung einhergehenden Planungen, das Rheinhochwasser von 1882 und der steigende Arbeitskräftebedarf der Wormser Industrie. Die Mittel für die Brücke wurden 1894/95 nach intensiver Lobbyarbeit der Wormser Abgeordneten Cornelius Wilhelm von Heyl (Reichstag und Landstände) und Nikolaus Reinhart (Landstände) freigegeben, der Baubeginn erfolgte im Mai 1897.[2]

Brücken

Ursprung: Ernst-Ludwig-Brücke (1900 bis 1945)

p2f1

Ernst-Ludwig-Bücke
Ernst-Ludwig-Bücke
Ernst-Ludwig-Brücke, Ansicht von Osten
(Teil einer Postkarte von 1902)
Offizieller Name Ernst-Ludwig-Bücke
Überführt Straße von Worms nach Lampertheim
Unterführt Rhein
Ort Worms und Lampertheim-Rosengarten
Konstruktion Bogenbrücke aus Stahlfachwerk
Gesamtlänge 774 m
Breite 10,5 m
Längste Stützweite 105,6 m
Baubeginn 1897
Fertigstellung 1900
Freigabe 26. März 1900
Schließung 20. März 1945 (gesprengt im Zweiten Weltkrieg)
Panoramaaufnahme der „alten“ Nibelungenbrücke im Februar 2008

Die erste Rheinbrücke, die bei Worms errichtet wurde, war die ab 1897 erbaute und am 26. März 1900 eingeweihte Stahlfachwerk-Bogenbrücke Ernst-Ludwig-Brücke, benannt nach dem Großherzog von Hessen-Darmstadt als Landesherrn; noch im selben Jahr wurde auch die nahe Eisenbahnbrücke Rheinbrücke Worms eingeweiht.

Die insgesamt 774 m lange Brücke besaß drei Zweigelenkbögen mit Weiten von 94,4 m in den Seitenfeldern und 105,6 m im mittleren Feld[3]. Sie wies eine Eisenfachwerkkonstruktion mit aufgeständerter Fahrbahn auf, die von der MAN, Werk Gustavsburg, gebaut wurden. Die massiven Vorlandbrücken, die Pfeiler und die zwei neoromanischen Tortürme wurden nach Entwurf des vormaligen Wormser Stadtbaurats Prof. Karl Hofmann durch das Mannheimer Bauunternehmen Grün & Bilfinger oHG größtenteils in Beton ausgeführt.

Für die Benutzung der Ernst-Ludwig-Brücke wurde bis Ende der 1920er-Jahre ein Brückenzoll erhoben. Dafür waren in den Brückentürmen Kassenstuben eingerichtet. Während der Rheinlandbesetzung im Rahmen des Friedensvertrags von Versailles wurden hier auch Grenz- und Zollkontrollen durchgeführt.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden an beiden Brückentürmen die Turmhauben über den Treppenhäusern abgenommen und durch Betonplattformen ersetzt und im Krieg dort insgesamt vier Flakgeschütze zur Brückenverteidigung aufgestellt. Am 20. März 1945 wurde die Brücke von der zurückziehenden Wehrmacht gesprengt.

Erste bzw. „alte“ Nibelungenbrücke (seit 1953)

Um die Verbindung zwischen Worms und der rechten Rheinseite nach dem Zweiten Weltkrieg wieder herzustellen, wurde zunächst eine Pontonbrücke und später eine Schleppfähre eingesetzt. Das Provisorium konnte jedoch nur den dringendsten Bedarf decken. Erst ab 1948 stand mit der behelfsmäßigen Rheinbrücke Worms, die damals als Eisenbahn- und Straßenbrücke fungierte, eine feste Rheinquerung im Raum Worms zur Verfügung.

Trotz des erkennbaren Bedarfs rückte der Neubau einer Straßenbrücke erst im Herbst 1949 durch eine Denkschrift der Stadt Worms in den Fokus der Politik. Bereits im Frühjahr 1950 wurde Verhandlung zwischen den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz und dem Bund aufgenommen und im Herbst 1950 mit den Vorarbeiten für den Neubau begonnen. Dabei wurde der stark beschädigte östliche (rechtsrheinische) Torturm oberhalb der Fahrbahn abgetragen, der drei Stockwerke hohe Sockel unterhalb der Fahrbahn blieb erhalten.

Baubeginn für die Strombrücke mit einer Spannbeton-Hohlkasten-Konstruktion war im Mai 1951, die Einweihung fand am 30. April 1953 statt. Die 316 m lange Strombrücke ist „Deutschlands erste große Spannbetonbrücke im Freivorbau“[4]. Sie besitzt einen gevouteten, zweizelligen Hohlkastenquerschnitt mit einer Hauptstützweite von 114,2 m und wurde nach einem Entwurf von Ulrich Finsterwalder und Gerd Lohmer im Freivorbau auf den Senkkästen der vorherigen Brücke errichtet. Der insgesamt 744 m lange Brückenzug weist neben der Strombrücke eine östliche, 292 m lange und eine westliche, 137 m lange Vorlandbrücke, jeweils eine Gewölbebrückenkonstruktion, auf.

Die „alte“ Nibelungenbrücke war dem Verkehrszuwachs zwischen 1953 und 2005 nicht gewachsen, weshalb sie gerade zu Stoßzeiten stark überlastet und inzwischen auch sanierungsbedürftig war. Sie ist vom 16. September 2008, als nach Verkehrsfreigabe der parallel errichteten „neuen“ Brücke mit ihrer Sanierung begonnen wurde, bis voraussichtlich 2011 oder 2012[1] für den Verkehr gesperrt.

Parallelbau „neue“ Nibelungenbrücke (seit 2008)

p2f1

Neue Nibelungenbrücke Worms
Neue Nibelungenbrücke Worms
Bau der „neuen“ Nibelungenbrücke über den Rhein (06/2006)
Überführt B 47
Unterführt Rhein
Ort Worms und Lampertheim-Rosengarten
Unterhalten durch Bund und Land Rheinland-Pfalz
Konstruktion Spannbeton-
Hohlkastenbrücke
Gesamtlänge 744,30 m
Breite 16,75 m
Längste Stützweite 114,20 m
Baukosten 16 Mio. Euro
Baubeginn 4. Mai 2005
Fertigstellung 2008
Freigabe 12. September 2008

Aufgrund großem Verkehrszuwachs und wegen Sanierungsbedürftigkeit der „alten“ Nibelungenbrücke wurde am 4. Mai 2005 der Grundstein für die zweite, parallel verlaufende Rheinbrücke wenige Meter flussaufwärts gelegt. Die „neue“ Nibelungenbrücke wurde, genau wie die „alte“ Brücke, im Freivorbau errichtet und hat die gleichen Stützweiten. Die Bauaufsicht und -leitung lag beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz.

Der Neubau der Brücke wurde am 12. September 2008 vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, den Verkehrsministern von Rheinland-Pfalz und Hessen, Hendrik Hering und Alois Rhiel, sowie dem Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel, im Rahmen eines Brückenfest eingeweiht[5]. Nach dem Fest wurde Mitte September mit der Sanierung der „alten“ Nibelungenbrücke begonnen, für die das Land Hessen verantwortlich zeichnet[6]. Dazu wurde der komplette Verkehr auf die neue Rheinquerung verlegt.

Ab 2011 oder 2012[1] sollen vier Spuren für die Rheinquerung zur Verfügung stehen. Über die „alte“ Nibelungenbrücke wird dann der stadteinwärts führende und auf der „neuen“ der stadtauswärts verlaufende Verkehr fahren.

Nibelungenturm

Als Nibelungenturm wird der 53 m hohe Torturm der Nibelungenbrücke auf dem linksrheinischen Ufer bezeichnet. Ursprünglich wurde er als Wohnraum genutzt, seit Juli 1976 dient er als Herberge, die von Pfadfindern des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder ausgebaut wurde und betrieben wird. Von den insgesamt acht Etagen, die sich oberhalb der Fahrbahn befinden, werden heute fünf genutzt. In den drei Etagen unterhalb der Fahrbahn im Turmfuß ist die Rheingütestation Worms untergebracht.

Auf der Westseite des Torbogens befindet sich die Bauinschrift: Erbaut 1897–1900 unter der Regierung Ernst-Ludwigs Großherzog von Hessen und bei Rhein. Oberhalb davon wird das kleine Wappen des Großherzugtums Hessen als Sandsteinrelief dargestellt. Darüber befindet sich eine vergoldete Turmuhr. Unterhalb des Schieferhelms sind ebenfalls in rotem Sandstein die Wappen der drei Provinzhauptstädte des Großherzogtums angebracht: Mainz für Rheinhessen, Darmstadt für Starkenburg und Gießen für Oberhessen. Auf der Ostseite ziert den Schlussstein des Torbogens eine mit einer Weinkrone bekrönte Fratze. Das Wappen von Worms befindet sich oberhalb der auch auf dieser Seite angebrachten Turmuhr.

Literatur

  • Friedrich Maria Illert: Die Nibelungenbrücke in Worms am Rhein: Festschrift zur Einweihung und Verkehrsübergabe der neuen Strassenbrücke über den Rhein am 30. April 1953. Stadt Worms, Worms 1953
  • Landesbetrieb Mobilität, Dienststelle Worms, und Stadtarchiv Worms (Hrsg.): Die neue Rheinbrücke in Worms: Festschrift zu ihrer Fertigstellung 2008. Worms-Verlag, Worms 2008. ISBN 978-3-936118-34-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c 300 Bohrungen gehen Schäden auf Grund. In: Wormser Zeitung. 13. November 2008 (http://www.wormser-zeitung.de/region/objekt.php3?artikel_id=3513578 ; Stand: 14.November 2008). 
  2. a b c Landesbetrieb Mobilität, Dienststelle Worms, und Stadtarchiv Worms (Hrsg.): Die neue Rheinbrücke in Worms: Festschrift zu ihrer Fertigstellung 2008. Worms-Verlag, Worms 2008. ISBN 978-3-936118-34-6. S. 11ff
  3. Georg Mertens:Der deutsche Brückenbau im XIX. Jahrhundert. VDI-Verlag Düsseldorf 1984, ISBN 3-18-400647-6, S. 72
  4. Chronologie des Brückenbaus
  5. Fanfaren für hohen Besuch aus Berlin − Stadt beschert Bundesverkehrsminister Tiefensee bei Einweihungsakt "großen Bahnhof". In: Wormser Zeitung. 13. September 2008 (http://www.wormser-zeitung.de/region/objekt.php3?artikel_id=3433225). 
  6. Sanierung alte Rheinbrücke Worms (B47) auf den Seiten der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung


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