Udo Lattek

Udo Lattek



Udo Lattek
Spielerinformationen
Geburtstag 16. Januar 1935
Geburtsort Bosemb, Deutsches Reich
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1



1962-1965
SSV Marienheide
Bayer 04 Leverkusen
VfR Wipperfürth
VfL Osnabrück
 ? (?)
? (?)
? (?)
70 (34)
Stationen als Trainer
vor 1965
1965-1970
1970-1975
1975-1979
1979-1981
1981-1983
1983-1987
1991
1992-1993
2000
VfR Wipperfürth
Deutschland (Assistenz)
FC Bayern München
Borussia Mönchengladbach
Borussia Dortmund
FC Barcelona
FC Bayern München
1. FC Köln
FC Schalke 04
Borussia Dortmund
1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Udo Lattek (*16. Januar 1935 in Bosemb, Landkreis Sensburg, Ostpreußen) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer.

Als Trainer gewann Lattek mit Bayern München und Borussia Mönchengladbach insgesamt acht deutsche Meistertitel, er ist mit dieser Bilanz der erfolgreichste Vereinstrainer Deutschlands. Außerdem gewann er alle drei Wettbewerbe im Europapokal (Europapokal der Landesmeister, UEFA-Pokal, Europapokal der Pokalsieger).

Heute arbeitet Lattek als Kolumnist sowie als Fernsehexperte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Lattek stammt aus Ostpreußen, gelangte jedoch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie nach Westdeutschland und ließ sich im Rheinland nieder. Schon in jungen Jahren war er begeisterter Fußballspieler. Er spielte als Amateur für den SSV Marienheide, Bayer 04 Leverkusen und den VfR Wipperfürth. 1962 wechselte er zum VfL Osnabrück, wo er drei Jahre lang in der Ober- und Regionalliga Nord spielte und in 70 Punktspielen 34 Treffer erzielte.

Neben dem Fußball bestand Lattek 1955 das Abitur. Von 1955 bis 1958 studierte er in Münster Mathematik und Physik für das Lehramt. Anschließend war er ein Jahr lang am Engelbert-von-Berg-Gymnasium Wipperfürth, seiner ehemaligen Schule, tätig.

Arbeit als Trainer

DFB (1965 bis 1970)

Im Frühjahr 1965 nahm Lattek ein Angebot des DFB an und übernahm das Training der Jugendnationalmannschaft. Zudem gehörte er als Assistent dem Trainerstab von Bundestrainer Helmut Schön für die A-Nationalmannschaft an, weshalb er auch zur Weltmeisterschaft 1966 nach England mitreiste.[2]

Bayern München (1970 bis 1975)

Am 14. März 1970 übernahm Lattek das Traineramt beim FC Bayern München. Franz Beckenbauer soll ihn dazu bewogen haben, da die Spieler mit dem amtierenden Trainer Branko Zebec Probleme und sich vehement für Lattek ausgesprochen hatten. Lattek kannten sie aus der Nationalmannschaft. Seine Ernennung war umstritten, da er keinerlei Erfahrung als Vereinstrainer vorweisen konnte und gerade mal 35 Jahre alt war. Lattek und die Bayern beendeten die Saison als Vizemeister.

In den Reihen der Münchener standen mit Beckenbauer, Sepp Maier, Gerd Müller und Georg Schwarzenbeck vier Nationalspieler. Lattek ergänzte die Mannschaft noch mit den Jugendnationalspielern Paul Breitner, Uli Hoeneß und Rainer Zobel, die dem Ruf ihres ehemaligen Lehrmeisters an die Isar gefolgt waren. Der gewiefte Taktiker und Psychologe, der das offene Wort im Umgang mit seinen Star-Spielern bevorzugte, verstand es, aus diesen Ausnahmkönnern eine funktionierende Einheit zu formen. Er baute den FC Bayern zur stärksten deutschen Vereinsmannschaft auf und leitete die wohl erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte ein. Nach dem Sieg im DFB-Pokal 1971 wurde er mit den Bayern von 1972 bis 1974 dreimal in Folge Deutscher Meister. 1974 folgte die europäische Krönung, als erste deutsche Mannschaft gewannen die Bayern den Europapokal der Landesmeister (1:1, 4:0 gegen Atlético Madrid). Im Sommer 1974 bildeten die Bayern-Spieler - sechs waren während des Turniers Stammspieler - auch den Kern der deutschen Weltmeister-Elf, die im eigenen Land den WM-Titel gewann.

1974/75 spielten die Bayern die schlechteste Bundesliga-Saison ihrer Geschichte, während der auch eine Serie von 73 Heimspielen ohne Niederlage riss. Nach Unstimmigkeiten mit Vereinspräsident Wilhelm Neudecker wurde Lattek am 3. Januar 1975 entlassen und durch Dettmar Cramer ersetzt.

Borussia Mönchengladbach (1975 bis 1979)

Für die Saison 1975/76 hatte Lattek eigentlich bei Rot-Weiss Essen unterschrieben, ging dann aber zu Borussia Mönchengladbach: „Was würden Sie denn machen, wenn Sie die Wahl zwischen einem Fahrrad (Essen) und einem Mercedes (M'gladbach) hätten?“

In Mönchengladbach übernahm Lattek eine intakte Mannschaft mit Spielern wie Uli Stielike, Jupp Heynckes, Herbert Wimmer, Allan Simonsen, Rainer Bonhof und Berti Vogts, aber er veränderte das Spielsystem der „Fohlen“. Anstelle des "Hurra-Stils" seines Vorgängers Hennes Weisweiler legte er den Schwerpunkt mehr auf den Defensivbereich und gewann mit einer stabilen Abwehr die beiden nächsten Meisterschaften 1976 und 1977. Im zweiten Jahr stand er mit Gladbach auch im Finale des Europapokals der Landesmeister (später Champions League) 1976/77, wo man sich aber dem FC Liverpool mit 1:3 geschlagen geben musste.

1979 besiegten die Borussen im Finale des UEFA-Pokals Roter Stern Belgrad (1:1, 1:0) und feierten ihren zweiten internationalen Erfolg. Nach vier Jahren verabschiedete sich Lattek vom Bökelberg und übergab sein Amt an Jupp Heynckes, der seine Spielerkarriere beendet hatte.

Borussia Dortmund (1979 bis 1981)

Mit dem BVB verbrachte Lattek zwei unspektakuläre Jahre im Mittelmaß der Bundesliga. Diese Zeit wurde durch die schwere Krankheit seines 15-jährigen Sohnes Dirk überschattet, der schließlich 1981 an Leukämie verstarb. Dies nahm Lattek zum Anlass, Deutschland zu verlassen und eine neue Herausforderung im Ausland zu suchen. Er bat BVB-Präsident Reinhard Rauball um die vorzeitige Freigabe und übernahm das Traineramt beim spanischen Traditionsverein FC Barcelona.

FC Barcelona (1981 bis 1983)

Lattek: „Ich brauchte eine neue Aufgabe, Barcelona war schon damals der schwierigste Klub, der mich 24 Stunden am Tag gefordert und dadurch auch abgelenkt hat. Ich musste außerdem eine neue Sprache lernen, habe das in drei Monaten geschafft, brauchte nie einen Dolmetscher und habe beim ersten Training im Camp Nou vor 45.000 Zuschauern eine kleine Rede in Spanisch gehalten.“

1982 erreichte Lattek mit „Barça“ das Finale des Europapokals der Pokalsieger, wo Standard Lüttich mit 2:1 bezwungen werden konnte. In diesem Sommer wechselte der argentinische Ausnahmespieler Diego Maradona zu Barcelona, das mit Migueli, Carles Rexach, Quini, Bernd Schuster und Latteks altem Bekannten Allan Simonsen ohnehin bereits viele Stars im Kader hatte. Mit Maradona hatte Lattek ein schwieriges Verhältnis. Als dieser sich 1983 bei einem Abfahrtstermin des Mannschaftsbusses verspätete, ließ Lattek den Bus ohne den Superstar abfahren. Wenig später wurde Lattek entlassen und durch den Argentinier César Luis Menotti ersetzt. Lattek vermutete, dass ihm aufgrund einer Beschwerde Maradonas beim Vereinpräsidenten gekündigt wurde.

FC Bayern München (1983 bis 1987)

Nach seiner Entlassung in Spanien kehrte er wieder in die Bundesliga zurück und übernahm zur Saison 1983/84 die Bayern ein zweites Mal. Sein ehemaliger Spieler Uli Hoeneß, inzwischen Bayern-Manager, hatte ihn zurück an die Isar geholt. Lattek konnte an seine Erfolge aus den frühen Siebzigern anknüpfen, indem er einen weiteren Titel-Hattrick folgen ließ (1985, 1986, 1987) - 1986 sogar das „Double“ aus Meisterschaft und Pokal. 1987 unterlag sein Team allerdings im Finale des Europapokals der Landesmeister dem FC Porto mit 1:2.

Bei Bayern arbeitete er wieder mit vielen Ausnahmespielern wie Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus, Dieter Hoeneß, Jean-Marie Pfaff und Klaus Augenthaler zusammen und wurde seinem Ruf als „erfolgreichster deutscher Trainer“ gerecht. Berühmt wurde das Bild vom Trainer, der nach dem Titelgewinn 1987 (der zehnte der Bayern, damit waren sie Rekordmeister) den Zuschauern im Olympiastadion seine Hosen zuwarf und anschließend nur noch in Unterwäsche feierte.

Wie schon 1979 bei Borussia Mönchengladbach folgte ihm als Trainer auch hier wieder Jupp Heynckes.

Sportdirektor beim 1. FC Köln (1987 bis 1991)

Danach verkündete Lattek, sich als Trainer zurückzuziehen, um als Sportdirektor für den 1. FC Köln zu arbeiten, da er auch in der Nähe der Stadt lebte. 1991 kehrte er noch einmal für ein Spiel als Interimstrainer auf die Bank zurück (1:1 gegen Bayern München).

FC Schalke 04 (1992 bis 1993)

Für sechs Monate betreute der Meistermacher den FC Schalke 04, ehe ihn der als „Sonnenkönig“ bekannt gewordene Vereinspräsident Günter Eichberg in der Winterpause entließ. Danach erklärte Lattek seinen Rückzug vom aktiven Fußballgeschäft.

Borussia Dortmund (2000)

2000 übernahm der inzwischen 65-Jährige zum letzten Mal ein Traineramt. Borussia Dortmund rangierte fünf Spieltage vor Saisonende lediglich einen Punkt vor den Abstiegsplätzen. Lattek und sein Assistent Matthias Sammer schafften es, Dortmund in der Liga zu halten. Nach einem abschließenden 3:0-Sieg gegen Hertha BSC wurde der Erfolgstrainer von 75.000 Fans im Westfalenstadion frenetisch gefeiert. Ein Engagement über die Saison hinaus lehnte er ab. Für seinen Kurzeinsatz soll Lattek rund 500.000 DM Gage erhalten haben.

Situation heute

Heute lebt Lattek mit seiner Ehefrau in Köln und arbeitet als Kolumnist für „Die Welt“ und den „kicker“. Am 22. Mai 2011 wurde er als Kommentator in der Sonntags-Sendung „Doppelpass“ auf Sport1 (ehemals DSF) nach 16 Jahren und 786 Sendungen,[3] in denen er als sogenannter Experte längst "Kult-Status" erreicht hatte, feierlich verabschiedet.

Im August 2010 erlitt Lattek einen Schlaganfall. Durch den schnellen Einsatz seiner Frau konnten Folgeschäden verhindert werden.

Erfolge als Trainer

International

Deutschland

Auszeichnungen

Lattek wurde durch die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur für den besten Fußballspruch 2010 ausgezeichnet. Seine prämierte Aussage über den von ihm einst trainierten 1. FC Köln lautete:[4]

„Im Kölner Stadion ist immer so eine super Stimmung, da stört eigentlich nur die Mannschaft.“

2011 erhielt er den Sport Bild-Award für sein Lebenswerk.

Einzelnachweise

  1. Udo Lattek steigt beim "Doppelpass" aus auf welt.de; abgerufen am 15. Mai 2011
  2. kicker.de zum 75. Geburtstag mit Bildern; abgerufen am 17. April 2011
  3. „Der Tod ist mir scheißegal“, Express vom 28. Mai 2011 (abgerufen am 23. Juni 2011)
  4. Udo Lattek: "Nur die Mannschaft stört", kicker online vom 26. Januar 2011 (abgerufen am 22. Juni 2011)

Weblinks


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