- Domkirche St. Eberhard (Stuttgart)
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Die Domkirche St. Eberhard (früher: Stadtpfarrkirche St. Eberhard) in Stuttgart ist seit 1978 die zweite Kathedralkirche (Konkathedrale des Bischofs) im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Die Erhebung erfolgte aus Anlass des 150-jährigen Diözesanjubiläums des Bistums Rottenburg und dessen Umbenennung in Bistum Rottenburg-Stuttgart.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nachdem die Ausübung der römisch-katholischen Konfession in Württemberg 1806 unter königlichen Schutz gestellt worden war, konnte sich die seit der Reformation als Privatrecht der Herzöge erhaltene Gottesdiensttradition der katholischen Hofkapelle mit der katholischen Bevölkerungsminderheit, die bereits bisher an deren Gottesdiensten teilgenommen hatte, zu einer selbständigen Pfarrei konstituieren.
Diese erste katholische Pfarrei im post-reformatorischen Stuttgart tagte zunächst in der französischen Kirche beim Bebenhäuser Hof und übersiedelte, als diese zu klein geworden war in die ehemalige Garnisonskirche (heute Haus der Wirtschaft, Nähe Berliner Platz). 1807 wies Friedrich I. der katholischen Gemeinde einen für das Königshaus reservierten Bauplatz in der unteren Hälfte der Königstraße zu, den heutigen Standort der Eberhardskirche.
Der Grundstein zu diesem ersten katholischen Kirchenneubau in Stuttgart seit der Reformation wurde 1808 ohne besondere Anteilnahme der nach wie vor überwiegend evangelischen Stuttgarter Bevölkerung gelegt. Die Kirche erhielt ihre Weihe am 1. Oktober 1811 durch den Weihbischof in Augsburg, Fürst Karl von Hohenlohe. Dieser war von Friedrich I. angewiesen worden, die Kirche nach seinem Vorfahren, dem legendären Grafen Eberhard im Bart zu benennen, und folgte der Anweisung. Kirchenrechtlich gestaltete sich die Patronatszuweisung indessen schwieriger, da Eberhard im Barte in keinem offiziellen Heiligenkalender genannt wird und somit als Patron nicht in Frage kam. Andererseits durfte sich die junge Gemeinde das Wohlwollen des Königs nicht durch eine eventuelle Umwidmung der Kirche verscherzen. Zunächst wurde daher der Hl. Eberhard I., Erzbischof von Salzburg als offizieller Patron angenommen, obwohl dieser zwar im Heiligenkalender der Diözese Salzburg, nicht aber der Römischen Kirche genannt wird. Später wurde der Selige Eberhard VI. von Nellenburg favorisiert, der Gründer des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, bevor Bischof Carl Joseph Leiprecht bei der Konsekration der nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererbauten Kirche 1955 die Diskussion beendete, indem er in der Weiheinschrift beide letztgenannten Eberharde als Patrone der Kirche bestimmte.
Bau
Die ursprüngliche bauliche Gestalt der Eberhardskirche stellte einen Wiederaufbau der bei Schloss Solitude abgebrochenen evangelischen Kirche dar. Diese war 1808 dort sorgfältig abgetragen und an den Bauplatz in der Königstraße überführt worden. Von dieser Vorgängerkirche ist heute nur noch der Grundriss und das die Fassade kennzeichnende Türmchen mit der Spitzkuppel erhalten.
Die erste Umgestaltung fand 1933/34 statt, als die ursprüngliche Bilder- und farbenreiche Innenausstattung entfernt und die Kirche in neoklassizistischem Stil eingerichtet wurde. 1944 wurde die Kirche durch zwei Bombenangriffe vollständig zerstört. Der Wiederaufbau durch Hugo Schlösser auf dem alten Grundriss war 1955 abgeschlossen. 1973 wurde der Innenraum erneut geringfügig umgestaltet, um die Beschlüsse des zweiten Vatikanischen Konzils umzusetzen. Die Erhebung zur Konkathedrale (1978) machte wiederum bauliche Änderungen erforderlich. Diesen wurde 1990/91 in einer tiefgreifenden Umgestaltung des Innenraums nach Plänen von Bert Perlias entsprochen, durch die die Eberhardskirche ihre heutige Gestalt erhielt.
Die Orgel wurde 1982 von dem Orgelbauer Winfried Albiez erbaut. Das Instrument hat 56 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch, die Koppeln sind wahlweise mechanisch und elektrisch.[1]
I Rückpositiv C–g3 1. Prästant 8' 2. Bourdon 8' 3. Quintade 8' 4. Principal 4' 5. Rohrflöte 4' 6. Nasat 22/3' 7. Octav 2' 8. Terz 13/5' 9. Larigot 11/3' 10. Sifflöte 1' 11. Scharff IV 1' 12. Rohrflöten-Sordun 16' 13. Krummhorn 8' Tremulant II Hauptwerk C–g3 14. Prästant 16' 15. Principal 8' 16. Rohrgedeckt 8' 17. Spitzgambe 8' 18. Octav 4' 19. Nachthorn 4' 20. Quinte 22/3' 21. Superoktav 2' 22. Mixtur V-VI 11/3' 23. Cornett V (ab f0) 8' 24. Trompete 16' 25. Trompete 8' 26. Vox humana 8' Tremulant III Schwellwerk C–g3 27. Bourdon 16' 28. Principal 8' 29. Flute harmonique 8' 30. Salicional 8' 31. Voix celeste (ab c0) 8' 32. Flute 4' 33. Prestant 4' 34. Nasard 22/3' 35. Doublette 2' 36. Quarte de Nasard 2' 37. Tierce 13/5' 38. Fourniture IV-V 2' 39. Cymbale IV 1/2' 40. Basson 16' 41. Trompette harmonique 8' 42. Hautbois 8' 43. Clairon 4' Tremulant Pedal C–f1 44. Principalbaß 16' 45. Subbaß 16' 46. Quintbaß 102/3' 47. Octavbaß 8' 48. Gedecktbaß 8' 49. Choralbaß 4' 50. Spillflöte 4' 51. Rauschquinte II 22/3' 52. Mixtur III 2' 53. Bombarde 32' 54. Posaune 16' 55. Trompete 8' 56. Zink 4' - Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P; III/P als Superoktavkoppel
- Spielhilfen: 16-fache Setzeranlage, Registercrescendo als Schwelltritt
Literatur
- Egon Hopfenzitz (Hrsg.): Kirche im Herzen der Stadt. 200 Jahre Religionsfreiheit in Württemberg, 200 Jahre Pfarrgemeinde St. Eberhard in Stuttgart. Schwabenverlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7966-1308-X
Einzelnachweise
- ↑ Zur Albiez-Orgel
Weblinks
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