Boy Gobert

Boy Gobert

Boy Christian Klée Gobert (* 5. Juni 1925 in Hamburg; † 30. Mai 1986 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Theaterschauspieler, Filmschauspieler und Theaterregisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Boy Gobert war Sohn des kurzzeitigen hanseatischen Senators Ascan Klée Gobert. Er kam nach einigen Theaterengagements, u. a. bei seinem Schauspiellehrer Helmuth Gmelin am Theater im Zimmer, 1955 zum Film, wo er vor allem auf das Rollenfach von Dandys, Snobs und Bonvivants festgelegt wurde. Später führte er auch Regie und avancierte als Nachfolger von Kurt Raeck 1969 zum Intendanten des Hamburger Thalia-Theaters, das er bis 1980 leitete. Dort gelang es ihm, auch sein eigenes Rollenspektrum zu erweitern und weiter zu entwickeln. Unter namhaften Regisseuren spielte er große Rollen der Weltliteratur (wie Shakespeares „Richard III.“, „Coriolan“ und Goethes „Faust“), aber auch moderne Klassiker wie Schnitzlers „Anatol“ und Sternheims „Snob“.

Daneben widmete er ein besonderes Augenmerk sowohl als Regisseur wie auch als Darsteller dem seinerzeit zeitgenössischen angelsächsischen Theater mit Autoren wie Harold Pinter und Trevor Griffith. Ein besonderes Interesse und Talent entwickelte er als Intendant und Regisseur für den „gehobenen Boulevard“. Seine Devise lautete denn auch nicht von ungefähr: „Ein Optimum an Kunst und Kasse.“

Im Jahr 1980 wechselte er als Generalintendant an die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. Nach einem glänzenden Start mit der Hans-Fallada-Revue Jeder stirbt für sich allein (Regie Peter Zadek) gelang es ihm danach nicht mehr, die hohen an ihn gestellten Erwartungen als Nachfolger Hans Lietzaus zu erfüllen. Sein besonderes Verdienst, Hans Neuenfels zu verpflichten, der mit Heinrich von KleistsPenthesilea“, Robert Musils „Schwärmer“ und Jean Genets „Balkon“ den Schauspielbühnen große künstlerische Erfolge bescherte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine in Hamburg erfolgreiche Vermischung von Kunst und Unterhaltung in Berlin bis auf wenige Ausnahmen über künstlerisches Mittelmaß nicht hinauskam. Das künstlerisch und programmatisch bedeutsame Theater der achtziger Jahre fand zu dieser Zeit an anderen Häusern der Bundesrepublik, nicht aber am Schillertheater und den ihm angeschlossenen Bühnen, statt.

Grabmal von Boy Gobert auf dem Neustifter Friedhof

Gobert wurde „Konformismus“ vorgeworfen. Auch Arbeiten profunder und durchaus polarisierender Regisseure wie von Hans Hollmann, Klaus Emmerich und Hans Gratzer schwächelten und ließen die für eine derart bedeutsame Bühne notwendige Profilschärfe vermissen. All dies veranlasste den Senat unter Richard von Weizsäcker, Goberts Vertrag über die Spielzeit 1984/85 hinaus nicht zu verlängern. Seine Abschlussproduktion von Schillers Wallenstein mit Gobert selbst in der Titelrolle (Inszenierung Klaus Emmerich, dramaturgische Mitarbeit Heiner Müller) verdeutlichten und versinnbildlichten den Abgesang einer insgesamt schalen künstlerischen Ära.

Für die Spielzeit 1986/87 sollte er die Direktion des Wiener Theaters in der Josefstadt übernehmen. Er war bereits in den Proben zu Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ neben Ingrid Andree, starb jedoch zuvor an Herzversagen in seinem Haus in Wien Neustift am Walde. Geplant war für die Tragikomödie „Sunny Boys“ von Neil Simon auch die Zusammenarbeit mit Otto Schenk, der später das Haus als Intendant übernahm. Interimistisch leitete Eberhard Witt, der zu Goberts Direktionsteam in Hamburg wie auch in Berlin gehörte, zusammen mit dem kaufmännischen Direktor Heinrich Kraus die Bühne bis Ende 1987.

Seit 1960 war Gobert Mitglied des Wiener Burgtheaters und seit 1981 auch österreichischer Staatsbürger. Durch den österreichischen Bundespräsidenten erhielt er zudem den Titel eines Kammerschauspielers. 1961 wurde Gobert mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. 1973 verliehen ihm die Mitglieder der Hamburger Volksbühne den Ehrenpreis Silberne Maske. 1977 erhielt er für seine Verdienste das Silberne Blatt der Dramatiker Union.

Mit dem seit 1981 verliehenen Boy-Gobert-Preis für Nachwuchsschauspieler an Hamburger Bühnen, vergeben von der Körber-Stiftung und mit 10.000 Euro dotiert, wird Gobert posthum geehrt. Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem Neustifter Friedhof (Gruppe 22, Reihe 6, Nummer 1).

Filme

Literatur

  • Gerhard Blasche, Eberhard Witt: Hamburger Thalia Theater – Boy Gobert. Kristall Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-607-00004-2

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