Plymouth Belvedere

Plymouth Belvedere
Plymouth
1957 Plymouth Belvedere.jpg
Belvedere
Hersteller: Plymouth
Produktionszeitraum: 1951–1970
Klasse: Full-Size Car
Karosserieversionen: 2-türiges Hardtop-Coupé
4-türige Limousine
2-türiges Cabriolet
3-türiger Kombi
Motoren:
Länge:
Breite:
Höhe:
Radstand:
Leergewicht:
Vorgängermodell: Plymouth Cranbrook
Nachfolgemodell: Plymouth Satellite

Plymouth Belvedere ist der Name einer PKW-Baureihe, die Plymouth von 1951 bis 1970 angeboten hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Variante des Cranbrook

Am 31. März 1951 wurde der erste Plymouth Belvedere als 2-türiges Hardtop-Coupé vorgestellt. Es war Plymouths erstes Hardtop-Modell und sollte die Antwort auf Chevrolets Bel Air sein. Der Bel Air war der erste Hardtop auf dem US-amerikanischen Markt, wurde 1950 eingeführt und war in diesem Modelljahr ein großer Erfolg.

Der Belvedere des Modelljahres 1951 war keine eigene Modellreihe, sondern das Spitzenmodell der Cranbrook-Modellreihe. Das 2-türige Modell entstand auf dem Cranbrook-Fahrgestell mit 3.010 mm Radstand und sah sehr harmonisch aus. Als Antrieb diente der bekannte seitengesteuerte Sechszylinder-Reihenmotor mit 3.569 cm³ Hubraum; seine Verdichtung war mit 7,0 : 1 relativ niedrig und seine Leistung betrug 97 bhp (71,3 kW). Die Preise im ersten Jahr begannen bei US-$ 2.114,--.

Im Modelljahr 1952 wurde der Cranbrook Belvedere im Großen und Ganzen ohne Veränderung weitergebaut. Die größte Änderung war die Zweifarbenlackierung, die das Spitzenmodell Belvedere von den anderen Plymouth-Modellen unterschied, wobei die zweite Farbe sich vom Dach über die Gürtellinie bis zum Kofferraum erstreckte. Dies bezeichnete man als „Sattellackierung“. Als Farbkombinationen waren verfügbar: Wildleder / Bronze, Minzgrün / Schwarz und Blau / Grau. Als Sonderausstattung gab es ein Overdrive, der dafür sorgte, dass auf eine Hinterradumdrehung drei anstatt vier Kurbelwellenumdrehungen kamen. Der Motor wurde unverändert von 1951er Modell übernommen. Der Grundpreis allerdings stieg um US-$ 100,-- auf US-$ 2.216,--. 1951 und 1952 wurden 51.266 Belvedere hergestellt, womit der Plymouth etwas mehr als ein Viertel der Produktionszahlen des Chevrolet Bel Air und des Ford Victoria erreichte. Es gab keine separaten Produktionszahlen für die Jahre des Koreakrieges 1951 / 1952 bei Plymouth.

Auch 1953 wurde der Belvedere weiterhin zur Cranbrook-Modellreihe gezählt. In diesem Jahr wurde das Design aller Plymouth-Modelle vollkommen verändert. So hatten die Wagen einen kürzeren Radstand von 2.896 mm, eine einteilige Frontscheibe, weicher geformte hintere Kotflügel und eine niedrigere Motorhaube. Im April 1953 wurde das halbautomatische Plymouth-Hy-Drive-Getriebe eingeführt. Wiederum fiel Plymouth damit hinter seinen Konkurrenten Chevrolet zurück, der 1950 die Powerglide-Vollautomatik eingeführt hatte. Ford bot im Folgejahr das vollautomatische Getriebe Ford-O-Matic an. Der Motor wurde von 1952 übernommen, wobei die Verdichtung auf 7,1 : 1 stieg und die Leistung auf volle 100 bhp (74 kW). Der kürzere Radstand sorgte für ein „stoppeliges“ Aussehen des Fahrzeuges und wurde von Interessenten und Kritikern bemängelt. Trotz des verringerten Grundpreises von US-$ 2.132,-- war die Nachfrage eher gering. 1953 wurden 35.185 Belvedere verkauft.

eigenständiges Modell

1954er Belvedere in Zweifarbenlackierung

1954 ersetzte der Belvedere den Cranbrook als Spitzenmodell. Der Belvedere war nun eine komplette Modellreihe mit Cabriolet, 4-türiger Limousine, 3-türigem Kombi und dem schon bisher gefertigten 2-türigen Hardtop-Coupé, das sich nun "Sport Coupe" nannte. Leichte Design-Änderungen schmückten das vom Vorjahr übernommene Styling. Erstmalig erschienen kleine Heckflossen auf den hinteren Kotflügeln. Ab März 1954 bot Plymouth schließlich ein vollautomatisches Getriebe an, das von der Chrysler-Gruppe wohlbekannte PowerFlite mit 2 Gangstufen. Ebenfalls gab es einen größeren Motor für die Grundausstattung, einen Sechszylinder mit 3.772 cm³ Hubraum, der von Dodge übernommen wurde. Dieser leistete 110 bhp (81 kW). Die Produktionszahlen allerdings fielen in diesem Jahr auf 32.492 Stück.

Alle Plymouth-Modelle wurden 1955 gründlich überarbeitet. In diesem Jahr wurde erstmals der „Forward Look“ des neuen Chrysler-Designers Virgil Exner präsentiert. Der Belvedere war wieder das Spitzenmodell.

1956 übernahm man das Styling des Vorjahres. Änderungen betrafen die Einführung der ersten Druckknopf-Getriebeautomatik bei einem US-amerikanischen Auto und größere Heckflossen, was sonst kein anderer Automobilhersteller in der Welt anbot. Diese Modell wurde auch in Indien hergestellt. Im Frühjahr 1956 wurde der Fury als Hochleistungs-Sondermodell in die Modellreihe eingeführt.

1957 sollte ein besonderes Jahr für die Chrysler-Gruppe sein und Plymouth war da keine Ausnahme. Das Design der neuen Modelle war so revolutionär, dass sie Chrysler mit dem Slogan "...und auf einmal ist es 1960!" bewarb. Die Belvedere-Modellreihe war für dieses Jahr mit einem neuen V8-Motor mit 5.211 cm³ und Doppelvergaser erhältlich, welcher 235 PS leistete. Dies wurde nur von dem Top-of-the line Modell Fury übertroffen, der mit gleichem V8-Block aber mit zwei Vierfachvergasern und leichten Modifikationen 290 PS leistete.

Auch 1958 war der Belvedere neben dem Fury die bestausgestattete Modellreihe von Plymouth. Das Design war eine Weiterentwicklung des glatten Stylings des Vorjahres. Doppelscheinwerfer sowie der zur Mitte es Modelljahres eingeführte V8 mit 5.735 cm³ Hubraum und Vierfachvergasern – "Golden Commando" genannt – waren neu.

Mit dem Modelljahr 1959 wurde der Fury zu einer vollwertigen Modellreihe.

Mittelklasse

Plymouth Belvedere (1966)

Ende der 1950er wurde in den USA neben der Ausstattung auch die Größe aus Unterscheidungskriterium üblich, so führte Plymouth für das Jahr 1960 den Plymouth Vailant ein; dort als "Kompaktklasse" bezeichnet. Der Belvedere wurde nun in den Raum dazwischen gesetzt. Bereits 1961 wird er daher durch ein deutlich kleineres und folgerichtig deutlich vom Fury unabhängiges Modell ersetzt, welches bis 1963 noch als "kleineres Full-Size Car" gilt, danach heißt es dann "Mittelklasse".

Auf diesem Modell beruhten der besser ausgestattete Satellite, das Muscle Car GTX und das preisgünstige Muscle-Car Road Runner. Bis 1970 gab es noch den Namen Belvedere, dass hießen alle Plymouth-Mittelklassemodelle Satellite.

Der 1964er Belvedere ist auch dafür bekannt, dass in ihm zum ersten Mal die neue 7,0 Liter Chrysler-Hemi-Maschine angeboten wurde, die halbkugelförmige Brennräume mit besonders großen Ventilen hatte. Dies war eine Verbesserung, die extrem hohe Drehzahlen ermöglichte, und so belegten die Fahrzeuge die ersten 3 Plätze im NASCAR-Rennen in Daytona. Einer der Fahrer war der bekannte Richard Petty, der sofort die Vorteile des Hemi-Motors erkannte. Wegen seiner passenden Größe und seines passenden Gewichtes wurde der Belvedere als NASCAR-Wagen von Plymouth eingesetzt, und die 1964er Karosserie ließ den Wagen etwas geduckter erscheinen als die anderen Plymouth-Modelle dieser Zeit.

Motoren

Motoren der "A"-Serie mit 4,5 l, 5,0 l und 5,2 l

Diese Motoren entstanden von 1955 bis 1966. 1967 wurden die neueren Motoren der "LA"-Serie eingeführt und blieben bis 1992 im Programm. Diese Bezeichnung sorgte für viel Verwirrung, da die "LA"-Motoren mit 4,5 l – 5,2 l und 5,6 l – 5,9 l ebenfalls als "A"-Motoren bezeichnet wurden. Die alte "A"-Maschine wurde mit 4.539 cm³ Hubraum (auch "Polyspheric" wegen der aus mehreren Kugelsegmenten verschnittenen Brennräume) und einer Leistung von 187 bhp (137,5 kW) als Grundausstattung eingeführt. Die Ausführungen mit 4.933 cm³ und 5.211 cm³ Hubraum wurden 1957 eingeführt. Der 5,2 Liter mit Doppelvergaser (1957 – 1966) hatte 230 bhp (169 kW), während der 5,2 Liter mit Vierfachvergaser (1958 – 1962) es auf 260 bhp (191 kW) brachte. 1957 gab es ein Hochleistungspaket für den 5,2 Liter, das einen Vierfachvergaser enthielt und den Motor auf 290 bhp (213 kW) brachte, was die höchste Leistung für einen Motor der "A"-Serie darstellte. Der alte „Polysphere“ war aber nicht die erste Wahl für die Besitzer von Hot-Rod-Fahrzeugen, da es kein leistungssteigerndes Zubehör – wie Nocken, Ansaugkrümmer und Zylinderköpfe – gab, wie sie ohne Probleme für die 5,2 Liter-"LA"-Maschinen (1967 – 1991) und die Motoren mit 5,6 Litern und 5,9 Litern Hubraum verfügbar waren. Darüber hinaus sorgt für Verwirrung, dass die Automobilenthusiasten die 1967er-Maschine als "A"-Typ bezeichnen, was nicht richtig ist, wenn man die Motorengeschichte von Chrysler betrachtet.

Hemi-Motoren der "LA"-Serie mit 4,5 l, 5,2 l, 5,6 l und 5,9 l

Der 4,5 Liter wurde 1964 eingeführt und hatte einen Doppelvergaser und 180 bhp (132 kW); 1965 kam der Vierfachvergasermotor mit 235 bhp (173 kW) und schärferer Nockenwelle und 1966 gab es eine begrenzte Zahl an 4,5 Liter – Motoren mit doppelten Stahl-Auslässen, einem Holley 700cfm-Vergaser und Nocken mit 1,27 mm Hub, der 275 bhp (202 kW) leistete. 1967 wurde der neue 5,2 Liter – Motor eingeführt, der einen Doppelvergaser hatte und nicht als Hochleistungsmaschine gedacht war. Dieser Motor war nur eine aufgebohrte Version des 4,5 Liter und hatte die neuesten, leichten Steuerungsteile des 4,5 Liter. Ein 5,2 Liter –Motor mit Vierfachvergaser wurde 1978 eingeführt, nachdem man 10 Jahre lang mit den Doppelvergaser auskommen musste. 1990 wurde dieser Motor durch den 5,2 Liter Magnum ersetzt.

Der 5,6 Liter wurde 1968 eingeführt und entwickelte sich zu einer der beliebtesten und besten Hemi-Maschinen. Es gab Hochleistungsteile von Chrysler für diesen Motor: einen Querstromzylinderkopf und einen 180°-Zweiebenen-Ansaugkrümmer. 1970 erreichte der 5,6 Liter seine höchste Leistung mit Sechsfachvergaser, einem Block mit dickeren Zylinderwänden, speziell bearbeiteten Zylinderköpfen, einstellbaren Kipphebeln und besonderen Ansaugkrümmern. 1972 sank die Verdichtung wegen der Emissionschutzrichtlinien von 10,4 : 1 auf 8,5 : 1, und 1973 kam die Ölkrise.

Der 5,9 Liter wurde 1971 eingeführt und hatte einen Doppelvergaser und eine Verdichtung von 9,0 : 1. Nachdem der 5,6 Liter 1973 auslief, verwendete man viele 5,6 Liter –Teile beim neueren 5,9 Liter und setzte so die Geschichte des Hochleistungsmotors fort.

So begann die Leistungssteigerung der Hemi-Maschinen, die wir heute noch bei Beschleunigungsrennen und bei restaurierten Fahrzeugen bewundern können. Die frühere polysphärische Zylinderkopfkonstruktion war der Vorläufer des Viper V10-Zylinderkopfes und der polysphärischen 2-Ventil-Konstruktion, die heute bei vielen GM-Motoren eingesetzt wird, wie z.B. den GM-NASCAR-Motoren und sogar beim LS1, LS2 und LS7.

Trivia

Das begrabene Auto (Miss Belvedere)

Am 50. Gründungstag von Oklahoma wurde ein fabrikneuer 1957er Plymouth Belvedere in einem versiegelten Betonsarg in der Innenstadt von Tulsa vergraben. Am 14. Juni 2007 wurde der Wagen im Rahmen der 100-Jahr Feier des Staates ausgegraben und am 15. Juni 2007 öffentlich ausgestellt. Gemäß den Vorstellungen des kalten Krieges in den 1950er-Jahren pries man den Betonsarg sogar als atombombensicher an. Tatsächlich erwies sich der Sarg aber weder als luft- noch als wasserdicht, sodass erhebliche Mengen Grundwasser einsickerten, die das Fahrzeug vollkommen unbrauchbar machten.

Der Wagen sollte der Preis für denjenigen sein, der 1957 die Einwohnerzahl von Tulsa 2007 am genauesten schätzte. Dies gelang einem gewissen Raymond Humbertson, der die Zahl 384.743 schätzte (gegenüber einer tatsächlichen Einwohnerzahl 2007 von 382.457). Allerdings verstarb Mr. Humbertson schon 1979 und hinterließ nur entfernte Verwandte.

1998 begrub man einen nagelneuen Plymouth Prowler in ähnlicher Weise, um den 100. Geburtstag der Stadt Tulsa zu feiern. Er soll im Jahre 2048 wieder ausgegraben werden.

Weblinks

 Commons: Plymouth Belvedere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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