Rautheim

Rautheim
Wappen Karte
Wappen Braunschweig-Rautheim.png Lage Rautheims in Braunschweig
Rautheim
Stadt: Braunschweig
Stadtbezirk: 213 - Südstadt-Rautheim-Mascherode
Einwohner: 3.687 (31. Dezember 2008)[1]
Höhe: ca. 75 m ü. NN
Postleitzahl: 38126
Vorwahl: 0531

Rautheim ist ein Stadtteil im Südosten der Stadt Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Rautheim ist Bestandteil des Stadtbezirkes Südstadt-Rautheim-Mascherode und bildet den statistischen Bezirk 70 der Stadt Braunschweig.

Rautheim liegt an der A39, Abfahrt Braunschweig-Rautheim, sowie an der B1.

Der Ort wächst allmählich durch neue Baugebiete Richtung Südstadt und Lindenbergsiedlung.[1]

Geschichte

St. Ägidien Rautheim

Nach Bornstedt bestand Rautheim bereits 300 v. Christi als Rothna.[2] Er argumentiert, dass die älteren überlieferten Namensformen Ruotnum, Ruothne oder Rothna auf Siedlungsnamen der ersten Siedlungsperiode vor der Völkerwanderungszeit, also vor 300 v. Chr. zurückzuführen seien.[3] Auch sei die Besiedlung in Gegenden mit Lößlehmboden typisch. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass bereits ca. 3000 v. Chr. Menschen in der Gegend um Rautheim lebten.[1]

Urkundlich wurde Rautheim erstmals in der Gründungsurkunde der Magnikirche[2] erwähnt.

1150 bekam Rautheim eine eigene Kirche von Abt. Goswin von St. Ägidien, die 1158 durch Heinrich Abt. von Braunschweig das Tauf- und Begräbnisrecht und so die Selbstständigkeit erhielt.

Zur besonderen Entwicklung der Rechte der Bauern, insbesondere der Meier, im Braunschweigischen siehe Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel.

Rautheim lag zunächst an der Straße über Schöppenstedt und Schöningen nach Magdeburg, die Wabe (Schunter) und die sie umgebende sumpfige Aue wurde durch einen Knüppeldamm überquert. Mit der Errichtung der Braunschweiger Landwehr wurde die Straße über den Schöppenstedter Turm umgeleitet. Der Schöppenstedter Turm gehörte früher zu Rautheim, heute zum Landkreis Wolfenbüttel.

Mühlen, Rüben und Industrie

1562 wurde eine Wassermühle erwähnt, die möglicherweise noch früher erbaut wurde und seit der Verlegung der Wabe stilllag. Um 1800 besaß Rautheim eine von einem Pferd angetriebene Ölmühle.

1864 errichtete die Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG eine Aktien-Zuckerfabrik am Schöppenstedter Turm. Die Rüben-Bauern waren Aktionäre. Nach einem Vertrag von 1897 musste jeder Rübenbauer pro Aktie 1/2 Hektar (6 Morgen) mit Zuckerrüben bestellen und sämtliche darauf geerntete Rüben, mindestens 800 Center por 1 1/2 Hectar, an die Gesellschaft liefern.[3] Die Rübenindustrie war so bedeutend, dass die Braunschweig-Schöninger Eisenbahn in dieser Zeit einen Bahnhof errichtete, der mit dem Ende des Rübenabbaus jedoch ebenfalls stillgelegt wurde.[1] Wilhelm Raabe kritisierte Umweltverschmutzungen durch die Zuckerfabrik in seinem Roman "Pfisters Mühle". [4]

Im geschlossenen Rautheimer Bauernmuseum stand eine 1855 erfundene Rübendrillmaschine. Diese stammte von Kantor Ludwig Lüders aus Leiferde an der Oker. Motiv der Erfindung war, seine Schülerinnen und Schüler von der Feldarbeit zu entlasten, so dass sie nicht schwänzen mussten. [3]

Seit 1999 verfügt Rautheim über ein 20,7 Hektar großes Industrie- und Gewerbegebiet im Norden des Stadtteils.[5]

Alte Wüstungen

Zum (ehemaligen) Gebiet des Ortes Rautheim sind ehemalige Wüstungen aufgegangen: die in der Weiheurkunde der Magnikirche Fritherikesroth (bei Mastbruch-Elmaussicht) und Reindageroth) sowie Wolfshagen (siehe Südstadt).

Reindageroth lag nach Bornstedt [2] [3] etwa an der Helmstedter Straße gegenüber der Einmündung des Brodwegs bzw. im Nordteil der ehemaligen Roselieskaserne. Entstanden ist der Ort nach Bornstedt [2] 800 und wird erstmals 1007 in den Steterburger Annalen erwähnt. Der Orte hatte etwa 320 Morgen Ackerland, das auf 4-6 Kothöfe verteilt war.

In der Nähe des Schöppenstedter Turms lag die Wüstung Caunum, die zu Riddagshausen gehörte. [6]

Zugehörigkeit

Rautheim gehörte anders als seine Nachbarn Mascherode und Klein Schöppenstedt zunächst nicht zum Kloster oder Amt Riddagshausen[6], sondern als herzogliches Dorf zum Ober-, Landgericht bzw. Gerichtsamt Salzdahlum. Nach Gäbler lag das daran, dass "die Grundherren, die Stifter St. Blasien und St. Cyriakus und das Kloster St. Aegidien in Braunschweig" festhielten, "so dass Riddagshausen nur 12 Hufen und den Zehnten erwerben konnten" [6] Während der französischen Besetzung gehörte es zum Département Oker, Untergliederung "Landkanton Braunschweig im Osten". Nach Gründung des Herzogtum Braunschweig gehörte es zum Amt Riddagshausen, das 1832 mit dem Amt Vechelde und der Stadt Braunschweig zur Kreisdirektion Braunschweig zusammengefasst wurde. Es entstand der Landkreis Braunschweig, dem Rautheim als selbstständige Gemeinde angehörte. 1974 wurde Rautheim mit eigenem Ortsrat ein Ortsteil der Stadt Braunschweig. Nach Einführung der Stadtbezirke bildeten zunächst nur Rautheim und die Südstadt einen gemeinsamen Stadtbezirk, durch freiwilligen Zusammenschluss entstand 2001 der Stadtbezirk Südstadt-Rautheim-Mascherode.

Bevölkerungsentwicklung

Die erste Einwohnerzahl stammt aus dem Jahr 1630: Damals lebten in Rautheim 45 männliche Einwohner. 1834 waren es gerade mal 49. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich die Einwohnerzahl bereits auf ca. 800 vervielfacht; einen Höchststand von 4.000 erreichte sie 1972 aufgrund der Kasernen Roselies und Heinrich-der-Löwe zwischen Rautheim und der Lindenbergsiedlung, die Familien von Soldaten anzogen. Vor Entstehung der Neubaugebiete Weststraße und Rautheim Süd-West Ende des 20. Jahrhunderts lag die Einwohnerzahl bei ca. 3.000, Tendenz steigend.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rautheim Stadtteilporträt auf den Internetseiten der Stadt Braunschweig. Abgerufen am 27. September 2010
  2. a b c d siehe: Wilhelm Bornstedt: Zur Urkunde von 1031: Die Gründe des Eingehens der 11. Pfarrdörfer von St. Magni und ihre Lage im heutigen Stadtbilde. Eine Siedlungsgeographie; in: Kirchenvorstand zu Magni: St. Magni 1031-1981, Braunschweig 1981
  3. a b c d vgl. Bornstedt, Wilhelm: Aus der Geschichte von Rautheim an der Wabe
  4. vgl. K.-H. C. Standke: "Frühe Industrialisierung und Genomforschung in der Region Braunschweig" in: Braunschweiger Kalender 2002
  5. Gewerbegebiet "Rautheim Nord". Das Gewerbegebiet Rautheim in Zahlen und Fakten auf der Internetseite der Braunschweig Zukunft GmbH. Abgerufen am 28. September 2010.
  6. a b c vgl., Ernst Gäbler: "Das Amt Riddagshausen in Braunschweig", 1928

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