Schinznach-Bad

Schinznach-Bad
Schinznach-Bad
Wappen von Schinznach-Bad
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Bruggw
Gemeindenummer: 4114i1f3f4
Postleitzahl: 5116
Koordinaten: (655117 / 255724)47.4499938.169452354Koordinaten: 47° 27′ 0″ N, 8° 10′ 10″ O; CH1903: (655117 / 255724)
Höhe: 354 m ü. M.
Fläche: 1.90 km²
Einwohner: 1216 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.schinznach-bad.ch
Karte
Deutschland Kanton Solothurn Bezirk Aarau Bezirk Baden Bezirk Bremgarten Bezirk Laufenburg Bezirk Lenzburg Bezirk Zurzach Auenstein AG Birr AG Birrhard Bözen Brugg Effingen Elfingen Gallenkirch Habsburg AG Hausen AG Linn AG Lupfig Mandach Mönthal Mülligen AG Oberözberg Oberflachs Remigen Riniken Rüfenach Scherz AG Schinznach-Bad Schinznach-Dorf Thalheim AG Unterbözberg Veltheim AG Villigen Villnachern Windisch AGKarte von Schinznach-Bad
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Auenwald im Norden von Schinznach-Bad

Schinznach-Bad (schweizerdeutsch: ˈʃɪnts.nɑχ bɑd)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Brugg im Schweizer Kanton Aargau. Die Gemeinde, die bis 1938 Birrenlauf hiess, hat aufgrund der schwefelhaltigen Thermalquelle eine grosse touristische Bedeutung. Manchmal wird der Gemeindename auch ohne Bindestrich geschrieben (so zum Beispiel im Amtlichen Gemeindeverzeichnis der Schweiz von 1986). Seit 2003 gilt die Version mit Bindestrich als offiziell korrekte Schreibweise.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf liegt am rechten Ufer der Aare, auf halbem Weg zwischen Lenzburg und Brugg. Die Aare bildet die westliche Gemeindegrenze. Beim Wasserkraftwerk nordwestlich des Dorfzentrums teilt sich die Aare in zwei Flussarme. Dazwischen liegt die rund vier Kilometer lange und durchschnittlich 150 Meter breite Schacheninsel, die bis nach Brugg reicht; Schinznach-Bad selbst hat keinen Anteil an dieser durch angeschwemmtes Geschiebe entstandenen Insel. Die östliche Gemeindegrenze wird durch die steilen Abhänge von Scherzberg und Eihalden gebildet. Im schmalen, durch Flussauen geprägten Uferstreifen erstreckt sich das Dorf auf einer Länge von rund zwei Kilometern.[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 190 Hektaren, davon sind 74 Hektaren mit Wald bedeckt und 86 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf dem Scherzberg auf 508 Metern, der tiefste auf 340 Metern an der Aare.

Nachbargemeinden sind Villnachern im Norden, Brugg im Nordosten, Habsburg und Scherz im Osten, Holderbank im Süden sowie Schinznach-Dorf im Westen.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Birrenlauf, wie die Gemeinde früher hiess, geht auf das Jahr 1064 zurück. Damals überschrieben die Habsburger die Höfe in Biralophon dem Kloster Muri, das nun die geistliche Hoheit ausübte. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen (ze) bircholoufeon und bedeutet «bei den Birken-Wasserfällen».[2] Das Dorf gehörte zum Eigenamt, dem ältesten Besitz der Grafen von Habsburg, deren Stammsitz nur wenige Kilometer entfernt ist. 1397 übertrugen sie die Grund- und Gerichtsherrschaft an das Kloster Königsfelden in Windisch. 1415 eroberten die Stadt Bern den westlichen Aargau und fügte das Eigenamt ihren Untertanengebieten im Berner Aargau zu. Nach Einführung der Reformation im Jahr 1528 wurde das Kloster Königsfelden säkularisiert, woraufhin Bern das Eigenamt in die Landvogtei Königsfelden umwandelte und nun sämtliche Rechte ausübte.

1654 entdeckte man auf dem Gemeindegebiet von Schinznach eine schwefelhaltige Quelle, die allerdings 1670 durch eine Überschwemmung verschüttet wurde. Die Schinznacher Quelle wurde 1691 wiederentdeckt, diesmal aber auf der rechten Aareseite bei Birrenlauf. In der Folge entstanden zahlreiche Gebäude für den Kurbetrieb. Das neue Heilbad wurde trotzdem nach Schinznach benannt. Das Kurbad war 1761 Gründungsort der Helvetischen Gesellschaft, die eine radikale Änderung der bestehenden Herrschaftsstrukturen anstrebte. Im März 1798 war es dann soweit: Die Franzosen eroberten die Schweiz, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und proklamierten die Helvetische Republik. Die Gemeinde gehört seither zum Kanton Aargau.

Die politischen Wirren hatten jedoch kaum Einfluss auf den Kurbetrieb, der weiterhin florierte. Viele Gäste, die nach «Schinznach Bad» kamen, waren sich nicht bewusst, dass sie sich eigentlich in der Gemeinde Birrenlauf aufhielten. Als am 15. Mai 1858 ein Bahnhof namens Schinznach-Bad eröffnet wurde und die Post später diesem Beispiel folgte, führte dies oft zu Verwechslungen. Aus diesem Grund benannte sich die Gemeinde 1938 offiziell in Schinznach-Bad um, während das ursprüngliche Schinznach den Zusatz «Dorf» erhielt. 1952 entstand am südlichen Ende der Schacheninsel ein Wasserkraftwerk. Während des 20. Jahrhunderts hat sich die Bevölkerung fast verzehnfacht.

Am 5. April 2009 stimmten die Stimmberechtigten von Schinznach-Bad einer geplanten Fusion mit den Nachbargemeinden Oberflachs, Schinznach-Dorf und Villnachern zur neuen Gemeinde Schenkenberg zu. Die Fusion kam dennoch nicht zustande, weil Veltheim sie ablehnte.[4] Das daraufhin iniziirte Fusionsprojekt ohne Veltheim scheiterte bei einer Urnenabstimmung am 25. Oktober 2009, als die Stimmbürger von Villnachern das Projekt ablehnten.[5]

Sehenswürdigkeiten

Decke der Kurkapelle in Schninznach-Bad
Kurkapelle im Kurpark in Schinznach-Bad

In der Thermalbadanlage sind teilweise Gebäude aus den Anfangsjahren des Kurbetriebs erhalten geblieben. Der damalige Quellenbesitzer und Münsterbaumeister Samuel Jenner liess 1696 ein Gästehaus errichten, 1703/04 kam ein parallel verlaufendes Gegenstück dazu. Beide Gebäude wurden 1706/08 durch einen Querflügel miteinander verbunden. 1824/27 fügte der Architekt Hans Conrad Stadler einen halbkreisförmigen Rundbau im klassizistischen Stil an. Zum Park gehört die 1881 errichtete Kurkapelle, die mit Spenden von Kurgästen ausgebaut wurde und deren Inneres in surrealem Barock gehalten ist. Der Kurpark wurde von Evariste Mertens gestaltet.[6]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau über drei weissen Wellen steigender gelber Halbmond, beseitet von zwei fünfstrahligen gelben Sternen.» Die Gemeinde Birrenlauf, wie Schinznach-Bad früher hiess, führte seit 1872 auf dem Gemeindesiegel ein Wappen, das einen Fährmann auf einem Stechruderkahn zeigte, begleitet von zwei Birnen. Da das Motiv aus heraldischer Sicht fragwürdig war und mit dem neuen Namen der Gemeinde ohnehin nicht mehr übereinstimmte, wurde 1952 ein neues Wappen eingeführt. Die Wellen symbolisieren die Aare, während der Halbmond und die Sterne die volksetymologische Ortsnamensdeutung «schint z’Nacht» (scheint in der Nacht) ergeben.[7]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[8]

Jahr 1764 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 90 210 149 325 450 711 1041 972 1214 1258

Am 31. Dezember 2010 lebten 1216 Menschen in Schinznach-Bad, der Ausländeranteil betrug 27,1 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 40,5 % reformiert, 27,7 % römisch-katholisch, 7,6 % christlich-orthodox und 7,1 % muslimisch; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 80,8 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 5,6 % Serbokroatisch, 2,5 % Albanisch, je 2,0 % Italienisch und Türkisch, 1,8 % Spanisch, 1,1 % Französisch.[9]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Brugg zuständig. Schinznach-Bad gehört zum Friedensrichterkreis Windisch AG.

Wirtschaft

In Schinznach-Bad gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 1100 Arbeitsplätze, davon weniger als 1 % in der Landwirtschaft, 19 % in der Industrie und 80 % im Dienstleistungsbereich.[10] Das wirtschaftliche Geschehen wird vor allem durch das Thermalbad geprägt, das sich rund einen Kilometer nördlich des Dorfzentrums befindet. Dazu gehören auch die Privatklinik «Im Park», die Rehabilitationsklinik «aarReha», ein Kurhotel, das ursprüngliche Thermalbad, das moderne Freizeitbad Aquarena, eine weitläufige Parkanlage sowie ein 9-Loch-Golfplatz. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber ist AMAG, der grösste Autoimporteur der Schweiz (sämtliche Marken der Volkswagen-Gruppe).

Verkehr

Die stark befahrene Hauptstrasse 5, die direkteste Verbindung zwischen Brugg im Norden und Aarau im Südwesten (rund 10'000 bis 15'000 Fahrzeuge pro Tag), durchquert das Dorf in Nord-Süd Richtung. Die Autobahn A3 überquert etwa zwei Kilometer nördlich des Dorfes die Aare, dank einer geschickt gewählten Linienführung stört diese viel befahrene Autobahn aber nicht allzu sehr. Durch Schinznach-Bad verläuft eine der Ost-West-Hauptlinien der SBB. Am Bahnhof halten Regionalzüge, die nach Aarau, Brugg und Baden verkehren.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Realschule und die Sekundarschule können in Veltheim (1./2. Klasse) und Schinznach-Dorf (3./4. Klasse) besucht werden, die Bezirksschule ebenfalls in Schinznach-Dorf. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Aarau, Baden und Wettingen. Auf dem Thermalbadgelände befindet sich seit 1991 eine Ausbildungsstätte für Physiotherapie.

Weblinks

 Commons: Schinznach-Bad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 375–377.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1069 und 1070, Swisstopo
  4. Fünferfusion gescheitert. Aargauer Zeitung, 5. April 2009, abgerufen am 28. Januar 2010.
  5. Villnachern entscheidet sich klar gegen Schinznach. Aargauer Zeitung, 25. Oktober 2009, abgerufen am 10. August 2010.
  6. Michael Stettler, Emil Maurer; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau. Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Birkhäuser Verlag, Basel 1953.
  7. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 266.
  8. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Brugg, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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