- Bahnstrecke Britz–Fürstenberg
-
Britz–Fürstenberg Kursbuchstrecke (DB): 209.60 Streckennummer (DB): 6759 Streckenlänge: 73,2 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Streckenklasse: D4 Maximale Neigung: 12,5 ‰ Minimaler Radius: 300 m Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h Zweigleisigkeit: – Legendevon Berlin 50,0 Britz 39 m nach Szczecin 52,5 Abzw Schieferberg von Szczecin 54,8 Golzow (b Eberswalde) 62 m A 11 60,8 Alt Hüttendorf 63,1 Joachimsthal Kaiserbahnhof (früher Werbellinsee) B 198 65,2 Joachimsthal 70 m 71,8 Friedrichswalde (b Eberswalde) 80 m 74,8 Ringenwalde (b Templin) 79,4 Götschendorf 79,9 Anst Kieswerk 81,7 Milmersdorf 66 m 86,3 Templin-Ahrensdorf von Prenzlau und Fürstenwerder 91,3 Templin Stadt (früher Templin Vorstadt) 92,7 Templin nach Löwenberg B 109 92,8 Templin Basisstation (Beginn Draisinenstrecke) Kanal zwischen Röddelinsee und Templiner See 99,3 Neu Placht 105,5 Tangersdorf (1901-1995) 109,0 Hohenlychen (seit 1905) 111,5 Lychen 112,5 Großer Lychensee (Draisinenstation) 116,3 Himmelpfort 119,7 Anschluss KZ Ravensbrück und Havelfähre 119,0 Ravensbrück (seit 1942) 121,7 Verbindungskurve zur Nordbahn 121,9 Fürstenberg Weidendamm (Ende Draisinenstrecke) B 96 Nordbahn von Stralsund 123,2 Fürstenberg (Havel) 60 m Nordbahn nach Berlin Die Bahnstrecke Britz–Fürstenberg ist eine normalspurige Nebenbahn in Brandenburg. Die 1898/99 eröffnete 73 Kilometer lange Strecke führte von Britz (bei Eberswalde) über Templin nach Fürstenberg. Seit der Einstellung des Personenverkehrs zwischen Templin und Fürstenberg 1996 wird diese Teilstrecke für einen Draisinenverkehr genutzt. 2006 entfiel auch der Personenverkehr von Joachimsthal nach Templin. Heute wird neben einem bescheidenen Güterverkehr bis Milmersdorf nur noch der Streckenabschnitt Eberswalde–Joachimsthal im Personenverkehr bedient.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Britz erhielt bereits am 15. November 1842 einen Eisenbahnanschluss an der Berlin-Stettiner Eisenbahn. Erste Bestrebungen zum Bau einer Eisenbahn vom Königreich Preußen durch die Schorfheide und südliche Uckermark ins benachbarte Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz gab es seit den 1870er Jahren.[1] Fürstenberg, das damals in Mecklenburg-Strelitz lag, erhielt am 10. Juli 1877 mit der Berliner Nordbahn eine Anbindung ans Schienennetz. Von der Nordbahn abzweigend wurde am 1. Mai 1888 die Strecke Löwenberg–Templin eröffnet.
1896 wurde der Bau der Querverbindung zwischen den nach Stralsund und Stettin (Szczecin) führenden Strecken genehmigt. Am 1. Juli 1898 wurde das erste Teilstück von Britz nach Joachimsthal feierlich eingeweiht. Seit dem 15. Dezember des gleichen Jahres verkehrten die Züge bis zum Bahnhof Templin, der sich mit dem Weiterbau der Strecke von Löwenberg bis nach Prenzlau, die am 24. März 1899 eröffnet wurde, zum Eisenbahnknoten entwickelte. Die letzte Abschnitt bis Fürstenberg ging erst am 16. August 1899 in Betrieb.
Eine Besonderheit war ein durchgehender Personenzug Frankfurt (Oder) – Eberswalde – Fürstenberg – Güstrow – Schwerin mit Halt auf fast allen Unterwegsbahnhöfen. Dieser Zug verkehrte bereits wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg[2] bis Anfang der 1990er Jahre. Er führte durchgehende Wagen Schwerin - Moskau mit, die aber nur für sowjetische Militärangehörige nutzbar waren.
Nach der Wende 1989/90 brachen die Verkehrsleistungen ein, sodass zum 31. Dezember 1994 der Güterverkehr zwischen Templin und Fürstenberg eingestellt wurde. Nur zwischen Britz und Milmersdorf wird die Strecke noch bedarfsweise im Güterverkehr bedient.[3][4] Am 1. Juli 1996 entfiel der Personenverkehr zwischen Templin und Fürstenberg. Seit dem 15. Juli desselben Jahres bietet das Tochterunternehmen der Verkehrsgesellschaft Bayern Express & P. Kühn Fahrten mit Eisenbahndraisinen auf dem Streckenabschnitt an. Die Infrastruktur war zunächst im Besitz der TourismusServiceTemplin (TST). Zum 1. Januar 2010 wurde die Strecke an die Erlebnisbahn GmbH&Co. KG Zossen – Jüterbog verkauft.[5]
Nachdem die Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) in einem Wettbewerbsverfahren des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg gewann, übernahm diese Ende 2004 den Schienenpersonennahverkehr zwischen Eberswalde und Templin für zehn Jahre. Aufgrund der Kürzung der Regionalisierungsmittel bestellte das brandenburgische Infrastrukturministerium den Verkehr auf der Strecke zwischen Joachimsthal und Templin zum 9. Dezember 2006 ab, obwohl die Strecke erst 2004 grundlegend saniert worden war. Der Streckenabschnitt Britz–Templin Stadt ist Anfang Juli 2011 von DB Netz zur Übernahme durch andere Eisenbahninfrastrukturunternehmen ausgeschrieben worden.[6]
Streckenbeschreibung
Verlauf
Ausgangspunkt der Strecke ist der heute bis auf zwei Gleise zurückgebaute Bahnhof Britz (km 50,0, die Kilometrierung beginnt im ehemaligen Stettiner Bahnhof in Berlin). Fast alle Personenzüge fuhren und fahren von Britz weiter ins rund fünf Kilometer entfernte Eberswalde.
Direkt nach dem beschrankten Bahnübergang im Bahnhofsbereich Britz zweigt die eingleisige Strecke nach Nordwesten von der nach Szczecin führenden zweigleisigen Hauptbahn ab. Die Bahn führt bis Templin teilweise am Rand der Schorfheide vorbei. Die A 11 wird zwischen den Haltepunkten Golzow und Alt Hüttendorf unterquert. Zwischen Joachimsthal Kaiserbahnhof und Joachimsthal überquert die Bahn die B 198 auf einer kleinen Balkenbrücke. Nach mehreren kleinen Haltepunkten und Bahnhöfen wird Milmersdorf, das Ende der noch befahrenen Strecke, erreicht. Bis 2005 befand sich im Bahnhofsbereich ein Bahnübergang mit der B 109, bevor deren Strecke weiter nach Westen verlegt wurde.
Bei Templin verlässt die Bahnstrecke die ausgedehnten Waldgebiete und durchfährt bis Fürstenberg überwiegend ausgedehnte Waldungen. Nach Templin wird auf einer Brücke der Kanal zwischen Röddelinsee und Templiner See überquert. Die Bahn führt vor den Heilanstalten Hohenlychen am Platkowsee vorbei, um danach den einzigen größeren Unterwegshalt bis Fürstenberg, den ehemaligen Bahnhof Lychen, zu erreichen. Zwischen Himmelpfort und Ravensbrück zweigte früher ein Anschlussgleis zum KZ Ravensbrück und zur Havelfähre ab.
Joachimsthal Kaiserbahnhof
Joachimsthal Kaiserbahnhof (auch Werbellinsee und kurzzeitig Joachimsthal Süd) ist der zweite Bahnhof der Kleinstadt Joachimsthal neben dem eigentlichen Bahnhof Joachimsthal. Der auf der schmalen Landverbindung zwischen Werbellinsee und Grimnitzsee gelegene Bahnhof wurde vom letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegeben, da sich sein Jagdhaus Hubertusstock ganz in der Nähe des Werbellinsees befand.
Der Kaiserbahnhof besteht aus drei Gebäuden, einem Hotel und Restaurant, dem Kaiserpavillon und dem kleinen Empfangsgebäude, die alle in Fachwerkbauweise errichtet wurden.[7]
Im Herbst 1898 nutzte der Kaiser den Bahnhof das erste Mal aus Anlass einer mehrtägigen Jagd. Nach der Abdankung des Kaisers wurde in der Weimarer Republik und dem Dritten Reich das Jagdhaus weitergenutzt. Somit wurde der Bahnhof weiterhin für repräsentative Zwecke genutzt. Erst zur DDR-Zeit verfiel der Bahnhof aufgrund des allgegenwärtigen Materialmangels langsam, zudem brannte in den 1950er Jahren das Hotel ab.[8] Für den DDR-Besuch Helmut Schmidts 1981 begann eine äußerliche Sanierung der verbliebenen zwei Gebäude. Da der Bundeskanzler anders als ursprünglich geplant nicht mit der Eisenbahn anreiste, beendete man die Arbeiten wieder.[1]
Erst 2004 bis 2007 wurde dann das Areal umfassend saniert.[8] Seitdem wird der unter Denkmalschutz stehende Bahnhof im Rahmen verschiedener Kulturangebote genutzt, beispielsweise seit 2006 als „Erster Hörspielbahnhof Deutschlands“.[9] 2008 erhielt der Bahnhof die Auszeichnung „Ausgewählter Ort“ von der Initiative Deutschland – Land der Ideen.[10]
Havelfähre
→ Hauptartikel: Eisenbahnfähre Fürstenberg/HavelEin Gleisanschluss in Fürstenberg, die Verlängerung des Anschlussgleises zum KZ Ravensbrück, wurde mit einer Eisenbahnfähre über die Havel bedient. Die Fähre stellte zwischen 1935 und 1990 die Verbindung zu einigen Betrieben auf der anderen Havelseite her. Neben einem Faserstoffwerk, das im Zweiten Weltkrieg auch als Rüstungsbetrieb diente, erhielt nach 1945 auch ein Sägewerk über die Fähre einen Anschluss an die Eisenbahn.
Fahrzeugeinsatz
In den 1990er Jahren kamen im Personenverkehr Triebwagen der Baureihe 771/772 zum Einsatz, später verkehrten Triebwagen der Baureihe 628. Im Personenverkehr der ODEG kommen seit 2004 Regioshuttles zum Einsatz.
Literatur
- Rudi Buchweitz: Das Templiner Kreuz. Ein Eisenbahnknoten zwischen der Berlin-Stettiner Eisenbahn und der Nordbahn. Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2001, ISBN 3-933254-16-7.
Weblinks
-
Commons: Britz–Fürstenberg railway – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Homepage für die Draisinenstrecke Templin–Fürstenberg
- Strecke Britz–Templin mit Bildern von Bahnhöfen und Bahnübergängen auf staehlernestrassen.de
- Kursbuch von 1944, KBS 121d–k
Einzelnachweise
- ↑ a b Amt Joachimsthal (Schorfheide): Der Kaiserbahnhof
- ↑ Deutsche Reichsbahn, Kursbuch Winter 1951/52
- ↑ Peter Neumann: Letzter Zug nach Putlitz. Berliner Zeitung vom 27. November 2006
- ↑ Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft: Analyse der Eisenbahninfrastruktur zur Bewältigung des prognostizierten Schienengüterverkehrs im Land Brandenburg (pdf-Datei)
- ↑ BAHN-REPORT 1/2010, S.46
- ↑ Abgabe von Eisenbahninfrastruktur. Strecke: Britz (ausschl.) - Templin Stadt (ausschl.). Ausschreibung vom 07.07.2011 bis 07.10.2011. DB Netze, 7. Juli 2011, abgerufen am 7. Juli 2011 (PDF).
- ↑ Amt Joachimsthal: Der Kaiserbahnhof brachte Aufschwung
- ↑ a b Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Kaiserbahnhof
- ↑ Hörspielbahnhof Joachimsthal
- ↑ Hörspielbahnhof Joachimsthal: Das Ohr aufs Gleis legen. Der erste Hörspielbahnhof Deutschlands steht in Joachimsthal
Kategorien:- Spurweite 1435 mm
- Bahnstrecke in Brandenburg
- Verkehr (Landkreis Barnim)
- Verkehr (Landkreis Uckermark)
Wikimedia Foundation.