Lamme

Lamme
Wappen Karte
Wappen Braunschweig Lamme Lage Lammes in Braunschweig
Lamme
Stadt: Braunschweig
Stadtbezirk: 321 – Lehndorf-Watenbüttel
Einwohner: 3.711 (31. Dezember 2009)
Entstehungszeitpunkt: ca. 780
Geografische Lage: 52° 16' 13" N, 10° 26' 32" O
Höhe: ca. 80 m ü. NN
Postleitzahl: 38116
Vorwahl: 0531

Lamme ist ein Ort in Niedersachsen, der mit der Gemeindereform 1974 nach Braunschweig eingemeindet wurde. Lamme liegt im Westen Braunschweigs, nördlich der Bundesstraße 1.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Besiedlung wird in der Zeit der Glockenbecherkultur (2800 bis 2000 v. Chr.) vermutet.

Einige Forscher datieren die erste urkundliche Erwähnung in das Jahr 780, als der sächsische Fürst Uodiltag und seine Gattin Wentelsvint dem Kloster Fulda in 20 Orten des Liergaus Güter übertrugen, darunter das Gut „Lammari“. Die Urkunde sagt wörtlich „tradiderunt“ was mit „übertragen“ aber auch mit „ausliefern“ übersetzt werden kann. Vermutlich wurde der übertragende „Edle Uodiltag“ in fränkisch-sächsischen Kriegen gefangen genommen. Um sich freizukaufen, übertrug er 20 Dörfer aus seinem Besitztum an die Franken. Somit wurden fränkische bzw. den Franken genehme Bauern in Lamme angesiedelt. Diese geschichtliche Deutung ist allerdings umstritten. Die heutige Schreibweise „Lamme“ wurde 1226 erstmals erwähnt, dies gilt heute offiziell als die erste urkundliche Erwähnung Lammes.

Im 14. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Braunschweiger Landwehr und des dazugehörigen Raffturmes begonnen, die einen Verteidigungsgürtel rund um Braunschweig darstellte, wobei die Ortschaft Lamme selbst außerhalb dieser Verteidigungslinie lag.

Um 1440 wurde Lamme mit weiteren zehn Dörfern des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel zum Verwaltungs- und Gerichtsbezirk „Amt Eich“ oder auch „Zur Eiche“ zusammengefasst. Das Amt umfasste das Gebiet westlich der Stadt Braunschweig, von der Braunschweiger Landwehr bis etwa zum Flüsschen Aue.

Das Dorf unterstand 1519 bis 1553 und 1569 bis 1671 bereits dem Rat der Stadt Braunschweig. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Lamme vom Einwegdorf, entlang der heutigen Frankenstraße, zu einem Haufdorf. Im Jahre 1823 wurde die evangelische Kirche St. Marien anstelle des Vorgängerbaus errichtet. Nach 1945 begann der Einfamilienhausbau vor allem im Bereich westlich und südlich von Altlamme (Altlamme: Frankenstraße/Neudammstraße) In den 1960er Jahren entstand der Ortsteil „Tiergarten“.

Kirche

St. Marien Lamme

Erste Erwähnung 1568 (Spanuth I S 265) als Filial von Denstorf, 1564 lag das Patronat beim Archidiakon, 1764 beim Herzog. Das Amtsblatt von Vechelde zeigt in Lamme einen Kirchenbau mit unverwechselbaren Renaissanceaufbauten. Es ist davon auszugehen, dass bereits um 1600 ein größerer Kirchenbau bestanden hat.

Die jetzige Kirche wurde im 19. Jahrhundert errichtet, das Richtefest fand am 23. Oktober 1823 statt. Baumeister war Carl Liebau geb. 1780. 1813 Kammerbauinspektor, starb Carl Liebau am 15. Oktober 1842 als Oberbaurat. Die gesamte Innenausstattung der Kirche war in kräftiger, dorisierender Formensprache gestaltet.

Bei der Renovierung des Innenraumes 1964 bis 1967 wurde die gesamte Inneneinrichtung herausgerissen und vernichtet. Nur vier klassizistische Ornamente hatte der damalige Heimatpfleger des Landkreises Braunschweig, Dr. Bornstedt, retten können. Diese Teile, von Übermalungen befreit und in den Originalfarben restauriert, konnte der Ortsheimatpfleger H. P. Roppel am 7. August 1997 dem Kirchenvorstand Barke und der Pastorin Barbara Berg übergeben. Die Ornamente zierten danach zunächst die Wand hinter dem Altar, sie wurden bei der letzten Renovierung im Jahre 2006 (Öffnung der Wand mit einem Durchbruch) allerdings wieder entfernt.

Die starke Zunahme der Einwohnerzahl Lammes durch das Neubaugebiet Lammer Busch machte den Bau eines neuen Kirchhauses notwendig, das im Jahre 2007 an die Gemeinde übergeben werden konnte. Das Gebäude steht an der Stelle des alten Küsterhauses und ist durch einen gläsernen Verbindungstrakt mit der alten Kirche verbunden.

Kriegerdenkmal

Die dreiteilige Denkmalanlage befindet sich auf einem eingezäunten Grundstück in der Neudammstraße. Der Mitteilteil des Denkmals ist mit einem aus Stein gefertigten Eisernen Kreuz auf der Spitze versehen. In vertieften Lettern sind die Jahreszahl 1914–1918 und die Namen der Gefallenen zu lesen: „Ihren gefallenen Helden in Dankbarkeit gewidmet. Gemeinde Lamme“. Der Stein links ist für die Gefallenen 1939–1945 und für die Vermissten der Gemeinde, ebenso der rechte Stein für die Gefallenen 1939–1945 und für die Vermissten und Heimatvertriebenen.

Ortsteile

  • Lamme
  • Tiergarten
  • Lammer Busch West
  • Lammer Busch Ost

Ortsname

Ebenso umstritten wie die Datierung Lammes auf um 800 ist die Deutung seines Namens. Der heutige Name „Lamme“ entwickelte sich einer Theorie zufolge aus dem Namen „Lammari“. Das Wort „Lammari“ setzt sich demnach aus zwei Silben zusammen.

Die erste Silbe „Lam“ ist ein verklungenes Wort für Sumpf, Morast, Schlamm. In der Tat befindet sich noch heute morastiger Boden in dem Tal zwischen dem heutigen Lamme und dem Ortsteil Tiergarten und dem Kanzlerfeld. Durch die mangelnde Entwässerung dieses Sumpfes wurde in den Regenmonaten daraus ein flacher See. In der Literatur wird somit ebenfalls auf das französische Wort „Lame“ (sprich „Lam“) hingewiesen. Es bedeutete einmal „dünne Platte, dünne Scheibe“, zum anderen „Woge“ und „See“. Die zweite Silbe „Mari“ ist erheblich jünger, ca. 2000 Jahre alt. Es ist davon auszugehen, dass vorgermanische Völker, die auf diesen „Lam“ stießen, dort Anwohner vorfanden, die ihnen das Wort „Lam“ zwar mitteilten, die Bedeutung des Wortes jedoch selbst nicht mehr kannten. Die neuen Einwanderer gaben diesem Platz „Lam“ nun den Zusatz „Mari“. Das Wort „Mari“ kommt im Altdeutschen in der abgewandelten Form „meri“ vor. Es bedeutet ebenso viel wie „Sumpf“. So wurde es fortan das „Lam-Mari“.

Es besteht in diesem Gebiet eine Vielzahl von Gemeinden, die auf „mar“ enden. Bei dem benachbarten Ort „Bettmar“ ist davon auszugehen, dass mit der Silbe „mar“ dasselbe Moor gemeint war.

Einwohner

Im Jahre 1871 hatte Lamme 318 Einwohner, im Jahre 1902 329 Einwohner und 1933 393 Einwohner. Die Bevölkerungszahlen stiegen insbesondere in den 1930er Jahren durch Heimstättenansiedlung. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden 480 Einwohner gezählt. Nach 1945 war ein Bevölkerungszuwachs auf 879 Einwohner durch Heimatvertriebene zu verzeichnen. 1991 zählte Lamme 1527 Einwohner. Durch das Neubaugebiet „Lammer Busch West“, das im Jahr 2001 erschlossen und in den folgenden Jahren erweitert wurde, wuchs die Bevölkerung auf 3711 an.[1]

Öffentlicher Nahverkehr

Lamme ist über die Buslinie M11 mit der Braunschweiger Innenstadt verbunden. In Planung (2010) ist eine weitere Bus-Anbindung über die verlängerte Linie 418, die nach Beendigung der Umbaumaßnahmen an der Raffturmkreuzung realisiert werden soll. Weiterhin besteht eine sogenannte Vorhaltefläche für das in der Region entstehende Stadtbahnnetz. Dieses ist aber wegen der Einwände von Bürgern vorerst auf Eis gelegt. Falls sie dennoch in Jahren gebaut würde, könnte man bis in den Stadtteil Stöckheim fahren.

Öffentliches Leben

In Lamme existiert ein reges öffentliches Leben. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Lamme (mit Jugendfeuerwehr) sind viele Lammer im Sportverein TSV Germania Lamme aktiv. Der Schützenverein „Wilhelm Tell“ hat ca. 100 Mitglieder und findet im Dorfgemeinschaftshaus seinen Platz. Der Bau eines neuen Jugendtreffs wurde vom Rat der Stadt Braunschweig 2007 beschlossen und Ende 2010 fertig gestellt, der Neubau steht nun direkt neben der Grundschule. Die evangelisch-lutherische Kirche „St. Marien“ liegt im Dorfkern. Der Chor Lammari Cantat (lat.: „Lamme singt“) feierte 2007 sein 20-jähriges Bestehen. Er pflegt weltliches und geistliches, ernstes und heiteres, altes und neues Liedgut. Viele Gottesdienste im Jahresverlauf (die Osternacht, Erntedankfest, der Ewigkeitssonntag, Heiligabend) werden traditionell durch den Chor musikalisch mitgestaltet. Seit 1999 findet alljährlich das privat organisierte Lammer Open Air-Musikfestival statt.

Die Grundschule in Lamme ist mit Beginn des Schuljahres 2005/2006 im Neubaugebiet eröffnet worden. Diese wurde zweizügig mit den Jahrgängen eins bis vier geplant. Noch vor der Fertigstellung wurde jedoch aufgrund des außergewöhnlich hohen Kinderanteils in Lamme die Notwendigkeit einer Erweiterung des Gebäudes festgestellt. Die Erweiterung der Schule um weitere vier Klassenräume wurde im Sommer 2006 abgeschlossen. 2009 wurde auf dem Schulgelände eine Turnhalle fertiggestellt, die sowohl von der Schule als auch von den örtlichen Sportvereinen genutzt wird. Lamme besitzt zwei Kindertagesstätten: Die Städtische Kindertagesstätte Lamme in der Frankenstraße betreut drei Gruppen mit je 25 Kindern. Die evangelisch-lutherische Kindertagesstätte „St.-Marien“ befindet sich in einem Gebäude mit der Grundschule. Sie wurde im August 2005 eröffnet und betreut vier Gruppen. Im November 2010 wurde ein Kinder- und Jugendzentrum in Trägerschaft des paritätischen Wohlfahrtsverbandes eröffnet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Braunschweig (Stand 31. Dezember 2009)

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