Schwerin (1926)

Schwerin (1926)
Die Schwerin auf einer Briefmarke von 1937

Die Schwerin war eine deutsche Eisenbahnfähre, die ab 1926 auf dem Trajekt Warnemünde–Gedser fuhr. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von der Kriegsmarine requiriert und als Truppentransporter und Minenschiff eingesetzt. Sie wurde 1937 auf einer von insgesamt neun Zuschlagmarken der Deutschen Reichspost zugunsten des Winterhilfswerks dargestellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Bau und Technische Daten

Die Schwerin wurde 1926 von den Schichau-Werken in Elbing für die Deutsche Reichsbahn gebaut. Das Schiff war 106,8 m lang und 18,5 m breit, hatte 4,4 m Tiefgang und war mit 3133 BRT vermessen. Der Antrieb bestand aus zwei ölgefeuerten Dampfturbinen mit jeweils 2100 PS und zwei Schrauben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 15,5 Knoten. Die Schwerin war ein Eisenbahn-Doppelend-Fährschiff, mit sowohl einer Bug- als auch einer Heckklappe. Die Doppelgleisanlage auf dem Eisenbahndeck hatte insgesamt 164,40 m Gleislänge. Mit der Schwerin wurde erstmals der PKW-Transport per Achse möglich; bis zu diesem Zeitpunkt war dies nur per Bahnverladung möglich gewesen. Das Schiff hatte Platz für 800 Passagiere.

Fährdienst

Die Schwerin wurde auf der Strecke WarnemündeGedser zwischen Mecklenburg und Dänemark eingesetzt und ersetzte dort die alte eingleisige Schaufelradfähre Friedrich Franz IV. Zusammen mit der 1922 gebauten Dänischen Staatsbahnen (DSB), die deren eingleisige Schaufelradfähre Prinsessin Alexandrine ersetzte, versah sie den Schnellzug-, PKW- und Passagierfährdienst. Die beiden alten zweigleisigen Schraubenschiffe Mecklenburg (1810 BRT) und Ostsee vom Eis eingeschlossen und musste, wie viele andere Schiffe auch, von Flugzeugen der Verkehrsfliegerschule in Warnemünde am 8. März mit Fallschirmen proviantiert werden. Erst am 10. März wurde sie von zwei vom Reichsverkehrsministerium gecharterten sowjetischen Eisbrechern befreit. Zwei Tage später holten die beiden Eisbrecher dann auch die Mecklenburg aus dem Packeis. Beide Fähren waren beschädigt und mussten in die Werft.[2]

Zweiter Weltkrieg

Bei Beginn des Polenfeldzugs wurde die Schwerin von der Kriegsmarine requiriert und als Truppentransporter eingesetzt, kehrte aber schon bald wieder zu ihrem Fährdienst zurück. Bei der Besetzung Dänemarks durch die Wehrmacht am 9. April 1940 brachten die Schwerin und die Mecklenburg deutsche Invasionstruppen in den frühen Morgenstunden nach Gedser, wo man die routinemäßige Ankunft der Fähren, nicht aber von Truppentransportern erwartete.[3] Danach brachten die beiden Schiffe und die beiden in Gedser beschlagnahmten dänischen Fährschiffe Danmark und Prins Christian im Pendelverkehr weitere Truppen von Warnemünde nach Gedser.

In Vorbereitung für die geplante Invasion Großbritanniens (Unternehmen Seelöwe) wurde die Schwerin von der Kriegsmarine in Sommer 1940 wiederum requiriert, als Hilfsminenleger ausgerüstet und der sogenannten Westgruppe der Minenschiffe zugeteilt. Am 8. September liefen die Minenschiffe Schiff 23 (Cairo), Königin Luise, Preußen, Schwerin, Hansestadt Danzig und Grille, begleitet von vier Torpedobooten, von deutschen Nordseehäfen bis vor Rotterdam, wo am 9. September auch die Minenschiffe Tannenberg, Cobra, Kaiser, Roland und Schiff 14 (Togo) und zwei weitere Torpedoboote zu dem Verband stießen. Während die Schiffe der Ostgruppe nach Antwerpen und Ostende gingen, fuhren die der Westgruppe – Schiff 23, Tannenberg, Cobra, Togo und Schwerin – weiter bis Calais und gingen am 10. September, von fünf Zerstörern begleitet, nach Cherbourg, das sie am 11. September erreichten. Die Schwerin war zusammen mit der Tannenberg, der Cobra, der Togo und Schiff 23 in Cherbourg stationiert; die beiden anderen Schiffe der Westgruppe, Stralsund und Skagerrak, lagen in Le Havre. [4] Als der Termin für die geplante Invasion vom 15. September verschoben wurde, verlegten die fünf in Cherbourg stationierten Schiffe der Westgruppe am 19./20. September nach Saint-Nazaire.

Da die Invasion Englands schließlich auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben und dann ganz abgesagt wurde, wurde die Schwerin wieder aus dem Dienst der Kriegsmarine entlassen und kehrte zum Eisernbahnfährdienst in die Ostsee zurück, wo sie wieder die Strecke Warnemünde – Gedser und teilweise auch die Strecke SaßnitzTrelleborg bediente.

Ende

Im Jahre 1944 lag die Schwerin zu einer Kesselreparatur in der Neptun-Werft in Rostock. Dabei wurde sie bei einem Fliegerangriff auf die Stadt durch einen Bombentreffer schwer beschädigt, brannte aus und sank. Sie wurde zwar gehoben, aber nicht mehr repariert. Das Schiff wurde 1949 abgewrackt.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Die Marken zeigten das Rettungsboot Bremen, das Feuerschiff Elbe 1, Fischerboote, das KdF-Schiff Wilhelm Gustloff, die Viermastbark Padua, die Passagier- und Autofähre Tannenberg, das Fährschiff Schwerin, den Schnelldampfer Hamburg, und den Schnelldampfer Europa.
  2. http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzconfig1.pl?noframes;read=56
  3. Scandinavian Campaign, Gedser Sealift
  4. Die Ostgruppe bestand aus Grille, Roland, Preußen und Königin Luise in Ostende sowie Brummer, Hansestadt Danzig und Kaiser in Antwerpen. Die Stralsund, Skagerrak und Brummer fuhren erst in der Zeit vom 12. bis 14. September nach Le Havre bzw. Antwerpen. (Seekrieg, September 1940)

Literatur

  • Arnulf Hader, Günther Meier: Eisenbahnfähren der Welt : Vom Trajekt zur Dreideckfähre. Koehler, Herford, 1986, ISBN 3-7822-0393-3
  • Kai Ortel, Horst-Dieter Förster: Fährschiffahrt der Welt. Koehler, Herford, 1998, ISBN 978-37822-0720-1
  • Karl von Kutzleben, Wilhelm Schroeder, Jochen Brennecke: Minenschiffe 1939–1945. Die geheimnisumwitterten Einsätze des „Mitternachtsgeschwaders“. Köhler, Herford 1974, ISBN 3-7822-0098-5.

Weblinks


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