Hans Teubner

Hans Teubner

Hans Teubner (* 15. April 1902 in Aue; † 11. September 1992 in Berlin) war ein deutscher Kommunist, Widerstandskämpfer und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Teubners Vater war der Bergarbeiter und Metallarbeiter Emil Teubner, der später durch seine Holzschnitzkünste als Bildhauer bekannt wurde, seine Mutter war als Textil- und Heimarbeiterin tätig. Von 1908 bis 1916 besuchte er die Volksschule in Aue und absolvierte anschließend eine kunst- und textilgewerbliche Zeichenschule in Schneeberg, um Glasmaler zu werden. Von 1919 bis 1924 arbeitete er mit Gelegenheitsjobs auch bei der Bahnpost in Chemnitz und Leipzig. 1919 trat er der KPD bei und wurde Mitbegründer des KJVD im Erzgebirge. 1922/23 war er Stadtverordneter, ab 1920 schrieb er regelmäßig für die Zeitung Kämpfer in Chemnitz, 1924 wurde er deren Redakteur. 1923 organisierte er zusammen mit dem KPD-Landtagsabgeordneten Ernst Schneller die Proletarischen Hundertschaften. Wegen politischer Verfolgungen durch die Justizbehörden musste er zeitweise unter dem Decknamen Ernst Rohde leben und wechselte zur KPD-Zeitung Freiheit nach Düsseldorf, wo er 1927 kurzzeitig inhaftiert wurde. Er ging danach nach Berlin, wo er in der KPD-Zentrale arbeitete, bis er zu einem Studium an der Internationalen Lenin-Schule der Komintern nach Moskau delegiert wurde. Nach Abschluss des Studiums wurde er von der Komintern-Zentrale nach Rumänien geschickt, um deren politische Richtlinien auch in der rumänischen KP durchzusetzen.

Nach seiner Rückkehr 1930 leitete er ein Nachrichtenbüro der Komintern in Berlin und war 1931 einige Monate Leiter des KPD-Unterbezirks Nordwest, bis er in die Reichsleitung der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) gewählt wurde. 1932 war er deshalb auch im organisatorischen Apparat der Roten Gewerkschafts-Internationalen (RGI) in Bulgarien, in der Türkei und in Griechenland tätig und wurde Redakteur des RGI-Zentralorgans Internationale Gewerkschaftspresse-Korrespondenz. Im März 1933 wurde das Westeuropa-Sekretariat nach Kopenhagen evakuiert, wo sich auch Hans Teubner aufhielt, bis er im Oktober 1933 zur Organisierung der gewerkschaftlichen Untergrundbewegung nach Berlin zurück geschickt wurde, wo er nach wenigen Wochen verhaftet wurde. Der 2. Senat des Volksgerichtshofes verurteilte ihn wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer 18-monatigen Zuchthausstrafe, die er in Luckau absaß. 1936 emigrierte er in die Tschechoslowakei. Im Januar 1937 wechselte er seinen Emigrationsort, um von Amsterdam aus zusammen mit Erich Gentsch und Paul Bertz die Abschnittsleitung der KPD zu organisieren.

Ab August 1937 war er einer der beiden Redakteure des Deutschen Freiheitssender 29,8 in Spanien.[1] und außerdem für die Internationalen Brigaden in Spanien als Offiziersausbilder in Benicasim tätig. Nach der Niederlage der Spanischen Republik flüchtete Teubner nach Paris.

Ab März 1939 wurde er Leiter der KPD-Abschnittsleitung Süd in der Schweiz. Durch die Vermittlung von Wolfgang Langhoff erhielt er ab Ostern 1939 auch Kontakt zu den Widerstandskreisen der Roten Kapelle in Berlin um Harro Schulze-Boysen, Kurt Schumacher, Walter Küchenmeister und Elfriede Paul, deren Informationen er an die Komintern und die GRU-Zentrale weiterleitete.

1940 wurde er von Schweizer Behörden als unerwünschter Flüchtling interniert und zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, die er in Regensdorf und St. Gallen absaß. Im Dezember 1940 kam er in das Sonderlager Malvaglia. Ab Dezember 1941 wurde er im Lager Gordola interniert. Er arbeitete für die Bewegung „Freies Deutschland“ in der Schweiz und hatte Kontakt mit dem Unitarian Service Committee unter Noel H. Field.

Im Mai 1945 kehrte er zusammen mit Bruno Fuhrmann „illegal“ nach Deutschland zurück und wurde wieder für die KPD journalistisch als Chefredakteur der Deutschen Volkszeitung tätig. Nach Zusammenschluss der KPD mit der SPD in der Sowjetischen Besatzungszone arbeitete er 1946 für die SED als Chefredakteur der Sächsischen Zeitung. Von 1947 bis 1950 war er Lehrer an der Parteihochschule „Karl Marx“ der SED in Kleinmachnow.

1950 geriet er wie viele andere „Westemigranten“ in Konflikt mit der Zentralen Parteikontrollkommission der SED. Ihm wurde vorgeworfen, ein „zionistisch-imperialistischer Agent“ zu sein. Er wurde von allen Parteifunktionen entbunden und arbeitete von September 1950 bis Mai 1952 als Statistiker im VEB Bunt- und Samtweberei in Seifhennersdorf, anschließend war er als Dozent für Gesellschaftswissenschaften an der Fachschule für Energie in Zittau tätig. 1956 wurde die Funktionssperre aufgehoben und er wurde Hochschullehrer, Institutsdirektor und Prodekan der Fakultät für Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Von 1959 bis 1963 war er Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung und Mitglied der SED-Bezirksleitung Leipzig. Danach wurde er Mitarbeiter am Institut für Marxismus-Leninismus (IML) des ZK der SED.

Teubner erhielt im Laufe seiner Karriere eine Reihe von Orden und staatlichen Auszeichnungen der DDR und anderer sozialistischer Staaten, darunter Vaterländischen Verdienstorden in Gold mit Ehrenspange, das Banner der Arbeit, die Ehrennadel der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in Gold und die Georgi-Dimitroff-Medaille. Die Stadt Aue erklärte ihn zum Ehrenbürger.

Beigesetzt wurde Teubner auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

Schriften (Auswahl)

  • Exilland Schweiz. Dokumentarischer Bericht über den Kampf emigrierter deutscher Kommunisten 1933–1945. Dietz, Berlin 1975.
  • Der Kampf der deutschen Kommunisten und die Bewegung „Freies Deutschland“ in der Schweiz. Berlin 1972.
  • Tatsachen und Argumente zum Programm der SPD. Gera 1957.
  • Wer kommandiert die NSDAP? Betrieb und Gewerkschaft, Berlin 1932.
  • Wenn wir die Macht haben … Betrieb und Gewerkschaft, Berlin 1931.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hier ist der deutsche Freiheitssender 29,8

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Teubner — ist der Familienname folgender Personen: Albin Ackermann Teubner (1826–1903), deutscher Verleger, Buchhändler und Inhaber der Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei B.G. Teubner Alfred Ackermann Teubner (1857–1941), deutscher Verleger, Buchhändler …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Singer (Chemiker) — Hans Singer (* 17. Dezember 1921 in Berlin; † 6. Juli 1979) war ein deutscher Chemiker, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Funktionär in der DDR. Leben Singer wurde als Sohn des späteren Intendanten der Städtischen Oper Berlin,… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Wußing — Hans Ludwig Wußing (* 15. Oktober 1927 in Waldheim; † 26. April 2011 in Leipzig[1]) war ein deutscher Mathematik und Wissenschaftshistoriker. Inhalt …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Wussing — Hans Wußing Hans Ludwig Wußing (* 15. Oktober 1927 in Waldheim) ist ein deutscher Wissenschaftshistoriker. Wußing legte sein Abitur in Waldheim ab und studierte von 1947 bis 1952 Mathematik und Physik an der Universität Leipzig. Dort legte er… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Triebel — in Oberwolfach, 2004 Hans Triebel (* 7. Februar 1936 in Dessau) ist ein deutscher Mathematiker, der sich mit Funktionenräumen (Funktionalanalysis, harmonischer Analyse) und Differentialgleichungen der mathematischen Physik beschäft …   Deutsch Wikipedia

  • Hans F. K. Günther — (Scherl Bilderdienst 1936) Hans Friedrich Karl Günther (* 16. Februar 1891 in Freiburg im Breisgau; † 25. September 1968 ebenda) war ein deutscher Eugeniker, der in der Weimarer …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Reichardt — (* 2. April 1908 in Altenburg; † 4. April 1991 in Berlin) war ein deutscher Mathematiker, der sich mit Zahlentheorie, Geschichte der Mathematik und Differentialgeometrie befasste. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Edler von der Planitz — (* 1473; † 10. Juli 1535 in Weimar) war Doktor beider Rechte, Kaiserlicher und Kurfürstlich Sächsischer Rat unter drei sächsischen Kurfürsten, Assessor beim Kammergericht zu Speyer, Kurfürstlich Sächsischer Vertreter beim Reichsrat in Nürnberg… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Leisegang — (* 13. März 1890 in Blankenburg (Thüringen); † 5. April 1951 in Berlin) war ein deutscher Philosoph, Physiker und Autor. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Werke 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Joachim Girlich — (* 10. Juni 1938 in Breslau) ist ein deutscher Mathematiker, der vor allem auf dem Gebiet der Modellierung stochastischer Prozesse gearbeitet hat. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wissenschaftliche Arbeit 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”