SOIUSA

SOIUSA
Aufteilung der Alpen nach SOIUSA.

Die SOIUSA, Akronym aus italienisch Suddivisione Orografica Internazionale Unificata del Sistema Alpino, deutsch Internationale vereinheitlichte orographische Einteilung der Alpen (IVOEA)[1], ist ein System der geografischen Klassifikation der Alpen, das von dem italienischen Alpenforscher Sergio Marazzi entwickelt und vorgeschlagen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Ziele

Das SOIUSA-System ist ein Versuch, eine einheitliche Einteilung der Alpen, die in allen Alpenstaaten gültig ist, zu erarbeiten. Bis heute beruht die Einteilung auf zwei historischen Systemen, der im deutschen, österreichischen, slowenischen und südtirolischen verbreiteten Zweiteilung (West- und Ostalpen), und der italienischen und französischen Dreiteilung (West-, Zentral- und Ostalpen), jeweils in Ost–Westrichtung. Die SOIUSA strebt Harmonisierung zwischen den in der Alpenliteratur verbreitetsten Gliederungen an, der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (abgekürzt AVE) von Franz Grassler (Fassung 1984), die die vorherige Einteilung Moriggl-Einteilung der Ostalpen von 1928 und Geographische Raumgliederung Österreichs von Reinhard Mang verbesserte, und der Partizione delle Alpi des 9. italienischen geographischen Kongresses von 1924. Die AVE-Einteilung, nur für das Arbeitsgebiet des Deutschen- und Österreichischen Alpenvereins konzipiert, erstreckt sich nur bis in die östlichen Schweizer Alpen, wodurch sie hier nie Verbreitung fand, und für den Zentralraum der Alpen auch im Deutschen keine einheitliche Benennungen etabliert wurden.

Die SOIUSA-Einteilung vereinigt das italienisch-französische System der Einteilung der Westalpen mit der slowenisch/österreichischen der Ostalpen. Sie legt zwar auch eine grundsätzliche Zweiteilung zugrunde, innerhalb des schweizerisch-lombardischen Raums schließen sich die Gruppen aber so zusammen, dass auch das Dreiteilungskonzept handhabbar und übertragbar bleibt.

Die SOIUSA wurde ab 2005, seit der Herausgabe von Marazzis Orografischer Atlas der Alpen, SOIUSA (ital. Atlante Orografico delle Alpi. SOIUSA) international wahrgenommen, und vom CAI, dem italienischen Alpenverein, als ein möglicher Ersatz für das veraltete Schema positiv beurteilt.[2] Mittlerweile bietet der CAI den SOIUSA-Atlas auch auf seiner Webseite zum Vertrieb durch seine Sektionen an wie auch die diversen Tourenführer. [3]

Bei der langjährigen Entwicklung der SOIUSA haben die verschiedenen Alpenclubs und auch Wissenschaftler wie Eduard Imhof, einige Schweizer Kartographen, die internationale Bergsteigervereinigung UIAA, Sitz in Bern, in Deutschland der Autor der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen Franz Grassler, in Österreich Josef Breu [4], der bekannte italienischer Geograph, Glaziologe Giuseppe Nangeroni[5], und in Frankreich der bekannte Glaziologe Claude Meyzenq [6] und Robert Vivian, der ehemalige Direktor des Institut de geographie alpine und des CNRS-Labors der Alpen mitgewirkt [7].

Struktur

Der Aufbau der Gliederung folgt diesen System:[8]

Pyramide nach SOIUSA.
  • Großgliederung (italienisch raggruppamenti di grado superiore), die auf morphologisch-orographischen Kriterien beruht, und die traditionellen Einteilungen berücksichtigt[9]
    • 2 Teile (italienisch parti)
      • Westalpen und Ostalpen
    • 5 Sektoren (italienisch grande settore alpino)
      • Die Westalpen sind aufgeteilt in die 2 Unterteile südliche Westalpen und nördliche Westalpen
      • Die Ostalpen sind aufgeteilt in die 3 Sektoren Zentrale Ostalpen, nördliche Ostalpen und südliche Ostalpen
    • 36 Sektionen (italienisch sezioni)
    • 132 Untersektionen (italienisch sottosezioni)
  • Kleingliederung (italienisch raggruppamenti di grado inferiore), die eine alpinistische Gliederung darstellt[10]

Ein Beispiel ist folgendes:

Ebene Beispiel Nummer Erklärung
Teil Westalpen I westlicher Teil der Alpen, einer von 2 Teilen
Sektor Nördliche Westalpen I/B nordöstlicher Sektor der Westalpen, einer von 2 Sektoren
Sektion Lepontinische Alpen I/B-10 eine von 14 Sektionen der Westalpen
Untersektion Adula-Alpen I/B-10.III eine von 3 Untersektion der Lepontinischen Alpen
Obergruppe Adula-Gruppe (i.a.S.) I/B-10.III-B umfasst die Gruppen des Rheinwaldhorns, des Güferhorns, des Zapporthorns und des Fraciòn
Gruppe Gruppe des Rheinwaldhorns (Adula-Gruppe i.e.S.) I/B-10.III-B.3 umfasst die Zentralgruppe des Rheinwaldhorns, und die Nebenkämme des Pinaderio und Gana Bianca
Untergruppe Rheinwaldhorn-Zentralgruppe (Adula-Zentralkette) I/B-10.III-B.3a Hauptkamm der Adula, mit Gipfeln wie Grauhorn, Rheinwaldhorn, Vogelberg, Rheinquellhorn
Bergcode Rheinwaldhorn I/B-10.III-B.3a-1 ist lediglich der Gipfel

Der Begriff des Sektors umfasst dabei - neben den 5 Großsektoren der Alpen (ST_PT) - auch weitere unsystematische Zwischengruppierungen verschiedener Ebenen, die meist der Kompatibilität mit anderen Systemen und der Einbettung ortsüblicher Gruppennamen dienen. Sie werden mit Großbuchstaben angegeben. Definiert sind für den ganzen Alpenraum:

  • 31 Sektoren von Sektionen (italienisch Settore di sezione, SR_SZ)[11]
  • 30 Sektoren von Untersektionen (italienisch Settore di sottosezione, SR_STS)[12]
  • 18 Sektoren von Obergruppen (italienisch Settore di Supergruppi, SR_SPG)
  • 07 Sektoren von Gruppen (italienisch Settore di Gruppi, SR_GR)
Beispiel: Zentralschweizerische Voralpen I/B-14/B – Der Sektor B, der Sektion 14 Schweizer Voralpen der SOUISA nachgestellt, repräsentiert hier die alternative Einteilung der Schweizer Alpen nach SAC (Schweizer Alpen-Club), wo die Gruppe mit A.2 (A: Schweizer Voralpen) geführt wird. Der andere Teil wäre dann I/B-14/A Westschweizerische Voralpen (SAC A.1)

Außerdem dienen die Sektoren von Untergruppen (italienisch Settore di sottogruppo, SR_STG)[13] der Feingliederung der untersten Ebene. Diese Sektoren werden mit beigefügtem Kleinbuchstaben notiert. Insgesamt gibt es 409 solcher Untergruppen-Sektoren, sie sind nicht für alle Codepunkte definiert.

So ist beispielsweise im Dachsteinmassiv die Gjaidstein-Gruppe mit II/B-25.I-B.3.h codiert, und die Sektion B.3.h/a ist das Gjaidstein-Massiv selbst, B.3.h/b der Nebenkamm Zwölferkogel-Hirlatz. Von den restlichen Untergruppen des Dachsteinsstocks (B.3.a bis i) ist nur eine weitere ebenfalls feiner untergliedert.

Alle Klassen von Sektoren werden prinzipiell mit „/“ beigefügt, während die grundlegenden SOUISA-Codegruppen mit „-“ und „.“ zusammengestellt sind.

Einteilung der Alpen nach der SOUISA

Westalpen

Die Westalpen nach SOIUSA

Südliche Westalpen

6 Sektionen:

Nördliche Westalpen

Die SOIUSA-Kategorisierung versucht, für die Schweizer Alpen die Einteilung nach Kantonen zu überwinden, indem orografisch zusammenhängende Gebirge zusammengefasst werden. Die kantonsspezifischen Bezeichnungen nach dem Schweizer Alpen-Club werden als Untersektionen größtenteils beibehalten.

8 Sektionen:

Ostalpen

Der Begriff der Ostalpen entspricht dem Usus. Die SOIUSA nennt viele nach der AVE bekannte Gebirgsgruppen und bezeichnet sie als Untersektionen. Diese Untersektionen fasst sie wiederum in Sektionen zusammen.

Die Ostalpen nach der SOIUSA.

Zentrale Ostalpen

6 Sektionen:

Nördliche Ostalpen

7 Sektionen:

Südliche Ostalpen

9 Sektionen:

Literatur

  • Sergio Marazzi: Die orographischen Einteilungen der Alpen und die "IVOEA" (Internationale vereinheitlichte orographische Einteilung der Alpen). Ein konkreter Vorschlag für die Standardisierung.. In: P. Grimm & C. R. Mattmüller (Hrsg.): Die Gebirgsgruppen der Alpen. Ansichten, Systematiken und Methoden zur Einteilung der Alpen (=Wissenschaftliche Alpenvereinshefte Nr. 39): S. 69-96. München, 2004
  • Sergio Marazzi: Atlante Orografico delle Alpi. SOIUSA. Pavone Canavese (TO), Priuli & Verlucca editori, 2005. ISBN 978-88-8068-273-8 (ital.)
  • Sergio Marazzi: La “Suddivisione orografica internazionale unificata del Sistema Alpino” (SOIUSA) - der komplette Artikel mit detaillierten Illustrationen (pdf, ital.)

Einzelnachweise

  1. nach Marazzi, französisch Subdivision Orographique Internationale Unifiée du Système Alpin (SOIUSA), slowenisch Enotna Mednarodna Orografska Razdelitev Alp (EMORA), englisch International Standardized Mountain Subdivision of the Alps (ISMSA)
  2. Lo Scarpone 9, 2005; La Rivista 10/2005, beide C.A.I. Vittorio Serafin: SOIUSA cos’è? Club Alpino Italiano di Vittorio Veneto, Januar 2006, abgerufen am 18. Dezember 2009 (italienisch).
  3. SOIUSA auf der Website des Club Alpino Italiano
  4. Präsident der Geographischen Gesellschaft Spezialgebiete: Südosteuropa, geographische Namenforschung
  5. Università Cattolica di Milano
  6. Claude Meyzenq: Pays de transition entre Alpes du Nord et Alpes du Sud
  7. Diskussion über SOIUSA in Wiki Frankreich
  8. Marazzi: La Suddivisione …. S. 2.
  9. «suddivisi con un criterio morfologico-altimetrico, tenendo conto delle regioni storico-geografiche alpine». Marazzi: La Suddivisione …. S. 2 Sp. 2.
  10. «suddivisi con un criterio alpinistico». Marazzi: La Suddivisione …. S. 2 Sp. 3.
  11. vgl. Settore di sezione, italienische Wikipedia – dort auch eine Liste der Sektions-Sektoren
  12. vgl. Settore di sottosezione, italienische Wikipedia – dort auch eine Liste der Untersektions-Sektoren
  13. vgl. Settore di sottogruppo, italienische Wikipedia

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