Hans-Joachim Frey

Hans-Joachim Frey

Hans-Joachim Frey (* 10. Juni 1965 in Gehrden) ist ein deutscher Kulturmanager. Frey war von 1997 bis 2007 Künstlerischer Betriebsdirektor und Operndirektor (ab 2003) an der Dresdner Semperoper und 2007-2010 Generalintendant am Theater Bremen. Darüber hinaus ist er vielfach kulturell engagiert, etwa in Gesangs- und Instrumentenwettbewerben sowie in kulturwissenschaftlichen Organisationen sowie als künstlerischer Leiter des Dresdner Opernballs. Frey ist der Neffe von Armin Mueller-Stahl[1].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Ausbildung

Frey entstammt einer ursprünglich aus Ostpreußen stammenden Familie und ist der Sohn von Christa Frey, geborene Grigel und des Pastors Dietrich Frey. Er besuchte die Schule in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Vom siebten bis zum zwanzigsten Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht und im Alter von acht Jahren trat er dem Knabenchor Hannover bei, dem er zehn Jahre angehörte. Darüber hinaus nahm er sechs Jahre Unterricht im Kirchenorgelspiel, den er mit der Ablegung der C-Organistenprüfung abschloss. 1984 absolvierte Frey das Abitur in seiner Heimatstadt. Nachfolgend leistete er seinen Wehrdienst ab, bei dem er als Fahrer, Sekretär und Organist des Militärpfarrers eingesetzt war.

Im Anschluss begann er an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg eine Ausbildung zum Opernsänger und wechselte zwischen den Stimmlagen Tenor und Bariton. Auf Drängen seines Vaters, dem der Beruf des Opernsängers zu unsicher war, belegte er gleichzeitig den Studiengang Musiktheaterregie. Ende des Jahres 1989 inszenierte er in Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Staatsoper als Studienprojekt die Operette Die Fledermaus, von Johann Strauß, für das er zahlreiche Sponsoren gewinnen konnte. In der Folge schrieb sich Frey in den neuen Hochschulstudiengang Kulturmanagement ein. Während der Studienzeit war er auch als Sänger an verschiedenen Opernbühnen und bei Konzerten tätig. Zudem war er Regieassistent unter anderem in Hamburg und Stockholm und brachte fünf weitere eigene Inszenierungen an Studiotheatern in Rostock und Detmold auf die Bühne. 1990 erhielt er bei Götz Friedrich seinen Diplomabschluss als Regisseur (Musiktheater) und drei Jahre darauf den Diplomabschluss als Kulturmanager bei Hermann Rauhe und Peter Ruzicka.

Frühe Theaterarbeit

Nach dem Abschluss des Studiums arbeitete Frey ab 1993 als Künstlerischer Betriebsdirektor am Thüringer Landestheater in Eisenach und anschließend ab 1995 in derselben Funktion am Theater Bremen.

Zeit in Dresden

Im Mai 1997 wurde Hans-Joachim Frey als Künstlerischer Betriebsdirektor der Sächsischen Staatsoper Dresden an der Semperoper verpflichtet. Dort betrieb er eine Internationalisierung der Sängerpolitik und ermöglichte Inszenierungen durch bekannte Regisseure wie beispielsweise Willi Decker, Sebastian Baumgarten, Vera Nemirova, Claus Guth, Nikolaus Lehnhoff, Günter Krämer und Peter Konwitschny. Zudem intensivierte er die Kooperation mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und somit auch mit Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Semyon Bychkov, Colin Davis, Fabio Luisi, Sebastian Weigle, Marc Albrecht, Semyon Bychkov, Daniel Harding, Christian Thielemann, Manfred Honneck und Daniele Gatti.

Im August 2002 musste die Semperoper in Folge des außergewöhnlich starken Elbehochwassers geschlossen werden. In dieser Zeit initiierte Frey gemeinsam mit Harry Kupfer die Inszenierung Carmen – eine Version nach Georges Bizet in den Räumlichkeiten der im selben Jahr eröffneten Gläsernen Manufaktur am Rande des Großen Gartens. Das Stück wurde dort einen Monat lang dargeboten, bevor am Stammhaus der Staatsoper am 9. November 2002 mit dem Ballett Illusionen – wie Schwanensee die neue Spielzeit 2002/2003 aufgenommen werden konnte. Im Sommer 2003 ernannte man Frey zum Operndirektor. Unter seiner Leitung wurde Anfang 2006 nach 67 Jahre währender Unterbrechung anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt der Dresdner Opernball wieder eingeführt. Am 13. Januar nahmen 2600 Gäste an der ersten Veranstaltung teil, während 4000 Schaulustige das über Videoleinwände übertragene Ereignis auf dem Opernvorplatz verfolgten.

Im April 2007 schied Frey aus seinem Amt an der Semperoper aus, um die Generalintendanz des Theaters Bremen zu übernehmen. Er ist jedoch weiterhin künstlerischer Leiter des Opernballs und erster Vorsitzender des Dresdner Semperopernball e. V. Der Ball fand im Januar 2011 unter seiner Leitung zum 6. Mal statt.

Intendant in Bremen

Am Theater Bremen löste Frey am 1. August 2007 den 13 Jahre amtierenden Intendanten Klaus Pierwoß ab. Es war geplant, dass er die Geschicke des traditionsreichen Theaters bis 2012 bestimmen sollte. Gleichzeitig wurde er einer der beiden Geschäftsführer der Theater Bremen GmbH. Als Zielsetzung nannte er eine bessere künstlerische Arbeit bei gleichzeitig weniger zur Verfügung stehenden Geldmitteln.

Ein seine Amtszeit begleitender Prozess sollte die Neuaufstellung des Theaters als ganzheitliche Kulturmarke über die Bühne hinaus sein. Im Zuge dieses Konzeptes erfolgte zunächst eine Modernisierung des Logos; zudem sollte eine größere Verflechtung mit der Wirtschaft und anderen Kultureinrichtungen ermöglicht werden. Während der Intendanz Frey ging das Theater Bremen eine Kooperation mit der Kulturkirche St. Stephani ein, die unter anderem so genannte Theaterpredigten zu bestimmten Stücken beinhaltet. Im Rangfoyer des Theater am Goetheplatz wurde die Theatergalerie Bremen etabliert, in der bisher unter anderen Werke von GABO, Armin Mueller-Stahl, Anna Thalbach, Christian Ludwig Attersee und Ai Wei Wei präsentiert wurden. Für diese Neuerungen erhielt das Theater einige Preise und Auszeichnungen. Frey entwickelte das Konzept der 2500 Zuschauer fassenden Seebühne Bremen auf dem ehemaligen Gelände der AG Weser auf der im Sommer eine Woche lang eine Opernaufführung zu sehen war. 2007 gründete Frey das Internationale Kultur Forum Theater Bremen (IKTB).

Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Frey die Produktion des Musicals Marie Antoinette von Michael Kunze und Sylvester Levay angekündigt. Dieses wurde von Januar bis Mai 2009 im Musicaltheater Bremen aber mit Mitteln des Bremer Theaters aufgeführt. Die Produktionskosten beliefen sich auf 5.8 Mio. Euro. Statt der erwarteten 120.000 Zuschauer besuchten dann aber nur 90.000 [2] die Vorstellungen; es entstand ein Verlust von 2.5 Mio. Euro.[3] Noch im Mai 2009 hatte Frey Gerüchte über eventuelle finanzielle Probleme relativiert, ließ dann aber verlautbaren, das Theater müsse auf Zuschüsse zurückgreifen, die für kommende Spielzeiten vorgesehen waren. Er beklagte sich 2009 über mangelnden Rückhalt der Politik. Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz kritisierte im Gegenzug, dass nur nach und nach das ganze Ausmaß der Verschuldung offenbart werde.[4] Anfang Dezember beschloss die Kulturdeputation ein Rettungskonzept, demzufolge die Stadt 3. Mio. Euro der Schulden des Theaters sowie die Tarifsteigerungen für die Angestellten übernimmt und für laufende Kosten einen Kredit über 6.5 Mio. Euro gewährt. [5]

Wegen der Auseinandersetzungen um das Musicalprojekt Marie Antoinette und massiver wirtschaftlicher Probleme des Vier-Sparten-Theaters bat Frey im August 2009 um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags am Theater Bremen zum 31. Juli 2010.

In Russland

Nach seiner Tätigkeit in Bremen sollte Frey für das Mariinsky-Theater in St. Petersburg anlässlich der 150-Jahrfeier 2010 einen ersten Opernball durchführen. Auf Grund der Waldbrände im Sommer 2010 in Russland fand dann kein Opernball statt, sondern unter seiner Leitung eine Opern- und Ballettgala in St.Petersburg.

Am Moskauer Bolschoi-Theater fand im September 2011 der internationale Gesangswettbewerb Competizione dellOpera unter Freys Leitung statt. Erstmalig wurde damit dieser Gesangswettbewerb außerhalb Deutschlands durchgeführt.

An der Moskauer Kammeroper Boris Pokrowski hat er 2011 die Oper Zar und Zimmermann erstmals vollständig in Russland inszeniert, gesungen in Deutscher Sprache und die Dialoge in Russisch.

Am 7. Juli 2011 fand eine große Gala zum Jubiläum der 50jährigen Städtepartnerschaft Dresden - St.Petersburg unter der musikalischen Leitung Vladimir Jurowski und unter Frey's Regie und Organisation am Mikhailovskytheatre statt.

Weitere Aktivitäten

Frey führte verschieden Lehraufträge für Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, der Hochschule für Künste Bremen und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar durch. 1996 rief er als Leiter der Veranstaltung den internationalen Gesangswettbewerb Competizione dell’ Opera ins Leben, der zur Förderung des Nachwuchses vorgesehen ist. Der Wettbewerb ist inzwischen weltweit etabliert.

2003 gründete Frey gemeinsam mit einer kleinen Gruppe anderer Kulturfunktionäre das Internationale Forum für Kultur und Wirtschaft (auch Forum Tiberius). Er war dessen Vorstandssprecher bis 2010. Unter der Schirmherrschaft Freys belebte das Forum 2003 den Klavierwettbewerb „Anton G. Rubinstein“ wieder. 2009 fand der Klavierwettbewerb zum vierten Mal mit dem Abschlusskonzert in der Semperoper statt.

Frey war 2004 Wettbewerbsleiter des vom Forum Tiberius ausgetragen Internationalen Kompositionswettbewerb für den Raum der Gläsernen Manufaktur.

Frey ist Mitglied der Kuratorien des Dresdner Kreuzchores, des Richard-Strauss-Festivals und der Daetz-Stiftung (siehe Daetz-Centrum), im künstlerischen Beirat des Knabenchores Hannover, bei Werder Bremen und bei Rotary International. Außerdems gehörte er bei zahlreichen künstlerischen Wettbewerben der Jury an und ist seit 2005 auch Schirmherr des Musikvereins Dippoldiswalde.

Ab 1.Januar 2011 ist Frey Geschäftsführer der LaValse GmbH Berlin.

2011 wurde Frey zum Gastprofessor am Seoul Arts College in Korea berufen.

Einzelnachweise

  1. ORF.at (Kultur) - Hans-Joachim Frey neuer Brucknerhaus-Chef (mit Auszügen von Vita und Werdegang, abgerufen am 23. September 2011)
  2. „Pleite-Königin statt Glamour-Queen“ auf radiobremen.de (Radio Bremen). Abgerufen am 12. März 2010 (deutsch)
  3. Elisabeth Richter: „Glückloser Intendant“ in dradio.de (Deutschlandradio Kultur).
  4. Iris Hetscher, Künftig soll auf Musical-Produktionen verzichtet werden, Weser-Kurier Online vom 17. August 2009.
  5. „Rettungsplan für Theater Bremen“ auf radiobremen.de (Radio Bremen). Einsparungsmaßnahmen sollen zwei Mio. Euro der Schulden bis 2014 tilgen. Abgerufen am 12. März 2010 (deutsch)

Weblinks


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