Bezirk Hohenschönhausen

Bezirk Hohenschönhausen
Wappen des ehemaligen Bezirks Hohenschönhausen 1992–2000
Wappen von Berlin

Hohenschönhausen
ehemaliger Bezirk von Berlin

Lage des ehemaligen Bezirks Hohenschönhausen in Berlin
Koordinaten 52° 33′ 47″ N, 13° 30′ 18″ O52.56305555555613.505Koordinaten: 52° 33′ 47″ N, 13° 30′ 18″ O.
Fläche 26 km²
Einwohner 107.113 (31. Dez. 2000)
Bevölkerungsdichte 4120 Einwohner/km²
Bezirksschlüssel 22

Hohenschönhausen war von 1985 bis zum Zusammenschluss mit Lichtenberg im Jahre 2001 ein eigenständiger Berliner Bezirk. Benannt wurde er nach dem bis 2002 gleichnamigen Ortsteil, der heute unter der Bezeichnung Alt-Hohenschönhausen bekannt ist. Unter Hohenschönhausen an sich verstehen allerdings die meisten Leute auch nur das Neubaugebiet, das heute das Gebiet des Ortsteils Neu-Hohenschönhausen ausmacht.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Bezirk befand sich im Nordosten Berlins und grenzte an die ehemaligen Bezirke Weißensee, Prenzlauer Berg, Lichtenberg und Marzahn sowie an den Landkreis Barnim. Von der Form her ähnelte der Grenzverlauf einem Ritterkopf, was des Öfteren als Anspielung auf die Vergangenheit als Rittergut genutzt wird.

Geschichte

Das Dorf Hohenschönhausen existierte bereits seit etwa 1230, die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in den Jahren 1352 beziehungsweise 1356. Zunächst grenzte sich die Ortschaft nicht sonderlich von den umliegenden Dörfern Malchow, Wartenberg und Falkenberg ab, allerdings begünstigte die nähere Lage an Berlin ein rasches Wachstum im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.

1920 wurde Hohenschönhausen durch das Groß-Berlin-Gesetz ein Ortsteil des 18. Berliner Bezirks Weißensee. Nach dem namensgebenden Ortsteil ist er der größte im Bezirk mit etwa 5.300 Einwohnern.

Bis Ende der 1970er Jahre konnte Hohenschönhausen seinen dörflichen Charakter wahren, obwohl die Entwicklung ihre Früchte trug und ein städtisches Erscheinungsbild hinterließ. Der Dorfkern wies allerdings weiterhin seine ursprüngliche Struktur mit mehreren Höfen und Katen auf.

Die ersten Plattenbauten entstanden in den Jahren 1972 bis 1975 zwischen der Wartenberger und Falkenberger Straße, bis 1978 entstanden die Neubauhäuser entlang der Landsberger Allee, 1984 in der Umgebung des Dorfkerns. Bereits zwei Jahre zuvor liefen die Vorbereitungsarbeiten für das Neubaugebiet Hohenschönhausen Nord, dem späteren Ortsteil Neu-Hohenschönhausen, also die Anlage von Straßen, Abwasserkanälen und der Stromversorgung. Der eigentliche Auftakt zum Wohnungsbau fand am 2. Februar 1984 unter Anwesenheit des Staatsratvorsitzenden der DDR Erich Honecker statt. Bis zum 5. Oktober 1989 entstanden in dem Gebiet entlang der Falkenberger Chaussee 29.630 Wohnungen für rund 90.000 Menschen.

Wappen des Bezirks von 1987 bis 1993

Noch während der Aufbau im vollen Gange war, schlug das Politbüro des ZK der SED im Januar 1985 die Bildung eines eigenständigen Stadtbezirks Hohenschönhausen vor. Am 11. April desselben Jahres fasste die Berliner Stadtverordnetenversammlung den entsprechenden Beschluss. Am 1. September 1985 wurden schließlich die Ortsteile Hohenschönhausen, Wartenberg, Falkenberg sowie der östliche Teil von Malchow aus dem Bezirk Weißensee ausgegliedert und als eigenständiger Stadtbezirk Hohenschönhausen zusammengefasst. Gleichzeitig wurden dem Bezirk Weißensee, da dieser sonst nur aus einem Ortsteil weiter bestanden hätte, die Pankower Ortsteile Heinersdorf, Karow und Blankenburg zugeschrieben. Der Bezirk hatte zum Jahresende eine Bevölkerung von 67.045 Einwohnern.

Die weitere Entwicklung konzentrierte sich vorläufig auf das Neubaugebiet. Neben den rund 30.000 Wohnungen entstanden mehrere Geschäfte, Gaststätten, Schulen, Freizeiteinrichtungen, eine optimale Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Berliner Innenstadt sowie, nicht zuletzt unter Eigeninitiative der Hohenschönhauser selber, auch Grünanlagen. Den Mittelpunkt des Bezirks bildete der Prerower Platz mit dem Handelshaus, das später dem Linden-Center weichen musste.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung nahm die Bevölkerung zunächst noch bis 1994 zu, in diesem Jahr erreichte sie ihren historischen Höchststand mit 119.686 Einwohnern. Innerhalb von zehn Jahren schrumpfte sie dann allerdings um über 10.000 auf heute schätzungsweise 105.000. Der Rückgang ist vor allem mit dem Wegzug der jungen Familien zu begründen, die den Bezirk in den ersten Jahren seiner Existenz bewohnten.

Die Plattenbausiedlung zwischen Alt-Hohenschönhausen und Wartenberg


Bevölkerung

Jahr Einwohner
1985 67.045
1986 84.780
1987 97.635
1988 112.569
1989 118.056
1990 118.355
Jahr Einwohner
1991 119.040
1992 119.549
1993 119.271
1994 119.686
1995 119.536
1996 118.122
Jahr Einwohner
1997 114.107
1998 111.590
1999 109.175
2000 107.113
Stichtag: jeweils 31. Dezember

In den ersten Jahren war der Bezirk von einem rasanten Bevölkerungswachstum geprägt, der vor allem durch den Zuzug junger Familien gefördert wurde. Zur Wende konnte Hohenschönhausen mit seinen rund 120.000 Einwohnern 9,2 Prozent der Gesamtbevölkerung Ost-Berlins ausmachen, nach der Wiedervereinigung stieg die Zahl sogar noch weiter an.

Den Höhepunkt durchlebte diese Entwicklung im Jahr 1994, seitdem nahm sie kontinuierlich ab, sodass hier aktuell etwa 15.000 Menschen weniger als noch zwölf Jahre zuvor wohnen. Vor allem die jungen Familien sind es wiederum, die wegziehen, wogegen vor allem ältere Personen den Bezirk nicht verlassen. Die Folge ist, dass das Durchschnittsalter nun mittlerweile bei fast 40 Jahren liegt gegenüber einem Wert von vor 15 Jahren, mit einem Durchschnittsalter von rund 25 Jahren.

Bildung

Hohenschönhausen war bei seiner Gründung 1985 einer der jüngsten Bezirke Ost-Berlins. Entsprechend hoch war damit die Anzahl der Schüler und somit auch die der Schulen im Bezirk. 1992 gab es allein 28 Grundschulen, daneben noch 13 weiterführende Schulen. Die BVV ging in diesem Jahr noch davon aus, dass die Anzahl der Schüler bis zum Jahr 2000 kontinuierlich steigen würde, eben auf Grund der jungen Bevölkerungsstruktur. Infolgedessen genehmigte der Berliner Senat den Bau von vier neuen Schulen, die in den Jahren 1993 bis 1998 an der Wartiner Straße (Gymnasium), Darßer Straße (Gesamtschule), Prendener Straße (Gesamtschule) und an der Ahrensfelder Chaussee (Gymnasium) gebaut wurden.

Der prognostizierte Andrang auf die Schulen blieb allerdings aus; die Familien zogen zum einen in andere Bezirke oder gänzlich weg aus Berlin, und auf der anderen Seite ging die Geburtenrate verglichen mit den Werten von vor 1989 drastisch zurück. Wurden 1987 noch rund 2500 Geburten gezählt, ging die Zahl 1993 auf 537 zurück, in den Folgejahren pendelte sie sich bei rund 800 pro Jahr ein. Dieser Bevölkerungsrückgang machte sich nun dadurch bemerkbar, dass an den Schulen kein Schülerüberschuss, sondern ein Leerstand zu verzeichnen war. Als Lösung wurde erwogen, einzelne Schulen zusammenzulegen, und die dann nicht mehr benötigten Schulgebäude abzureißen. Dieser Prozess dauert heute noch an.

Sehenswürdigkeiten

Das Mies van der Rohe Haus zählt zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Hohenschönhausens

Obwohl Hohenschönhausen zu den eher weniger bekannten Teilen Berlins zählt, beherbergt der ehemalige Bezirk einige über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sehenswürdigkeiten. Der Dorfkern entlang der Hauptstraße weist mit der Dorfkirche, dem Schloss Hohenschönhausen sowie dem alten Rathaus die ältesten Gebäude auf. Südlich des Dorfzentrums befinden sich an der Genslerstraße die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, in der bis 1989 die Zentrale Untersuchungshaftanstalt des MfS untergebracht war. Das mit Abstand bekannteste Gebäude ist allerdings das im Villenviertel befindliche Mies van der Rohe Haus, das der Architekt Ludwig Mies van der Rohe Anfang der 1930er Jahre entwarf. Heute befindet sich in dem denkmalgerecht sanierten Backsteingebäude eine Ausstellungsstätte moderner Kunst.

Weiter außerhalb sind die Dörfer Wartenberg, Malchow und Falkenberg meist für ihre Dorfkirchen oder andere ältere Gebäude bekannt, Malchow insofern auch, da es in Bezug zum Schriftsteller Theodor Fontane steht. Das 2002 eröffnete Tierheim Berlin zählt ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten des früheren Bezirks und wird wegen seiner futuristischen Architektur gern als Kulisse für Spielfilme genutzt, womit wiederum der Bekanntheitsgrad des Gebäudes gesteigert wird.

Verkehr

Der Straßenverkehr orientiert sich vor allem an den historisch gewachsenen Straßenzügen, insbesondere der Hauptstraße, der Konrad-Wolf-Straße, der Falkenberger Chaussee und den sie verbindenden Straßenzügen. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere der Berliner Straßenbahn ist ebenfalls danach ausgerichtet. Die zentralen Punkte, und somit auch die mit der größten Belastung im Berufsverkehr sind der Abschnitt der Wartenberger Straße zwischen Malchower Weg und Hauptstraße sowie die Straßenkreuzung am Prerower Platz.

Literatur

  • Anke Huschner: Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke - Band 15: Hohenschönhausen, Stapp Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87776-070-8
  • Förderverein Schloß Hohenschönhausen e.V. (Hrsg): Hohenschönhausen gestern und heute – Alt-Hohenschönhausen, 1. Auflage, Berlin, August 2004
  • Förderverein Schloß Hohenschönhausen e.V. (Hrsg): Hohenschönhausen gestern und heute – Die Geschichte von Neu-Hohenschönhausen, 1. Auflage, Berlin, Juli 2005
  • Förderverein Schloß Hohenschönhausen e.V. (Hrsg): Hohenschönhausen gestern und heute – Ein Dorf, ein Bezirk, ein Ortsteil, Berlin, Juli 2002

Weblinks

 Commons: Bezirk Hohenschönhausen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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