Viktor Bout

Viktor Bout

Wiktor Anatoljewitsch But (oft auch als Viktor Bout transkribiert; russisch Виктор Анатольевич Бут; * 13. Januar 1967 in Duschanbe, Tadschikistan, Sowjetunion) ist ein russischer Waffenhändler. Er wird auch der Merchant of Death bzw. Händler des Todes genannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wiktor But wurde am 13. Januar 1967 in Duschanbe als Sohn russischer Eltern geboren. Er besuchte später das sowjetische Militärinstitut für Fremdsprachen in Moskau, danach eine Militärakademie. But hat einen Abschluss in Wirtschaft und spricht sechs Sprachen. Er war bis 1991 bei einem russischen Luftwaffenregiment, davon zwei Jahre in Mosambik, gegen Ende des Bürgerkriegs. Es wird berichtet, But sei Major des sowjetischen Geheimdienstes KGB gewesen[1], er selbst besteht jedoch darauf, nie Verbindungen zum KGB gehabt zu haben.[2]

Nach dem Ende des Kalten Kriegs und Niedergang des Warschauer Pakts gründete er in Moskau ein Transportunternehmen. Er weitete die Geschäfte auf die Vereinigten Arabischen Emirate aus und verlegte später den Hauptsitz seiner Firma nach Schardscha. Dort wuchs Buts Firma bis 1996 zum größten Lufttransportunternehmen des Emirats mit zeitweise 60 Flugzeugen[3] und bis zu 1000 Mitarbeitern.[2]

Waffenhandel

Nach den Anfängen als gewöhnliches Transportunternehmen weitete But seine Geschäfte auf den Waffenhandel aus. Nach dem Ende des Kalten Kriegs herrschten bei den Armeen der Staaten des Warschauer Pakts zum Teil chaotische Zustände. Anfang der 1990er ließen sich mit den entsprechenden Beziehungen zu Militärs Kriegswaffen aus den riesigen Arsenalen auf dem Gebiet der ehemaligen Ostblockstaaten und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion beschaffen. But beschaffte Waffen u. a. aus der Ukraine, Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Kirgisistan.

Die Abnehmer der von But gelieferten Waffen waren vor allem Konfliktparteien der diversen Bürgerkriege auf dem afrikanischen Kontinent. Er tätigte Geschäfte u. a. in Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik, Ruanda, Sudan und Uganda. In Angola, so wird berichtet, habe er gleichzeitig Rebellen und Regierung mit Waffen beliefert und so dazu beigetragen, den Konflikt nicht zur Ruhe kommen zu lassen.[4] Hervorzuheben sind ferner Buts Geschäfte in Liberia und Sierra Leone, die von einem Experten-Ausschuss der UN untersucht, und 2001 innerhalb eines Berichts[5] zur Lage in Liberia ausführlich dargelegt wurden. Während des liberianischen Bürgerkriegs lieferte But demnach trotz eines von der UN verhängten Embargos Kriegsgerät an Charles Taylor, dessen Truppen neben anderen Kriegsverbrechen und Gräueltaten auch für Zwangsrekrutierungen von Kindersoldaten berüchtigt waren. Taylor unterstützte mit den von But gelieferten Waffen auch die Revolutionary United Front im Nachbarland Sierra Leone. But ließ sich dabei auch mit sogenannten Blutdiamanten bezahlen.[6] Stephen Rapp, Chefankläger der UN beim Sondergerichtshof für Sierra Leone wirft But Verbrechen vor, die ihm langjährige Haftstrafen einbringen können.[3]

Auch auf anderen Kontinenten vertrieb But Kriegsgerät. Beispielsweise verkaufte er Waffen an die kolumbianische Guerillabewegung FARC[7], oder belieferte die Hisbollah im Libanon.[4] Buts Geschäfte in Afghanistan zeigen ein hohes Maß an Flexibilität, so belieferte er vor 1995 zunächst die Regierung von Präsident Burhanuddin Rabbani. In der Folge zählten dann dessen Gegner, die Taliban, zu Buts Kundschaft, bis er 2001 seinen Kurs erneut den Machtverhältnissen anpasste und in Afghanistan nur noch die mit den USA verbündete Nordallianz versorgte. Inzwischen werfen die USA But auch die Ausrüstung anderer islamistischer Terrorgruppierungen vor, neben den Taliban auch Al-Qaida und Abu Sayyaf auf den Philippinen.[6]

But selbst dementierte bei seinen wenigen öffentlichen Äußerungen bisher meist jede Beteiligung an Waffengeschäften. In einem Radiointerview bei Echo Moskwy im Jahr 2002 bestritt But insbesondere, jemals die Taliban oder Al-Qaida beliefert oder Kontakte zu diesen Gruppierungen gehabt zu haben.[8] Bei einem Gespräch mit dem Journalisten Peter Landesman im Jahr 2003 räumte But auf ein Nachhaken hin eine Beteiligung am Waffenhandel ein, erklärte aber, dass nach seiner Ansicht keines seiner Geschäfte illegal gewesen sei.[2] Bei Interviews im März 2009 mit Nick Paton Walsh für den britischen Observer und Channel 4 News bestritt But zunächst wieder jede Beteiligung an Waffengeschäften, und wiederholte zu keinem Zeitpunkt Verbindungen zu Al-Qaida gehabt zu haben. But erklärte aber auf Nachfragen hin, nicht ausschließen zu können, dass ohne sein Wissen in seinen Flugzeugen Waffen transportiert worden seien. Später bestätigte er auch, 1996 Waffen nach Afghanistan an die Regierung geliefert zu haben.[9][10]

Sanktionen und Verhaftung

Im Jahr 2001 wurde But in der Folge des oben erwähnten UN-Expertenausschussberichts wegen seiner Geschäfte in Liberia von der UN mit einem Reiseverbot sanktioniert.[11] 2002 erließ Belgien Haftbefehl gegen But[1], ihm wurde Geldwäsche und Diamantenschmuggel vorgeworfen.[2] Er setzte sich nach Russland ab, wo er keine Auslieferung zu befürchten hatte, und lebte in der folgenden Zeit in Moskau.

Buts Flugzeuge leisteten keineswegs ausschließlich Logistik-Dienste für Warlords und Diktatoren. Schon in den 90er Jahren flog er auch UN-Friedenstruppen nach Somalia[4] und zu seinen Geschäftspartnern gehörte die britische Regierung, für die er Soldaten und Material ins Kosovo flog. Die US-Regierung nahm auch nach 2002 die Transportdienste von Buts Firmen in Anspruch. In den ersten Monaten nach dem Sieg der US-Truppen im Irakkrieg 2003 flogen Buts Flugzeuge Material für die amerikanischen Soldaten[6], als andere Fluglinien den noch unsicheren Flughafen in Bagdad nicht ansteuerten. 2004 und 2005 zählte zu Buts größten Kunden der amerikanische Militärdienstleister KBR, zu jener Zeit noch ein Tochterunternehmen von Halliburton. 2004 unternahm die Regierung Bush sogar einen gescheiterten Versuch, die UN-Sanktionen gegen But aufheben zu lassen. Im folgenden Jahr wurde But dann allerdings vom amerikanischen Finanzministerium auf die schwarze Liste gesetzt und die Bankkonten seiner Unternehmen wurden eingefroren.[3]

Am 6. März 2008 wurde Wiktor But in Thailand verhaftet.[12][13] Die Festnahme gelang der thailändischen Polizei unter Mithilfe der US-amerikanischen Drogenbehörde DEA, die But im Visier hatte, da er mitunter auch Drogen als Bezahlung für Waffen akzeptierte und in seinen Flugzeugen transportierte. Nachdem sich Agenten der Behörde bei But erfolgreich als an einem Waffengeschäft interessierte Vertreter der kolumbianischen FARC vorstellen konnten, gelang es, ihn zu einem Treffen in Bangkok zu bewegen, was schließlich zu seiner Festnahme führte.[3]

Auslieferungsverfahren

But sitzt zur Zeit in thailändischer Untersuchungshaft. Bei einer gerichtlichen Anhörung im September 2008 erklärte Buts Verteidiger, sein Mandant sei unschuldig und werde illegal festgehalten.[14] Die russische Staatsduma verabschiedete im selben Monat eine Unterstützungserklärung: In Buts Fall seien politische Motive vorhanden, und es werde versucht, diese Angelegenheit mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Verbindung zu bringen, und so die Interessen und die Reputation Russlands zu beschädigen. Es sei notwendig, so die Parlamentarier weiter, die Bemühungen zum Schutz Viktor Buts vor unrechtmäßiger Verfolgung zu intensivieren, und seine Rückkehr nach Russland zu ermöglichen.[15]

Die USA haben seine Auslieferung beantragt und werfen ihm die Ausrüstung terroristischer Organisationen vor.[7] Wohl mit geringeren Chancen hat auch der Chefankläger der UN beim Sondergerichtshof für Sierra Leone eine Auslieferung Buts an das Gericht in Den Haag beantragt.[3]

Sonstiges

Die Hauptfigur Yuri Orlov in dem Film Lord of War ist teilweise Wiktor But nachempfunden.

Einzelnachweise

  1. a b Thailand holds 'top arms dealer', BBC News, 6. März 2008. Abgerufen am 14. März 2009.
  2. a b c d Der Todbringer. Begegnung mit Viktor Bout, SZ-Magazin vom 23. Oktober 2003, siehe unter Weblinks. Abgerufen am 14. März 2009.
  3. a b c d e Waffen für die Welt. Der Händler des Todes - der Fall Viktor Bout, Telepolis vom 8. März 2009, siehe unter Weblinks. Abgerufen am 14. März 2009.
  4. a b c Flying anything to anybody, The Economist vom 18. Dezember 2008, siehe unter Weblinks. Abgerufen am 14. März 2009.
  5. http://www.un.org/Docs/sc/committees/Liberia2/1015e.pdf Report of the Panel of Experts pursuant to Security Council resolution 1343 (2001), paragraph 19, concerning Liberia, 26. Oktober 2001. Abgerufen am 24. März 2009.
  6. a b c Viktor Bout: From International Outlaw to Valued Partner, von John C.k. Daly, Global Policy Forum vom 21. Oktober 2004. Abgerufen am 23. März 2009.
  7. a b International Arms Dealer Charged in U.S. with Conspiracy to Provide Surface-to-Air Missiles and other Weapons to a Foreign Terrorist Organization (englisch). Justizministerium der Vereinigten Staaten (6. März 2008). Abgerufen am 14. Februar 2009.
  8. A NATION CHALLENGED: A SUSPECT; Russian Goes on the Air To Deny Al Qaeda Ties, von Michael Wines, The New York Times, 1. März 2002. Abgerufen am 22. März 2009.
  9. 'Merchant of Death' denies arming terror, von Nick Paton Walsh, The Observer, 15. März 2009. Abgerufen am 23. März 2009.
  10. 'Merchant of death' denies deals, von Nick Paton Walsh, Channel 4 News, 16. März 2009. Abgerufen am 23. März 2009.
  11. http://www.un.org/Docs/sc/committees/Liberia2/TravelBanB.htm Revised list of persons affected by resolution 1343 (2001) on Liberia, 26. Dezember 2001. Abgerufen am 23. März 2009.
  12. [http://topics.nytimes.com/top/reference/timestopics/people/b/victor_bout/index.html Times Topics: Victor Bout, The New York Times vom 6. März 2008. Abgerufen am 14. Februar 2009
  13. Süddeutsche Zeitung vom 7. März 2008: Jeder Schuss sein Gewinn Abgerufen am 14. März 2009.
  14. Arms dealer Viktor Bout faces Thai court for extradition to US, von Ian MacKinnon, guardian.co.uk vom 22. September 2008. Abgerufen am 22. März 2009.
  15. Russian 'arms dealer' trial opens, BBC News, 22. September 2008. Abgerufen am 22. März 2009.

Literatur

  • Douglas Farah & Stephen Braun: Merchant of Death. Wiley, 2007, ISBN 978-0470048665 (Webpage zum Buch)

Weblinks


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