Gigaset

Gigaset
Gigaset AG
Gigaset Communications 2010 logo.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005156004
Gründung 26. Januar 1900
Sitz München, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 2.333 (31. Dezember 2010) [1]
Umsatz 1,0095 Mrd. EUR (2010)[1]
Branche Telekommunikation
Website www.gigaset.com

Die Gigaset AG ist ein börsennotierter Konzern mit Sitz in München, der Telekommunikationsgeräte herstellt. Das bis Februar 2011 unter dem Namen Arques Industries AG firmierende und als Beteiligungsgesellschaft tätige Unternehmen erzielte 2010 einen Umsatz von 1,0095 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit im Jahresdurchschnitt 2010 4.988 Mitarbeiter, zum 31. Dezember 2010 aufgrund des Verkaufs diverser Beteiligungen noch 2.333 Personen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Unternehmenskonzept

Ursprünglich war die Gigaset AG unter dem Namen Arques AG bzw. Arques Industries AG eine Beteiligungsgesellschaft. Sie erwarb marode Unternehmen, um sie unter eigener Regie zu sanieren und aus eigener Kraft zu wettbewerbsfähigen und ertragsstarken Unternehmen zu entwickeln. Das Unternehmen strebte mittelfristige Beteiligungszeiträume von drei bis fünf Jahren an. Darüber hinaus kaufte Gigaset profitable Unternehmen auf, um sie weiter zu fördern und im Markt zu stärken. 2010 beschloss die heutige Gigaset AG das Beteiligungsgeschäft aufzugeben und als neuen Unternehmenszweck die Herstellung und den Vertrieb von Telekommunikationseinrichtungen festzusetzen. Im Zuge dessen wurde die vormalige Arques Industries AG in Gigaset AG umbenannt.

Geschichte der Arques bzw. Gigaset AG

Historisches Logo
Logo vor der Umbenennung in Gigaset AG

Das Unternehmen wurde am 26. Januar 1900 unter dem Namen AG Bad Salzschlirf als Kurmittelbetrieb in Bad Salzschlirf gegründet. Bis zum 1. Februar 2001 operierte das Unternehmen unter diesen Namen. Schließlich wurde ein Insolvenzverfahren (Planverfahren) über das Vermögen der AG Bad Salzschlirf eröffnet.

Am 17. Mai 2002 übernahmen Peter Löw 61 Prozent und Buchanan 22 Prozent der Gesellschaft, damit hatten sie 83 Prozent des Unternehmens unter ihre Kontrolle gebracht. Kurz darauf übernahm Löw den Vorstandsvorsitz. Am 24. Juni 2002 wurde die ehemalige AG Bad Salzschlirf in Arques AG umbenannt, die Satzung wurde auf den Erwerb und die Sanierung mittelständischer Unternehmen erweitert. Somit konnte bereits am 27. August 2002 das Insolvenzverfahren aufgehoben werden.

Am 2. September 2002 erfolgt die Übernahme des Telekommunikationsanbieters Tesion Communicationsnetze Südwest GmbH & Co. KG von der Energie Baden-Württemberg (EnBW), der über 60.000 Kunden verfügt und 2001 einen Umsatz von 89,5 Millionen Euro erwirtschaftete.

Am 14. August 2003 wurde die erste Beteiligung erworben, die Schierholz-Translift-Gruppe aus Bremen.

Am 16. Dezember 2003 wurde die Arques AG in Arques Industries AG umbenannt.

Am 24. Juli 2007 wurde bekannt gegeben, dass Arques den IT-Distributor Actebis von der Otto-Gruppe für 110 Mio. Euro erworben hat. Actebis soll die Nr. 3 unter den IT-Distributoren Europas sein und beschäftigte zu dem Zeitpunkt zirka 1300 Mitarbeiter. Diese Transaktion mit einem Umsatzanteil von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr war die bislang größte Übernahme der Arques. Später wurden zusätzlich die Landesgesellschaften von Actebis in Dänemark, Norwegen und Schweden übernommen, die sich noch im Besitz der Otto-Gruppe befanden, womit der Umsatzanteil von Actebis bei Arques auf über 3 Milliarden Euro stieg.

Am 26. September 2007 kündigte die Deutsche Börse an, dass die Aktie des Unternehmens ab 1. Oktober 2007 im MDAX geführt wird, von wo sie jedoch bereits im Juni 2008 aufgrund nicht ausreichender Marktkapitalisierung in den SDAX wechseln musste.[2] Am 22. März 2010 fiel die Aktie auch aus diesem Auswahlindex heraus.[3]

Am 1. Oktober 2008 wurde das Telekommunikationsunternehmen Gigaset als Beteiligung von Siemens in Höhe von 45. Mio. Euro gekauft; dies führte zu einem erbitterten Streit mit Siemens wegen ausstehender Zahlungen in der bezeichneten Höhe sowie Garantien in Höhe von 15 Mio. Euro. Der Rechtsstreit führte dazu, dass Siemens Anzeige erstattete wegen Betrugs, was zu einer Hausdurchsuchung durch die Polizei in den Räumlichkeiten von Arques Industries führte. Der Rechtsstreit endete schließlich mit einem Vergleich Anfang 2009 wurden mehrere Beteiligungen im Paket an BluO veräußert. BluO ist eine Private-Equity-Fondsgesellschaft mit Sitz in Luxemburg, die im Herbst 2008 von den früheren Arques-Vorständen Peter Löw und Martin Vorderwühlbecke gegründet wurde. Markus Zöllner, ehemaliges Arques-Vorstandsmitglied, ist ebenfalls bei BluO.

Am 22. Juli 2009 hat die Europäische Kommission mitgeteilt, dass sie im Rahmen einer kartellrechtlichen Untersuchungen gegen verschiedene europäische Unternehmen des Kalziumkarbidsektors auch gegen die Arques Industries ein Gesamtbußgeld verhängt hat.[4]

Im Sommer 2009 verkauft Arques den ITK-Distributor Actebis an die Droege Capital GmbH für mindestens 40 Mio. Euro.[5]

Am 26. August 2010 kam es während der Hauptversammlung zum Eklat. Dr. Löw und einige Aktionäre stürzten den alten Vorstand. Zum 1. September 2010 verließen die alten Vorstandsmitglieder Hans Gisbert Umke und Michael Hütten das Unternehmen[6]; der ehemalige Vorstandsvorsitzende Dr. Dr. Löw übernahm den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Den Vorstandsvorsitz übernahm Maik Brockmann. Im November 2010 wurde von Arques Industries beschlossen, ihr Unternehmensziel zu ändern; Arques wird in Zukunft keine kleineren Unternehmen mehr kaufen und sanieren, sondern bestehende Beteiligungen, wie z.B. van Netten verkaufen und nur noch als Telekommunikationsunternehmen fungieren. Am 20. Dezember 2010 beschloss eine außerordentlichen Hauptversammlung die Umbenennung in Gigaset AG.

Am 4. März 2011 beschloss die Deutsche Börse, dass die Gigaset AG zum 21. März 2011 in den TecDax aufgenommen werden wird[7].

Beteiligungen der Gigaset

Ehemalige Beteiligungen

  • Infosystems GmbH (Erwerb: 12. Dezember 2003; Verkauf: 5. Mai 2004)
  • Gimflex S. A. (Verkauf: November 2004)
  • Schierholz Translift AG (Erwerb: 14. August 2003; Verkauf: Juni 2005)
  • Heinrich Heiland (Erwerb: Februar 2006; Verkauf: 30. Juni 2006)
  • Teutonia Kinderwagenfabrik GmbH (Erwerb: 1. April 2004; Verkauf: 16. Februar 2007)
  • Salto Paper (Erwerb: 1. September 2006; Verkauf 11. Juli 2007)
  • Schaltbau Holding AG
  • SKW Stahl-Metallurgie-Gruppe (Erwerb: 30. August 2004; Verkauf: 20. Juli 2007)
  • SKS Stakusit Bautechnik GmbH (Erwerb: zum 1. Januar 2005; Verkauf: 31. Juli 2007)
  • E. Missel GmbH & Co. KG (Erwerb: 15. November 2004; Verkauf: 22. Februar 2008)
  • Oxiris (Erwerb: 1. Mai 2007; Verkauf: Mai 2008)
  • Jahnel-Kestermann Getriebewerke GmbH & Co. KG (Erwerb: 11. April 2005; Verkauf: 14. April 2008)
  • Arquana International Print & Media (Erwerb: 27. Mai 2005; Börsengang: Okt. 2005 – inzwischen insolvent – Insolvenzantrag am 27. Januar 2008 gestellt)
  • Actebis Gruppe (Erwerb: 28. September 2007: Verkauf: 4. August 2008)
  • NT plus AG (Erwerb: 5. November 2007, Verkauf: 4. August 2008 als Bestandteil der Actebis Gruppe)
  • Richard Schöps & Co AG (Erwerb: 2. April 2007; Verkauf: 14. August 2008)
  • Hottinger Maschinenbau GmbH (Erwerb: 30. März 2006; Verkauf: 3. September 2008)
  • Eurostyle (Erwerb: 31. Dezember 2007; Verkauf 18. Dezember 2008)[8]
  • ddp Deutscher Depeschendienst GmbH (Erwerb: 8. November 2004; Verkauf: 22. Januar 2009)
  • Rohner AG (Erwerb: 9. März 2006; Verkauf 22. Januar 2009)
  • Evotape S. p. A. (Erwerb: 1. Juni 2005; Verkauf 22. Januar 2009)
  • BEA Elektrotechnik und Automation Technische Dienste Lausitz GmbH (Erwerb: 13. November 2006; Verkauf 22. Januar 2009)
  • BEA Electrics Gruppe (Erwerb: 1. August 2007; Verkauf 22. Januar 2009)
  • tiscon AG Infosystems (Erwerb: 26. Oktober 2005; Verkauf 20. Juli 2009)
  • A. Rohé GmbH (Erwerb: 3. Oktober 2007; Verkauf 6. März 2009)[9]
  • Calibrados de Precision, S. A. (Erwerb: 26. Juni 2007, Abgabe über den Management Buy-Out von Arques Iberia S.A. im Juli 2009)[10]
  • Agencia Servicios Mensajeria (ASM) (Erwerb: 28. April 2008; Verkauf 9. November 2009 durch ehemalige Tochtergesellschaft Arques Iberia)[11]
  • Farbendruck Weber AG, umfirmiert in Weber Benteli AG (Erwerb: 29. August 2006; Verkauf 4. April 2010)[12]
  • Fritz Berger GmbH (Erwerb: 1. Mai 2006; Verkauf 29. April 2010)[13]
  • Golf House Direktversand GmbH (Erwerb: 21. Juni 2005; Verkauf 12. Juli 2010)[14]
  • Woco Michelin AVS, umfirmiert in Anvis Group (Erwerb: 28. September 2007; Verkauf: 3. Dezember 2009)[15]
  • Carl Froh GmbH (Erwerb: 1. Mai 2008; Verkauf: 16. Dezember 2010)[16]
  • Wanfried Druck Kalden GmbH (Erwerb: 30. März 2007; Verkauf: 10. Januar 2011)[17]
  • van Netten GmbH (Erwerb: 4. April 2007; Verkauf: 17.Mai 2011)[18]
  • Oxxynova GmbH (Erwerb: 12.Oktober 2006; Verkauf: 27. April 2011)[19]

Aktuelle Beteiligungen

Einzelnachweise

  1. a b c Gigaset.com: Jahresabschluss zum 31.12.2010.
  2. ARD-Börsennachrichten vom 5. Juni 2008.
  3. Handelsblatt.com vom 22. März 2010.
  4. Europäische Kommission setzt Geldbuße gegen ARQUES Industries AG fest
  5. ARQUES verkauft Actebis-Gruppe an Droege Capital
  6. Tabula rasa bei Arques Industries. Meldung der IT-Times vom 2. September 2010.
  7. http://www.boerse-frankfurt.de/DE/index.aspx?pageID=41&NewsID=173609 Ad-Hoc-Nachricht der Deutschen Börse vom 4. März 2011
  8. Verkauf von Eurostyle durch Arques. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  9. Verkauf der A. Rohe GmbH durch Arques. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  10. Management Buy-Out von Arques Iberia, damit auch Abgabe von Capresa. S. 12f., abgerufen am 25. Oktober 2010.
  11. Verkauf von ASM durch Arques. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  12. Verkauf der Weber Benteli AG durch Arques. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  13. Verkauf der Fritz Berger GmbH durch Arques. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  14. Verkauf von Golf House durch Arques. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  15. Verkauf von Anvis durch Arques. Abgerufen am 3. Dezember 2010.
  16. Verkauf der Carl Froh GmbH durch Arques. Abgerufen am 20. Dezember 2010.
  17. Verkauf der Wanfried Druck Kalden GmbH durch Arques. Abgerufen am 10. Januar 2011.
  18. Verkaufsnachricht der van Netten GmbH. Abgerufen am 17. August 2011.
  19. Verkauf der Oxxynova GmbH an die StS Equity Holding UG. Abgerufen am 17. August 2011.
  20. Rückkauf von 51 % der Anteile an der SM Electronic GmbH. Abgerufen am 28. Februar 2011.

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