Amt Vechelde

Amt Vechelde
Das Amt Vechelde
Die Lage des Amts Vechelde im Herzogtum Braunschweig
Amt Vechelde
Herzogtum Braunschweig

Das Amt Vechelde war ein Verwaltungs- und Gerichtsbezirk des ehemaligen Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel und des späteren Herzogtums Braunschweig mit Amtssitz in Vechelde im heutigen Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Amt Vechelde lag im Westen der Stadt Braunschweig und östlich der Stadt Peine, zwischen den Flüssen Oker und Fuhse. Südlich der Stadt Peine lag, abseits des sonst geschlossenen Amtsbezirks, die Exklave Ölsburg, umschlossen vom Bistum Hildesheim und später vom Landkreis Peine.

Geschichte

Schloss Vechelde, Kupferstich von Anton August Beck, um 1760
Ehemaliges Amtsgerichtsgebäude Vechelde

Eine Gerichtsstätte des Herzogs Otto der Milde in Vechelde wurde bereits um 1340 erwähnt[1], obwohl Amt und Gericht Vechelde, bis in das ausgehenden Mittelalter, lediglich aus einem Gutshof und dessen Ländereien bestanden.

Auf dem Gelände des Gutshofs wurde Ende des 14. Jahrhunderts eine Wasserburg errichtet. Bereits im Jahr 1392 verpfändeten die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel Burg, Gut und Amt an die Stadt Braunschweig gegen einen Betrag von 900 Mark Silber. Unter der Verwaltung der Stadt Braunschweig blieb das Amt bis 1671, als ihr Status als unabhängige Stadt durch Rückeroberung der Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel beendet wurde.

Die Wasserburg ließ Herzog Rudolf August im Jahr 1695 durch den Baumeister Hermann Korb zum fürstlichen Landschloss Vechelde umbauen. Am 8. November 1727 heirateten dort Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst und Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf. Aus dieser Ehe ging am 2. Mai 1729 Sophie Auguste Frederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg hervor, die spätere Zarin Katharina II.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand das Amt und „fürstliche Gericht Vechelde“ erst aus den Ortschaften Vechelde, Vechelade, Fürstenau und Sophiental. Mit dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde das Amt 1807 in das von Napoleon geschaffene Königreich Westphalen eingegliedert. Das Amt Vechelde wurde aufgelöst und die Dörfer den neu gegründeten Kantonen Braunschweig-Land-West und Peine-Land zugeordnet. Die Kantone bildeten einen Teil des Distrikts Braunschweig im Departement der Oker. Der Ort Vechelde selbst wurde Verwaltungssitz des Kantons Braunschweig-Land-West.

Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 und der Konstituierung des Herzogtums Braunschweig, wurde die Landesverwaltung neu geordnet. 1814 schloss man die ehemaligen Kantone Braunschweig-Land-West, Bettmar und Peine-Land zusammen. Der Amts- und Gerichtssitz befand sich bis 1825 in Bettmar. Am 1. Oktober 1825 wurde der Verwaltungssitz in das Landschloss Vechelde verlegt und das Amt Vechelde restituiert.

Das Amt umfasste ein Gebiet mit 34 Ortschaften und ca. 12.000 Einwohner und ging später im Landkreis Braunschweig auf. Das Landschloss wurde im Jahr 1880 abgerissen und durch ein neoklassizistisches Gebäude ersetzt. Bis zum 1. Januar 1972 blieb es Sitz des Amtsgerichts Vechelde. Heute dient es als Bürgerzentrum.

Die Epoche der gemeinsamen Zuordnung der beteiligten Dörfer und Gemeinden unter dem Dach einer Verwaltungseinheit endete im Jahr 1974, im Zuge der Gebietsreform Niedersachsens. Die Ortschaften im nahen Umkreis der Stadt Braunschweig wurden zu Stadtteilen der kreisfreien Stadt, andere zu Stadtteilen der Stadt Peine oder zu Ortsteilen der neugegründeten Gemeinden Vechelde und Wendeburg im Landkreis Peine. Heute entsprechen die Grenzen der Propstei Vechelde, ein Unterbezirk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig, noch annähernd dem Gebiet des ehemaligen Amts Vechelde.

Die Ortschaften des Amtes Vechelde um 1850

Heutige Stadtteile der kreisfreien Stadt Braunschweig
Broitzem mit Rothenburg, Lamme, Timmerlah, Völkenrode, Watenbüttel.

Heutige Stadtteile der Stadt Peine im Landkreis Peine
Duttenstedt, Essinghausen, Woltorf.

Heutige Ortsteile der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine
Alvesse, Bettmar, Bodenstedt, Denstorf, Fürstenau, Groß Gleidingen, Klein Gleidingen, Köchingen, Liedingen, Sierße, Sonnenberg, Vallstedt, Vechelade, Vechelde, Wahle, Wedtlenstedt, Wierthe.

Heutige Ortsteile der Gemeinde Wendeburg im Landkreis Peine
Bortfeld, Harvesse, Meerdorf, Neubrück, Sophiental, Wendeburg, Wendezelle, Zweidorf.

Sonstige Ortschaften
Exklave Ölsburg, Ortsteil der heutigen Gemeinde Ilsede.

Literatur

  • Wilhelm Bornstedt (Hrsg.): Chronik von Vechelde 973 bis 1973, 2 Bände, Verlag Dr. W. Bornstedt, Stöckheim bei Braunschweig 1973
  • Wilhelm Bornstedt: Von Braunschweig über die alte „Landwehr“ beim Raffturm zur ehemaligen Wasserburg Vechelde (später Barocklustschloß, heute Amtsgericht Vechelde) nach Sievershausen, dem alten Schlachtenorte vom 9. Juli 1553, Verlag Landkreis Braunschweig, Braunschweig 1965
  • August Lambrecht: Das Herzogthum Braunschweig, Verlag A. Stichtenoth, Wolfenbüttel 1863
  • Karl H. G. Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwärtigen Beschaffenheit, Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847.
  • Georg Hassel: Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg, Braunschweig 1802

Einzelnachweise

  1. Hans Friedrich Sudendorf: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, Verlag Carl Rümpler, Hannover 1859, S. XL

Weblinks


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