- Volker Stelzmann
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Volker Stelzmann (* 5. November 1940 in Dresden) ist ein deutscher Maler und Graphiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Volker Stelzmann wurde als drittes Kind des Reichsbeamten Kurt Stelzmann und seiner Frau Charlotte Ruth, geb. Lambrecht, geboren. Er machte von 1957 bis 1960 eine staatlich zugewiesene Lehre zum Feinmechaniker und arbeitete bis 1963 in diesem Beruf. Gleichzeitig besuchte er die Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HfGuB) bei Walter Münze. Ab 1963 studierte er an der HfGuB in der Fachklasse von Gerhard-Kurt Müller und schloss 1968 mit dem Diplom ab. Das Grundstudium absolvierte er bei Fritz Fröhlich, Hans Mayer-Foreyt und Harry Blume. Während seiner Studienzeit setzte er sich mit Essays von Michel de Montaigne auseinander. Von 1968 bis 1973 arbeitete er als freischaffender Künstler und suchte die Auseinandersetzung mit Werken von Pontormo, Rosso Fiorentino, Otto Dix und der Neuen Sachlichkeit. Von 1970 bis 1986 war er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. In der Zeit von 1973 bis 1974 machte er eine Aspirantur an der HfGuB und wurde 1979 zum Dozenten und Abteilungsleiter des Grundstudiums ernannt. 1982 bekam er eine Professur an der HfGuB. Er übte seine Lehrtätigkeit bis 1986 aus. Von 1987 bis 1988 war er Gastprofessor an der Städelschule in Frankfurt am Main und anschließend wurde er zum Professor für Malerei an die Universität der Künste Berlin berufen. Die Lehrtätigkeit endete 2006. Volker Stelzmann lebt und arbeitet in Berlin-Charlottenburg. Er ist seit 1988 mit Henriette Stelzmann, geb. Arndt, verheiratet.
Kritik
„Stelzmann schildert schon in den siebziger Jahren – manchmal drastisch, manchmal verdeckter – Szenen einer wilden Jugend im Osten wie im Westen, er zeigt soziale Konflikte und Deformationen, abgründige Einsamkeiten, Konflikte, Ausbrüche der Gewalt. Der Maler hatte als Beobachter im Osten wie kein zweiter an den politischen Umbrüchen im Westen, besonders an den Turbulenzen der 68er-Generation teilgenommen. Er verfolgte und malte das Baader-Meinhof-Drama bis zum kollektiven Selbstmord in Stammheim, betrauerte in einem Epitaph Dutschke, widmete Serien von Bildern den latenten wie den offenen Anarchisten, den Demonstranten und „Amokläufern“ (so ein Bildtitel), der Apo samt knüppelnder Polizei, den Rockern und Punkern und mischte sich mit seinem Selbstbildnis und den Porträts seiner Freunde unter sie. Diese Bilder muten im Rückblick wie Prophetie an. Sie nahmen die Straßen-Demonstrationen und das revolutionäre Aufbegehren von 1989 vorweg. Sie geben aber auch eine Vorahnung von einer sozial verwahrlosenden, ziellosen und aggressiven Jugend, die heute die Straßen vor allem im arbeitslosen Osten unsicher machen. Damals dachten die DDR-Aufseher, ihr Maler habe nur den bösen, dekadenten Westen im Visier und übersahen, dass vor allem sie selber und die verdrängten und unterdrückten Jugendprobleme im eigenen Land gemeint waren. Stelzmann interessierten nie gesellschaftliche Zusammenhänge, nicht Ursache und Wirkung. Ihn bewegt auf vielfach exaltierte Weise der Mensch selber – der Täter und das Opfer und die vielen Statisten. Dabei machte er sich die Maxime von Dix zu eigen, dass Künstler nicht bessern und belehren, sondern radikal bezeugen sollen, ja dass sie die „Sünde“ nicht verstehen und darstellen können, wenn sie diese nicht selbst begangen haben.“[1]
Ausstellungen
Einzelausstellungen
- 1984: Kulturzentrum der DDR, Paris
- 1985/1986: Städtische Galerie, Oberhausen
- 1986: Staatliche Kunsthalle, Berlin
- 1988: BASF, Ludwigshafen Kunststation St. Peter, Köln Städtische Galerie, Albstadt-Ebingen
- 1989: A.W. Faber-Castell, Stein Ludgerikirche, Norden Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
- 1990: Kunstverein, Bretten
- 1992: Kroch-Haus, Leipzig
- 1993: Lafayette Parke Gallery, San Francisco
- 1994: Kulturspeicher, Oldenburg
- 1995: Städtische Galerie, Wesseling
- 1996: Kunsthof Voigtei, Halberstadt
- 1999: Versuchsanordnungen, Figurenbilder 1990–1998, Museum für Bildende Künste Leipzig
- 2000: Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Schloß Gottorf, Schleswig Kurpfälzisches Museum, Heidelberg;
- 2001/2002: Centro Cultural S_o Lourenco, Almancil, Portugal
- 2002: Städtische Sammlungen Freital; Pellegrinaggio, 12 Figurenbilder, (12. April – 23. Juni), St. Matthäus-Kirche, Berlin in der Reihe „Das andere Altarbild“ in der St. Matthäus-Kirche, Berlin: „Deposizione IV“ (26. März – 30. März), „Resurrezione“ (31. März – 12. Mai), „Das Pfingstbild“ (14. Mai – 23. Juni)
- 2004 Kunstverein Coburg e.V., Positionen – Depositionen; „Konspiration – Malerei“, Galerie Eva Poll, Berlin
- 2006: Museum Folkwang, Essen
- 2007: "Versuchsanordnungen II", Kunstverein Marburg; „Versuchsanordnungen II", Städtische Galerie Speyer; "Versuchsanordnungen II", DIE GALERIE, Frankfurt am Main; Galleria ModenArte, Modena, Italien
- 2008: Centro Cultural Sao Lourenco, Almacil, Portugal; Rudolph Projects/Artscan, Houston, Texas
- 2009: Konspirationen, Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg
- 2010: Parallelen, Emsdettener Kunstverein, Emsdetten
Ausstellungsbeteiligungen
- 1970: Junge Deutsche Malerei – Kontinuität der Neuen Sachlichkeit, Mailand
- 1978: Malerei und Grafik der DDR, Kunsthalle Worpswede
- 1978/1979: Internationaler Realismus, Kunstvereine Karlsruhe und Hamburg
- 1980: Galleria Teatro del Falcone, Genua
- 1981: Malerei und Grafik in der DDR, Musée d'Art Moderne, Paris
- 1982: Biennale Venedig
- 1985: Leopold-Hoesch-Museum, Düren
- 1987: Spuren der Heiligen in der Kunst heute, Neue Galerie - Sammlung Ludwig, Aachen
- 1989: Zweihundert Jahre Französische Revolution, Staatliche Kunsthalle, Berlin
- 1991: Interferenzen, Riga und Leningrad
- 1993: 1. Realismus-Triennale, Martin-Gropius-Bau, Berlin, Die andere Tradition – Leipziger Malerschule, Von der Heydt-Museum, Wuppertal Armory Show (The ART SHOW), New York (mit Forum Gallery)
- 1996: Zeitströmungen, Sprengel-Museum, Hannover Amory Show (THE ART SHOW), New York (mit Forum Gallery)
- 1997: Standort Deutschland, Museum Schloß Morsbroich, Leverkusen Lust und Last – Leipziger Kunst seit 1945; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Museum der Bildenden Künste, Leipzig
- 2000: Guten Morgen, Malerei, Kunstverein Augsburg
- 2002: Räume des 20. Jahrhunderts/Neue Nationalgalerie Berlin; Grünewald in der modernen Kunst, Jesuitenkirche, Galerie der Stadt Aschaffenburg
- 2003: Neue Nationalgalerie, Berlin, Kunst in der DDR
- 2005: Berlinische Galerie, Berlin, Universität der Künste Berlin; Centro Cultural Sao Lorenco, Hommage à Volker Huber, Almancil/Portugal
- 2008: Mineta Contemporary Berlin Klasse Stelzmann, Brüssel
Werke
Werke in öffentlichen Sammlungen
- Städtische Galerie, Albstadt
- Berlinische Galerie, Berlin
- Neue Nationalgalerie, Berlin
- Kupferstichkabinett, Berlin
- Graphische Sammlungen der Veste Coburg
- Brandenburgische Kunstsammlungen, Cottbus
- Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
- Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main
- Museum für Junge Kunst, Frankfurt (Oder)
- Sprengel-Museum, Hannover
- Kunsthalle Kiel
- Museum der bildenden Künste Leipzig
- Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
- Kunstsammlung der Universität Leipzig
- Kunsthalle Nürnberg
- Albrecht-Dürer-Haus, Nürnberg
- Sammlung Ludwig, Oberhausen
- Landesmuseum Oldenburg
- Kunsthalle Rostock
- Diözesanmuseum Rottenburg in Rottenburg am Neckar
- Staatliches Museum Schwerin
- St. Petersburg, Sammlung Ludwig im Russischen Museum
- Sammlung Ludwig im Stadtpalais Liechtenstein, Wien
- Städtische Sammlungen, Freital, Traumdunkel – der Symbolismus in Sachsen
Werke
- Passage 09/1, 2009, Mischtechnik auf MDF, 205 x 80 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Passage 09/2, 2009, Mischtechnik auf MDF, 205 x 80 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Straße II, 1994, Mischtechnik auf MDF, 170 x 80 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Straße XI, 2001, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 170 x 80 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Selbstbildnis mit Sommermütze, 2001, Mischtechnik auf MDF, 60 x 45 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Pfingsten, 2002, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 120 x 180 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Köpfe I-III, 2008, Mischtechnik auf MDF, ca. 35 x 141 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Frau mit Kürbis, 1994/2003, Mischtechnik auf MDF, 60 x 45 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Sieben Schalen des Zorns, 2003, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 100 x 120 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Unter der Leiter, 2003, Mischtechnik auf MDF, 120 x 100 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Selbstbildnis mit Brille, 2003, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 90 x 60 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Dreizehn Männer, 2004, Mischtechnik auf MDF, 80 x 100 cm (Berlin, Galerie Poll)
- A. mit Tüte, 2004, Mischtechnik auf MDF, 90 x 60 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Fräulein Hientzsch, 1980, Mischtechnik auf MDF, 90 x 55 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Tag, 2008, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 80 x 100 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Dämmerung, 2008, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 80 x 100 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Nacht, 2008, Mischtechnik auf Nessel auf MDF, 80 x 100 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Ursula, 1969, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, 40 x 35 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Fräulein Papenhagen, 1975, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, 60 x 42 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Emil, 1971, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, 35,5 x 29,5 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Zwei Figuren, 1998, Zeichnung, 66 x 51 cm (Berlin, Galerie Poll)
- 3 x Werkstatt, 1999, Zeichnung, 50 x 65 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Querstraße, 2001, Zeichnung, 40 x 50 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Dschungel, 1994, Zeichnung, 51 x 67 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Straße, 1995, Zeichnung, 51 x 73 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Fünf Figuren I, 1997, Zeichnung, 51 x 63 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Straßenfest, 2007, Mischtechnik auf Papier, 50 x 70 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Drei Männer, 2005, Kreide, Tusche und Acryl auf Papier, 57 x 39 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Selbstbildnis, 2005, Acryl auf Papier, 50 x 32 cm (Berlin, Galerie Poll)
- Plagwitz - 12 Uhr mittags, 1975. Mischtechnik auf Hartfaserplatte ( Hamburg, privat)
Preise
Literatur
- Volker Stelzmann – Konspirationen. Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung, die von Volker Stelzmann eigens für den profanierten Sakralraum der Kunsthalle Jesuitenkirche konzipiert wurde. Museen der Stadt Aschaffenburg, Kunsthalle Jesuitenkirche, Hachmanneditionen, Bremen 2009, ISBN 978-3-939429-71-5.
- Volker Stelzmann – Versuchsanordnungen. Monographie mit Texten von Eduard Beaucamp, Dieter Hoffmann und Maurizio Vanni. POLLeditionen, Berlin, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-925782-54-1. (deutsch, englisch, italienisch)
- Eduard Beaucamp, Dieter Hoffmann, Maurizio Vanni: Volker Stelzmann. Infopress, 2006, ISBN 978-3-925782-54-1.
- Adolf Dresen, Günter Metken, Andreas Stolzenburg, Herwig Guratzsch: Volker Stelzmann – Versuchsanordnungen: Figurenbilder 1990–98. Museum der bildenden Künste, Leipzig 1999, ISBN 978-3-86060-006-1.
- Adolf Smitmans, Volker Stelzmann, Anne Peters, Heinz Liesbrock: Volker Stelzmann: Zeichnungen und Druckgraphik. Städtische Galerie Albstadt 1988, ISBN 978-3-923644-22-3.
Galerie
Weblinks
- Literatur von und über Volker Stelzmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Volker Stelzmann
- Volker Stelzmann bei Poll
Einzelnachweise
- ↑ Volker Stelzmann – Versuchsanordnungen. Monographie mit Texten von Eduard Beaucamp, Dieter Hoffmann, Maurizio Vanni. POLLeditionen, Berlin, Frankfurt am Main 2007, S. 13 (deutsch, englisch, italienisch).
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