- Bosnisch-Herzegowinische Infanterie
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Die Bosnisch-herzegowinische Infanterie war eine Truppengattung in der Armee Österreich-Ungarns, der man einen gewissen Sonderstatus zugebilligt hatte. Sie besaß eine eigene Uniform und ihre Einheiten erhielten eine eigene Nummernfolge innerhalb der Gemeinsamen Armee.
Die Einheiten gehörten zur Linieninfanterie und bestanden 1914 aus vier Infanterie-Regimentern (Nummer 1–4) und einem Feldjägerbataillon.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1878 wurden die zwei Osmanischen Provinzen Bosnien und Hercegowina von Österreich-Ungarn militärisch besetzt. Obwohl die beiden Provinzen staatsrechtlich nach wie vor zum Osmanischen Reich gehörten, begann die k.u.k. Administration damit, einen Verwaltungsapparat aufzubauen und schuf dadurch vollendete Tatsachen. Nach Unruhen im Jahre 1881/82, die nur mit militärischen Mitteln niedergeschlagen werden konnten, begann man die männliche Bevölkerung zum Militärdienst heranzuziehen.
Als erstes wurde 1882 in jedem der vier Ergänzungsbezirke (Sarajevo, Banjaluka, Dolnja Tuzla und Mostar) je eine bosnisch-hercegowinische Infanteriekompanie aufgestellt, die man in den darauffolgenden Jahren um jeweils eine Kompanie erweiterte, sodass 1885 vier und 1889 bereits acht selbstständige Bataillone formiert werden konnten. 1892 konnten drei weitere Bataillone aufgestellt werden. 1894 entschied die Militärverwaltung, für die bosnisch-hercegowinische Infanterie den Regimentsverband analog zum übrigen Heer einzuführen. Eine „Allerhöchste Entschließung“ vom 1. Jänner 1894 ordnete dies zwar an, die Umsetzung gestaltete sich aber überaus schwierig und konnte erst 1897 abgeschlossen werden.
Das Feldjägerbataillon wurde 1903 errichtet. Der Begriff Feldjäger bezeichnet nicht wie in Deutschland die Militärpolizei sondern eine Teiltruppe der Infanterie. Jäger als Plänkler oder leichte Infanterie existierten zu dieser Zeit sowohl in Österreich als auch in Deutschland nicht mehr. Gleichwohl galten die Jägerbataillone als Elitetruppe und erhielten ausgesuchten Ersatz.
Die Einheiten
- Bosnisch-Hercegowinisches Feldjägerbataillon
- Errichtet: 1903 - II. Armeekorps - 25. Infanterie-Truppendivision - 50. Infanteriebrigade
- Nationalitäten: 96% Bosniaken - 4% Sonstige
- Ergänzungsbezirk und Ersatzkompaniekader: Sarajevo (Defensionslager)
- Garnison: Bruck an der Leitha
- Kommandant: Oberstlt. Wladimir Terbojević
- Bosnisch-Hercegowinisches Infanterie Regiment Nr. 1
- Errichtet: 1894 - II. Armeekorps - 25. Infanterie-Truppendivision - 49. Infanteriebrigade
- Nationalitäten: 94% Bosniaken - 6% Sonstige
- Ergänzungsbezirk und Ersatzbataillonskader: Sarajevo
- Garnison
- Stab, I. Baon - Wien II. Bez. Engerthstrasse 226 (Erherzog Albrecht Kaserne)
- II. Baon: Wiener Neustadt
- III. Baon: Sarajevo[2]
- Kommandant: Oberst Carl von Stöhr
- Stabsoffiziere:Oberst Emil Greger - Oberstlt. Rudolf Knezić - Oberstlt. Philipp von le Beau - Major Ludwig Rath - Major Karl Kortan - Major Ernst Burel - Major Franz Markowski - Major Josef Kosanović
- Bosnisch-Hercegowinisches Infanterie Regiment Nr. 2
- Errichtet: 1894 - III. Armeekorps - 6. Infanterie-Truppendivision - 11. Infanteriebrigade
- Nationalitäten: 93% Bosniaken - 7% Sonstige
- Ergänzungsbezirk und Ersatzbataillonskader: Banja Luka
- Garnison
- Stab, I.,II. Baon: Graz Grenadiergasse 8 (Neue Dominikanerkaserne)
- III. Baon: Banja Luka
- Kommandant: Oberst Ernst Kindl
- Stabsoffiziere: Oberstlt. Johann Spindler Edler von Narentafels - Oberstlt. Anton Leśić - Major Gustav Horny - Major August Kolár - Major Boguslav Ritter von Mihalić - Major Konstantin Kuźma - Major Karl Schneider
- Bosnisch-Hercegowinisches Infanterie Regiment Nr. 3
- Errichtet: 1894 - IV. Armeekorps - 31. Infanterie-Truppendivision - 62. Infanteriebrigade
- Nationalitäten: 94% Bosniaken - 6% Sonstige
- Ergänzungsbezirk und Ersatzbataillonskader: Tuzla
- Garnison
- Stab, I. Baon Budapest Nandor-ter 2 (Ferdinandskaserne),II. Baon Budapest Retek-utca (Graf Szapáry Kaserne)
- III. Baon: Tuzla
- Kommandant: Oberst Johann Brenner von Flammenberg
- Stabsoffiziere: Oberstlt. Ferdinand Breith - Oberstlt. Karl Hoffmann - Major Franz Jaschonek - Major Nikolaaus Čanić - Major Ernst Ritter von Meissl - Major Josef Freiherr Henriques de Ben-Wolsheimb - Major Otmar Zapp von Chlumfeld - Major Karl Graf Coudenhove
- Bosnisch-Hercegowinisches Infanterie Regiment Nr. 4
- Errichtet: 1894 - III. Armeekorps - 28. Infanterie-Truppendivision - 55. Infanteriebrigade
- Nationalitäten: 95% Bosniaken - 5% Sonstige
- Ergänzungsbezirk und Ersatzbataillonskader: Mostar
- Garnison
- Stab, I.,II. Baon: Triest Via Coroneo 4 (1 Kompanie in Capodistria)
- III. Baon: Mostar
- Kommandant: Oberst Anton Klein
- Stabsoffiziere: Oberstlt. Ferdinand Schenk - Oberstlt. Johann Tuschner - Oberstlt. Eduard Edler von Bisenius - Major Andreas Šešić - Major Josef Schlechta
Zusätzliche Truppen
- Im Jahre 1916 wurde das bosnisch-hercegowinische InfRgt Nr. 5 errichtet und im Oktober 1917 in bh InfRgt Nr. 10 umbenannt.
- Im Februar 1918 wurden aufgestellt:
- InfRgt Nr. 5 (neu aufgestellt)
- InfRgt Nr. 6
- InfRgt Nr. 7
- InfRgt Nr. 8
- Errichtete Feldjägerbataillone:
- Im August 1915:
- Nr. 2 und Nr. 3
- Im Februar 1916
- Nr. 4, Nr. 5, Nr. 6 und Nr. 7
- Im Februar 1918:
- Nr. 8
(Die Bataillone Nr. 5, Nr. 6, Nr. 7 und Nr. 8 wurden im Februar 1918 wieder aufgelöst.)
Organisation
Nach den gleichzeitig erlassenen provisorischen organisatorischen Bestimmungen gliederte sich jedes Regiment in einen Regimentsstab, in drei Feldbataillone zu je vier Feldkompanien und in ein Ersatzbataillon, von dem im Frieden nur der Kader bestand.
Das Feldjägerbataillon hatte einen Bataillonsstab, vier Feldkompanien und einen Ersatzkompaniekader.
Der Mannschaftsbestand kam nahezu ausschließlich (außer aus Bosnien-Hercegowina) aus den zum österreichischen Reichsteil gehörenden Gebieten von Kroatien und Montenegro. Auf die religiösen Vorschriften der Soldaten islamischen Glaubens wurde peinlichst genau Rücksicht genommen. (Siehe k.u.k. Militärseelsorge)
Offiziere und Unteroffiziere stammten während des ersten Aufstellungsphase aus anderen Infanterieregimentern und behielten ihre eigene Adjustierung.
Im österreichischen Militärjargon bezeichnete man die Einheiten als Bosniaken- was dem Zeitgeist entsprach und keineswegs abwertend gemeint war. Waren doch diese fünf Einheiten mit die tapfersten und beständigsten -neben den deutschsprachigen- der ganzen Armee!
Der Sonderstatus bestand darin, dass die Einheiten eine eigene Nummerierung innerhalb der Linieninfanterie erhielten und die Uniformen erhebliche Unterschiede aufwiesen.
Uniformierung
Das charakteristische Kleidungsstück dieser Truppe war der Fez, der sowohl zur Parade als auch zur Felduniform getragen wurde. (Zur Parade wurde ein dreiblättriger Eichenzweig -so vorhanden- oder aber ein Tannenreis angesteckt.) Der Fez war aus rotbraunem Filz gefertigt und mit einer Quaste aus schwarzer Schafwolle ausgestattet. Diese Quaste bestand aus 18,5 cm langen, an einer Rosette befestigten Fransen. Der Fez musste so aufgesetzt werden, dass die Quaste nach hinten lag. Bei den Offizieren und Fähnrichen war als Kopfbedeckung der Infanterietschako bzw. die schwarze Feldkappe vorgeschrieben. Wenn sie Moslems waren, konnten sie auch den Fez tragen. Waffenröcke und Blusen entsprachen denen der deutschen Linieninfanterie. Sie waren aus lichtblauem Tuch gefertigt und hatten Alizarinrot als Egalisierungsfarbe. Die Knöpfe waren gelb mit der jeweiligen Regimentsnummer.
Die Hosen waren sog. Kniehosen nach orientalischem Vorbild. Sie bestanden aus den beiden Schenkelteilen und dem Wadenstücken (entfernt ähnlich der deutschen Keil- oder Reithose der Wehrmacht - jedoch statt nach der Seite nach vorne ausgestellt) welche je aus einem vorderen und hinteren Teil zusammengesetzt wurden. An der Vorderseite befanden sich zwei schräg eingeschnittene Taschen. Die Schenkelteile waren bis unter die Knie weit gehalten und verengten sich von da an. Die nach unten verlaufenden Wadenstücke waren durch einen 3,5 cm breiten Bund aus doppelt gelegtem Stoff mit den Schenkelteilen verbunden. Mit fünf Hafteln konnten die Wadenstücke geschlossen werden. An den Öffnungen der Hosenbeine befanden sich je eine 3,5 cm breite Leinenstrupfe.
Alle anderen Montierungsstücke entsprachen denen der Linieninfanterie.
Marschmusik
Zu Ehren der k.u.k. Bosniaken im besonderen des InfRgt Nr. 2, komponierte Eduard Wagnes im Jahre 1895. den "Bosniaken Marsch" unter dem Titel Die Bosniaken kommen.
Galerie (Militärfriedhof bzw. Bosniakenfriedhof in Lebring-Sankt Margarethen)
Bemerkungen
- ↑ Alle Angaben beziehen sich auf August 1914
- ↑ In Österreich-Ungarn wurde Bataillon als Baon abgekürzt
Literatur
- Johann C. Allmayer-Beck, Erich Lessing: Die K.u.k. Armee. 1848-1918. Verlag Bertelsmann, München 1974, ISBN 3-570-07287-8.
- Stefan Rest: Des Kaisers Rock im ersten Weltkrieg. Verlag Militaria, Wien 2002, ISBN 3-9501642-0-0
- Werner Schachinger, Die Bosniaken kommen! - Elitetruppe in der k.u.k. Armee 1879-1918. Leopold Stocker Verlag, Graz 1994, ISBN 978-3-7020-0574-0
- k.u.k. Kriegsministerium „Dislokation und Einteilung des k.u.k Heeres, der k.u.k. Kriegsmarine, der k.k. Landwehr und der k.u. Landwehr“ in: Seidels kleines Armeeschema - Herausg.: Seidel & Sohn Wien 1914
Weblinks
Commons: Military uniforms of Austria – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienTeilstreitkräfte des Heeres: Gemeinsame Armee | k.k. Landwehr | k.u. Landwehr
Kavallerie: Husaren | Ulanen | Dragoner | Reitende Landesschützen
Artillerie: Artillerie
Infanterie: Feldjäger | Bosnisch-Herzegowinische Infanterie | Landesschützen | Kaiserjäger
Gebirgstruppe (inkl. Hochgebirgs- und Bergführerkompanien) | Standschützen | k.u.k. Infanterie
Garde: Trabantenleibgarde | Leibgardeinfanteriekompanie | Leibgardereitereskadron | Erste Arcièren Leibgarde | k.u. Leibgarde
Technische Truppen: Sappeure | Pioniere | Technisches Militärkomitee | Verkehrstruppenbrigade
Stabsdienste: Generalität | Stabswesen | Militärjustizwesen | Adjutanten | Armeestand
Behörden: Reichskriegsministerium | k.k. Landesverteidigungsministerium | k.u. Honvédministerium | Ökonomische Verwaltung | Militärgeographisches Institut
Gendarmerie: Polizeiwachkorps | k.k. Gendarmerie | k.u. Gendarmerie
Ausbildungswesen: Theresianische Militärakademie | Kriegsschule | Franz-Joseph-Militärakademie | Ludovika-Akademie | Technische Militärakademie | Marineakademie | Armeeschießschule | K.u.k. Militär Fecht- und Turnlehrerinstitut | Artillerie-Schießschule
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Österreichische Festungswerke an der Grenze zu ItalienLuftstreitkräfte: Luftfahrtruppen | Fliegerasse
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