- Schinznach Dorf
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Schinznach-Dorf Basisdaten Kanton: Aargau Bezirk: Brugg BFS-Nr.: 4115 PLZ: 5107 Koordinaten: (653233 / 255553)47.4486118.144452383Koordinaten: 47° 26′ 55″ N, 8° 8′ 40″ O; CH1903: (653233 / 255553) Höhe: 383 m ü. M. Fläche: 8.91 km² Einwohner: 1646
(31. Dezember 2008)[1]Website: www.schinznach-dorf.ch Karte Schinznach-Dorf ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Brugg im Schweizer Kanton Aargau, rund fünf Kilometer südwestlich des Bezirkshauptorts Brugg. Bis 1938 hiess die Gemeinde Schinznach. Zur Unterscheidung vom auf Schinznach Bad umbenannten Birrenlauf nannte sie sich fortan Schinznach Dorf. Seit 2003 gilt die Version mit Bindestrich als offiziell korrekte Schreibweise.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Dorf liegt rund zwei Kilometer westlich der Aare am Eingang des Schenkenbergertals, am Fusse eines Ausläufers des Juras. Zwischen dem Dorf und dem Fluss liegt das flache Schinznacherfeld, das landwirtschaftlich genutzt wird und darüber hinaus auch eine Kiesgrube aufweist. Auf der Höhe des Wasserkraftwerks teilt sich die Aare in zwei Flussarme. Rund ein Viertel der schmalen, vier Kilometer langen Schacheninsel liegt auf dem Gemeindegebiet von Schinznach-Dorf. Zwei Kilometer nordöstlich des Dorfzentrums liegt der Weiler Wallbach. Im Westen grenzt die Gemeinde an den Grund (731 m ü. M.), im Nordwesten an den Dreierberg (758 m ü. M.) und an den Linnerberg (722 m ü. M.). Am Südosthang des Grunds wird Weinbau betrieben.
Die Fläche der Gemeinde beträgt 891 Hektaren, davon sind 400 Hektaren bewaldet und 114 Hektaren überbaut. Die höchste Stelle ist der Dreierberg, die tiefste Stelle liegt auf 340 Metern an der Aare.
Nachbargemeinden sind Linn und Villnachern im Norden, Schinznach-Bad im Osten, Veltheim und Oberflachs im Süden, Thalheim im Westen sowie Zeihen im Nordwesten.
Geschichte
Während der Zeit des Römischen Reiches befand sich im Oberdorf ein Gutshof, von dem bisher Teile ausgegraben wurden (darunter 1953 ein Hypokaustum). Die Reste eines weiteren Gebäudes fanden sich im Gebiet Römerhof. Bei Grabungen für eine Kanalisation wurde 1966 ein Grab aus dem späten 2. Jahrhundert entdeckt.[2]
Schinznach-Dorf wurde am 13. März 1189 erstmals urkundlich erwähnt. Damals stellte Papst Clemens III. das Kloster Muri und dessen Besitztümer unter seinen Schutz. In der Urkunde wurde auch die Siedlung predium Schincennacho aufgeführt. Im Mittelalter herrschten die Habsburger über das Dorf. In der Burg Schenkenberg oberhalb des vier Kilometer westlich gelegenen Dorfes Thalheim residierten die Schenken von Schenkenberg, welche für die Habsburger die Verwaltung und die Rechtsprechung ausübten.
Die Herrschaft Schenkenberg wurde 1460 durch die Stadt Bern militärisch besetzt und als neue Landvogtei den übrigen Untertanengebieten im Berner Aargau angefügt. 1528 erfolgte die Einführung der Reformation. 1732 wurde Schinznach in die neu gebildete Landvogtei Kasteln eingeteilt. Im März 1798 eroberten die Franzosen die Schweiz, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Schinznach gehört seither zum Kanton Aargau.
Früher gab es die Gemeinden Schinznach auf der linken und Birrenlauf auf der rechten Seite der Aare. 1654 wurde auf dem Gemeindegebiet von Schinznach eine schwefelhaltige Quelle entdeckt, die allerdings 1670 durch eine Überschwemmung verschüttet wurde. Die Schinznacher Quelle wurde 1691 wieder entdeckt, diesmal aber auf der rechten Aareseite bei Birrenlauf. Das neue Heilbad erhielt dennoch den Namen Schinznach. Als 1858 die Gemeinde Birrenlauf eine Bahnstation namens Schinznach-Bad erhielt und die Post später diesem Beispiel folgte, führte dies oft zu Verwechslungen. Seit 1938 heisst Birrenlauf nun offiziell Schinznach-Bad, während das ursprüngliche Schinznach den Zusatz «Dorf» erhielt.
Mitte des 18. Jahrhunderts war Schinznach das grösste Dorf des heutigen Bezirks Brugg gewesen. Der Niedergang des Weinbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zu einem deutlichen Bevölkerungsrückgang, der erst über 100 Jahre später wieder ausgeglichen werden konnte.
In der Gemeindeversammlung vom 23. Januar 2009 sprach sich der Souverän für eine Fusion mit den Nachbargemeinden Oberflachs, Schinznach-Bad und Villnachern zur neuen Gemeinde Schenkenberg aus. [3]
Sehenswürdigkeiten
Die Kirche wurde erstmals 1227 erwähnt. Das aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirchenschiff im romanisch-gotischen Stil wurde 1779 wegen Platzmangel abgebrochen und in erweiterter Form neu erbaut. Die im Kirchengebäude integrierte, 1650 erbaute Erlachkapelle ist die Begräbnisstätte von General Johann Ludwig von Erlach und seiner Frau Margareta. Die Kirche wurde renoviert und im Dezember 2006 wieder eröffnet.[4]
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Gespalten von Schwarz mit abnehmendem gelbem Halbmond und von Blau mit drei pfahlweise gestellten sechsstrahligen weissen Sternen.» Die älteste bekannte Darstellung erscheint auf dem Gemeindesiegel von 1811. Der Mond hatte damals jedoch ein Gesicht und die Sterne waren bogenförmig nach links untereinander angeordnet. 1872 erschienen die Symbole auf einem ungespaltenen blauen Schild. 1953 wurde die heutige Variante eingeführt. Das Wappenbild geht auf die volkstümliche Deutung des Ortsnamens zurück: «Schint z'Nacht» (scheint in der Nacht).[5]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[6]
Jahr 1764 1837 1870 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 838 1423 1167 985 912 1083 1081 1154 1228 1517 1637 Am 31. Dezember 2007 lebten 1664 Menschen in Schinznach-Dorf, der Ausländeranteil betrug 12,0 %.[7] Bei der Volkszählung 2000 waren 61,9 % reformiert, 22,7 % römisch-katholisch und 1,6 % christlich-orthodox; 1,3 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 93,6 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, je 1,2 % Albanisch und Spanisch, 0,7 % Italienisch.[8]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Dora Farrell.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Brugg zuständig. Schinznach-Dorf gehört zum Friedensrichterkreis Veltheim.
Wirtschaft
In Schinznach-Dorf gibt es etwa 800 Arbeitsplätze, davon 17 % in der Landwirtschaft, 51 % in der Industrie und 32 % im Dienstleistungssektor.[9] Sehr bedeutend ist seit jeher der Weinbau. An einem sonnigen Südosthang werden Reben der Sorte Riesling angebaut; die Anbaufläche beträgt rund 31 Hektaren.
In der ganzen Schweiz bekannt ist die Baumschule Zulauf AG. Auf deren Firmengelände fährt die Schinznacher Baumschulbahn, eine mit Dampflokomotiven betriebene Kleinbahn (Spurweite 600 mm).
Verkehr
Schinznach-Dorf wird durch eine Postautolinie erschlossen, die vom Bahnhof Brugg über Schinznach Dorf nach Thalheim verkehrt. Eine weitere Linie führt nach Wildegg. Etwa 1.5 km nördlich des Dorfes verläuft die Haupteisenbahnlinie Zürich–Brugg–Basel (Bözberglinie). Die vor dem östlichen Eingang des Bözbergtunnels gelegene Bahnstation Schinznach-Dorf wurde allerdings 1993 geschlossen.
Rund einen Kilometer nördlich des Dorfes verläuft die Autobahn A3 zwischen Basel und Zürich. Um die Lärmemissionen zu verringern, wurde sie im flachen Schinznacherfeld in einen Tagbautunnel verlegt.
Bildung
Schinznach-Dorf besitzt einen Kindergarten, eine Primarschule, eine Realschule (3. und 4. Klasse) und eine Bezirksschule. Die Absolventen der Sekundarschule und der ersten und zweiten Realschulklasse müssen ins benachbarte Veltheim. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Aarau und Baden.
Persönlichkeiten
- Arthur Stoll (1887–1971), Chemiker
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau (S. 197–198). Verlag Sauerländer, Aarau 1985. ISBN 3-7941-2539-8.
- ↑ Nur Veltheim ist gegen Fusion, Aargauer Zeitung, 24. Januar 2009
- ↑ Michael Stettler, Emil Maurer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau - Bezirke Lenzburg und Brugg. Verlag Birkhäuser, Basel 1953.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Brugg - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
Weblinks
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