Asiatischer Elefant

Asiatischer Elefant
Asiatischer Elefant
Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Afrotheria
Ordnung: Rüsseltiere (Proboscidea)
Familie: Elefanten (Elephantidae)
Gattung: Elephas
Art: Asiatischer Elefant
Wissenschaftlicher Name
Elephas maximus
Linnaeus, 1758

Der Asiatische Elefant (Elephas maximus) ist das zweitgrößte Landtier der Erde und gehört neben dem Afrikanischen Elefant und dem Waldelefant zur Familie der Elefanten.

Elephas maximus wird seit 1986 in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als Stark Gefährdet (Endangered) geführt, da die gesamte Population um geschätzte 50 % kleiner ist als vor 60–75 Jahren und weiterhin abnimmt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Nahaufnahme eines Rüssels: Die ein-fingerartige Rüsselspitze unterscheidet den Asiatischen vom Afrikanischen Elefanten.

Asiatische Elefanten sind kleiner als Afrikanische und haben kleinere Ohren. Sie erreichen eine Schulterhöhe von 2–3,50 m und ein Gewicht von 2.000–5.500 kg. Im Gegensatz zum Afrikanischen Elefanten ist ihr Rücken gewölbt, der höchste Punkt ihres Körpers oben auf dem Kopf, ihr Bauch durchhängend, ihre Haut weniger runzlig, und ihre Rüsselspitze hat einen Finger; ihre Vorderbeine haben 5 Zehen, ihre Hinterbeine 4–5; nur die Bullen haben ausgeprägt lange Stoßzähne, die Kühe haben rudimentäre oder gar keine. Die in Sumatra beheimatete etwas kleinere Unterart Elephas maximus sumatranus erreicht 3,20 m Schulterhöhe, wiegt bis 4.000 kg und hat 20 Rippenpaare. Die Unterarten, die in Sri Lanka (Elephas maximus maximus) und auf dem asiatischen Festland (Elephas maximus indicus) beheimatet sind, haben 19 Rippenpaare.[2]

Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 6,50 m; ihr etwa 1,50 cm langer Schwanz hat 34 Schwanzwirbel.[3]

Der größte Indische Elefant hatte 3,43 m Schulterhöhe.[4] Im Jahr 1985 wurden zum ersten Mal im nepalischen Bardia Nationalpark zwei große Elefantenbullen gesichtet, die Raja Gaj und Kanchha genannt wurden. Raja Gaj war kolossal und hatte eine Schulterhöhe von 3,40 m. Wegen seiner markant hohen doppelt gewölbten Stirn wurde er mit einem Mammut verglichen.[5]

In Sri Lanka haben nur 7% der Elefantenbullen sichtbare Stoßzähne.[6]

Verbreitung und Habitat

Heutiges Verbreitungsgebiet

Wilde Asiatische Elefanten bewohnen Graslandschaften, tropische immergrüne Wälder, laubwechselnde Wälder, aber auch Sekundärwälder und Buschland.[1] Drei Unterarten sind anerkannt:[3]

In China kommen Asiatische Elefanten nur noch im äußersten Süden von Yunnan vor. In Bangladesch gibt es nur einige isolierte Populationen in den Hügeln von Chittagong. In Indien beschränkt sich ihre Verbreitung im Wesentlichen auf vier Regionen, in denen isolierte Populationen vorkommen:[7]

Lebensweise

Einzelner wilder Bulle im indischen Corbett-Nationalpark
Paarungsbereiter Bulle mit Kuh, Zoologischer Garten Berlin
Kopf eines Asiatischen Elefanten

Asiatische Elefanten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Während der Tageshitze ruhen sie. Sie wandern weit umher auf der Suche nach Nahrung, die Gräser, Blätter, Zweige und Baumrinde umfasst. Manchmal fallen sie in Plantagen ein und fressen dort Reis, Zuckerrohr und Bananen. Die Pflanzen werden mit dem Rüssel ausgerissen und zum Maul geführt. Pro Tag nimmt ein Elefant etwa 150 kg Nahrung zu sich. Außerdem suchen Asiatische Elefanten wenigstens einmal täglich eine Wasserstelle auf. Die Kühe und Jungtiere leben in Herden, die heute meistens acht bis dreißig Individuen umfassen. Im 19. Jahrhundert sollen Herdengrößen von bis zu 100 Tieren nicht selten gewesen sein. Alle Tiere einer Herde sind verwandt; es handelt sich um Mütter, Töchter und Schwestern. Die älteste Kuh führt die Herde und sorgt für deren Zusammenhalt. Die Bullen leben allein oder, wenn sie noch relativ jung sind, in eigenen Verbänden. Zur Paarung schließen sie sich einer Herde an und können mehrere Monate in der Gesellschaft der Kühe verbringen. Da die Paarung nicht jahreszeitlich gebunden ist, findet man zu jeder Zeit in etwa 40% der Herden wenigstens einen Bullen. Die Bullen sind auch untereinander kaum aggressiv, so dass es gelegentlich mehr als einen Bullen in einer Herde gibt. Die Tragzeit dauert im Durchschnitt 640 Tage (rund 22 Monate): Ein einzelnes Kalb wird zur Welt gebracht, das bei der Geburt 100 kg wiegt und mit einem langen, braunen Haarkleid bedeckt ist. Kurz nach der Geburt ist das Kalb geh- und stehfähig. Es saugt nicht unbedingt nur bei der Mutter, sondern auch bei anderen Weibchen der Herde. Zum Saugen wird das Maul und nicht der Rüssel verwendet. Nach sechs Monaten beginnt es eigenständig zu fressen, saugt aber gelegentlich noch bis ins zweite Lebensjahr. Im Alter von sieben bis acht Jahren werden die Männchen aus der Herde vertrieben; sie versuchen dann, sich einer Gruppe von Junggesellen oder einem älteren Bullen anzuschließen. Die Weibchen bleiben dagegen ein Leben lang in ihrer Herde. Erst mit 15 bis 17 Jahren ist ein Asiatischer Elefant ausgewachsen. Bullen paaren sich im Alter von zwanzig Jahren zum ersten Mal. Kühe bringen ihr erstes Junges im Alter von etwa 17 Jahren zur Welt. Die Lebensdauer beträgt etwa sechzig Jahre, im günstigsten Fall bis zu achtzig Jahre.

Der älteste Asiatische Elefant lebte im Zoo von Taipeh und wurde 86 Jahre alt.[10][11]

Entwicklungsgeschichte

Nahaufnahme eines Auges
Nahaufnahme von Füßen eines Zirkuselefanten

Nach heutigem Wissensstand ist die Gattung Elephas das Schwestertaxon der Mammuts. Demnach ist der Asiatische Elefant mit dem Mammut enger verwandt als mit dem Afrikanischen Elefanten.[12] Asiatische Elefanten und Mammute zusammen bilden das Taxon der Elephantini, die als Schwestergruppe den Afrikanischen Elefanten gegenübergestellt wird.

Zu den frühesten Vertretern der Gattung Elephas gehörte die afrikanische Art Elephas ekorensis aus dem Pliozän, die zu den Altelefanten gerechnet wird. In Asien entwickelte sich über Elephas hysudricus der heutige Asiatische Elefant (Elephas maximus).

Während des Pleistozäns war die Gattung Elephas in mehreren Arten über Asien, Afrika und Südeuropa verbreitet. Einige zwergwüchsige Vertreter der Gattung lebten auf den Inseln des Mittelmeers (vergl. Inselverzwergung). Zu diesen Zwergelefanten zählte der Sizilianische Zwergelefant, der ausgewachsen nur eine Schulterhöhe von knapp einem Meter erreichte.

Am Ende des Pleistozäns hatte der Asiatische Elefant eine Verbreitung vom Iran über Südasien bis nach Südostasien und China. Selbst im Irak und in Syrien wurden Überreste gefunden, die aber eventuell einer verwandten Art angehören könnten.

Bis vor 2100 Jahren erstreckte sich das Verbreitungsgebiet Asiatischer Elefanten noch von Westasien entlang der iranischen Küste über Pakistan und den gesamten indischen Subkontinent bis nach Südostasien, einschließlich der Inseln Sumatra, Java und Borneo, bis hin zum Jangtsekiang in China. Die meisten der chinesischen Populationen wurden zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert ausgerottet.[7]

Zähmung

Arbeitselefanten in Thailand
Kriegselefant“, Relief in Angkor, Kambodscha
Der Generalgouverneur und Vizekönig von Indien George Curzon mit seiner Ehefrau Mary Curzon auf dem Elefanten „Lakshman Prasad“ am 29. Dezember 1902 in Delhi. Der Elefant „Lakshman Prasad“ gehörte dem Maharaja von Benares.

Die frühesten Anzeichen für die Zähmung von Asiatischen Elefanten sind Gravierungen auf Siegeln, die im Tal des Indus gefunden wurden und auf das dritte Jahrtausend v. Chr. datiert werden. Klassische Literatur wie das Rig Veda aus dem 20.–15. Jhd. v. Chr., die Upanischaden aus dem 9.–6. Jhd. v. Chr. und Gajasastra (Sanskrit für Elefantenkunde) aus dem 6.–5. Jhd. v. Chr. dokumentieren Details über Fang, Schulung und Haltung von Elefanten. Sie wurden bei Rodungen eingesetzt, um Bäume zu fällen und Holz aus den Lichtungen zu schleppen.[7]

Der erste Hinweis, dass Elefanten auch im Krieg eingesetzt wurden, findet sich im indischen Heldenepos Mahabharata, nach dem während des Krieges der Pandava gegen ihre Cousins im 11. Jhd. v. Chr. die Truppen mit Elefanten in den Krieg zogen, und die Krieger vom Rücken der Elefanten aus kämpften.[13] Dokumentiert ist, dass König Poros im Jahr 326 v. Chr. mit einer großen Phalanx von indischen Kriegselefanten in die Schlacht am Hydaspes zog, wo Alexander der Große ihn besiegte.[14]

In seiner Monographie über Indien Indika beschrieb der griechisch-römische Geschichtsschreiber Arrian, dass Elefanten schwer zu zähmen seien, wenn sie als erwachsene Tiere gefangen werden. Die Inder legten sie in Ketten, so dass sie wütend wurden; um sie zu beruhigen schmeichelten sie ihnen mit Futter. Wenn sie aber begannen zu singen und Musikinstrumente zu spielen, spitzten die Elefanten die Ohren, ihr Ärger ließ nach, und sie wendeten sich langsam dem Futter zu.[15]

Später wurden im gesamten Mittelmeerraum immer wieder Elefanten eingesetzt.

Im 16. Jahrhundert brachten die portugiesischen Könige indische Elefanten aus ihren Kolonien nach Europa, um sich mit ihnen zu präsentieren und sie als diplomatische Geschenke weiterzugeben; namentlich bekannt geworden und urkundlich belegt sind Hanno, ein Geschenk an Papst Leo X. und Soliman, der erste Elefant in Wien.

Von Indien aus breitete sich die Kenntnis der Zähmung von Elefanten über Süd- und Südostasien aus. Sie werden bei Forstarbeiten zum Tragen von Baumstämmen eingesetzt. Langjährig geschulte Elefanten können bis zu 23 Kommandoworte befolgen.

Bedrohung

Wie sein afrikanischer Verwandter wurde auch der Asiatische Elefant wegen der Jagd nach Elfenbein massenhaft getötet. Heute liegt in der Zerstörung und Zersiedelung des Lebensraums die stärkste Bedrohung für die bedrohten Bestände. In manchen Gegenden weiden domestizierte Wasserbüffel das Gras so vollkommen ab, dass die Elefanten die verbleibenden Stümpfe nicht mehr mit dem Rüssel ergreifen können und dadurch hungern müssen.

Die Zahl der wilden Elefanten dürfte zwischen 35.000 und 55.000 liegen. Von diesen leben etwa 40 Prozent auf dem indischen Subkontinent, weitere 40 Prozent auf dem Festland Südostasiens und der Rest auf Sri Lanka und den Inseln Südostasiens.

Dagegen gibt es etwa 15.000 gezähmte Elefanten. Da sie sich in Gefangenschaft nicht sehr gut vermehren, muss stets Nachschub von wilden Elefanten beschafft werden. Der Bedarf ist heute allerdings so gering, dass hieraus keine Bedrohung mehr entsteht. Gab es allein in Thailand um 1900 noch etwa 100.000 Arbeitselefanten, so sind es heute nur noch 4.000. Die meisten Arbeitselefanten werden im technisch nicht ganz so weit entwickelten Myanmar eingesetzt; hier gibt es etwa 5.500.

Naturschutz

Der Asiatische Elefant ist im Anhang I des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens gelistet.[1] Ohne Genehmigungen zuständiger nationaler Behörden ist der internationale Handel und grenzüberschreitende Transfer von lebenden Exemplaren und Körperteilen verboten.[16]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Choudhury, A., Lahiri Choudhury, D.K., Desai, A., Duckworth, J.W., Easa, P.S., Johnsingh, A.J.T., Fernando, P., Hedges, S., Gunawardena, M., Kurt, F., Karanth, U., Lister, A., Menon, V., Riddle, H., Rübel, A., Wikramanayake, E. (2008) Elephas maximus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.4.
  2. Shoshani, J. (2006) Taxonomy, Classification, and Evolution of Elephants In: Fowler, M. E., Mikota, S. K. (Hrsg.) Biology, medicine, and surgery of elephants. Seite 3–14. Wiley-Blackwell. ISBN 0813806763
  3. a b Shoshani, J., Eisenberg, J. F. (1982) Elephas maximus. Mammalian Species 182: S. 1–8.
  4. Pillai, N.G. (1941) On the height and age of an elephant. Journal of the Bombay Natural History Society 42: 927–928
  5. Furaha tenVelde, P. (1997) The wild elephants of the Royal Bardia National Park, Nepal. Gajah: Journal of the IUCN/SSC Asian Elephant Specialist Group 17: 41–44
  6. Jayewardene, J. (1994) The elephant in Sri Lanka. Wildlife Heritage Trust of Sri Lanka, Colombo
  7. a b c Sukumar, R. (1993) The Asian Elephant: Ecology and Management Zweite Ausgabe. Cambridge University Press. ISBN 052143758X
  8. Choudhury, A. U. (1999) Status and Conservation of the Asian elephant Elephas maximus in north-eastern India. Mammal Review 29: 141–173.
  9. Vidya, T. N. C., Fernando, P., Melnick, D. J., Sukumar, R. (2005) Population differentiation within and among Asian elephant (Elephas maximus) populations in southern India. Heredity (2005) 94: 71–80
  10. Guinness World Records 2007, Bibliographisches Institut, Mannheim 2006
  11. New York Times: World's Oldest Elephant, 86, Is Dead (23. Februar 2003)
  12. Evgeny I. Rogaev, Yuri K. Moliaka1, Boris A. Malyarchuk, Fyodor A. Kondrashov, Miroslava V. Derenko, Ilya Chumakov, Anastasia P. Grigorenko (2006) Complete Mitochondrial Genome and Phylogeny of Pleistocene Mammoth Mammuthus primigenius. PLoS Biol., 4(3), e73
  13. Kisari Mohan Ganguli (1883-1896) The Mahabharata of Krishna-Dwaipayana Vyasa. Bharata Press, Calcutta. Book 16 Mausala-parva. 3. Abschnitt und 7. Abschnitt
  14. Gehrke, H.-J. (1996) Alexander der Grosse C.H.Beck, München. ISBN 340641043X
  15. McCrindle, J.W. (1877) Ancient India As Described By Megasthenes and Arrian. Of Elephants. Trubner & Co., London
  16. Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (1979) Text of the Convention. Article III: Regulation of Trade in Specimens of Species Included in Appendix I. Signed at Washington, D.C., on 3 March 1973; Amended at Bonn, on 22 June 1979

Literatur

Weblinks

 Commons: Asiatischer Elefant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Elephas maximus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2010. Eingestellt von: Choudhury, A., Lahiri Choudhury, D.K., Desai, A., Duckworth, J.W., Easa, P.S., Johnsingh, A.J.T., Fernando, P., Hedges, S., Gunawardena, M., Kurt, F., Karanth, U., Lister, A., Menon, V., Riddle, H., Rübel, A. & Wikramanayake, E. (IUCN SSC Asian Elephant Specialist Group), 2008. Abgerufen am 14. März 2010
  • www.upali.ch Alles über Elefanten in Zoo und Zirkus. Geschrieben von einem Elefantenpfleger.

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