Typ 63 (107mm MLR)

Typ 63 (107mm MLR)
Type-63-Raketenwerfer

Der Type 63 ist ein in der Volksrepublik China hergestellter leichter Mehrfachraketenwerfer aus den 1950er-Jahren, der Raketen mit Kaliber 107 mm abfeuert.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Obwohl die Volksrepublik China nach dem Zweiten Weltkrieg viele sowjetische Raketenwerfer importierte, drängte die chinesische Führung auf die Entwicklung eines eigenen Werfers. Der von NORINCO entwickelte Type 63 107-mm (MLR) ist ein Nachbau des sowjetischen Werfers BM-12 und wurde Ende der 1950er-Jahre bei den chinesischen Streitkräften eingeführt. In den 1970er-Jahren entwickelten Nordkorea, Südafrika, der Iran und die Türkei teils mittels Reverse-Engineering eigene Ausführungen des Type-63-Raketenwerfers.

Des Weiteren existiert auch ein Raketenwerfer Typ 63, der aber Raketen im Kaliber 130 mm abfeuert.

Varianten

  • Type 63 – Standardversion auf Anhänger mit zwölf Werferrohren.
  • Type 63 mod – Version für Gebirgs- und Luftlandetruppen; Werfer lässt sich in vier Traglasten zerlegen.
  • Type 81 – Version mit zwölf Werferrohren; montiert auf einem Lkw NJ-230.
  • Type 85 – Version für Guerilla- und Kommandoeinheiten; besteht aus einem einzelnen Rohr und einem Dreibein.
  • Type 90 – Version mit acht Werferrohren für Gebirgs- und Luftlandetruppen; montiert auf einem Quad vom Typ M-Gator
  • Type 75 (VTT-323) – Version aus Nordkorea; Anhänger mit 4, 8, 12 oder 16 Werferrohren.
  • RO-107 – Version aus Südafrika; zwölf Werferrohre auf Anhänger oder montiert auf Fahrzeug vom Typ Mamba.
  • T-107 – Version aus der Türkei; zwölf Werferrohre auf Anhänger oder montiert auf Fahrzeug vom Typ Otokar Cobra.
  • AB19 – Version aus Jordanien; zwölf Werferrohre auf einem HMMWV installiert.
  • PRL-81 – Version aus Ägypten; besteht aus einem einzelnen Rohr und einem Dreibein.
  • Fadgr-1 – Version aus dem Iran; zwölf Werferrohre auf Jeeps oder Anhängern installiert.

Technik

Die Waffe ist zwölfrohrig, wobei in drei Lagen übereinander jeweils vier Rohre nebeneinander angeordnet sind. Zum Transport wird die Waffe auf eine einfache einachsige Lafette gesetzt. Zum Feuern werden die Räder abgenommen und die Bodenplatte auf zwei Stützbeine gesetzt. Nachteilig wirkt sich das erst bei schnelleren Stellungswechseln, etwa bei möglichem Gegenfeuer, aus. Ein Raketenwerfer ist in der Lage, alle zwölf Raketen in neun Sekunden abzufeuern. Die Raketen schlagen in einer Zielfläche von etwa 150 × 200 m (30.000 m²) ein. Das Nachladen eines abgefeuerten Werfers dauert rund drei Minuten. Bedient wird der Werfer mit einer einfachen kabelgebundenen Bedienkonsole aus sicherer Entfernung.

Raketen

Die Raketen mit Kaliber 107 mm sind drallstabilisiert und haben keine Stabilisierungsflügel. Der Drall der Rakete entsteht durch um die Hauptantriebsdüse angeordnete schräge Düsen. Folgende Raketentypen sind bekannt:

Raketen aus China:

  • Type 63 – mit 8,3 kg schwerem Brandgefechtskopf; Reichweite 8,5 km.
  • Type 63-I – mit 8,3 kg schwerem Splittergefechtskopf; Reichweite 8,5 km.
  • Type 75 – mit 8,3 kg schwerem Brandgefechtskopf gefüllt mit Phosphor; Reichweite 8 km.
  • Type 75-I – mit 8,3 kg schwerem Splittergefechtskopf; Reichweite 10 km.
  • Type 81 – mit verbessertem Splittergefechtskopf; Reichweite 7,8 km.
  • Type 81-I – mit 16 Stück Type-81-Bomblets mit kombinierter Splitter- und panzerdurchschlagender Wirkung.
  • Type 81-II – Rakete mit Störsender, der an einem Fallschirm zu Boden sinkt und für 15 Minuten aktiv ist; Reichweite 7,8 km.

Raketen aus Südafrika:

  • RO-107-AP – mit Splittergefechtskopf mit Näherungszünder; der Sprengkopf enthält 5200 in Epoxidharz eingebettete Stahlkugeln. Reichweite 8,5 km.
  • RO-107-HE-I – mit einem Brandgefechtskopf; Reichweite 8,5 km.

Raketen aus der Türkei:

  • TR-107 – mit 8,5 kg schwerem Splittergefechtskopf, der 500 Splitter erzeugt; Reichweite 11 km
  • TRB-107 – mit Splittergefechtskopf mit 2800 eingebetteten Stahlkugeln; Reichweite 10 km.

Raketen aus dem Iran:

  • Haseb-1 – mit 6,4 kg schwerem Splittergefechtskopf; Reichweite 8,5 km.

Verbreitung

Neben den offiziellen Nutzerstaaten befindet sich eine große Anzahl Typ 63 bei Guerilla- und Separatisteneinheiten im Einsatz.

AfghanistanAfghanistan Afghanistan
AgyptenÄgypten Ägypten
AlbanienAlbanien Albanien
AlgerienAlgerien Algerien
AngolaAngola Angola
AserbaidschanAserbaidschan Aserbaidschan
AthiopienÄthiopien Äthiopien
BangladeschBangladesch Bangladesch
Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina
Burkina FasoBurkina Faso Burkina Faso
China VolksrepublikChina China
DschibutiDschibuti Dschibuti
EritreaEritrea Eritrea
KambodschaKambodscha Kambodscha
KamerunKamerun Kamerun
Kongo RepublikRepublik Kongo Republik Kongo
Kongo Demokratische RepublikDemokratische Republik Kongo Demokratische Republik Kongo
KubaKuba Kuba
IranIran Iran
JemenJemen Jemen
JordanienJordanien Jordanien
LaosLaos Laos
Korea NordNordkorea Nordkorea
LibanonLibanon Libanon
LibyenLibyen Libyen
MarokkoMarokko Marokko
MyanmarMyanmar Myanmar
NicaraguaNicaragua Nicaragua
PakistanPakistan Pakistan
Sierra LeoneSierra Leone Sierra Leone
SimbabweSimbabwe Simbabwe
SomaliaSomalia Somalia
SudanSudan Sudan
SudafrikaSüdafrika Südafrika
SyrienSyrien Syrien
TansaniaTansania Tansania
TschadTschad Tschad
TurkeiTürkei Türkei
UgandaUganda Uganda
VietnamVietnam Vietnam

Einsatz

Der Type 63 und seine Abarten kam bei verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz: Libanonkrieg, Erster Afghanistankrieg, Erster Golfkrieg sowie bei Konflikten auf dem afrikanischen Kontinent. Ebenso setzten die türkischen Streitkräfte den Raketenwerfer bei Operationen gegen die kurdischen Unabhängigkeitskämpfer im Grenzgebiet zum Irak ein. Bei sämtlichen Gefechten hat sich der Typ 63 als sehr robust erwiesen.

Literatur

  • Ian Hogg: Artillerie des 20. Jahrhunderts. 1. Aufl., Gondrom Verlag, Bindlach 2001, ISBN 3-8112-1878-6. (dt. Übersetzung)
  • T. J. O'Malley: Moderne Artilleriesysteme. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-01758-X.

Weblinks


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