The Passion of the Christ

The Passion of the Christ
Filmdaten
Deutscher Titel: Die Passion Christi
Originaltitel: The Passion of the Christ
Produktionsland: USA, Italien
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 127 Minuten
Originalsprache: Hebräisch, Lateinisch, Aramäisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Benedict Fitzgerald, Mel Gibson
Produktion: Bruce Davey, Stephen McEveety, Mel Gibson
Musik: John Debney
Kamera: Caleb Deschanel
Schnitt: John Wright
Besetzung

Die Passion Christi aus dem Jahr 2004 ist ein Film von Mel Gibson über die Passion des Jesus von Nazareth vom Ölberg über die Verurteilung und Kreuzigung durch die Römer bis zur leiblichen Auferstehung. Der sehr erfolgreiche, jedoch auch polarisierende Film wurde in den beiden Orten Matera und Craco der italienischen Region Basilicata, sowie in Rom und in den Cinecittà Studios gedreht.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film schildert den letzten Abschnitt im Leben des Jesus von Nazareth, beginnend unmittelbar vor der Verhaftung Jesu in Gethsemane durch die jüdische Tempelgarde bis hin zur Auferstehung am Ostermorgen. Der Film ist in der Art seiner Inszenierung an das christlich-volkstümliche Passionsspiel angelehnt. Mit dramaturgischen Mitteln sowie einer sehr blutigen filmischen Interpretation des Leidens und Sterbens des Juden und christlichen Messias Jesus von Nazareth wird eine überaus emotionale Kinospannung erzeugt, die Elemente des Actionfilms beinhaltet. Das Ausmaß der Gewaltdarstellung überschreitet das bisher bei Bibelfilmen gewohnte Maß. Die durchgängige Handlung wird dabei durch Rückblenden auf das Leben Jesu unterbrochen und mitunter verdichtet. Die ausschließliche Verwendung lateinischer, aramäischer und hebräischer Sprache, die nicht synchronisiert, sondern durch Untertitel übersetzt wird, soll den Eindruck der Authentizität verstärken.

Als Quellen sind Motive herangezogen aus den vier kanonischen Evangelien, den Visionen der Augustinerschwester Anna Katharina Emmerick und den 14 Kreuzwegstationen. Eigene Deutungen durch den Regisseur sind in den Film eingeflossen.

Kritiken

In den USA wurde vielfach der Vorwurf des Antisemitismus erhoben. In Europa wurde daneben auch das Ausmaß der Gewaltdarstellungen kritisiert. Auch innerhalb der christlichen Kirchen wurde heftig pro und contra argumentiert. In islamischen Ländern rief der Film ebenso heftige Kontroversen hervor. Die Passion Christi ist laut einer Umfrage des US-Magazins „Entertainment Weekly“ (12. Juni 2006) der umstrittenste Film aller Zeiten. Das Historiendrama habe „einen in der Geschichte Hollywoods beispiellosen Kulturkampf“ ausgelöst. Christliche Gemeinden und Gläubige waren organisiert und in Gruppen zur filmischen Premiere erschienen. Die christliche konservative Rechte in den USA und auch traditionelle konservative christliche Institutionen zeigten viel Interesse an Werbung und Unterstützung für den Film und setzten viel Geld ein, um die „Botschaft der Passion“ kinofilmisch verbreiten zu helfen [1]. Eine gemeinsame Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, und des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, äußert sich jedoch kritisch zum Film: „Mit dieser drastischen Darstellung verkürzt der Film die Botschaft der Bibel auf problematische Weise. Der Film birgt die Gefahr in sich, das Leben Jesu auf die letzten zwölf Stunden zu reduzieren.“ Ein weiteres Problem liege in der Darstellung der beteiligten Juden. Die Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung bemerken die Möglichkeit einer antisemitischen Instrumentalisierung.

Gewaltvorwürfe

Alle Aspekte der Folterung, wie sie sich aus den Erzählungen der Bibel ergeben können, wurden vom Regisseur mit Mitteln des technisch hochgerüsteten Actionfilms dramatisch interpretiert. Zusätzlich sind noch weitere Gewaltszenen eingefügt, so zum Beispiel als ein Rabe einem der beiden Schächer ein Auge aushackt. Da die Geißelung Jesu im Film fast 15 Minuten dauert, sehen darin viele Kritiker unnötige Elemente von Splatter- oder Horrorfilmen. Andere sind gerade von der sehr realistischen Gewaltdarstellung persönlich berührt und tief betroffen, was dem Film als eine seiner Intentionen vorgeworfen wird. Einige Kritiker stellen den Film in die Nähe des Genres der Snuff-Filme und authentischer Darstellungen der Folter und Hinrichtung von Menschen. Zu problematisieren wäre auch, ob ein Mensch physiologisch solche Folterungen überhaupt ertragen könnte.

Dass der Schwerpunkt des Filmes auf dem Leiden liegt, hängt mit dem Thema der Passion zusammen. Ausgehend von den traditionellen christlich-volkstümlichen Passionsspielen im bayerischen Oberammergau und andernorts gibt es in den USA eine Fülle von Orten, die ihr eigenes Passionsspiel inszenieren. Auch in Oberammergau zum Beispiel kommt die Mehrzahl der Besucher aus den USA. So konnte sich Mel Gibson von Anfang an eines interessierten Publikums sicher sein, dem auch die theologisch zum Teil nicht leicht verständlichen Rückblenden im Film sofort einleuchten: So wird beispielsweise das letzte Abendmahl, in dessen Verlauf Jesus den Aposteln Brot als seinen Leib reicht, parallel zum Kreuzigungsvorgang gezeigt. Theologen kritisierten diese Interpretation der Eucharistie als einseitige Vergegenwärtigung des gekreuzigten Leibes Christi und halten dagegen, dass Eucharistie als die Gegenwart des auferstandenen Leibes Christi zu sehen sei.

Doch gerade das Ausmaß der Gewalt wird durch die kleinen Gesten am Rande dialektisch in Spannung gehalten, denn das dargestellte blutige Leid bleibt an keiner Stelle christlich unkommentiert: z.B. zeigt Gibson eine Anzahl jüdischer Frauen, die entlang des Kreuzwegs um Jesus weinen, wie es auch die biblischen Erzählungen berichten; Simon von Cyrene hilft Jesus, das Kreuz zu tragen, anfangs widerwillig, dann verteidigt er, von Mitleid erfasst, Jesus; Veronika bietet Jesus einen Becher Wasser an und gibt ihm ein Tuch, um sein blutiges Gesicht zu trocknen.

Mel Gibson verteidigte seinen Film wiederholt gegen den Vorwurf überzogener Gewaltdarstellung. Er müsse die angenommene massive Gewalt gegen Jesus zeigen und den Zuschauer „über eine gewisse Grenze hinaus“ bringen, um ihm so die „enorme Größe des Opfers“ Christi begreiflich zu machen, sagte Gibson in einem Interview des US-Fernsehsenders ABC. Wer Gewaltdarstellungen nicht ertragen könne, dürfe sich „The Passion of the Christ“ nicht anschauen oder solle gegebenenfalls nach der Hälfte das Kino verlassen, so der Regisseur. Es sei niemand gezwungen, sich bis zum Ende anzuschauen, was Christus für die Menschen durchlitten habe. Und der Regisseur räumte ein, dass er den Film Jugendlichen unter 13 Jahren nicht zeigen würde. In einem Interview mit Bill Hybels meinte Gibson: „Ohne Zweifel hätte es auch gereicht, wenn Gott ein paar Tropfen Blut weniger vergossen hätte. Aber er hat sich entschieden, diesen Weg zu gehen, um uns etwas zu verdeutlichen“. Durch Jesus Christus sei die menschliche Zivilisation für immer verändert worden.

Vorwurf des Antisemitismus

Kritiker meinen, die Motive der jüdischen Anführer, die im Film Jesu Hinrichtung fordern, würden kaum beleuchtet, und der biblische römische Statthalter Pontius Pilatus weitaus menschenfreundlicher dargestellt, als es historische Berichte nahe legten. Der Film baue zwar mit den Personen des Josef von Arimathäa und Nikodemus zwei Jesus nahe stehende Personen unter den jüdischen Führern als Gegenstimmen zu seinen Anklägern vor dem Sanhedrin ein. Aber auch wenn man berücksichtige, dass außer den Römern alle handelnden Personen Juden waren, verbleibe die „traditionelle neutestamentliche antijüdische Botschaft“, dass die Juden eine Kollektivschuld am Tode Jesu träfe, was auch in den Passionsspielen zum Ausdruck käme. Von zahlreichen christlichen und jüdischen Würdenträgern wurde dem Film Nähe zum Antisemitismus vorgeworfen, weil er sich nicht bemühe, den im Neuen Testament selbst angelegten Vorwurf einer jüdischen Kollektivschuld am Tod Jesu zu widerlegen oder zu schwächen. Von mehreren hohen Vertretern der katholischen Kirche wurde der Vorwurf der Judenfeindlichkeit indes zurückgewiesen. Aufgrund der Antisemitismus-Kritik und dem Sprengstoff, der den angemahnten „antijüdischen neutestamentlichen Stereotypen“ – zumal in der starken Hollywoodkinodramatik – von Kritikern zugeschrieben wird, entfernte Gibson die Untertitel der selbstverfluchenden Rufe der jüdischen Menge in hebräischer Sprache: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ (vgl. Mt. 27,25). Die Antisemitismusvorwürfe richteten sich nicht nur gegen den Film als solchen, sondern auch gegen die Person Gibson selbst. Dieser war den Polizisten, die ihn wegen Trunkenheit am Steuer festhielten, mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen[2].

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Frage, welches Material Gibson aus den Evangelien ausgewählt und durch seine eigenen Ansichten gefärbt hat: Einige Kritiker versuchen zu belegen, dass seine Auswahl zu einer möglichst negativen Darstellung der jüdischen Bevölkerung und Priesterschaft führe. Eine andere Auswahl hätte ein wesentlich positiveres Bild ergeben:

  1. Weil Jesus beliebt beim Volk ist, soll die Verhaftung nicht während des Festes stattfinden, damit es keinen Aufruhr im Volke gebe (vgl. Mk 14,2).
  2. Kaiphas fürchtet, dass ein Aufstand die Römer veranlassen könnte, den Tempel zu zerstören (vgl. Joh 11,48; im Gegensatz zur im Film geäußerten Befürchtung, dass Jesus einen Aufstand anführen könnte).
  3. Judas wird zu Jesu Verhaftung von einer „Kohorte (römischer Soldaten) und Amtsdiener der Hohenpriester und Pharisäer“ begleitet (vgl. Joh 18,3.12; im Film geht die Verhaftung Jesu alleine von der jüdischen Behörde aus und folgt damit der Darstellung der Synoptiker).
  4. Jesus wird von Annas und Kaiphas über seine Lehren befragt und dann zu Pilatus gebracht (vgl. Joh 18,19.24.28; nach der johannischen Darstellung gibt es keinen Prozess vor dem Sanhedrin).
  5. Pilatus war für seine Grausamkeit bekannt (vgl. Lk 13,1).
  6. Jesus wurde gegeißelt, weil die Geißelung Teil der Kreuzigungsprozedur war (vgl. Mk 15,15), und nicht, um das Volk zu beruhigen (vgl. Joh 19,1–8par).
  7. Jesus wurde in Eile gekreuzigt (vgl. Mk 15,25).
  8. Eine große Volksmenge beweinte Jesus (vgl. Lk 23,27) oder „all das Volk, das sich zu diesem Schauspiel zusammengefunden […] schlugen sich an die Brust und wandten sich ab“ (vgl. Lk 23,48).

Ästhetik

Der Film verwendet Effekte aus traditionellen Bibelfilmen, so etwa mystisches Licht und gefühlvoll-erhabene Choralgesänge. In seiner Drastik erscheint er manchem Betrachter unfreiwillig komisch und distanziert. Zeitlupen-Effekte werden vielfältig eingesetzt. Auch die Darsteller wirken nach Ansicht einiger Kritiker über weite Strecken überfordert. Andere Beiträge loben jedoch vor allem James Caviezel in seiner Rolle als Jesus.

Grundsätzliche Frage nach der Berechtigung

Der Film funktioniert wie ein klassisches Passionsspiel. Im Film Ben Hur war Jesus nie direkt gezeigt worden. Manche Kritiker sind der Meinung, eine solche verhaltene, indirekte Form sei die einzig mögliche für das Thema der Passion Christi.

Zur historischen Authentizität

Die Hersteller des Films berufen sich auf eine historisierende getreue Darstellung der Handlung. Schon im März 2003 sagte Gibson in einem Interview über frühere Jesus-Filme: „Sie sind entweder historisch ungenau oder leiden unter schlechter Musik. Mein Film soll die Passion Christi genau so zeigen, wie sie sich ereignet hat.“ Hierbei vergisst Gibson allerdings zu erwähnen, dass es keine einheitliche Darstellung nach den Evangelien gibt. Gibson nahm sich aus den Evangelien das jeweils Passende und stellte es zusammen. So wurde zum Beispiel einerseits die Verhaftung von jüdischen Bütteln und römischen Soldaten nach dem Johannes-Evangelium vorgenommen. Jesus wurde dann lediglich von Annas und Kaiphas nach seinen Lehren befragt. Hingegen wurde Jesus nach den Synoptikern nur von jüdischen Bütteln verhaftet, vor dem Sanhedrin wurde ihm der Prozess gemacht und er wurde wegen Gotteslästerung verurteilt.

Dem Film wurden Unkorrektheiten vorgeworfen:

  1. Aus Untersuchungen von Gekreuzigten aus dieser Zeit geht hervor, dass die Nägel nicht durch die Handflächen – wie der Film es zeigt – sondern durch die Handwurzelknochen oder Unterarme getrieben wurden. Das hatte einen einfachen physiologischen Grund: Die Gewebe der Handflächen konnten das Gewicht eines Körpers nicht halten. Die traditionelle christliche Ikonographie platzierte dagegen fast immer die Nägel auf den Handflächen und nicht auf den Handgelenken Jesu – eine bekannte Ausnahme ist das Turiner Grabtuch. Da im Film jedoch, wie auch auf einigen anderen Darstellungen zu finden, ein Suppedaneum zu sehen ist, auf dem der Gekreuzigte stehen konnte und die Arme zusätzlich mit Seilen am Kreuz befestigt sind, könnte die Darstellung so durchaus möglich sein.
  2. Der Jerusalemer Anthropologe Joe Zias zweifelt die langen Haare Jesu an: bestenfalls die Nasiräer, die Vorläufer der Mönche, hätten schulterlanges Haar getragen.
  3. Einig sind sich die Gelehrten heute auch, dass die Dornenkrone keine Krone in dem Sinne war, wie wir sie verstehen und wie sie auf allen künstlerischen Darstellungen der Passionsszenen zu sehen ist, sondern eher wie eine Haube aussah, die das ganze Haupthaar bedeckte. Der Regisseur Martin Scorsese hat in seinem Film Die letzte Versuchung Christi Jesus bereits mit dieser historisch korrekten Darstellung gezeigt.
  4. Der Paderborner Bibelexperte Professor Carsten Peter Thiede erwähnt als auffälligste unhistorische Einzelheit die Auswahl der antiken Sprachen zur Zeit der Handlung der Ereignisse an diesen Orten: zu dieser Zeit sei in Palästina Griechisch und Aramäisch gesprochen worden, nicht aber Latein, das die Umgangssprache in Mittelitalien war. So sind auch alle Bücher des Neuen Testamentes in Griechisch verfasst.
  5. Die lateinische Aussprache im Film erfolgte nach modernem, nicht nach wissenschaftlich rekonstruiertem Muster. Auffälligstes Beispiel ist das erst in der Spätantike einsetzende „Zischen“ von C/G vor hellem Vokal. So wird 20, viginti, „widschinti“ und nicht „wiginti“ gesprochen, sowie die Aussprache des C vor den Vokalen "i" und "e" als Z, nicht aber eigentlich richtig als K (siehe: Lateinische Aussprache). Darüber hinaus befinden sich auch grammatikalische Schnitzer: So ruft einer der römischen Soldaten zu Ende des Films seinen Kameraden „Cassius“, er hätte ihn aber wahrscheinlich eher „Cassi“ gerufen, was dem Anredefall (Vokativ) des Namens Cassius entspricht.
  6. In der gezeigten Schrifttafel, die Pontius Pilatus in Auftrag gegeben hat, ist die Schrift in latein-aramäisch angebracht. In den Evangelien wird aber übereinstimmend davon gesprochen, dass die Schrift dreisprachig, nämlich hebräisch-griechisch-latein, verfasst wurde.
  7. Weiterhin sei die Figur des Holzkreuzes falsch, das Jesus tragen muss. Nach römischer Sitte wurde nur der Querbalken zur Hinrichtungsstätte geschleppt und der Verurteilte an einem fest im Boden verankerten Längsbalken hochgezogen, so dass das Kreuz wie ein großes T aussah. Mel Gibson verwendet also eine traditionelle christliche Darstellung des Kreuzweges anstatt der historischen, die bereits 1977 von Franco Zeffirelli in seinem TV-Vierteiler Jesus von Nazareth gezeigt wurde.
  8. In Bezug auf das Gespräch zwischen Jesus und Pilatus wird eingewandt, es dürfe bezweifelt werden, dass Jesus sich mit dem Präfekten auf Latein unterhalten konnte. Eine zweite Überlegung in diesem Zusammenhang ist die Frage, wieso sich Kaiphas mit Pilatus auf Aramäisch unterhielt. Dafür gibt es keine Belege oder Hinweise. Für Gespräche zwischen römischer Verwaltung und einheimischen Juden im Palästina des 1. Jahrhunderts ist eine Konversation in Griechisch, der damaligen Amts- und Verkehrssprache in Palästina, anzunehmen.

Prof. Dr. Thomas Williams, Dekan der Theologischen Fakultät an der Päpstlichen Hochschule Regina Apostolorum in Rom und ein theologischer Berater von Mel Gibsons Film, sagte zur Kritik an Details des Films, dass Beschwerden über die verwendeten Sprachen, die Höhe des Kreuzes, die Haarlänge Jesu, die Größe der Menschenmenge vor Pilatus im Prätorium und die Platzierung der Nägel in den Händen Jesu angesichts der christlichen Botschaft des Films trivial erscheinen würden. Ähnlich äußerten sich auch andere Theologen. Andere Kritiker wenden ein, dass Mel Gibson nur vordergründig die Erlösung des Menschen durch Jesu Tod zeige, wenn er der blutigen Gewalt gegen Jesus zwei Stunden einräume und der Auferstehung nur weniger als eine Filmminute gebe. Die triviale Erlösung von weltlichen Schmerzen stehe im Vordergrund, die höhere, wichtigere Erlösung der Menschheit von der Erbsünde werde unterminiert.

Film und Exegese

Nach Auskunft von Exegeten lässt sich gegenüber der Darstellung der Evangelien eine deutliche Akzentverschiebung auf die aktionlastige Kino-Gewalt feststellen: Betrachtet man etwa die Passion im Johannes-Evangelium (Kapitel 18 f, insgesamt 82 Verse), so finden sich dort ganze 11 Verse mit expliziter Erwähnung von Gewalt und dies meist ohne detaillierte Beschreibung: Johannes 18,10.22; 19,1–3.16–18.–34. Die anderen Evangelien bieten ein ähnliches Bild. Sogar der eigentliche römische Kreuzigungsvorgang wird teilweise in einen Nebensatz verschoben.

Der Film ignoriert bewusst jede moderne Exegese und fügt auch in der Bibel nicht erwähnte Szenen ein, beispielsweise aus den Betrachtungsvisionen der seligen Anna Katharina Emmerick, so wenn die Mutter Jesu und Maria Magdalena nach der Geißelung das Blut aufwischen oder gemäß den traditionellen Kreuzwegstationen die legendäre Veronika Jesus ein Schweißtuch reicht.

Darüber hinaus erscheint der Teufel immer wieder als androgyne Figur, gespielt von einer Frau, was vor allem Frauenverbände aufbrachte, aber auch Theologen, die betonten, in der Bibel spiele der Teufel in der Passion keine Rolle, er werde hier mit einer dualistischen Theologie zum Gegenspieler Gottes aufgebaut. Gibson erklärte dazu: „Das Böse ist verlockend und anziehend.“

Die Auferstehung, in den Evangelien der Höhepunkt der Erzählung und Ziel der Erhöhung des Herrn am Kreuz, dauert im Film keine Minute.

Stellungnahmen einzelner Bischöfe

  • Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller sah in dem Film einen „ergreifenden Beitrag zum Verständnis der Leidensgeschichte Jesu. Die an manchen Stellen dargestellte Brutalität zeigt, wozu Menschen in ihren dunkelsten Eigenschaften fähig sind. Und es wird einem ganz klar vor Augen geführt, was Jesus für uns Menschen und für unsere Sünden ertragen hat.“ Auch zum Vorwurf des Antisemitismus nahm Müller Stellung: „Dieser Vorwurf wird von außen an den Film herangetragen. Er kann keineswegs aus ihm entnommen werden. Es werden keine Ressentiments geschürt gegen ‚die’ Juden von damals und heute. Wer an Jesus Christus als Messias glaubt, also Christ ist, sieht in den Juden seine Brüder und Schwestern, mit denen er in der gesamten Heilsgeschichte, von der Schöpfung an bis zum Bundesschluss Gottes mit Israel und bis hin zu den Propheten Israels, zutiefst verbunden ist.“
  • Kritisch äußerte sich am Tag der Deutschland-Premiere der ehemalige Erzbischof von Erzbistum München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter: er sah eine grundsätzliche Problematik in dem Versuch, das Leiden Jesu zu verfilmen. Die Evangelien seien keine Protokolle. Das historische Geschehen sei in die Verkündigung der Kirche eingegangen und habe so seinen Niederschlag in den Evangelien gefunden. Im übrigen sei es gerade beim Film nicht ungewöhnlich, wenn eine dargestellte Person weit hinter dem Original zurück bleibe. Erzbischof Wetter betonte, er wolle sich den Film persönlich nicht ansehen.

Marketing

Der Filmstart war begleitet von einem ausgefeilten Marketing in der christlichen Welt. Mel Gibson war darum bemüht, dass sein Film bei Schlüsselpersonen aller christlichen Konfessionen bekannt wird und zeigte ihn etwa 10.000 Geistlichen als Vorversion. Die US-amerikanische „Katholische Liga“ erwarb 1.200 Eintrittskarten zu 9,75 Dollar und bot sie ihren Mitgliedern für 5 Dollar an. Offensichtlich waren viele Kinobesucher der Passion Christi keine regelmäßigen Kinobesucher. Es waren vielmehr häufig organisierte Konservative, evangelikale Protestanten und traditionelle Katholiken, die dem Film seine Erfolge und Einspielergebnisse brachten. Bei der Werbung für den Film spielte allgemein die konservative christliche Rechte im „Kulturkampf“ mit den liberalen Kräften in den USA eine herausragende Rolle, ihnen ist sein Erfolg zum Großteil geschuldet.

Immer wieder werden Kritiken laut, die Mel Gibsons intensive Werbekampagne für den Film nicht in Verbindung bringen können mit seinen Aussagen, in denen er den Film als realistisches Abbild Jesu Opfers beschreibt, das einem vor Augen führe, was Jesus für die Menschen erduldet hat.

Einspielergebnisse

Der Film konnte zum zweiten Wochenende in den USA einen Box-Office-Erfolg von 212 Millionen Dollar an den Kinokassen verzeichnen. Damit erzielte der Film in den USA das drittbeste Einspielergebnis nach zwölf Tagen. Außerdem konnte sich „Die Passion Christi“ damit bereits nach dem zweiten Wochenende in die Top 50 der erfolgreichsten Filme in den USA eintragen. Nach drei Tagen in den deutschen Kinos hatten über 200.000 Besucher den neuen Mel-Gibson-Film „Die Passion Christi“ gesehen. An seinem Start-Wochenende hat der Film zwischen 38.000 und 40.000 Zuschauer in Österreich erreicht. 2004 sahen 1.349.020 Deutsche den Film, der in einer Wiederaufführung am 24. März 2005 (Gründonnerstag) mit über 140 Kopien erneut bundesweit in die Deutschen Kinos kam. In den USA sahen etwa 67 Millionen Menschen den Film. „Die Passion Christi“ konnte sich mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 600 Millionen US-Dollar in die Top 30 der kommerziell erfolgreichsten Filme eintragen. Laut Guinness Buch der Rekorde (Hamburg) in der Ausgabe für 2006 ist „Die Passion Christi“ der erfolgreichste religiöse Film aller Zeiten.

Ein Rekordergebnis erzielten bislang auch die DVD- und Video-Versionen. 2,5 Millionen von insgesamt 15 Millionen bereitgestellten Exemplaren wurden in den USA bereits am ersten Tag verkauft.

Auszeichnungen

Der Film erhielt im Jahr 2005 drei Oscar-Nominierungen, darunter für die Filmmusik von John Debney. (Interview)

Mel Gibson gewann 2004 den russischen Golden Knight Film Festival Award und 2005 den Golden Satellite Award. James Caviezel wurde 2004 für den MTV Movie Award nominiert, 2005 gewann er den MovieGuide Award.

Der Film wurde 2004 für die Filmmusik für den Golden Trailer Award nominiert, John Debney gewann 2005 den American Society of Composers, Authors and Publishers Film & Television Music Award. Der Film gewann 2005 den Motion Picture Sound Editors Award und wurde in einer weiteren Kategorie für diesen Preis nominiert.

Der Film erhielt 2005 in der Kategorie „Filmdrama“ den People's Choice Award für das vergangene Jahr. Im Gegensatz zur Oscarverleihung, wo eine Fachjury entscheidet, beruhen die Preisentscheidungen für die People’s Choice Awards mehr oder weniger auf repräsentativen Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup.

Fortsetzung

In Hollywood befindet sich Resurrection (deutsch: Auferstehung) in Planung, ein Film, von dem bis dato bekannt ist, dass ihn Lionel Chetwynd als Drehbuchautor betreuen wird. Er soll ans Ende der Passion Christi anknüpfen und die 40 Tage nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu bis zur Himmelfahrt und dem Pfingstfest zum Thema haben.

Intermediale Bezüge

In der Zeichentrickserie South Park besticht der Charakter Cartman durch seine tiefe Zuneigung zum Film und Filmemacher. Der Film und Mel Gibson werden in der Serie mehrfach parodiert. Aber auch andere Zeichentrickserien wie Die Simpsons, Family Guy und Drawn Together nahmen den Film bereits aufs Korn.

Filmmusik

Die frühere Frontsängerin der irischen Rockband The Cranberries Dolores O’Riordan sang die Titelmelodie Ave Maria zum Film.

Weblinks

Quellen

  1. Die Passion Christi» umstrittenster Film aller Zeiten, Basler Zeitung, 13.06.2006, 14:30 Uhr MEZ
  2. wikipedia

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