- Pektolith
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Pektolith Pektolith aus Bergen Hill, New Jersey, USA Chemische Formel Ca2Na[Si3O8OH] Mineralklasse Silikate und Germanate
9.DG.05 (8. Auflage: VIII/F.18-60) (nach Strunz)
65.02.01.04 (nach Dana)Kristallsystem triklin Kristallklasse triklin-pinakoidal [1] Farbe Farblos, Weiß, Grauweiß, Gelblich, Rosa, Meerblau (Larimar) Strichfarbe weiß Mohshärte 4,5 bis 5 Dichte (g/cm3) gemessen: 2,84 bis 2,90 ; berechnet: 2,87 [2] Glanz Glas- bis Seidenglanz Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig Bruch uneben, splittrig Spaltbarkeit vollkommen nach {100} und {001} Habitus nadelig bis faserig Zwillingsbildung selten, Zwillingsachse [010], Verwachsungsebene {100} Kristalloptik Brechungsindex nα = 1,594 bis 1,610 ; nβ = 1,603 bis 1,614 ; nγ = 1,631 bis 1,642 [3] Doppelbrechung
(optische Orientierung)δ = 0,037 [3] ; zweiachsig positiv Winkel/Dispersion
der optischen Achsen2vz ~ gemessen: 50° bis 63° ; berechnet: 42° bis 60° [3] Pleochroismus nicht bekannt Weitere Eigenschaften Ähnliche Minerale Wollastonit, Bustamit Besondere Kennzeichen Tribolumineszenz Pektolith, gelegentlich auch Pectolit(h) bzw. Pecktolit geschrieben oder unter der synonymen Bezeichnung Gonsogolit, Schizolite, Stellite und Alaska Jade bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist.
Pektolith kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Na[Si3O8OH][4] und entwickelt häufig faserige bis stängelige Kristalle in paralleler oder radialstrahliger Anordnung.
Bekannt ist vor allem die als Schmuckstein verwendete, blauweiß gewolkte Varietät Larimar.
Inhaltsverzeichnis
Besondere Eigenschaften
Reiner Pektolith ist farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine grauweiße, gelbliche, rosa oder selten auch blaugrüne Farbtönung annehmen, wobei die Transparenz entsprechend bis zur Undurchsichtigkeit abnimmt. Sichtbare Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, nadelige und faserige Aggregate dagegen eher Perl- oder Seidenglanz.
In seinen Eigenschaften ist Pektolith dem Wollastonit und dem Bustamit sehr ähnlich.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Pektolith an dem als „Sano“ bezeichneten Hang des Monte Baldo in der Nähe der Gemeinde Mori in der italienischen Provinz Trient (Region Trentino-Südtirol) und beschrieben 1828 durch Franz von Kobell, der das Mineral nach den altgriechischen Worten πηκτός pektos für „geronnen“ oder „aus verschieden Teilen entstanden“ und λίθος lithos für Stein benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Pektolith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Bustamit, Cascandit, Denisovit, Ferrobustamit, Foshagit, Jennit, Serandit, Vistepit und Wollastonit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Pektolith ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Kettenbildung, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bustamit, Cascandit, Ferrobustamit, Sérandit, Tanohatait und Wollastonit die unbenannte Gruppe 9.DG.05 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pektolith in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“. hier ist er zusammen mit dem namensgebenden Wollastonit und den weiteren Mitgliedern Bustamit, Ferrobustamit, Serundit, Cascundit und Denisovit die „Wollastonitgruppe“ mit der System-Nr. 65.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=3“ bildet.
Modifikationen und Varietäten
Larimar ist eine blau-weiß gewolkte Varietät des Pektolith, die bisher (Stand: 2010) nur an zwei Fundorten nachgewiesen werden konnte: In einem umgewandelten, ultrabasischen Vulkanit auf der Halbinsel Barahona in der Dominikanischen Republik und am „Fittà“ bei Soave in Italien.
Larimar wurde erst 1974 entdeckt (Dass der Larimar bereits den Ureinwohnern der Insel bekannt gewesen sein soll, ist eine Legende) und wird seit Anfang der 1980er Jahre des 20. Jahrhunderts als Schmuckstein kommerziell genutzt. Gegenüber dem weißen Pektolith ist der Larimar härter (bis 6 auf der Mohs'schen Skala) und tritt ausschließlich in dichten, feinkristallinen Aggregaten auf. Die himmelblaue Farbe beruht auf geringen Spuren von Vanadium (nicht auf Kupfer, da es nachweislich Cu-freie Larimare gibt); daneben kommen grünliche Abarten vor, deren Farbe vermutlich nur auf Gitterfehler zurückzuführen ist.
Bildung und Fundorte
Pektolith bildet sich entweder primär in Nephelin-Syeniten oder hydrothermal in Spalten, Klüften oder Drusen basaltischer Eruptivgesteine. Er tritt häufig in Paragenese mit verschiedenen Zeolithen, Datolith und Prehnit auf.
Insgesamt konnte Pektolith bisher (Stand: 2011) an rund 300 Fundorten nachgewiesen werden.[3] Neben seiner Typlokalität Monte Baldo wurde das Mineral in Italien noch an mehreren Orten im Aostatal, Ligurien, Piemont, Trentino-Südtirol und Venetien sowie im Malencotal (Val Malenco) in der Provinz Sondrio (Lombardei) und in der Gemeinde Castelnuovo di Val di Cecina (Toskana) gefunden.
In Deutschland trat Pektolith unter anderem im Schwarzwald und am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg; bei Gladenbach und Steinperf in Hessen; im Sauerland in Nordrhein-Westfalen sowie bei Niederkirchen, Bisterschied und Wolfstein in Rheinland-Pfalz.
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Pektolithfunde ist unter anderem West Paterson im Passaic County (New Jersey) in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), wo nadelige und kugelförmige Aggregate von bis zu 18 cm Durchmesser zutage traten. Bis zu 5 cm lange, prismatische Kristalle konnten am Mont Saint-Hilaire in der kanadischen Provinz Québec geborgen werden.[5]
Weitere Fundorte sind Australien, Brasilien, China, Dänemark, die Dominikanischen Republik, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Irland, Japan, Kanada, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Polen, Russland, Schweden, Südafrika, Tadschikistan, Tschechien, das Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie weitere Orte in den bereits erwähnten Ländern Kanada und USA.
Kristallstruktur
Pektolith kristallisiert triklin in der Raumgruppe (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 7,98 Å; b = 7,02 Å; c = 7,02 Å; α = 90,5°; β = 95,1° und γ = 102,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Verwendung
Der Pektolith selbst hat keine unmittelbare wirtschaftliche Bedeutung. Seine Varietät Larimar ist allerdings aufgrund seines blau-weißen, wolkigen Aussehens ein recht beliebter Schmuckstein, dessen Farbenspiel am besten im Cabochon-Schliff zur Geltung kommt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Pectolite (englisch)
- ↑ Handbook of Mineralogy - Pectolite (englisch, PDF 74,4 kB)
- ↑ a b c d Mindat - Pectolite (englisch)
- ↑ a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
- ↑ Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 242.
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 732.
- W. A. Deer, R. A. Howie, J. Zussman: An Introduction to the Rock Forming Minerals. Prentice Hall, Harlow 1992, ISBN 0582300940 (englisch).
- Franz von Kobell: Ueber Pektolith und Osmelith. In: Journal für Praktische Chemie/Chemiker-Zeitung. New York, NY : Wiley-Liss : Wiley-VCH, ISSN 0941-1216, ZDB-ID 1480959-x Vol. 97 (1. 1866), p. 493-496
Weblinks
Commons: Pectolite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mineralienatlas:Pektolith (Wiki)
- realgems.org - Larimar (mit Bildern von Roh- und geschliffenen Steinen)
Kategorien:- Mineral
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