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Schwachhauser Heerstraße
Schwachhauser ChausseeStraße in Bremen Blick von Kilometer 2,04 in stadtauswärtige Richtung Basisdaten Ort Bremen Ortsteil Barkhof, Schwachhausen, Riensberg, Radio Bremen Neugestaltet seit 2002 Querstraßen Hollerallee, Graf-Moltke-Straße, Kirchbachstraße, Kurfürstenallee, Bürgermeister-Spitta-Allee Bauwerke Concordia-Theater, Synagoge, Becker-Haus, Kippenberg-Gymnasium Nutzung Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV Straßengestaltung Hochgepflasterte Straßenbahn in der Mitte Technische Daten Straßenlänge 3.430 Meter Die Schwachhauser Heerstraße verläuft nordöstlich der Innenstadt Bremens durch den Stadtteil Schwachhausen und ist als über drei Kilometer lange Ausfallstraße in die äußeren Stadtteile eine wesentliche Achse des innerstädtischen Verkehrs. Sie wurde als Chaussee durch ein Villenviertel angelegt und vermochte sich diesen Charakter in Teilen bis heute zu erhalten. Seit Ende der 1990er Jahre wurde sie unter massiven Protesten der Anwohner in zwei Bauphasen abschnittsweise umgebaut.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Verlauf im Stadtgebiet
Die Schwachhauser Heerstraße durchquert die Stadtbezirke Mitte und Ost. Sie beginnt an der stark frequentierten Kreuzung der Bismarckstraße mit dem Dobbenweg und der Straße Außer der Schleifmühle im dicht bebauten Viertel östlich der Altstadt und fungiert als direkte Verlängerung des Dobbenweges.
114 Meter später unterquert sie im Concordiatunnel die kreuzende Eisenbahnlinie. Dies ist die einzige Brücke über die Straße. Im weiteren Verlauf passiert sie mehrere Stadt- und Ortsteile, markiert aber auf der gesamten Strecke lediglich deren Grenzen. So liegt sie zu Beginn südlich des Concordiatunnels zu gleichen Teilen in den Ortsteilen Ostertor (Stadtteil Mitte), und Fesenfeld (Stadtteil Östliche Vorstadt). In ihrem Mittelteil wird sie zu den Ortsteilen Gete, Barkhof, Schwachhausen, Riensberg und Radio Bremen (Stadtteil Schwachhausen) gerechnet und zum Ende befinden sich 223 Meter auf dem Gebiet des Ortsteils Horn im Stadtteil Horn-Lehe.
Nach 3,43 Kilometern endet die Schwachhauser Heerstraße an der rechtsseitigen Einmündung der Bürgermeister-Spitta-Allee. Hier knickt sie als Horner Heerstraße Richtung Norden ab. Von der Schwachhauser Heerstraße zweigen 32 Nebenstraßen ab; keine kreuzt sie unter Beibehaltung des Straßennamens. Südseitig münden 15 Straßen und nordseitig 17. Die wichtigsten von ihnen sind auf der Südseite die Hollerallee und ihr gegenüber auf der Nordseite die Graf-Moltke-Straße, die Kurfürstenallee sowie die Kirchbachstraße (benannt nach Hugo Ewald von Kirchbach).
Beschreibung
Die Schwachhauser Heerstraße ist eine innerstädtische Durchgangsstraße. Sie ist durchschnittlich 25 bis 30 Meter breit. Auf ihrer gesamten Länge ist sie eine von Laubbäumen bestandene Allee und an den Straßenrändern von Fuß- und Radwegen gesäumt. Die Straßenbahngleise laufen in der Mitte der Straße zwischen den Richtungsfahrbahnen und sind in Teilen hochgepflastert.
Die Durchfahrtszahlen variieren je nach Abschnitt: Bei einer Zählung 1996 wurden auf der 450 Meter langen Strecke zwischen der Kreuzung mit der Hollerallee/Graf-Moltke-Straße und der Einmündung der Kurfürstenallee 33.476 Kraftfahrzeuge innerhalb von 24 Stunden registriert, von denen etwa drei Prozent Lastkraftwagen waren. Im südlich daran anschließenden Anfangsbereich der Schwachhauser Heerstraße, dem 478 Meter langen Abschnitt zwischen der Kreuzung Bismarckstraße/Dobbenweg/Außer der Schleifmühle und der Kreuzung Hollerallee/Graf-Moltke-Straße, wurden zur Jahreswende 2003/2004 an einem Werktag etwa 20.000 Kraftfahrzeuge gezählt.[1]
Damit liegt die Schwachhauser Heerstraße im Vergleich zu anderen wichtigen Bremer Durchgangsstraßen im Mittelfeld. So wird beispielsweise die Utbremer Straße im Stadtteil Walle täglich von 65.753, die Oldenburger Straße (B 75/B 6) von 60.273 und die Neuenlander Straße (B 6) in der Neustadt von 43.835 Kraftfahrzeugen befahren. Die Zweitgenannte wird im Verlauf der Stephanibrücke über die Weser zu Spitzenzeiten sogar von 100.000 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stunden befahren und ist damit die mit Abstand höchst frequentierte Bundesstraße Deutschlands.[2]
Die Schwachhauser Heerstraße wird auch vom öffentlichen Nahverkehr bedient. So führen die Straßenbahnlinien 4 und 5 der Bremer Straßenbahn durchgehend vom Anfang bis zum Ende. Die Linien 1 und 1S verlaufen vom Beginn der Schwachhauser Heerstraße bis zur Einmündung der Kirchbachstraße, in welche sie abbiegen. Auch Busverkehr ist auf der Straße vertreten, wenn auch auf kurzer Strecke: Die Buslinie 24 trifft aus der Hollerallee kommend auf die Schwachhauser Heerstraße, folgt deren Lauf ein kurzes Stück gen Norden und verlässt sie wieder über die Kurfürstenallee. Insgesamt verfügt die Schwachhauser Heerstraße über acht Haltestellen.
Geschichte
Über die Jahrhunderte war die heutige Schwachhauser Heerstraße eine nahezu unbebaute Straße, die durch die Schwachhauser Feldmark (Wiesen, Äcker und Felder) führte und Bremen mit Schwachhausen verband. Die einzigen Gebäude an der Straße waren Gehöfte, sogenannte Vollhöfe, die im Besitz der Bauern aus der Siedlung Pagentorn (Pferdeturm) waren.
Wegen dieser Besitzverhältnisse lautete der Name der Straße zumindest bis zur heutigen Carl-Schurz-Straße Pagentorner Weg. 1787 wurde dieser Weg zum Teil gepflastert und in den Jahren 1816 bis 1819 umfassend ausgebaut und nach Norden bis in das Dorf Horn verlängert. So wurde die alte Riensberger Straße entlastet, die bislang die einzige Verbindung des Dorfes mit Bremen gewesen war. Verbunden mit dem Ausbau war auch die Errichtung eines Wegegeldhauses in Höhe der heutigen Einmündung der Metzer Straße. Die auf der Chaussee verkehrenden Kutschen mussten dort einen Wegzoll entrichten. Diese Regelung galt noch bis Ende der 1870er Jahre. 1901 gestaltete man das Haus zu einer Polizeiwache um und 1933 wurde es abgerissen.
Um 1825 begannen die Pagentorner Bauern, vor der fortschreitenden Ausweitung des Stadtgebietes zurückzuweichen, verkauften nach und nach ihre Höfe an der Schwachhauser Chaussee als Bauland und ließen sich mehrheitlich selbst an dieser nieder. Im Jahre 1834 war das erste Gebäude an der Chaussee in stadtauswärtiger Richtung eine Ziegelei auf der linken Straßenseite, etwa auf Höhe der heutigen Einmündung der Carl-Schurz-Straße. Dahinter bestanden nur noch acht alte Vollhöfe.
Ab etwa 1850 errichteten Bremer Kaufleute an der Schwachhauser Chaussee ihre Villen und Landhäuser[3] und ab dem 4. Juni 1876 verkehrte auf der Straße die erste Pferdebahn, die zunächst die Strecke vom Herdentor in der Altstadt bis zur Vahrster Brücke bediente und in den Folgejahren verlängert wurde. Sie transportierte anfangs überwiegend Städter, die einen Tagesausflug auf das Land unternehmen wollten. Vier Jahre später waren mit dem Caffeegarten und Tanzsalon Ludwigslust, dem Schweizerhaus sowie den Restaurationen Ländliche Erholung und Englischer Garten bereits vier Ausflugslokale an der Schwachhauser Chaussee eröffnet.
Die Bremer Straßenbahn wurde 1892 elektrifiziert und die Schwachhauser Chaussee war eine der ersten Straßen, die die neuen Züge mit bis zu neun Kilometern pro Stunde befuhren. Acht Jahre darauf, 1900, waren die Wiesen entlang der Chaussee von der Stadt kommend bis zur Hollerallee verstädtert. Per Senatsbeschluss wurde der Name Schwachhauser Chaussee im Jahre 1914 abgeschafft und durch die Bezeichnung Schwachhauser Heerstraße ersetzt. Die systematische Erschließung Schwachhausens schritt nun schneller voran und im Jahre 1925 reichte die Bebauung bis zum Schwachhauser Ring.[3]
Umstrittener Ausbau
1988 begannen erste Planungen bezüglich eines Ausbaus eines Teils der Schwachhauser Heerstraße, da mit weiter steigendem Verkehrsaufkommen gerechnet wurde. Die rund 920 Meter lange Strecke vom Anfang bis zur Einmündung der Kurfürstenallee sollte auf vier Fahrstreifen – zwei je Fahrbahn – erweitert und somit der Straßenquerschnitt auf 30 bis 37 Meter verbreitert werden.
Viele Anwohner standen den Erweiterungsplänen kritisch gegenüber, da diese in ihren Augen nicht notwendig waren und sie eine größere Lärmbelastung, eine erhöhte Luftverschmutzung und somit eine Verringerung ihrer Lebensqualität befürchteten. Deshalb gründeten noch im gleichen Jahr 60 Anlieger die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“. Diese reichte nach mehreren Protestaktionen 1990 beim Verwaltungsgericht der Freien Hansestadt Bremen eine Klage ein. Die Richter urteilten im darauffolgenden Jahr zu Ungunsten der Stadt, dass die Planung fehlerhaft gewesen sei. Gegen dieses Urteil legten die Verantwortlichen der Baubehörde Berufung beim Oberverwaltungsgericht der Freien Hansestadt Bremen ein und änderten gleichzeitig ihre Überlegungen etwas ab. Vor Gericht kam es zu einem Vergleich zwischen den Anwohnern und der Stadt.
Erster Bauabschnitt
Mitte der 1990er Jahre wurde die Planung dahingehend geändert, die Schwachhauser Heerstraße in zwei Abschnitten auszubauen. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von der Kreuzung Hollerallee/Graf-Moltke-Straße bis zur Einmündung der Kurfürstenallee.
Im Juni 2000 legte die Stadt Bremen einen Ausbauplan vor, für den Anfang 2001 das Planänderungsverfahren eingeleitet wurde. Dieses fand mehr als ein Jahr später seinen Abschluss im Planfeststellungsbeschluss vom 22. Juni 2002. Auch gegen die neuen Pläne reichte die Bürgerinitiative eine Klage ein, die jedoch am 8. Oktober 2002 vom Oberverwaltungsgericht abgewiesen wurde.
Die Straßenerweiterung begann im Juli 2003 mit der Verbreiterung der Fahrbahnen auf jeweils 6,00 Meter, was teilweise eine Verbreiterung um zehn Meter bedeutete. Hierzu erwarb die Stadt von 18 anliegenden Privatgrundstücken mehr als 500 Quadratmeter Ausbaufläche. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt waren Ende November 2003 abgeschlossen und kosteten 22.500.000 Euro.
Zweiter Bauabschnitt
Der zweite Bauabschnitt reicht vom Anfang am Dobbenweg bis zur Kreuzung Hollerallee/Graf-Moltke-Straße. Bereits im Jahre 1999 hatte der Senat dem Gesamtprojekt der Straßenbahnlinie 4 zugestimmt, das mit dem Ausbau und der Umgestaltung der Schwachhauser Heerstraße verknüpft war. Im November 2000 wurde das Planänderungsverfahren eingeleitet.
Im November 2004 einigten sich der Senat und die Bürgerinitiative auf einen Kompromiss, der folgendes vorsah:
- Hochpflasterung der Straßenbahn
- Verbreiterung der Fahrbahnen auf jeweils 5,50 Meter
- Mittige Fahrbahnmarkierung, sodass für die Autofahrer der Eindruck zweier schmaler Fahrstreifen entsteht
- Pflanzung von zwölf neuen Bäumen
- Verbesserung der Verkehrsführung für Radfahrer
- Verringerung der Inanspruchnahme privater Flächen auf 295 Quadratmeter
Die Angaben über die benötigten Mittel variierten stark. Die Verantwortlichen in den städtischen Gremien sprachen im November 2004 von errechneten 8.000.000 Euro für den Straßenabschnitt, von denen die Stadt 3.000.000 Euro übernehmen werde. Der bremische Finanzierungsanteil an der Erweiterung des Concordiatunnel betrage 9.000.000 Euro.[4] Etwas mehr als ein Jahr später, am 8. Dezember 2005, bezifferte der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa die Gesamtkosten auf 25.000.000 Euro, von denen Bremen 5.100.000 Euro zu tragen habe. Diese Gesamtsumme setzte sich aus 11.000.000 Euro für den Ausbau des Straßenabschnitts sowie 14.500.000 Euro für die Verbreiterung des Concordiatunnels zusammen.[5] Diese Verbreiterung wird überwiegend von der Deutschen Bahn finanziert, da hier ein Sanierungsbedarf für die Schienen und die Brücke besteht.
Eine Klage der Bürgerinitiative wurde vom Oberverwaltungsgericht abgewiesen. In der Nacht auf den 18. Februar 2007 wurden im zweiten Bauabschnitt 16 Bäume gefällt. Die Gesamtbaumaßnahme wurde 2010 abgeschlossen.
Bemerkenswerte Gebäude
Entlang der langen Schwachhauser Heerstraße finden sich zahlreiche sehenswerte, markante oder historisch wichtige Gebäude oder Gebäudeensembles, von denen hier einige exemplarisch aufgeführt werden.
Concordia
Das Concordia ist ein kleines Theaterhaus, das sich als Nummer 17 bei Kilometer 0,09 an der rechten Straßenseite befindet und somit direkt vor dem Concordiatunnel steht, der seinen Namen diesem Haus verdankt.
Die Anfänge des Concordia als kulturelle Einrichtung reichen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Im damaligen Eisenbahnpavillon fanden ab 1851 regelmäßig jeden Sonntagmorgen Gartenkonzerte mit geistlicher Musik statt. Im Jahre 1880 wandelte man das Gebäude in eine Schankwirtschaft um und gab ihr den Namen Concordia. Diese Restauration hielt sich mit Unterbrechungen unter verschiedenen Betreibern bis heute. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich im Concordia für einige Jahre ein Kino mit angeschlossener Gaststätte. Nachdem dieses ausgezogen war, stand das Haus mehrere Jahre leer.
Anfang der 1970er Jahre entdeckte Kurt Hübner, der damalige Intendant des Theater Bremen, den leerstehenden Bau und ließ ihn umbauen. Ab dem 26. Januar 1971 war das Concordia die Studio-Bühne der Theater der Stadt Bremen und diente als Hausbühne des Bremer Tanztheaters. Viele bekannte Regisseure arbeiteten in diesem Theater, unter ihnen Rainer Werner Fassbinder. Im Jahre 1975 engagierte der Intendant Peter Stoltzenberg den ungarischen Schriftsteller und Regisseur George Tabori und gab ihm die Möglichkeit, im Concordia sein Theaterlabor mit einem Ensemble von zehn Schauspielern einzurichten. Taboris erstes Stück im Concordia war Talkshow, gefolgt von Ein Hungerkünstler, Siegmunds Freude und Hamlet. Seine Inszenierung des Hungerkünstlers löste einen kleinen Skandal aus, da er die Darsteller in einem Selbstversuch 40 Tage unter der Aufsicht eines Arztes fasten ließ. Der damalige Bremer Kultursenator Hans Werner Franke drohte, die Schauspieler zwangsernähren und den Regisseur verhaften zu lassen, was dazu führte, dass die Verträge mit den meisten Beschäftigten nicht verlängert wurden. Taboris Zeit am Concordia endete, als 1978 der Intendant wechselte.
Zur Spielzeit 2007/2008 trennte sich das Theater Bremen aus finanziellen Gründen vom Concordia und über einige Monate war ungewiss, ob das Haus eine Zukunft hat. Für eine kurze Zeit wurde in den Räumen des Theaters ein Restaurant bewirtschaftet, das sich allerdings zu dem Betrieb im vorderen Teil an der Hauptstraße nicht halten konnte. Schließlich einigten sich das theaterlabor Bremenund die bremer shakespeare company auf eine Kooperation. Neben Theater und Tanz sollten auch Musik und Literaturlesungen veranstaltet werden.
Die Gestaltung des Concordia ist sehr einfach gehalten. Über einen Hintereingang gelangt man in ein kleines Foyer. Die schlichte Raumbühne besitzt bisher keine aufwendige Technik und 120 Zuschauerplätze.
Haus Paula Becker
Das Haus Paula Becker genannte Gebäude befindet sich bei Kilometer 0,2 an der rechten Straßenseite, direkt hinter dem Concordiatunnel und somit – nur durch den Bahndamm getrennt – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Concordia. Das Haus mit der Nummer 23 erlangte durch den Umstand Berühmtheit, dass es das Elternhaus der populären Malerin Paula Modersohn-Becker war. Deren Familie zog 1888 von Dresden nach Bremen und erwarb das Gebäude. Modersohn-Becker lebte hier bis 1899 und verbrachte in diesem Haus einen großen Teil ihres Lebens.
Das gewinkelte Haus mit Veranda, Freitreppe, vorstehendem Giebel und einem großen Garten wurde 1861 gebaut.
St.-Joseph-Stift
Das katholische St.-Joseph-Stift zählt zu den größten Krankenhäusern der Stadt Bremen. Es liegt als Nummer 54 bei Kilometer 0,80 an der linken Straßenseite an der Ecke zur Schubertstraße, verfügt über 462 Betten in sieben Kliniken und darüber hinaus 29 tagesklinische Betten und beschäftigt 1.000 Mitarbeiter.
Die Historie des Krankenhauses reicht zurück bis 1869. Am 23. April schlossen Mitglieder der katholischen Gemeinde Bremen einen Vertrag mit den Ordensschwestern der Franziskanerinnen zu Münster-St. Mauritz, der vorsah, dass die Frauen unentgeltlich und ohne Ansehen von Konfession und Stand den Kranken in Bremen medizinische Hilfe leisten sollten. Im Jahr zuvor grassierte eine Typhusepidemie und in Bremen gab es nicht genügend ausgebildete Fachkräfte. Die Schwestern waren sehr angesehen in der Hansestadt und schon bald reichten die bescheidenden zugewiesenen Räumlichkeiten nicht mehr aus, sodass sie ein größeres Haus erwarben. Der Kaufvertrag wurde allerdings abgelehnt, so dass sich in der Folge 1870 der „Verein für das Joseph-Stift“ gründete, der sich den Bau eines Spitals zum Ziel gesetzt hatte. Nachdem der Verein über mehrere Jahre die Kranken in verschiedenen Häusern betreut hatte, begann man 1878 in den noch unbebauten weiten Wiesen mit dem Bau des Krankenhauses an der Schwachhauser Chaussee. Es wurde zum großen Teil aus Spenden finanziert und entstand nach Plänen des Architekten Heinrich Flügel (* 1849; † 1930).
Der Backsteinbau wurde 1881 fertig gestellt, besaß 60 Betten und mit einer Klinik für Augenkrankheiten bereits eine Spezialabteilung. Dieser folgte 1893 eine Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten und fünf Jahre darauf errichtete der Arzt Brautlecht das sogenannte Strahlenkabinett im Krankenhaus, was bedeutete, dass Bremen die erste deutsche Stadt war, die über ein Röntgeninstitut in einem klinischen Betrieb verfügte. Das Krankenhaus wurde in den folgenden Jahren immer wieder vergrößert, beispielsweise 1908 um ein Isolierhaus mit 80 Betten. Im Jahre 1910 verfügte es über 140 Betten und 1931 waren es bereits über 485, die von 80 Schwestern betreut wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in welchem das Haus vorwiegend als Lazarett diente und durch Luftangriffe beschädigt wurde, begann der Wiederaufbau und man errichtete mehrere Nebengebäude. Seit 1986 ist das St.-Joseph-Stift Akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen. Heute verfügt es über Kliniken für Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe (mit angeschlossener neonatologischer Einheit), Augenheilkunde, HNO-Heilkunde, Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Geriatrie und Frührehabilitation.
Kippenberg-Gymnasium
Das Kippenberg-Gymnasium an der Schwachhauser Heerstraße 62 bei Kilometer 1,03 an der linken Straßenseite ist eine der bekanntesten Bildungseinrichtungen der Stadt, was auch in seiner 150-jährigen Geschichte wurzelt. Diese beginnt mit dem Lehrer August Kippenberg, der im Jahre 1859 in der Straße Am Wall ein privates Lehrerinnenseminar gründete, da es zu jener Zeit zu wenig Ausbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte gab. Neun Jahre später gestattete man ihm, das Institut zu einer Lehranstalt für erwachsene Töchter und Lehrerinnenseminar auszubauen. Am 14. April 1872 richtete er mit Erlaubnis der Behörden eine Höhere Töchterschule ein. Diese entwickelte sich innerhalb von lediglich zehn Jahren mit 750 Schülerinnen zur größten privaten höheren Mädchenschule des Deutschen Kaiserreiches. Allerdings gingen die Einschreibezahlen nach dem Ersten Weltkrieg stark zurück, und 1922 verlor das Institut seinen Status als Privatschule. Nachdem die Schulgebäude am Wall durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zu stark beschädigt worden waren, errichtete man 1953 einen Neubau für ein Mädchen-Gymnasium auf dem Grundstück an der Schwachhauser Heerstraße. Mehrere alte Villen, die sich bereits auf dem Gelände befanden, wurden in die Neugestaltung integriert.
Im Jahre 1971 führte das Kippenberg-Gymnasium die Koedukation von Jungen und Mädchen ein. 1994 initiierte man den musischen Profilzweig an der Schule. Hierbei liegt ein Schwerpunkt des Unterrichts auf den Fächern Kunst und Musik. Zudem werden Kursfahrten zu Ausstellungen oder ähnlichem angeboten. Heute zählt das Kippenberg-Gymnasium mit dem Alten Gymnasium und dem Hermann-Böse-Gymnasium zu den bekanntesten Bremer Schulen.
Haus Nr. 62
Zum Kippenberg-Gymnasium gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine 1968 abgerissene Villa (Nr. 62), die 1863 nach Plänen des Architekten Ernst Ludwig Klingenberg im Stil der Tudor-Gotik für den Kaufmann Heinrich Rüppel erbaut wurde. Das Haus ging in das Eigentum des Weinhändlers J.W.A. von Kapff über. Nach seinem Tod bewohnte seine Tochter, die Malerin Aline von Kapff, bis 1936 das Gebäude.
Synagoge
Bei Kilometer 1,34 an der südlichen Straßenseite liegt die Bremer Synagoge.
Kulturdenkmäler
An der Schwachhauser Heerstraße finden sich – auch begünstigt durch ihren Verlauf durch ein altes und wohlhabendes Wohngebiet – zahlreiche Kulturdenkmäler. Diese werden in der folgenden Liste aufgeführt. Die Grundlage für diese Zusammenstellung ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste der Landesdenkmalpflege Bremen mit dem Stand vom 7. Mai 2008. Genannt wird zunächst die Hausnummer und dann der Name, beziehungsweise die Bezeichnung des Kulturdenkmals. Sollte es Teil eines größeren Ensembles ein, ist dies in der dritten Spalte aufgeführt. Abschließend werden noch das Jahr der Erbauung, der verantwortliche Architekt, Bauleiter oder Auftraggeber sowie das Jahr genannt, in welchem das entsprechende Kulturdenkmal in die Landesdenkmalliste eingetragen wurde.
Haus-
nummerName Teil von Erbaut Architekt Eintragung 40 St. Ansgarii-Kirche
und Gemeindezentrum- 1955–1957 Fritz Brandt 1995 55 Wohnhaus - 1897 Albert Diedrich Dunkel 1984 57 Wohnhaus - 1897 Albert Diedrich Dunkel 1984 59 Villa Frese - 1897 Eduard Gildemeister & Wilhelm Sunkel 1993 64 Haus Blumeneck Kippenberg-Gymnasium 1913 Eeg und Runge 1981 67 Villa Schütte - 1914–1915 Rudolf Alexander Schröder und
Rudolph Leymann1993 90 Villa - ~ 1900 - 1976 163 Haus Wiedemann - 1913–1914 Alfred Runge & Eduard Scotland 1998 170 Haus Klatte - 1896 - 1986 179 Erlöserkirche - 1950 Eberhard Gildemeister und
Hermann Gildemeister2001 222 Villa Pavenstedt - 1927–1929 Wellermann & Frölich 1998 224 Landhaus Pappiér - 1927–1928 Rudolf Jacobs 1998 240 Haus Riensberg Focke-Museum 1758 Heinrich Rabba 1973 240 Haus Mittelsbüren Focke-Museum 17. Jahrhundert - 1973 253 Müllerwohnhaus - ~ 1790 - 1973 335 Landhaus Herbst - 1909 Runge & Scotland 1994 337 Landhaus Tack - 1907 Hugo Wagner 1994 Für eine umfassendere Liste aller Kulturdenkmäler im Stadtteil siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Schwachhausen.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.keine-stadtautobahn.de/Kurzinfo.php
- ↑ http://www.ortsamtmitte.bremen.de/sixcms/media.php/13/LMP_Mitte.pdf
- ↑ a b Schwarzwälder (2003), Seite 794
- ↑ http://www.senatspressestelle.bremen.de/detail.php?id=9671
- ↑ http://www.keine-stadtautobahn.de/Pressemitteilungen/PM20051211.php
Literatur
Bebauung
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X; Seiten 175, 441, 442, 591, 469, 470 und 872
Geschichte
- Hans Koschnick, Wilhelm Blase, Gisela Müller-Wolff, Horst Werner Franke, Günther Czichon: Kleine Geschichte von Schwachhausen. Bremen 1967
- Monika Porsch: Bremer Straßenlexikon, Band 4: Schwachhausen, Horn. Schünemann Verlag, Bremen 1996
- Diethelm Knauf: Schwachhausen 1860–1945. Edition Temmen, Bremen 1998, ISBN 978-3-86108-606-2
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X; Seiten 662 und 794
- Focke-Museum (Hrsg.): Bremen und seine Stadtteile. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 978-3-86108-685-7
Weblinks
- Presseerklärung des Senators für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa vom 2. November 2004 zur Überarbeitung der Planungen für den zweiten Bauabschnitt
- Presseerklärung des Senators für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa vom 16. Februar 2007 zur Vorbereitung der Bauarbeiten im zweiten Abschnitt
- Der offizielle Internetauftritt der Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“
- theaterlabor bremen
53.0844444444448.8463888888889Koordinaten: 53° 5′ 4″ N, 8° 50′ 47″ ODieser Artikel wurde am 29. Juni 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Innerortsstraße in Bremen
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