- Versorgungstechnik
-
Unter Versorgungstechnik fasst man heute alle technischen Maßnahmen zusammen, die in Räumen und Gebäuden, aber auch Betriebsstätten und öffentlichen Einrichtungen der energetischen (Heizung, Beleuchtung) und stofflichen (Wasser, Luft) Versorgung bzw. der Entsorgung aller Abfallprodukte (Abwasser, Müll) gelten. Der Zweck ist, das Gebäude für die Bewohner und Nutzer „benutzbar“ zu machen und verschiedene Sicherheitsaufgaben zu erfüllen. Einerseits sind damit üblicherweise notwendige Ausstattungsmerkmale wie Kanalisation, Stromversorgung oder Beleuchtung gemeint. Andererseits umfasst der Begriff der Haustechnik aber auch alle zusätzlichen Anlagen, die zur Automatisierung von Arbeitsvorgängen in Gebäuden eingesetzt werden.
Die Begriffe Haustechnik, Technische Gebäudeausrüstung (TGA), Gebäudetechnik oder Versorgungstechnik beschreiben alle dasselbe Themengebiet. Eine genaue Abgrenzung der Begriffe ist nur schwer möglich. Der Begriff Versorgungstechnik schließt dabei nahezu alle Gebäudetypen ein, insbesondere Nichtwohngebäude und Industrieanlagen. Mit Haustechnik und Gebäudetechnik werden eher Anlagen in kleineren Gebäuden, insbesondere Wohngebäude mit einer oder mehreren Nutzungseinheiten bezeichnet.
Teilgebiete / Aufteilung nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) (Deutschland)
Die HOAI unterteilt die technische Gebäudeausrüstung in sechs Anlagengruppen:
1. Gas-, Wasser-, Abwasser- und Feuerlöschtechnik (GWA)
Zu diesem Bereich zählen alle Anlagen und Einrichtungen für
- Sanitärtechnik mit Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung
- Druckluft / Staubsauganlagen
- Schwimmbadtechnik
- Löschanlagen (Hydrantenanlagen, Sprinkleranlagen, Schaumlöschanlagen, Gaslöschanlagen, u. a.)
2. Wärmeversorgungs-, Brauchwassererwärmungs- und Raumlufttechnik (WBR)
Zu diesem Bereich zählen alle Anlagen und Einrichtungen für
- Heizung und Kälte
- Warmwasserbereitungsanlagen und Thermische Solaranlagen
- Wärmepumpen, BHKW
- Klima-, Lüftungs-, Entlüftungs-, Entrauchungsanlagen
- Prozesslufttechnische Anlagen
- Kälte- und Kühltechnik, Kühldecken
3. Elektrotechnik (ELT)
Zu diesem Bereich zählen alle Anlagen und Einrichtungen für
- Starkstromanlagen (Mittel- und Niederspannung)
- Eigenstromversorgungsanlagen (Notstrom)
- Niederspannungsschaltanlagen
- Niederspannungsinstallationen
- Blitzschutz- und Erdungsanlagen
- Beleuchtungs- und lichttechnische Anlagen, Notbeleuchtung
- Fernmelde- und Informationstechnische Anlagen („Schwachstrom“) darunter zählen insbesondere Nachrichtentechnik und Sicherheitstechnik
- Medientechnik
Nachrichtentechnik
- Haustelefon, Haussprechanlage
- Lautsprecheranlage (ELA), Durchsageanlage (PA)
- Antennenanlage
- Computernetzwerke zur Verbindung von PCs und zur Telefonie
- Funksysteme zur Gebäudeautomatisierung
Sicherheitstechnik
- Gefahrenmeldeanlage
- Blitzschutzanlage
- Brandschutztechnik (im Gegensatz zu baulichem Brandschutz)
- Hausalarm
- Zutrittskontrolle
- Gebäudeautomation
4. Aufzug-, Förder- und Lagertechnik (AFL)
Zu diesem Bereich zählen alle Anlagen und Einrichtungen für
5. Küchen-, Wäscherei- und chemische Reinigungstechnik
Zu diesem Bereich zählen alle Anlagen und Einrichtungen für
- (Groß-)Küchentechnik
- Wäscherei- und Reinigungsanlagen
- Wäscheabwurfanlagen
- Medizin-, Labor- und badetechnische Anlagen
- Eissportflächen
- Bühnentechnik, Tankstellen- und Waschanlagen
- Müll- und Papierabwurfanlagen
6. Medizin- und Labortechnik
Darüber hinaus müssen die Disziplinen wie Akustik und Schallschutz und Baukonstruktion und Brandschutz bei der Planung gewerkeübergreifend berücksichtigt werden. Durch die momentane Klimadebatte gewinnen Begriffe wie Energiewirtschaft und Erneuerbare Energien immer mehr an Bedeutung. Bauphysik, Thermodynamik und Strömungslehre liefern die wissenschaftliche Basis für Forschung, Entwicklung und Planung neuer Gebäudekonzepte.
Geschichte
Die Gebäudetechnik ist keine Erfindung der neueren Zeit, bereits in frühesten Wohngebäuden/Hütten sind erste Ansätze technischer Ausstattung zu finden. Bereits in der Antike war die Gebäudetechnik auf hohem Niveau angelangt, so denke man z. B. an die Wasserversorgung mit Hilfe von Aquädukten und Leitungssystemen (Bleirohre) oder die schon bei den Kretern und Römern betriebene Fußbodenheizung mittels Durchleitung von Rauchgasen in darunterliegenden Kammern (Hypokaustenheizung).
Heute
Da die moderne Gebäudetechnik immer aufwändiger wird, ist ein immer größeres Fachwissen zu den einzelnen Sparten der Gebäudetechnik nötig. Deshalb werden die einzelnen Teilgebiete der Gebäudetechnik bei größeren Bauprojekten überwiegend an sogenannte Fachplaner oder Projektanten zur Werkplanung vergeben. Der Architekt übernimmt dabei nur noch die Koordination, sowie die Abnahme der einzelnen Planungsleistungen.
Für den Bereich der öffentlichen Verwaltungen in Deutschland gibt der Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen (AMEV) Empfehlungen zu Planung, Bau und Betrieb der Technischen Gebäudeausrüstung (Haustechnik) heraus. Die Bundeswehr bedient sich der "Baufachlichen Richtlinien"(BFR), welche vom Verteidigungsminister erstellt und herausgegeben werden.
Studium
Versorgungstechnik ist in Deutschland ein eigenständiger Studiengang an Fachhochschulen. Darüber hinaus wird es an einigen (Technischen) Universitäten als Fachrichtung im Rahmen des Verfahrenstechnik- oder Maschinenbau-Studiums angeboten. Nach dem Abschluss des Studiums wurde bis ca. Wintersemester 2005/06 der akademische Grad "Dipl.-Ing. (FH)" verliehen. Mittlerweile haben die meisten Fachhochschulen ihre Studiengänge auf das international verbreitete gestufte System umgestellt. Absolventen dieser Studiengänge führen die Titel "Bachelor of Engineering" bzw. "Master of Engineering"
An den Hochschulen haben die Fachbereiche oft noch Spezialisierungen bzw. Fachrichtungen ihres Studiengangs entwickelt. Die verbreitetste Fachrichtung dürfte die Technische Gebäudeausrüstung sein. Darüber hinaus existieren Spezialisierungen wie z. B. Energie- und Umwelttechnik, Entsorgungstechnik und Facility Management.
Hochschulen und Universitäten, die den Studiengang Versorgungstechnik anbieten:
- Beuth-Hochschule für Technik Berlin (Gebäude- und Energietechnik (Bachelor), Gebäudetechnik und Energiemanagement (Master))
- HAWK-HHG - Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen (Gebäudetechnik (Bachelor BEng)
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (Facility Management (Bachelor), Gebäude und Informationstechnik (Bachelor))
- Fachhochschule Bingen (Fachrichtung Energie- und Prozesstechnik (Bachelor))
- Hochschule für Bauwesen und Wirtschaft Biberach (Gebäudetechnik/-klimatik)
- Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel FH- Gebäude-und Energietechnik (Bachelor), Bio- und Umwelttechnik (Bachelor), Energie-und Gebäudetechnik im Praxisverbund (Bachelor), Energiesystemtechnik (Master), Netztechnik-und Betrieb (Master)
- Hochschule Bremerhaven
- Hochschule Coburg (Fachrichtung Gebäudetechnik im Studiengang Bauingenieurwesen)
- Fachhochschule Erfurt (Gebäude- und Energietechnik (Bachelor/Master))
- Hochschule Esslingen
- Fachhochschule Gelsenkirchen
- Fachhochschule Köln
- Hochschule Lausitz
- Hochschule München
- Fachhochschule Münster
- Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
- Hochschule Offenburg
- Hochschule Magdeburg-Stendal (Studienrichtung Bauingenieurwesen)
- Fachhochschule Trier
- Westsächsische Hochschule Zwickau
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (Maschinenbaustudium mit TGA als mögliches Hauptstudium)
- Technische Universität Dresden (Vertiefungsmodul Gebäudeenergietechnik der Studienrichtung Energietechnik des Studiums Maschinenbau)
- Technische Universität Berlin (Studiengang Energie- und Prozesstechnik, spez. Gebäudetechnik)
- Technische Hochschule Mittelhessen (Fachbereich Maschinenbau, Mikrotechnik, Energie- & Wärmetechnik Studiengang Energiesysteme mit dem Schwerpunkt Gebäudesystemtechnik)
- Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim (Studienrichtung Versorgungs- und Energiemanagement [1] des Studiums Maschinenbau)
Personal
In der Technischen Gebäudeausrüstung sind eine Reihe hochqualifizierter Berufsbilder vertreten, von Ingenieurberufen im Anlagenbau, der Elektrotechnik, Gebäudetechnik oder Versorgungstechnik über Techniker verschiedener Sparten bis zu Anlagenmechanikern und technischen Zeichnern.[2]
Literatur
- Klaus Daniels, Gebäudetechnik, Ein Leitfaden für Architekten und Ingenieure, ISBN 3-7281-2727-2
- Wolfram Pistohl, Handbuch der Gebäudetechnik – Band 1 (Allgemeines/Sanitär/Elektro/Gas), 7. Auflage 2009, Werner Verlag, Köln, ISBN 3-8041-4684-8
- Wolfram Pistohl, Handbuch der Gebäudetechnik – Band 2 (Heizung/Lüftung/Beleuchtung/Energiesparen), 7. Auflage 2009, Werner Verlag, Köln, ISBN 3-8041-4685-6
- Recknagel-Sprenger-Schramek, Taschenbuch für Heizung Klimatechnik, 74.Auflage, ISBN 3-8356-3134-9
- Maake-Eckert, Pohlmann Taschenbuch der Kältetechnik, ISBN 3-7880-7310-1
- Edwin Wellpott, Dirk Bohne, Technischer Ausbau von Gebäuden, ISBN 3-17-018911-5
Weblinks
- BHKSHomepage des Bundesindustrieverbandes Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik/Technische Gebäudesysteme - bundesweiter Dachverband des industriell orientierten Anlagenbaus der Technischen Gebäudeausrüstung
- Wasserwärmeluft – Internetauftriff vom ZVSHK – Zentralverband Sanitär-Heizung-Klima Deutschland
- TAB- Technik am Bau - Verbandsorgan des BHKS und seiner Mitgliedsverbände
- ikz.de – Offizielles Organ vom ZVSHK mit tagesaktuellen Nachrichten
- Infoline-Haustechnik – Online-Lexikon mit Basiswissen, Beispielen, Terminen, Adressen, ...
- Wissensdatenbank zur Gebäudetechnik – Online- Informationsdienst für Gebäudetechnik
- Haustechnikdialog Themenportal (u. a. mit News, Bibliothek und Forum)
- Geschichte der Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Solartechnik
Wikimedia Foundation.