Ritterhaus Bubikon

Ritterhaus Bubikon
Das Ritterhaus in Bubikon heute von Osten
Eingangsbereich im Hof mit der Vorhalle der Kapelle
Südfassade des Sennhauses (links) und der Schütte (rechts) mit dem angebauten Kamin des Rittersaals

Das Ritterhaus Bubikon (508 m ü. M.) ist eine erhaltene ehemalige Kommende des Johanniterordens in der Gemeinde Bubikon in der Schweiz. Die Kommende wurde zwischen 1191 und 1198 gegründet und 1528 (Ordenskonvent) bzw. 1789 (Kommende) aufgehoben. Die Gebäude gelten als besterhaltene Johanniterkommende in Europa und sind seit 1938 im Besitz der Ritterhausgesellschaft Bubikon, die sie unterhält und als Museum betreibt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stiftung

Älteres Wappen der Grafen von Toggenburg, wie es auf der Bildplatte des Tischgrabs von Diethelm V. in Bubikon erscheint
Darstellung des Ritterhauses in der Chronik von Johannes Stumpf um 1550 mit den Wappen von Diethelm von Toggenburg, des damaligen Komturs Johann von Hattstein und der Kommende
Darstellung der Anlage von Südosten um 1750

Das genaue Datum der Stiftung der Kommende ist unbekannt, sie muss aber zwischen 1191 und 1198 erfolgt sein. Belegt ist die Stiftung durch zwei undatierte Urkunden und ein Stifterbild in der Kapelle der Kommende, das die Jahreszahl 1192 trägt. Traditionell gilt deshalb 1192 als Gründungsjahr. Als Patron wurde Johannes der Täufer gewählt.

Die Stiftung erfolgte nach neuerer Forschung während eines Erbschaftsstreits zwischen den Familien der Toggenburger und «Neu»-Rapperswiler. 1190 sind die hochfreien Herren von «Alt»-Rapperswil im Mannestamm ausgestorben. Verschiedene Adelssippen in der Umgebung meldeten ihre Erbansprüche an den Gütern und Rechten der «Alt»-Rapperswiler an. Neben, unter anderen den Wetzikon, Bonstetten, Regensberg und «Neu»-Rapperswil haben auch die Toggenburger Besitz aus der Erbmasse übernommen oder okkupiert.[1]

Freiherr Diethelm V. von Toggenburg schenkte umstrittene Güter in den heutigen Gemeinden Bubikon, Hinwil und Wetzikon dem von ihm bevogteten Kloster St. Johann im Obertoggenburg, um auf diese Weise die Güter seinen Konkurrenten zu entziehen. Da es offenbar zu Streitigkeiten zwischen den Erben kam, entzog Diethelm dem Kloster die Güter wieder und schenkte einen Teil davon, den Hof und die Kirche von Bubikon, auf Rat von Papst Coelestin III. dem «Spital des Heiligen Johannes jenseits des Meeres», also dem Johanniterorden, um die Armen zu versorgen.[2]

Nach der Vergabe des Bauplatzes und der Kirche in Bubikon durch Diethelm von Toggenburg, übertrugen auch die Herren von «Neu»-Rapperswil weitere umstrittene Güter in Wangen, Hinwil und Winterthur an die Kommende Bubikon, und es kam zu einem Ausgleich zwischen den beiden Adelssippen. Somit sind die Toggenburger und die «Neu»-Rapperswiler als Stifterfamilien der Kommende zu betrachten. Das Stifterbild in der Kapelle, das wohl um 1220 entstand, hält die weiteren Umstände der Gründung der Kommende fest.[3]

Nach längeren Streitigkeiten zwischen dem Kloster St. Johann und dem Johanniterorden entschied der Bischof von Konstanz, Konrad II. von Tegerfelden, im Dezember 1215 am Laterankonzil, dass die Güter beim Johanniterorden verbleiben sollen, dieser aber eine Entschädigung an das Kloster St. Johann zu zahlen habe.

Es ist unklar, ob eine vermutete Teilnahme Diethelms am dritten Kreuzzug bei der Stiftung eine Rolle gespielt hat. Die Bildplatte des Tischgrabes Diethelms V. (1207/1450) aus der Kapelle der Kommende liegt heute im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich. Ein Abguss befindet sich in der Kapelle in Bubikon.

Besitzungen

Karte der Niederlassungen der Ritterorden in der Schweiz im Mittelalter

Den Kern der Kommende bildeten die Gebäude nahe der heutigen Gemeinde Bubikon, die in mehreren Phasen seit der Gründung entstanden. Die Güter der Kommende wurden durch Kauf und Schenkung weiter erweitert, so kamen die Pfarrkirchen von Tobel, Hinwil, Flaach, Wald ZH, Buchs ZH und Wangen ZH, Güter im Aargau, die Vogtei über den Hof Alt-Hellberg in Gossau ZH, weitere Güter und Rechte in Hinwil und Dübendorf, die Vogteien bzw. Gerichte in Ringwil (Hinwil), Wangen ZH und Hermikon dazu. In Bubikon, Ringwil, Hinwil und Grüt (Wetzikon) gelang der Aufbau von Gerichtsherrschaften. 1287 war die Kommende so wohlhabend, dass Komtur Heinrich von Lichtensteig die Herrschaft Wädenswil aufkaufen konnte. Von Bubikon aus wurden zur Verwaltung der umfangreichen Besitzungen weitere Kommenden gegründet in Tobel (1226), Leuggern (vor 1251), Wädenswil (nach 1287) und Küsnacht, die sich bis auf Tobel später von Bubikon lösten und eigenständig wurden. Der Visitationsbericht von 1495 gibt detailliert Auskunft über die Besitzungen, die Kollaturen und die Einkünfte. Bubikon brachte damals dem Orden einen Reingewinn von 446 rheinischen Goldgulden im Jahr.

Im 16. Jahrhundert wurde die Verwaltung der Güter zweigeteilt. Ein kleinerer Teil wurde von einem Verwalter von der Stadt Zürich aus betreut, der zuerst im «Weissen Kreuz» und dann im «Einsiedlerhof» an der Schifflände residierte. Ihm zugeteilt waren der Landbesitz und die Rechte in Buchs an der Lägern, in Dietlikon, Dübendorf, Hermikon, Neerach, Regensberg, Richterswil, Wangen bei Dübendorf und in der Stadt Zürich von ca. 400 Hektaren. Dieses Land war als Erb- oder Handlehen an Bauern vergeben. Die Stadt Zürich kaufte diesen Teil 1618 für 20'000 Gulden deutlich unter Wert. Der bedeutendere Teil der Besitzungen wurden vom Statthalter in Bubikon verwaltet. Er betreute das Niedere Gericht, das Zehntrecht in Buchs, Wangen und Brüttisellen sowie die Kollaturen in Buchs und Wangen. Daneben zog er Zinsen und Abgaben in Bubikon und Umgebung ein und führte den Landwirtschaftsbetrieb in der Kommende. Dieser bewirtschaftete 254 Jucharten Land direkt. Der Statthalter konnte seine Produkte direkt in Rapperswil auf den Markt bringen, da die Johanniter 1303 ein Haus in Rapperswil und damit das dortige Bürgerrecht gekauft hatten.[4]

Bei der Aufhebung der Kommende 1789/90 umfasste die Kommende Lehen und Eigengut im Umfang von 1948 Jucharten Land. Dazu kamen die niedere Gerichtsbarkeit in Bubikon, Ringwil, Hinwil und Grüt, die Kollaturen in Bubikon, Hinwil und Wald sowie weitere Herrschaftsrechte und Zehntanteile in 46 Dörfern und 24 Erblehenshöfen.[5]

Entwicklung unter der Herrschaft der Stadt Zürich

Die Gebäude der Kommende im 18. Jahrhundert
Die Kommende im 16. Ih., nach W. Lehmann
um 1770

1408 kam die Kommende Bubikon als Teil der Landvogtei Grüningen unter die Hoheit der Stadt Zürich. Nach dem Aussterben der Rapperswiler (1283) und der Toggenburger (1436) fiel die Unterstützung durch den lokalen Hochadel weg. Die Johanniter bewahrten deshalb im Alten Zürichkrieg strikte Neutralität und versuchten zwischen den Parteien zu vermitteln. Trotzdem wurde die Kommende 1443 von den Schwyzern geplündert.

Nach der Reorganisation des Johanniterordens im 15. Jahrhundert unterstanden die Kommenden in Bubikon und Wädenswil direkt dem Grossprior von Deutschland als Camerae priorales (deutsch «Tafelgut»), weshalb fortan ein Drittel der Einnahmen aus Bubikon an den Sitz des Grosspriors in Heitersheim abgeliefert wurde. Seit 1445/1467 war deshalb der Grossprior von Deutschland auch Komtur von Bubikon. In seiner Abwesenheit verwaltete ein Schaffner (Verwalter klösterlicher Besitztümer) die Kommende. Die Besitzungen in und um Zürich wurden von einem Verwalter besorgt, der in einem Amtshaus in der Stadt wohnte. Die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten zwischen der Kommende Bubikon, ihren Untertanen und Hintersassen sowie dem zürcherischen Landvogt in Grüningen boten der Stadt Zürich ausreichend Raum, ihre eigene Landeshoheit zu Ungunsten des Johanniterordens auszubauen. 1493 wurde schliesslich unter der Vermittlung Zürichs der sogenannte «Hausbrief» aufgesetzt, der bis 1798 gültig blieb. In diesem Herrschaftsvertrag wurden für die Eigenleute und Untertanen von Bubikon in 38 Artikeln die Huldigungs-, Erbschafts- und Fallverhältnisse (Feudalabgaben an die Grundherrschaft), die Gerichtsordung, das eheliche Güterrecht und die Pfändungssachen geregelt. Ab 1523 fungierte dann der Rat von Zürich als Appelationsinstanz für die Eigenleute und Untertanen. Trotzdem gelang es den Komturen, bis 1798 der Kommende Bubikon eine vergleichsweise privilegierte Stellung unter den Gerichtsherrschaften im Herrschaftsgebiet der Stadt Zürich zu bewahren. Dank einem Privileg von Kaiser Karl IV. von 1378 galt die Kapelle Bubikon zudem als Freistätte.

Der Ordenskonvent in Bubikon wurde zuerst von einem Prior geleitet, dann nach 1260 von einem Komtur. Er sollte nach 1367 vier Priester und sechs Laienbrüder umfassen. 1522 amtete der spätere Chronist Johannes Stumpf als Prior von Bubikon, als in Zürich die Reformation unter Zwingli begann. Stumpf schloss sich der Reform an, konnte aber nicht verhindern, dass es zu chaotischen Zuständen in der Kommende kam. 1525 wurden die Gebäude in Bubikon während des Bildersturms durch aufständische Bauern geplündert. 1528 kam es zu einem Konflikt zwischen Stumpf und dem Schaffner von Bubikon, der am katholischen Glauben festhielt. Seither stand die Kommende unter der Aufsicht des Rates von Zürich. Erst 1532 erhielt der Johanniterorden die Kommende wieder zurück, allerdings mit der Auflage, dass ein reformierter Bürger von Zürich die Stelle des Schaffners bekleidete und die Kollaturpfarreien durch reformierte Pfarrer besetze, die vom Rat zu bestätigen waren. Die Inventare der Kirchen, die während der Reformation zerstört bzw. verkauft worden waren, mussten abgeschrieben werden. Seitdem wies Bubikon zwar keinen Konvent mehr auf, die Güter und Einkünfte blieben dem Orden aber erhalten. 1532 bis 1798 verpachtete der Grossprior von Deutschland das Amt des Schaffners von Bubikon an Bürger von Zürich. Der Schaffner führte die gesamte Verwaltung, führte die Buchhaltung zuhanden des Grosspriorats in Heitersheim und übte die niedere Gerichtsbarkeit aus. 1616 bot der Orden der Stadt Zürich die Kommende Bubikon zum Kauf an, diese konnte aber das nötige Kapital nicht aufbringen. Nur das Amtshaus in Zürich mit seinen Gütern sowie die Kirchen und Gerichte von Buchs und Wangen wechselten für 20'000 Gulden an Zürich.

Aufhebung und weitere Geschichte der Gebäude

Die Gerichtsherrschaft der Komturei Bubikon im Stadtstaat Zürich 1789

Die endgültige Aufhebung der Kommende erfolgte am 16. Juni 1789, als der Grossprior Johann Josef Benedikt von Reinach die gesamten Güter, Einkünfte und Herrschaftsrechte in Bubikon für 100'000 Gulden an den Zürcher Bürger Hans Georg Escher zu Berg am Irchel verkaufte. Dieser verkaufte im folgenden Jahr alle Gerichte, Kollaturen, Grundzinsen, Zehntgefälle etc. für 108'241 Gulden an die Stadt Zürich, behielt aber den Grundbesitz und das Ritterhaus – er konnte also einen beträchtlichen Gewinn verbuchen.

Im 19. Jahrhundert wechselten die Gebäude der Kommende mehrmals den Besitzer. Während einzelne Gebäudeteile in Mietwohnungen unterteilt wurden, dienten andere landwirtschaftlichen Zwecken. Die Umnutzung der ehemaligen Kapelle in einen Schweinestall und einen Getreidespeicher fand allerdings bereits nach der Reformation statt. Der ehemalige Chor der Kapelle wurde 1819 abgebrochen. Die Steine sowie zahlreiche Grabplatten fanden Verwendung beim Bau der nahegelegenen Spinnerei Chämmoos. Zwischen 1873 und 1879 wurden in der im Obergeschoss des Kirchenschiffs eingebauten Wohnung katholische Gottesdienste abgehalten.

Da sich der Bauzustand der Gebäude zusehends verschlechterte, entstand die Idee, im Ritterhaus eine Bezirks-Armenanstalt einzurichten, weil man so hoffte, dass die Anlage als Gesamtes erhalten werden könnte. Erst 1935 konkretisierten sich die Bemühungen zur Erhaltung und Renovation des Ritterhauses. Mit dem Erlös einer von über 10'000 Menschen besuchten Freilichtaufführung sowie grosszügiger Spenden von Firmen, Privaten und der Unterstützung des Kantons Zürich, kaufte die 1936 gegründete Ritterhausgesellschaft Bubikon einen Grossteil der Gebäude. Zwischen 1938 und 1959 wurden die Gebäude in mehreren Etappen renoviert und zum Teil wieder in den Urzustand zurückgeführt. In der Schweiz wurde das Ritterhaus landesweit durch einen Modellbogen des Pädagogischen Verlages des Lehrer- und Lehrerinnenvereins Zürich bekannt.

Das Ritterhaus Bubikon steht als Denkmal unter dem Schutz des Bundes. In einem Teil der Gebäude werden seit 1941 in einem Museum die Geschichte der Komturei, des Johanniterordens sowie die Waffensammlung J.J. Vogel und die Münzsammlung der Erbengemeinschaft Paul Hotz mit Münzen des Johanniter-/Malteserordens präsentiert. Das Archiv der Kommende befindet sich heute im Staatsarchiv Zürich unter der Signatur C II 3.

Baugeschichte / Gebäude

Grundriss der Johanniterkommende, gezeichnet von Ulrich Felix Lindinner 1782
Rekonstruktion des Grundrisses der Kommende und ihrer Gebäude vor 1789 von Zeller-Werdmüller
Wappen des Malteserordens an der Hofseite des Komturhauses. Zwei Kraniche sind dem Wappen als Schildhalter beigestellt. Darüber ist eine Fürstenkrone angebracht, womit der Reichsfürstenstandes des Grosspriors in Heitersheim angezeigt wird

Die Baugeschichte der Kommende ist erst ansatzweise erforscht. Die Datierung ergibt sich aus Dokumenten, Inschriften und dendrochronologischen Proben. Die ursprüngliche Anlage war ab dem 16. Jahrhundert vollendet. In mehreren Etappen verschmolzen vier ursprünglich freistehende Gebäude zu einem dreieckigen Komplex, der von einer Mauer eingefasst war.

Gebäude der ehemaligen Kommende, die heute noch existieren (von Nordwesten):[6]

  • Neuhaus: Dieses Gebäude ist heute noch ein Wohnhaus und ist in Privatbesitz, da es bislang nicht von der Ritterhausgesellschaft erworben werden konnte. Ein erster Teil des Gebäudes wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert als Erweiterung des Bruderhauses angelegt. Im 16. Jahrhundert wurde das Haus weiter ausgebaut. Über seine Verwendung ist nichts bekannt. Das Haus wurde bis heute nicht detailliert untersucht. Seit dem 19. Jahrhundert dient es als Wohnhaus.
  • Bruderhaus: Das älteste Gebäude der Anlage, im Kern um 1190 errichtet. Diente zuerst als Kapelle, später zur Unterbringung der Konventbrüder. Es wurde zu diesem Zweck um 1200 erhöht und gegen Osten erweitert. Im 13. Jahrhunderts erfolgte eine Erweiterungen gegen Westen. Nach der Errichtung eines neuen Bruderhauses wurde dieser Gebäudeflügel als Ökonomiegebäude umgenutzt. Das Erdgeschoss diente als Keller, in den oberen Stockwerken wurden Vorräte gelagert (Schütte). Auf der Hofseite wurde ein Schopf angebaut, der zur Lagerung von Holz diente.
  • Kapelle: Die Kapelle (früher auch als «Kirche» bezeichnet) ist momentan der am besten untersuchte und dokumentierte Teil der Kommende. Das heute noch bestehende Schiff wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde eine Vorhalle angebaut. Der ursprüngliche flach schliessende romanische Chor wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts durch einen grösseren spätgotischen Chor ersetzt. Die Kapelle wurde nach der Reformation als Lagerraum umgenutzt. Im 17./18. Jahrhundert wurde ein Zwischenboden eingezogen. Das Obergeschoss diente darauf als Schütte und zu Wohnzwecken. Das Erdgeschoss wurde als Schopf, Keller und Schweinestall genutzt. Der Chor wurde 1819 abgebrochen. In der Vorhalle der Kapelle liess Statthalter Scherrer Mitte des 18. Jahrhunderts eine Zimmerflucht einrichten. Diese Zimmer wurden – wie die Einbauten in der Kapelle – bei der Renovation in den 1940er Jahren entfernt.
  • Zwischenbau Kapelle-Komturhaus/Schaffnerei: Mit diesem Bau wurden Ende des 14. Jahrhunderts die Kapelle und das Komturhaus verbunden. Im Erdgeschoss liegt eine offene Eingangshalle, im Obergeschoss die Schaffnerei, mit Wohn- und Amtsräumen für den Schaffner bzw. später für den Statthalter. Die im 18. Jahrhundert in der Laube eingebaute «blaue Stube» wurde 1943 zusammen mit den Räumen über der Vorhalle der Kapelle entfernt. Um 1570 wurde dieser Zwischenbau mit dem Komturhaus aufgestockt. Nach der Reformation wurden Schaffnerei und Komturhaus gemeinsam vom Statthalter genutzt und als «Wohnhaus» oder «Statthalterei» bezeichnet. Im obersten Stock befindet sich ein Saal, der heute als Bibliothek bezeichnet wird.
  • Komturhaus (früher auch Konventshaus): Dieser zuerst freistehende Bau wurde im 13. Jahrhunderts errichtet und zur Zeit des Komturs Schwalbach ca. 1570 um ein weiteres Stockwerk erhöht. Das Erdgeschoss wurde wohl zuerst als Pferdestall, später als Trotte und als Magazin genutzt. In den oberen Geschossen lagen repräsentative Säle, die nach dem Geschmack der Zeit gestaltet wurden. Erhalten haben sich Renaissance-Malereien («Schwalbachsaal») sowie Täfermalereien von ca. 1739, die Zürcher Herrschaftssitze und Landschaften aus dem 18. Jahrhundert zeigen («Grosse Hofstube»/«Komtursaal»).
  • Zwischenbau Komturhaus-Schütte/Neues Bruderhaus: Dieser Zwischenbau wurde im 13. Jahrhundert wohl als neues Bruderhaus unter Komtur Hugo von Montfort angelegt und später mit der Schütte auf gleiche Höhe gebracht. Im 18. Jahrhundert lagen hier Räume für das Gesinde.
  • Schütte/Ritterhausflügel (früher auch fälschlicherweise Komturei): Die Schütte wurde wie das Komturhaus wohl im 13. Jahrhundert als freistehendes, zweigeschossiges Gebäude angelegt. Im Erdgeschoss lagen Ställe und das erste Geschoss diente als Schütte. Darüber liess Komtur Hugo von Montfort um 1430 einen Kapitelsaal anlegen. Um 1548 wurde der Saal noch einmal im Stil der Renaissance umgestaltet. Die original erhaltene Decke wurde 1940 bei einem Brand zerstört. Dieser Gebäudeflügel diente auch vor der Renovation als Lager bzw. Vorratshaus.
  • Sennhaus/Gesindehaus: Das Sennhaus wurde um 1480 errichtet und 1570 für die Milchwirtschaft umgebaut. Im 19./20. Jahrhundert lebte hier wohl das Gesinde.
  • Ökonomiegebäude: Das langgestreckte Ökonomiegebäude ist heute noch teilweise erhalten. Auf der Rückseite des Landwirtschaftsbetriebes sind noch entsprechende Mauern sichtbar. Es wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt errichtet, ist allerdings bereits auf den frühesten Ansichten dargestellt. Es umfasste Ställe, eine Tenne und eine Scheune im Obergeschoss.

Gebäude der ehemaligen Kommende, die heute nicht mehr existieren (von Nordwesten):

  • Tor: Der Eingangsbereich wurde durch ein Portal geprägt, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgetragen wurde.
  • Portenhaus: Direkt neben dem Tor stand das Portenhaus, das aus einem ehemaligen Torturm entstanden war. Im Erdgeschoss war später eine Schmiede untergebracht. Das Obergeschoss diente zu Wohnzwecken für das Gesinde.
  • Wehrturm: Auf älteren Abbildungen ist ein Wehrturm zwischen Ökonomiegebäude und Sennhaus dargestellt. Er wurde offenbar bereits im 17. Jahrhundert entfernt.

Bilder aus dem Inneren

Wappen

Wappen Bubikon.svg Das Wappen der Kommende weist ein Schwarzes B auf gelbem Grund auf. Es ist heute noch im Wappen der Gemeinde Bubikon vertreten.

Liste der Komture bis zum Verkauf 1789

Franz von Sonnenberg, Grossprior des Malteserordens, Komtur von Bubikon 1682

Als Leiter der Kommende Bubikon fungierte ein Komtur des Johanniterordens. Seit 1468 unterstand die Kommende Bubikon dem Grossprior in Heitersheim als Tafelgut. Die Grosspriore der Deutschen Zunge amtierten also gleichzeitig als Komture in Bubikon, liessen sich jedoch durch Statthalter vertreten.[7]

Amtszeit Komtur
1217–1244 Burkhard
1255–1265 Graf Heinrich von Toggenburg
1268 Konrad
1272–1273 N. Hirskor
1275 Friedrich von Stoffeln
1276/77–1296 Heinrich von Lichtenstein
1297–1329 Graf Hugo (I.) von Werdenberg
1330–1343 Graf Mangold von Nellenburg
1344 Herdegen von Rechberg
1344–1345 Konrad von Falkenstein
1350 Herdegen von Rechberg
1357–1363 Graf Hugo (II.) von Werdenberg
1368–1369/72 Graf Friedrich von Zollern
1372–1383 Werner Schürer
vor 1393? Hartmann Maness
1393 Graf Hartmann von Werdenberg-Sargans
1393–1444 Graf Hugo von Montfort-Bregenz
1445?–1446 Johannes Lösel
1446–1457 Johannes Wittich
1458–1460 Johannes Lösel
1460–1467 Walter von Bussnang
1467–1481 Johannes von Ow
1482–1505 Graf Rudolf von Werdenberg-Sargans
1506–1512 Johannes Heggenzer von Wasserstelz
1512–1546 Johannes von Hattstein
1546–1554 Georg Schilling von Cannstatt
1554–1566 Georg von Hohenheim
1567–1573 Adam von Schwalbach
1573–1594 Philipp Flach von Schwarzenberg
1594–1598 Philipp Riedesel von Camburg
1598–1599 Bernhard von Angeloch
1599–1601 Philipp Lösch von Müllheim
1601–1607 Wiggert von Rosenbach
1607–1612 Arbogast von Andlau
1612–1635 Johann Friedrich Hund von Saulheim
1635–1647 Hartmann von der Tann
1647–1682 Landgraf Friedrich von Hessen-Darmstadt
1682 Franz von Sonnenberg
1683 Gottfried Droste zu Fischerung
1684–1704 Hermann von Wachtendonk
1704–1721 Wilhelm von Rhede (Rheide)
1721-1727 Gosswin Hermann Otto von Merfeldt
1728–1754 Philipp Wilhelm Graf von Nesselrode-Reichenstein
1754 Philipp Joachim von Prassberg
1755–1775 Johann Babtist von Schauenburg
1775–1777 Franz Christoph Sebastian von Remching
1777–1796 Johann Joseph Benedikt von Rheinach zu Toussemagne

Liste der Zürcher Statthalter nach 1528

Als die Stadt Zürich im Zug der Reformation die Johanniterkommende Bubikon, ihre Güter und Einkünfte an sich zog, setzte sie vorerst 1528 Hans Stucki als Pfleger zur provisorischen Verwaltung der Güter ein. Am 12. Dezember 1532 schloss der Johanniterorden mit der Stadt Zürich einen Vertrag, der zwar die Besitzungen und die Einkünfte von Bubikon an den Orden zurückerstattete, wogegen der Hochmeister in Heitersheim bestätigte, nur noch reformierte Zürcher Bürger als Statthalter (auch «Amtmann» oder «Schaffner») zu ernennen. Da in Bubikon keine Ordensangehörigen mehr untergebracht waren, wurde das Statthalteramt zu einer reinen Verwaltungsfunktion. Das Amt wurde vom Hochmeister in Heitersheim dem jeweiligen Inhaber gegen eine jährlich Gebühr von zuerst 1400, später 1200 Gulden verpachtet. Der Statthalter konnte dafür die anfallenden Nutzen und Einkünfte behalten. Zudem erhielt er noch einen Lohn von 400 Gulden im Jahr.[8]

Amtszeit Statthalter
1528–1534 Hans Stucki
1534–1547 Oswald Wirz
1548–1560 Ludwig Hager
1560–1578 Marx Vogel
1579–1589 Jost Meyer
1589–1608 Hans Meiss
1608–1619 Hans Rudolf Meiss
1619–1627 Jost Füssli
1628–1643 Hans Konrad Ott
1643–1680 Johann Kaspar Eicher
1680–1722 Gerold Escher
1722–1748 Johann Kasper Eicher
1748–1757 Kaspar Escher
1757–1763 Johannes von Scherer
1763–1767 Rudolf Schmid
1769–1789 Felix Lindinner

Siehe auch

Literatur

  • Markus Brühlmann / Michael Tomaschett: Johanniterkommende Bubikon «Kreuz und Quer». Museumsführer. Ritterhausgesellschaft Bubikon: Bubikon 2000 ISBN 3-9522014-0-5
  • Roland Böhmer: Kapelle des Johanniterhauses Bubikon. Schweizerische Kunstführer GSK, Serie 79, Nr. 789. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte: Bern 2006 ISBN 3-85782-789-0
  • «Das Ritterhaus Bubikon». In: Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Bd. II. Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (Die Kunstdenkmäler der Schweiz). Birkhäuser: Basel 1943, S. 160–172.
  • Erwin Eugster: Adlige Territorialpolitik in der Ostschweiz. Kirchliche Stiftungen im Spannungsfeld früher landesherrlicher Verdrängungspolitik. Zürich 1991.
  • Veronika Feller-Vest: «Bubikon». In: Petra Zimmer / Patrick Braun (red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Bd. 1. (Helvetia Sacra IV, Bd. 7). Schwabe Verlag: Basel 2006 ISBN 3-7965-2153-3
  • Roberto Fröhlich: Die Eigenleute des Johanniterhauses Bubikon. Diss. Zürich 1993. (Zürcher Studien zur Rechtsgeschichte 25)
  • Hans Lehmann: Das Johanniterhaus Bubikon. Geschichte, Baugeschichte und Kunstdenkmäler. Ritterhausgesellschaft Bubikon, Zürich o.J. (Sonderdruck aus Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 35, Heft 1–3)
  • Kurt Schmid: «Das Ritterhaus zu Bubikon». In: Max Bührer / Kurt Schmied / Jakob Zollinger: Bubikon-Wolfhausen. Zwei Dörfer – eine Gemeinde. Bd. 1. Bubikon 1981, S. 76–110.
  • H. Zeller-Werdmüller: «Das Ritterhaus Bubikon». In: Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXI, Heft 6, 1885.

Weblinks

 Commons: Ritterhaus Bubikon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eugster, Geschichte des Kantons Zürich Band 1. Werd Verlag, Zürich 1995, S. 215-216
  2. ad hospitale transmarinum sancti Iohannis [...] ut pauperibus predicti xenodochii libris pensionibus in eternum deserviat (UBZürich I, 235 Nr. 354), zit. n. Feller-Vest: «Bubikon», S. 136.
  3. Eugster, Territorialpolitik, S. 261–270.
  4. Bubikon-Wolfhausen, Bd. 1, S. 96f.
  5. Fröhlich, Eigenleute, S. 55–61.
  6. Nach Böhmer, Kapelle des Johanniterhauses Bubikon, S. 8f., 31f.; Brühlmeier, Johanniterkommende Bubikon, S. 6–11, 40–45; Lehmann, Johanniterhaus Bubikon, S. 68f., 205–209, Zeller-Werdmüller, Ritterhaus Bubikon, S. 170–173.
  7. Liste nach Feller-Vest, Bubikon, S. 144-163.
  8. Kläui, Jahrheft der Ritterhausgesellschaft Bubikon, Nr. 3/1941.
47.2666666666678.8280555555556

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