Unterbäch

Unterbäch
Unterbäch
Wappen von Unterbäch
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Wallis
Bezirk: Westlich Raronw
Gemeindenummer: 6201i1f3f4
Postleitzahl: 3944
Koordinaten: (626574 / 123974)46.2666647.7833271193Koordinaten: 46° 16′ 0″ N, 7° 47′ 0″ O; CH1903: (626574 / 123974)
Höhe: 1'193 m ü. M.
Fläche: 22.0 km²
Einwohner: 409 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.unterbaech.ch
Karte
Karte von Unterbäch
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Unterbäch (walliserdeutsch: Unnerbäch) ist eine politische Gemeinde des Bezirks Westlich Raron im deutschsprachigen Teil des Kantons Wallis (Oberwallis) in der Schweiz.

Unterbäch Willkommen.jpg

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf liegt in den Walliser Alpen an einem südlichen Hochplateau über dem Rhonetal, an der sogenannten Schattenberge, die trotz des Namens eine der sonnigsten und schönsten Gegenden der Schweiz ist. Die Gemeinde entstand 1290 aus mehreren Weilern, ihre ersten Statuten wurden 1490 verfasst. 1554, mit päpstlicher Sondererlaubnis, gründete Unterbäch eine eigene Pfarrgemeinde, ihre Pfarrkirche wurde 1558 gebaut. Seit 1957, einer historischen Volksabstimmung im Dorf, trägt Unterbäch die Bezeichnung „Rütli der Schweizer Frau“.

Rütli der Schweizer Frau

Katharina Zenhäusern

Unterbäch wird auch das „Rütli der Schweizer Frau“ genannt, weil dort am 3. März 1957 die erste Schweizer Abstimmung mit Frauenbeteiligung stattfand. Der damalige Gemeinderat hatte beschlossen, die Frauen an einer eidgenössischen Urnenabstimmung über die Ausdehnung der Zivilschutzpflicht auf die Frauen teilnehmen zu lassen (die Vorlage wurde gesamtschweizerisch mit 52 Prozent Neinstimmen abgelehnt).

Katharina Zenhäusern (* 1919) war die erste Schweizerin überhaupt, die eine Stimmkarte in eine helvetische Abstimmungsurne legte. Ihr Ehemann, Gemeindepräsident und Grossrat Paul Zenhäusern (1917–2002), und der Walliser Nationalrat Peter von Roten (1916–1991) waren die Initiatoren der Frauenbeteiligung. Der Medienaufmarsch war riesig, auch Reporter der New York Times berichteten vom Ort des Geschehens[2], und natürlich die Schweizer Filmwochenschau in ihrem Beitrag vom 8. März 1957.[3]

An der berühmt gewordenen Abstimmung beteiligten sich 33 der 84 potentiell stimmberechtigten Unterbächer Frauen. Ihre Stimmen, die in einer separaten Urne gesammelt wurden (die Männerstimmen blieben so gültig), wurden allerdings annulliert, da die Frauenbeteiligung damals noch keine rechtliche Grundlage hatte. Trotzdem gab diese erste eidgenössische Frauenabstimmung einen wichtigen Anstoss für die spätere offizielle Einführung des Frauenstimmrechtes. Unterbäch führte bereits 1957 als erste Gemeinde der Schweiz das kommunale Wahl- und Stimmrecht für Frauen ein – trotz Verbot durch den Walliser Staatsrat.

Ehrenbürgerin und Frauendenkmal

Elisabeth Kopp, die erste Bundesrätin der Schweiz, wurde nach ihrer Wahl in die Landesregierung 1984 Ehrenbürgerin der Gemeinde Unterbäch. Sie weihte 1985 die Unterbächer Gedenkskulptur vor dem Burgerhaus (Gemeindehaus) ein, die der historischen Frauenabstimmung und der ersten Bundesrätin gewidmet wird.

Das robuste, ästhetische Bronzedenkmal des Walliser Künstlers Andreas Henzen aus St.German stellt das unterbächer Wappensymbol, ein Doppelkreuz, mitten in einem schwungvollen, leicht spiralförmigen und immer breiter werdenden Bandes dar. Die Plastik, die in ihrer Form auch einer Sonnenuhr ähnelt, könnte die erfüllte Zeit der Schweizer Frauen bildlich ausdrücken, wie es durch die eingeprägte Widmung am breitesten Teil des Bronzebandes mit Worten formuliert wird: „Im Jahre 1957 gingen erstmals seit Bestehen der Eidgenossenschaft in Unterbäch Frauen an die Urne − Der Schweiz erste Bundesrätin, Unterbächs Ehrenbürgerin Frau Elisabeth Kopp, enthüllte am 18. August 1985, dem Tag ihrer Ehrenburgerfeier, dieses Werk zum Gedenken.“

Frauen-Zitatenweg, Eröffnung am 18. Juni 2000

Frauen-Zitatenweg

Seit 2000 trägt der 3.5 km lange Wanderweg von Unterbäch nach Brandalp den Namen Frauen-Zitatenweg.[4] Der Weg wurde damals mit 12 grossen Tafeln, welche Zitaten weltberühmter Frauen trugen, markiert. Die dekorativen Hintergrundbilder der Zitatentafel wurden von der Walliser Grafikerin Denis Eyer-Oggier, Naters, gestaltet.

Gemeindepräsidentin

Anfangs 2009 wurde erstmals eine Frau für die Leitung der Gemeinde gewählt: Rosa Weissen-Zenhäusern,[5] Tochter von Maria Elsig und Leo Zenhäusern, die die historische Frauenabstimmung vom 1957 mitgetragen haben (siehe Rütli der Schweizer Frau).

Historische Pfarrkirche

Unterbäch erhielt 1551 vom Papst Julius III. das Privileg der Gründung einer eigenen Pfarrgemeinde, eine Faksimilie der päpstlichen Bulle ist in der unterbächer Kirche ausgestellt. Die Gemeindegründung fand 1554 durch den damaligen Bischof von Sitten Johann Jordan statt, zur Pfarrgemeinde gehörten auch die Bewohner vom Nachbardorf Bürchen. Die gemeinsame einschiffige PfarrkircheHeilige Dreifaltigkeit entlang der unterbächer Dorfstrasse wurde 1556-1558 im spätgotischen Stil erbaut und 1558 vom Bischof eingeweiht, aus dieser Zeit stammen die Freskoreste und das Tabernakel an der Chorwand. 1675 wurde die Kirche erweitert, im 18. Jahrhundert umgebaut und 1937 renoviert. Die Holzskulpturen sind Meisterwerke der Walliser Bildhauer und Altarbauer Johann Ritz, Hochaltar mit Marienkrönung und Kreuzigungsgruppe am Chorbogen aus 1697, sowie (wohl) Peter Lagger, Seitenaltären aus ca. 1750. Die Baldachinkanzel wurde durch Stiftung der unterbächer Familie Kalbermatten um 1710 errichtet. Ein unbekannter Meister baute um ca. 1700 die historische Orgel an der Empore, die mit Flügelgemälden umrahmt wird. Die Erdbeben vom 1855 verursachte einen Riss am Gewölbe der Kirche, das renoviert werden musste.[6] Zwei ehemalige Kirchenglocken sind am Brunnen des Kirchplatzes zu sehen, die barockeMittagsglocke" aus 1560 und die rokokoEvangeli- oder Kapetschglocke“ aus 1784. Die Gemeinde Bürchen gründete 1879 eine eigene katholische Pfarrei und trat aus dem Pfarrverband aus. Die unterbächer Pfarrkirche steht unter eidgnössichem Denkmalschutz.

Galerie

Unterbäch im Frühsommer


Literatur

  • Lundwig Weissen: Denkwürdigkeiten von Unterbäch. Saint-Maurice 1959
  • Pfarrer Josef Indermitte: Chronik der Gemeinde Unterbäch. Visp 1986
  • Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 7, Neuenburg 1934
  • Schweizer Lexikon in zwölf Bänden, Volksausgabe. Band 11, Verlag Schweizer Lexikon Mengis + Ziehr, Visp 1999, ISBN 978-3-9520144-1-7

Weblinks

 Commons: Unterbäch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Referenzen

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Bericht in «The New York Times», 5. März 1957
  3. http://real.xobix.ch/ramgen/sfdrs/vod/sfwissen/fraustimm_filmwoch19590308.rm?start=00:00:00.000&end=00:01:42.100 Filmreport] (Archiv SF-Wissen)
  4. Der Frauen-Zitatenweg, Eröffnung am 18. Juni 2000 durch Elisabeth Kopp und Brigitte Hauser, damalige Präsidentin des Vereins Zukunft-Frau
  5. Heute ist Unterbäch in Frauenhand, St.Galler Tagblatt Online, 5. Februar 2009
  6. Otto Volger, Untersuchungen über das Phänomen der Erdbeben in der Schweiz Justus Perthes, Gotha, 1857

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