Salzderhelden

Salzderhelden
Salzderhelden
Stadt Einbeck
Wappen von Salzderhelden
Koordinaten: 51° 48′ N, 9° 55′ O51.7972222222229.9125110Koordinaten: 51° 47′ 50″ N, 9° 54′ 45″ O
Höhe: 110 m ü. NN
Fläche: 9,98 km²
Einwohner: 1.923 (2010)[1]
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 37574
Vorwahl: 05561

Salzderhelden ist seit 1974 einer der 31 Ortsteile Einbecks. Der Name geht vermutlich auf das mittelalterliche „Salz an der Halde“ zurück, möglicherweise ist es jedoch eine Kombination von „Salz“ und „Hall“. Salzderhelden besaß aufgrund der Salzgewinnung im Mittelalter eine große Bedeutung und war Herzogssitz, Münzstätte und politisches Zentrum.

Bekannt ist der an der Hannöverschen Südbahn gelegene Ort heute unter anderem durch das große Hochwasser-Rückhaltebecken, dem aus Steinen gesetzten Ortsnamen "SALZDERHELDEN".

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Salzderhelden liegt in Südniedersachsen, etwa 35 km nördlich Göttingens und 4 km südöstlich Einbecks.

Geschichte

Merian-Stich von 1654
Blick von Osten auf Alt-Salzderhelden mit der Ruine der Heldenburg
Blick von der Heldenburg nach Osten auf Teile Salzderheldens

Der Ort liegt im Hochwassergebiet der Leine und ist von flämischen Zuwanderern trockengelegt worden. Die angrenzenden Siedlungen Oldendorp, Jeinsen, Bönickenhusen und Heldeshusen, die teilweise seit 800 existierten, wurden später aufgegeben und die Einwohner zogen nach Salzderhelden um.

Im neuen Ort wurde 1271 auf Wunsch der Pfänner eine Marienkapelle gebaut. 1285 wurde Salzderhelden im Länderausgleich zwischen den drei Söhnen Herzog Albrechts erwähnt. 1289 starb der Ritter Johann Rieme in Salzderhelden, er ist in Wiebrechtshausen begraben.

Herzog Heinrich der Wunderbare gelangte 1291 in den Besitz der Heldenburg – auf der er 1322 starb. Mit ihm begann die überregionale Bedeutung des Ortes als Herzogsitz, Münzstätte und politisches Zentrum. 1305 wurde entsprechend der gestiegenden Bedeutung ein großes Ritterturnier veranstaltet. Der Ort begann zu wachsen und die Hauptkirche wurde 1333 nach Salzderhelden verlegt. 1361 verwendete Albrecht I. von Braunschweig-Grubenhagen bei seinem Amtsantritt in Salzderhelden erstmals das Sachsenross, das heute Niedersachsens Landeswappen ziert.[2]

1448 hatte der Ort schon eine Befestigung, so dass ein Angriff der Hussiten im Zuge der Soester Fehde abgeschlagen werden konnte. 1450 erhielt der Ort eine weitere Kapelle unterhalb der Burg, die in den Grundmauern noch erhalten ist. 1480 wurden dem Ort die Fleckenrechte verliehen, 1493 bekam die Hauptkirche einen Glockenturm. 1523 brannte der Ort ganz ab. 1541 wurde erstmals eine eigene Ratsschule und eine neue Kirchenordnung erwähnt.

1590 bis 1594 wurden die Hochwasserschutzeinrichtungen erneuert. 1600 wurde die jetzige Burgschenke als Amtshaus gebaut. 1623 äscherte ein neuer Großbrand den Ort ein, doch Kirche, Schule und 35 Häuser konnten gerettet werden. Der Wiederaufbau ging zügig voran, 1624 war das Vorwerk bei der Mühle wieder aufgebaut. 1625 und 1633 kam es im Dreißigjährigen Krieg zu Plünderungen. Dabei kam die Pest nach Salzderhelden, und neben den Opfern in der Bevölkerung starben auch sechs Kinder des Gutsherrn von Minnigerode. 1637 wurde der Ort „Bergstädtlein Salz der Helden“ genannt.

Die Einwohnerzahl hatte sich aufgrund der wachsenden Bedeutung des Ortes weiter vergrößert. Das Hausbuch von 1664 erwähnt 78 Häuser im Flecken, davon 33 Pfänner, 17 Salzfahrer, 6 Salzträger, 5 Schmiede, 3 Branntweinbrenner, 3 Bäcker und außerhalb des Dorfes Büter[3] in weiteren 10 kleineren Häusern. Die Bewohner des Vorwerks mit Brauerei, Mühle und Scheunen wurden dabei nicht mitgezählt.

1740 brachte ein Jahrhunderthochwasser große Zerstörungen. 1764 wurde der Amtshof gebaut und der Kirchenneubau begonnen. 1774 entstand die gepflasterte Hannoversche Chaussee und brachte weiteren Wirtschaftsaufschwung. Die Leinenlegge wurde nach Salzderhelden verlegt und eine Fabrik für Wollstoffe entstand. Dem Betrieb war jedoch kein Erfolg beschieden, so dass das verschuldete Gut im Wert von 30.000 Talern 1850 gekauft und an 83 Einwohner verteilt wurde.

Am 1. August 1854 wurde der nach Plänen von Conrad Wilhelm Hase erbaute Bahnhof eingeweiht. 1912 gab es 214 Wohnhäuser mit 350 Arbeitern, davon 52 Bauhandwerker, 48 Kalikumpel, 33 Handwerker, 30 Eisenbahner und 26 Salinenarbeiter. 1926 wurde ein neues Schulhaus erbaut, 1935 auch eine Flussbadeanstalt. Nach dem 2. Weltkrieg kamen viele Heimatvertriebene aus Schlesien, Ostpreußen, der Schitomirregion und dem Baltikum nach Salzderhelden, so dass die Bevölkerung von 1000 auf 1800 stieg. 1951 wurde eine Freilichtbühne auf der Burgruine errichtet.

In den 70er Jahren wurde im Zuge des Polderbaues ein Wellnesscenter geplant, doch ebenso wie das Vorhaben „Freizeitsee Einbecker See“ wurde es nicht verwirklicht. Ein Kindergarten, die Sporthalle, das Jugendhaus und das Haus des Sports wurden in diesem Jahrzehnt erbaut. Die Bahnstrecke nach Einbeck wurde 1984 für den Personenverkehr geschlossen.

Die Saline Salzderhelden

Der Sage nach wurde die Salzquelle am Bergeshang 1173 entdeckt. Der Fund gab Anlass für die Entwicklung der Salzgewinnung, die Salzderhelden fast 800 Jahre lang prägen sollte. Über die Frühzeit der Saline ist wenig bekannt, sie wurde etwa im 12. Jahrhundert gegründet.[2]

1586 erhielt der Salzbrunnen im Ort eine 240 Meter lange Wasserkunst, die in 4 Metern Höhe kunstvoll die Straße überquerte. 1653 wurde ein Gradierwerk zur Anreicherung der Sole geplant, und 1662 wurde ein gemeinsames Salzvorratshaus erbaut. Ab 1693 wurde ein 112 Meter langes Gradierwerk angelegt und 1732 auf 225 Meter verlängert.

Die Siedezeit der Pfänner dauerte damals von Anfang April bis Ende November, der Anteil der Pfänner und sonstiger Salinenarbeiter an der Bevölkerung war gemäß dem Hausbuch von 1664 sehr hoch. Dieser hohe Anteil blieb während der gesamten Salinengeschichte bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestehen.

1757 wurde die Saline auf den Flamke verlegt, und ab 1772 wurden zwei Windmühlen für die Pumpen und auch das Gradierwerk neu erbaut. Zur Salzgewinnung kam 1851 mit der Eröffnung eines Solbads der Bade- und Kurbetrieb hinzu. Eine neue Sohlebohrung 1860 erreichte 450 Meter Tiefe, für die Förderung wurde eine Dampfmaschine errichtet, die die alte Salzkunst teilweise ersetzte. Die Salzkunst wurde 1885 vollständig stillgelegt. 1899 wurde ein Kaliwerk gebaut, das 1909 mit der Förderung begann, aber 1925 wieder stillgelegt wurde. 1920 wurde die Saline elektrifiziert, 1933 wurde der Betrieb fast ganz heruntergefahren, so dass nur noch zwei Pfannen arbeiteten.

Ab 1963 übernahm die Stadt Einbeck die einst bedeutende Saline. Seitdem werden dort nur noch Bäder und Inhalationen verabreicht. Einige Bewohner erlernten dort noch das Schwimmen.

Politik

Ortsbürgermeister ist Albert Thormann (CDU).

Verkehr

Salzderhelden liegt an der Hannöverschen Südbahn, und wird etwa im Stundentakt mit Göttingen, Kreiensen und Hannover verbunden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Abschlußbauwerk des Rückhaltebeckens
Naturschutzgebiet im Polder des Rückhaltebeckens
  • Burgruine der Heldenburg mit Palaswand und Burgmuseum im Keller
  • Johanneskapelle ab 1450 an der Pferdeleine erbaut (nur Außenmauern erhalten)
  • ehemaliges Rathaus/Pfarrhaus aus dem 19. Jahrhundert
  • altes Amtshaus von 1600, jetzt Burgschänke
  • die 1769 erbaute St. Jacobi-Kirche mit ihrem Barock-Altar
  • alte Saline von 1757 (Förderturm, Sohlebehälter, Badezimmer)
  • alter Amtshof von 1764 mit königlichem Wappen
  • sehenswerter alter Bahnhof der Hannoverschen Südbahn von 1854 mit Heimatstube
  • Schulhaus der Grundschule Salzderhelden-Vogelbeck von 1926
  • Anlage des Kriegsgräberfriedhofes 1951
  • Sporthalle 1969
  • Kindergarten seit 1970
  • Haus des Sports
  • Hochwasserrückhaltebecken der Leine

Einzelnachweise

  1. Stadt Einbeck: Einwohnerstatistik Oktober 2010 (PDF). Abgerufen am 22. März 2011.
  2. a b Wissenswertes über Salzderhelden, Webseite von Salzderhelden
  3. Georg Schambach: Wörterbuch der niederdeutschen Mundart der fürstenthümer Göttingen und Grubenhagen, 1898, S. 36

Weblinks

 Commons: Salzderhelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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