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Évreux Region Haute-Normandie Département Eure (Präfektur) Arrondissement Évreux (Unterpräfektur) Kanton Chef-lieu von 4 Kantonen Gemeindeverband Communauté d'agglomération d'Évreux Koordinaten 49° 1′ N, 1° 9′ O49.0233333333331.152570Koordinaten: 49° 1′ N, 1° 9′ O Höhe 70 m (57–147 m) Fläche 26,45 km² Einwohner 50.777 (1. Jan. 2008) Bevölkerungsdichte 1.920 Einw./km² Postleitzahl 27000 INSEE-Code 27229 Website http://www.evreux.fr/
KathedraleÉvreux ist eine französische Stadt mit 50.777 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) in der Region Haute-Normandie. Die Stadt ist Verwaltungssitz (préfecture) des Départements Eure und Hauptort des Kommunalverbands Grand Évreux Agglomération.[1] Die Einwohner werden nach dem gallischen Stamm der Eburovices Ébroïciens genannt.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Évreux liegt rund 95 Kilometer nordwestlich von Paris, 47 Kilometer südlich von Rouen und wird vom Fluss Iton durchquert. Im Südwesten der Stadt liegt der 4200 Hektar große Wald Forêt d'Évreux.[2]
Geschichte
Dolmen und Menhire auf dem Gemeindegebiet von Évreux, weisen eine Besiedlung schon in keltischer Zeit nach.[3] In gallo-römischer Zeit (52 v. Chr. bis 486 n. Chr.) wurde es Mediolanum genannt und lag an einer Kreuzung zweier Römerstraßen.[4] Es wird auch im Itinerarium Antonini erwähnt. Im 1. Jahrhundert war Évreux die Hauptstadt der Eburovices. Zwischen 41 und 54 n. Chr. wurden ein Theater und Thermen gebaut. Die Stadt blieb im Besitz der Römer bis Chlodwig I. (466-511) sie eroberte.[3] Der Heilige Taurinus († 5. Jahrhundert)[5] war Bischof von Évreux und missionierte die Eburovices. Bischof Laudulfus (spätes 6. Jahrhundert) gilt ebenfalls als Heiliger.
Um 892 belagerten, eroberten und plünderten Rollos Normannen die Stadt. 990 wurde Évreux Sitz einer Grafschaft der Herzöge der Normandie. 1118 fiel die Grafschaft durch Heirat an das Haus Montfort-l’Amaury. Heinrich I. von England wollte dies verhindern und ließ die Stadt besetzen. Sie wurde durch den rechtmäßigen Grafen von Évreux, den Grafen von Anjou und den Grafen von Flandern belagert und eingenommen. Die Häuser und Kirchen wurden geplündert. Im darauffolgenden Jahr wurde die Stadt wieder von den Engländern eingenommen, die die Stadt in Brand steckten. Es war ihnen allerdings nicht gelungen, die Burg von Évreux einzunehmen.
1193 trat Jean Plantagenêt (1167-1216) Verneuil-sur-Avre und Évreux an Philipp II. von Frankreich (1165-1223) ab. Bei der Rückkehr von Richard Löwenherz (1157-1199) im Jahr 1194 gab Philipp II. Évreux an Jean Plantagenêt zurück und belagerte Verneuil. Philipp II. behielt aber die Burg von Évreux, auf der eine Garnison stationiert war. Jean Plantagenêt veranstaltete daraufhin ein Festmahl für die Franzosen und ließ sie dabei massakrieren. Die Köpfe der getöteten Soldaten ließ er auf den Türmen der Stadtmauern aufspießen. Daraufhin beendete Philipp II. die Belagerung von Verneuil und marschierte mit seinen Truppen nach Évreux, das er in Brand setzen ließ, viele Einwohner wurden getötet. 1199 brandschatzte er Évreux erneut.[3]
Im 13. Jahrhundert erlebte Évreux eine Zeit des Wachstums durch die ansässige Textilindustrie.[6] 1441 nahmen französische Truppen unter dem Befehl Robert des Flocques die Stadt ein. 1540 versuchte Franz I. von Frankreich (1494–1547) in Évreux ein Inquisitionsgericht zu etablieren, da Papst Paul III. bemüht war die Inquisition in Frankreich einzuführen. Die Einwohner der Normandie widersetzten sich diesen Bestrebungen und das Inquisitionsgericht wurde wieder aufgelöst. Vor der Schlacht von Ivry im Jahr 1590 eroberte Armand de Gontaut, seigneur de Biron (1524-1592), die Stadt. Während der Fronde (1648–1653) wurde sie von königlichen Truppen erobert. [3]
Während der Französischen Revolution (1789-1799) wurden Teile Évreuxs zerstört,[6] obwohl die Stadt den Reformen positiv gegenüber stand. François-Nicolas-Léonard Buzot (1760-1794) vertrat Évreux in den Generalständen von 1789 und im Nationalkonvent.[3]
Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde Évreux erheblich zerstört.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Gärten und Grünflächen
Évreux ist mit drei Blumen im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[7] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.
1985 wurde die 80 Kilometer lange Bahnstrecke Évreux – Le Neubourg – Honfleur geschlossen. Im Wald von Évreux, über den Iton bis zum Wald von Saint-Michel wurde die Bahnstrecke in einen Fahrrad- und Wanderweg umgewandelt, der 2,7 Kilometer lang ist und Ligne verte genannt wird (‚grüne Linie‘). Über den Weg chemin de Valême ist die Ligne verte mit dem 18-Loch Golfplatz der Stadt verbunden.
Der Garten des Kapuzinerklosters ist heute ein öffentlicher Park. Er heißt Parc François Mitterrand und besteht aus zwei Teilen, der eine Teil ist im Stil eines Barockgarten angelegt, der andere Teil als Englischer Landschaftsgarten. Der Park beherbergt unter anderem Magnolien, Ginkgos, Schwarze Maulbeeren, Küstenmammutbäume, Weihrauchzedern, Taschentuchbäume und Feigenbäume. In Gewächshäusern stehen auf über 300 m² Orangenbäume, Kakteen, Orchideen, Farne und andere Pflanzen. In der 1843 gebauten Orangerie finden Veranstaltungen für Kinder und Ausstellungen statt.
Der Parc de Trangis liegt zwischen dem Viertel La Madeleine und dem Wald von Évreux. Das Gelände ist 18 Hektar groß. 1982 erwarb die Stadt Évreux das Grundstück zu dem ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert gehört. Der Park bietet umfangreiche Rasenflächen für Picknicks, einen Minigolfplatz und einen botanischen Lehrpfad, die Eingangshallen des Schlosses können für Feste gemietet werden.[8]
Bauwerke
Évreux ist ein altes Bistum (seit dem 3. Jahrhundert n. Chr.) mit einem herrschaftlichen Bischofssitz. Der Bischofssitz mit seinen Nebengebäuden und Gärten ist als Site classé (Kultur- und Naturdenkmal) klassifiziert[6] und beherbergt heute das städtische Museum. Die heutigen Gebäude stammen aus dem 15. und 18. Jahrhundert.
Sehenswert sind auch die gotische Kathedrale und der Glockenturm. Beide sind schon seit 1862 als Monument historique (historisches Denkmal) geschützt. Eine ursprüngliche Kathedrale war romanisch und wurde 1076 geweiht. 1119 wurde sie durch den Brand zerstört, den Heinrich I. verursacht hatte. 1140 wurde sie wiederaufgebaut, dann brannte sie 1194 und 1198 erneut. In der heutigen Form wurde sie seit dem 13. Jahrhundert erbaut. Die Fenster stammen aus dem 13. und 17. Jahrhundert.
Das städtische Theater wurde 1901 vom Architekten Léon Legendre gebaut. Er hatte mit seinem Entwurf 1897 einen Wettbewerb der Stadt gewonnen. Eröffnet wurde das Theater 1903. Es befindet sich im Besitz der Stadt. 2002 wurde die Bemalung und der Stuck, des von Charles Denet gestalteten Foyers, in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques eingetragen.
In vier Straßen gibt es noch denkmalgeschützte Reste des Befestigungswalls aus dem 3. und 4. Jahrhundert.
Klöster
Der Altar der Abteikirche Saint-Taurin zählt zu den prunkvollsten vergoldeten Altären des mittelalterlichen Frankreich. Die Abtei wurde von Herzog Richard I. (935-996) gegründet. Von 1642 bis 1793 wurde sie von Maurinern bewohnt. 1793 wurde die Abtei verkauft. Die Kirche und die Reste der Abtei sind als Monument historique klassifiziert. Der Kirchplatz ist mitsamt den dortigen Bäumen als Site classé eingestuft.
Das alte Kloster der Cordeliers ist das letzte mittelalterliche franziskanische Bauwerk in der Normandie, das noch erhalten ist. Das Kloster wurde 1260 gegründet, im 14. Jahrhundert nach einem Brand wiederhergestellt und im 19. Jahrhundert stark beschädigt. 1994 wurde es teilweise in das Zusatzverzeichnis der historischen Denkmale eingetragen (inscrit MH), es befindet sich im Privatbesitz.
Das alte Kloster der Ursulinen wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Nach der Auflösung des Klosters wurde es staatlich genutzt, als Gendarmerie und Kaserne. Es wurde 1975 in das Zusatzverzeichnis der historischen Denkmale eingetragen.[9]
Das alte Kapuzinerkloster wurde im 17. Jahrhundert gebaut. Über viele Jahre hinweg diente es als Gymnasium, heute beherbergt es eine Musikschule.[8] Der Kreuzgang wurde 1931 denkmalgeschützt, abgesehen von einem Backsteingebäude wurden die Häuser um den Kreuzgang 1963 in das Zusatzverzeichnis der historischen Denkmale eingetragen.[9]
Städtepartnerschaften
- Rugby, Vereinigtes Königreich (seit 1959)
- Rüsselsheim, Bundesrepublik Deutschland (seit 1961)
- Djougou, Benin (seit 1989)
- Kaschira, Russland (seit 1994)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl II. von Navarra (1332-1387), war Graf von Évreux und König von Navarra.
- Peter von Navarra (1366-1412), der Sohn von Karl II. war Graf von Mortain.
- François-Nicolas-Léonard Buzot (1760-1794), war ein Revolutionär.
- Louis-Auguste Desmarres (1810-1882), war ein französischer Ophthalmologe.
- Léon Walras (1834-1910), war ein Wirtschaftswissenschaftler.
- Roger Rochard (1913-1993), war ein Langstreckenläufer.
- Didier Courrèges (*1960), ist ein Reitlehrer der Nationalen Reitsportschule in Saumur, Vielseitigkeitsreiter und Olympiasieger.
- Vincent Delerm (*1976), ist ein Sänger, Songwriter und Komponist.
- Guillaume Gauclin (*1981), ist ein Fußballtorhüter.
- Bernard Mendy (*1981), ist ein Fußballspieler.
- Mathieu Bodmer (*1982), ist ein Fußballspieler.
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Guillaume Costeley (* um 1531 in Pont-Audemer; † 1606 in Évreux), war ein französischer Organist und Komponist, der um 1570 nach Évreux zog und dort bis zu seinem Tod wohnte und arbeitete.[10]
- Jacques Gaillot (* 1935) war 13 Jahre lang katholischer Bischof von Évreux.
Weblinks
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Commons: Évreux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Évreux in der Base Mémoire des Ministère de la culture (Französisch)
- Alte Postkarten aus Évreux im Départementsarchiv (Französisch)
Einzelnachweise
- ↑ Grand Évreux Agglomération. Communauté d'agglomération d'Evreux, abgerufen am 6. Juni 2010 (französisch).
- ↑ Ville d’Évreux. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 6. Juni 2010 (französisch).
- ↑ a b c d e Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 103-107. (Französisch)
- ↑ Carte. In: Itinéraires Romains en France. Abgerufen am 6. Juni 2010 (französisch).
- ↑ Taurinus von Évreux. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 6. Juni 2010 (französisch).
- ↑ a b c commune : Evreux. In: eure.pref.gouv.fr. Präfektin von Eure, abgerufen am 6. Juni 2010 (französisch).
- ↑ Palmarès des villes et villages fleuris. Conseil National des Villes et Villages Fleuris, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
- ↑ a b A. Blanchard, M. Delafenêtre, Lisa Pascual: Jardins en Normandie. Eure. Connaissance des Jardins, Caen 2001, ISBN 2912454077, S. 20-24. (Französisch)
- ↑ a b Évreux. In: Base Mérimée. Ministère de la culture, abgerufen am 8. Juni 2010 (französisch).
- ↑ David Fiala, Nicole Jolivet: Le Puy de Musique d’Évreux. Université de Rouen, Centre d’Études et de Recherche Éditer/Interpréter, abgerufen am 6. Juni 2010 (französisch).
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