- Eckersmühlen
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Eckersmühlen Stadt RothKoordinaten: 49° 13′ N, 11° 9′ O49.21694444444411.145277777778353Koordinaten: 49° 13′ 1″ N, 11° 8′ 43″ O Höhe: 353 m ü. NN Einwohner: 2.810 (3. Jan. 2011) Eingemeindung: 1978 Postleitzahl: 91154 Vorwahl: 09171 Eckersmühlen ist seit dem 1. Mai 1978 ein Stadtteil der Kreisstadt Roth im mittelfränkischen Landkreises Roth.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der 2810 Einwohner zählende Ort[1] liegt auf 353 m (evangelische Kirche, siehe Landesvermessungsamt Bayern) über NN. Bei Eckersmühlen vereinigt sich die Roth, ein rechter Nebenfluss der Rednitz mit der aus Allersberg kommenden Kleinen Roth. Zwischen Eckersmühlen und dem Rothsee liegt der Main-Donau-Kanal mit der Schleuse Eckersmühlen.
Geschichte
Es ist sehr selten, dass Urkunden und Akten für ein Dorf so zahlreich und ab 1300 so zusammenhängend vorgefunden werden, wie es für Eckersmühlen der Fall ist. Es können sogar Rückschlüsse auf Bamberger Lehen aus dem 11. Jahrhundert gezogen werden.
Einem Ortsritter Oegger, Otger oder Oker, nach dem der Ortsname entstanden sein dürfte, kann man vielleicht um 1100 die Errichtung einer Eigenmühle an schwieriger Stauwehranlage und möglicherweise auch den Bau eines Ritterkirchleins zum heiligen Georg zuschreiben. Da die ältesten Lesarten für den Ortsnamen Oecgersmul lauten, mag diese Erklärung als schlüssig gelten. Doch tauchten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neue Schreibweisen des Ortes Eckersmühlen auf.
Der Standplatz der Wasserschutzburg jenes Ritters Oegger ist im Burgstall als Flurname, gleichzeitig als Grundstück der Mühle erhalten. Die Ursiedlung, etwa aus der Zeit der Bamberger Verwaltung, gruppierte sich um eine Hügel-Turmburg auf einer nördlichen Anhöhe an der Roth, an der eine erste kleine Mühle und später eine weitere Mühle (mit Mühlbach) erbaut worden waren.
Eine dritte Turmburg hatten die Herren von Stein vermutlich in der „kaiserlosen Zeit“, dem sogenannten Interregnum (1250-1273) zur Beherrschung des Dorfes in der Leithen errichtet. Abgaben und Verkauf dieser Burg an den Deutschen Orden sind bekannt.
Etwa um 1300 dürfte die eichstättische Willibaldskirche erbaut worden sein. Um diese Zeit waren die Höfe und Gütlein des Dorfes in Händen Nürnberger Patrizier, der Holzschuher, Ebner, Küdorfer und Stromayer.
Zwischen 1376 und 1448 kam der größte Teil dieser Besitzungen an das Elisabethenspital des Deutschen Ordens in Nürnberg, während andere durch Stiftung oder Kauf in das Eigentum der Marienkirche in Roth übergingen. Ebenso taucht um diese Zeit Eckersmühlen in bayerischen Urkunden als Edelsitz mit Schloss im Eigentum der Herren Propst auf, der von diesen auf das Geschlecht der Haarlacher überging.
Das gute Gefälle der Roth führte um 1420 (fast gleichzeitig mit Nürnberg und Roth) zur Einführung des mechanischen Eisen-Drahtzuges bei der Mühle im Dorf und 100 Jahre später zur Einrichtung eines Messinghammers. So wird aus dem Jahr 1562 berichtet, dass Michael Peßmüller von Markgraf Georg Friedrich dem Älteren von Brandenburg erbrechtsweise den Messing- und Zainhammer von Eckersmühlen empfing. Der Zainhammer war ein Hammerwerk, in dem Eisen, Messing oder Kupfer zu Zainen (Stäben) geschmiedet wurden. Diese Zainschmieden ermöglichten die Metallverarbeitung und verschafften den Eckersmühlern Arbeit und Brot.
Im Jahr 1615 wurde eine Schule eingerichtet. Der erste Schulmeister, Christof Dreher trat am 12. März 1616 seinen Dienst an. Seine Aufgaben wurden im Eid, den er zu leisten hatte, umschrieben: „Ein Schulmeister soll den Amtsleuten zu Roth mit handgebender Treue angeloben und einen leiblichen Eid leisten, dass er der Herrschaft Brandenburg des Dorfs, Gotteshaus und Almosen Frommen und Nutz fördern und desselben Schaden verhüten helfe, den Schul- und Mösnerdienst mit allem Fleiß obwarte, die ihm anvertrauten Kinder zur Gottesfurcht, Ehr, Kunst, Zucht und rühmlichen Willen unterrichten mit Lesen, Schreiben und Rechen, sonderlich im Katechismus Augsburger Konfession unterweisen, die Wohnung im baulichen Wesen erhalten, auch den Ornat und was ihm in der Kirche vertraut wird, fleißig in acht nehmen und verwahren, auch jährlich darum Beicht und Rechenschaft geben, ebenfalls soll er die Uhr mit Fleiß richten und versehen, sowohl sich Gott und weltlich Obrigkeit verantworten muss. Das helfe Gott der Allmächtige“.
In den Jahren 1631/32 verwüsteten Tillys Reiter den Ort und das Schlösschen im Dorf. Noch zwei Jahrzehnte danach lagen einige Höfe in Schutt und Asche.
In den Jahren 1709/10 ließ der Markgraf von Brandenburg-Ansbach die baufällige Kirche abreißen und durch einen barocken Neubau ersetzen (Kosten 3609 Gulden und 24 Kreuzer). Der Baumeister war der Graubündner Lorenzo Salle. Zuerst war nur daran gedacht, den schadhaften Turm zu ersetzen, dann wurde aber auch das Langhaus ganz abgetragen, sonst hätte man, wie der damalige Pfarrer schrieb - „über einige Jahre wieder und also immer ausflicken müssen“.
Als der Deutschordens-Messinghammer unterhalb der Mühle im Dorf durch Nürnberger Handelsleute zum Kupferschmieden eingerichtet wurde, ging das Oberamt Roth nach Verwarnung energisch vor und ließ den Betrieb 1742 gründlich zerstören. Daraus entwickelte sich ein langwieriger Prozess beim Reichskammergericht Wetzlar zwischen der Deutschordensverwaltung Mergentheim und dem Fürstentum Ansbach-Brandenburg, der nach 65 Jahren bei der Auflösung dieser fürstlichen Stände noch nicht beendet war.
Von den Söhnen des Pfarrdorfes Eckersmühlen widmete sich Lorenz Friedrich Vogtherr dem „Studium der Gottesgelehrtheit“. Er besuchte 1776 die Universität Altdorf und 1778 die Universität Erlangen und starb 1826 als Pfarrer von Haundorf.
Das Ortsverzeichnis von Franken aus dem Jahr 1799 bezeichnet Eckersmühlen als evangelisches Pfarrdorf nahe der pfalz-neuburgischen Grenze im ansbachischen Kameraloberamt Roth.
Mit der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach 1791 kam auch Eckersmühlen kurzzeitig an das Königreich Preußen; der letzte Markgraf Karl Alexander zog sich nach England zurück. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 kam Eckersmühlen zum Königreich Bayern. Seit der Bildung der Gemeinde Eckersmühlen (1818: 319 Einwohner) im 19. Jahrhundert gehören dazu die Orte Hofstetten (1818: 81 Einwohner) und Haimpfarrich (1818: 46 Einwohner) und die Einöden Leonhardsmühle (1818: 18 Einwohner), Brückleinsmühle (1818: 8 Einwohner), Wallersbach (1818: 17 Einwohner), Kupferhammer (1818: 7 Einwohner) und Eisenhammer (1818: 5 Einwohner).
Am 24. Dezember 1882 wurde mit Hofstetten und Haimpfarrich eine Freiwillige Feuerwehr unter dem Namen Freiwillige Feuerwehr Eckersmühlen von 65 Gründungsmitgliedern gegründet. 1883 erwarb die Wehr eine Bottichspritze mit 45 Druckschläuchen. Erster Vorstand war damals der Hammerbesitzer des Eisenhammer Michael Schäff, Kommandant wurde der Werkmeister Joh. Eisenhöfer. Zur Alarmierung hatten Wehrangehörige vier Fahrräder zur Verfügung gestellt, damit die Mannschaften in Hofstetten und Haimpfarrich den Einsatzort schneller erreichen konnten.
1936 wurde im Rahmen der Aufrüstung der Deutschen Wehrmacht in der Nähe von Eckersmühlen der Fliegerhorst Roth eingerichtet. Roth war bis Kriegsbeginn (1. September 1939) Sitz des Stabes der Luftflotte 3 (Befehlshaber Generalfeldmarschall Hugo Sperrle vom 1. Februar 1939 bis September 1944) mit den unterstellten Verbänden der 5. (Gersthofen/Augsburg) und 6. Flieger-Division (Frankfurt a.M.) sowie den unterstellten Luftgau-Kommandos VII (München), XII (Wiesbaden) und XIII (Nürnberg). Nach Ende des Westfeldzuges bezog die Luftflotte 3 ihr Hauptquartier in Paris und stellte mit ihren Verbänden die deutschen Hauptkräfte bei der Luftschlacht um England. Das Einsatz- und Operationsgebiet der Luftflotte 3 blieb während des gesamten Krieges Westeuropa.
1956 wurde der Fliegerhorst von der Bundeswehr übernommen. Roth ist seitdem wieder Garnisonsstadt. Heute sind in der Otto-Lilienthal-Kaserne u. a. das Luftwaffenausbildungsregiment 3, das Kampfhubschrauberregiment 26 Franken und Teile der Flugabwehrraketengruppe 23 stationiert.
Einen Anstieg der Einwohnerzahl erfuhr Eckersmühlen, wie auch andere Gemeinden im heutigen Landkreis Roth, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Flüchtlinge vor allem aus Schlesien, Ungarn und dem Sudetenland zwischen 1945 und 1950.
Ende des 19. Jahrhunderts versuchten sich Blattmetallhämmer in Eckersmühlen, Haimpfarrich und Hofstetten mit wechselnden Erfolgen im Vorbereiten von Material für die Herstellung von Bronze.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts gelang der erfolgreiche Ausbau eines Gold- und Silberbronzewerkes und einer bedeutenden Leonischen Industrie. Seit Jahrzehnten stehen diese Betriebe mit fast allen Ländern der Erde in Geschäftsverbindung.
Begünstigt durch die angesiedelte Industrie, wie auch durch die guten Eisenbahn- und Straßenverbindungen zur nahen Industrie in Roth, Schwabach und Nürnberg begann in Eckersmühlen frühzeitig der Bau von Eigenheim-Wohnungen 1956 eines Lagerhauses und der Straßennetzes und neuerdings eine umfangreiche Wasserversorgungsanlage in Angriff nehmen musste.
Die Selbständigkeit als Gemeinde verlor Eckersmühlen im Zuge der Gemeindegebietsreform im Freistaat Bayern von 1972. So wurde 1978, nach langem „sich Erwehrens“, Eckersmühlen zu einem Stadtteil der Stadt Roth.
Nach wie vor steht der Namenszug des Markgrafen Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach über der Kirchentüre zu Eckersmühlen.
Einwohnerentwicklung der Gemeinde Eckersmühlen
- 1910: 642 Einwohner[2]
- 1925: 738 Einwohner
- 1933: 829 Einwohner
- 1939: 880 Einwohner[3]
- 1987: 1933 Einwohner[4]
- 2011: 2810 Einwohner
Politik
Von 1959 bis 1978 führt Eckersmühlen ein eigenes Gemeindewappen.
Die politische Struktur in Eckersmühlen ist weitgehend noch vorhanden. In der ehemals selbständigen Gemeinde gibt es noch Ortsvereine der SPD, der CSU und der Jungen Union.
Stadträte aus Eckersmühlen sind Sonja Möller (ehemals SPD/Fraktionslos), Hans-Peter Auer (CSU) und Peter Ulrich (SPD).
Persönlichkeiten
Personen, die aus Eckersmühlen stammen bzw. dort leben/lebten und/oder wirkten:
- Rüdiger Oegger (um 1200-vor 1254); Ortsritter und Erbauer der ortsnamengebenden "Oegersmuhl" (ca. 1230)
- Chunrat de Okersmouhl (um 1280-nach 1306); letzter Ortsritter
- Friedrich Holzschuher, Deutschordensspitalmeister zu Nürnberg,Erbauer des Kupferhammers und Begründer der Deutschordensgrundherrschaft in Eckersmühlen ab 1376
- Dorothea von Dannenberg (um 1570-1613); Ortsadelige
- Derer Diemer von Lindach, Ortsadelige, nachweisbar 1600-1742
- Pfarrer Georg Sebastian Pacius (Amtszeit 1701-1722); Erbauer der Dreifaltigkeitskirche
- Lorenzo Salle; Markgräflicher Architekt der Dreifaltigkeitskirche
- Pfarrer Franz Albrecht Pflaum (Amtszeit 1765-1798); Schriftsteller
- Johann Michael Schäff; Hammerschmied und Mitbegründer der hiesigen Feuerwehr und Initiator der "Gredl"-Bahnlinie
- Fritz Schäff (1900-1998); Letzter Hammerschmied und Heimatforscher
- Hans Heckel (1895?- ?); Philosoph und Germanist
- Pfarrer Ludwig Brendel(1867-1919, Amtszeit 1912-1919); Träger des König Ludwig-Kreuzes 1918
- Pfarrer Johann Friedrich Konrad Beckhaus (1875-1953, Amtszeit 1920-1937); Widerstandskämpfer während des Dritten Reiches
- Pfarrer Albert Helmreich (1908-1977; Amtszeit 1938-1954); Widerstandskämpfer während des Dritten Reiches und Mitglied des NKFD[5] (ab 1944)
- Hans Pflug-Franken (1899-1977); bedeutender fränkischer Schriftsteller und Dichter
- Günter Wild (Haimpfarrich); Historiker
Verkehr
Die Staatsstraße 2220 führt nach Roth bzw. nach Hilpoltstein. Die Kreisstraße RH 7 führt nach Wallesau. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Hofstetten und Eichelburg.
Seit dem 1. Juni 1888 hat Eckersmühlen einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Roth–Greding. Die Nebenbahn verbindet den Ort mit der Bahnstrecke Nürnberg–Augsburg, die Züge wurden nach dem Endbahnhof Gredl benannt. Die Fertigstellung und Einweihung des Bahnhofsgebäudes erfolgte bereits im Herbst 1887.
Zwischen Eckersmühlen und dem Rothsee liegt der Main-Donau-Kanal mit der Schleuse Eckersmühlen.
Quellen
- „Rother Akzent“ Ausgabe 5/Juni 2000
- Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Eckersmühlen
- Personenverzeichnis der Ludwig-Maximilian-Universität München für das Winterhalbjahr 1914/15
Literatur
- Robert Unterburger: Lebensbilder aus acht Jahrhunderten - 100 Persönlichkeiten aus dem Landkreis Roth, Hrsg.: Landkreis Roth, ISBN 3-9801169-9-9
- Claus Wittek/Klaus Dösel: Eckersmühlen - Vom Bamberger Lehen zum Ortsteil der Stadt Roth. Ein Streifzug vom 11. Jahrhundert bis heute. Band 1 1007-1806, Eigenverlag 2008, ohne ISBN
- Claus Wittek: Ortspfarrer der besonderen Art und Menschen wie du und ich-12 Lebensbilder aus vier Jahrhunderten der evangelischen Pfarrgemeinde Eckersmühlen, Eigenverlag 2009, ohne ISBN
- Claus Wittek (Hrsg.): Ortspfarrer vs. Ortsgruppenleitung - Der Leserbriefkrieg zwischen Pfarrer Beckhaus, Eckersmühlen und der NSDAP-Ortsgruppenleitung Roth im Januar/Februar 1934, Eigenverlag 2009, ohne ISBN
- Claus Wittek: Auf den Spuren des Deutschen Ritterordens im Landkreis Roth, S. 79-93, Eigenverlag 2010, ohne ISBN
- Claus Wittek: Der Nachtwächter aus Eckersmühlen - Erich von dem Bach-Zelewski - Der Versuch einer deutschen Lebensbeschreibung, Eigenverlag 2010, ohne ISBN
- Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz "Flugblätter des Nationalkomitees Freies Deutschland" S. 323, 1989, ISBN 3-88226-480-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Einwohnerzahlen der Stadtverwaltung Roth (nur Hauptwohnsitze), Stand: 3. Januar 2011
- ↑ http://www.ulischubert.de/geografie/gem1900/gem1900.htm?mittelfranken/schwabach.htm
- ↑ http://www.verwaltungsgeschichte.de/bay_schwabach.html
- ↑ http://gov.genealogy.net/ShowObjectSimple.do?id=ECKLEN_W8541
- ↑ Pfarrer Albert Helmreich im Wiki des DRAFD e.V
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