- Herbert Gantschacher
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Herbert Gantschacher (* 2. Dezember 1956 in Waiern bei Feldkirchen in Kärnten) ist ein österreichischer Theaterregisseur und Produzent.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung
1976 absolvierte Herbert Gantschacher die Matura am zweiten Bundesgymnasium in Klagenfurt. Anschließend machte er von 1977 bis 1980 die Ausbildung zum Regisseur an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz (heute Universität für Musik und darstellende Kunst Graz). Dabei schloss Gantschacher das Studium mit einem Diplom mit Auszeichnung 1980 ab und erhielt 1988 den Magister Artium (Master of Arts).
Arbeiten
Künstlerische Tätigkeiten
Gantschacher betätigte sich für das Schauspielhaus in Graz, dem Salzburger Landestheater, dem Tiroler Landestheater Innsbruck, das Donaufestival Krems, die Wiener Kammeroper, das Theater an der Winkelwiese in Zürich, das Festival Musica Iudaica in Prag, die Kulturbrauerei in Berlin, das Festival "Theater ohne Grenzen" in Szczecin, das Kosovarische Nationaltheater in Priština, das National Arts Centre in Ottawa, der Concordia-University in Montréal, dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington D.C., dem Museum of The Holocaust in Los Angeles und dem alljährlich stattfindenden Singapore Arts Festival.
In Dresden wurde Gantschacher für das Staatsschauspiel, die kleine Szene der Semperoper, im Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik und im Festspielhaus Hellerau tätig.
Auch in Stockholm wurde er für mehrere Einrichtungen tätig. Gantschacher arbeitete dort für das Kulturhuset und die Königliche Oper (Kungliga Operan).
Ansonsten arbeitete Gantschacher noch in den Städten Erfurt, Odessa, Sankt Petersburg, Helsinki und Bergen, wo er auch Vorträge hielt.
Zurzeit ist Gantschacher künstlerischer Leiter des jährlichen Europäischen und Internationalen Gehörlosentheatertheaterfestivals in Wien. Zudem ist er künstlerischer Leiter des Theater- und Forschungsprojektes Krieg ist daDa, für das er auch zwei Ausstellungsprojekte kuratiert hat, "Zeuge und Opfer der Apokalypse - Der österreichische Komponist Viktor Ullmann im Ersten Weltkrieg als Artilleriebeobachter Zeuge des Giftgasangriffs an der Isonzofront am 24. Oktober 1917 bei Bovec (Flitsch / Plezzo) und im Zweiten Weltkrieg als Opfer der Vernichtung durch Giftgas am 18. Oktober 1944 in Auschwitz" 2007 auf der Klosterruine in Arnoldstein und 2008 im Dokumentationszentrum Prora der Stiftung Neue Kultur auf der Insel Rügen sowie "Von der österreichisch-ungarischen Wehrmacht in die deutsche Wehrmacht“ 2009 auf der Klosterruine Arnoldstein und 2010 im Dokumentationszentrum Prora.
Im Dezember 2010 kritisierte Gantschacher in dem Essay "Das liegen Sie falsch!" zur Kärntner Kulturpreisverteilung die Angst der Kärntner Künstler vor der Wirklichkeit und deren Kollaboration mit der der regierenden Macht, insbesondere aber die nicht vorhandene Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft.[1]
Sonstige Tätigkeiten
Von 1994 bis 1999 war Gantschacher Mitglied des Kärntner Kulturgremiums, dem Kulturbeirat des Landes Kärnten.
1999 war Gantschacher Gastdozent am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bergen in Norwegen. Gantschacher war auch an einer Vielzahl von Symposien und Konferenzen als Vortragender und Leiter tätig, zuletzt 2003 in Wien bei der internationalen Konferenz Das Verbindende der Kulturen im Vienna International Center (Konferenzzentrum), 2004 Am Vorabend er Apokalypse in Villach, 2005 Kunst und Krieg in Nötsch, 2005 Der Große Krieg – der vergessene Krieg, 2006 Der Große Krieg - das große Sterben, 2007 Der Große Krieg - der letzte Sieg in Villach sowie Krieg.Kunst.Musik. in Nötsch und Arnoldstein.
Außerdem arbeitete Gantschacher für den Österreichischen Rundfunk als Hörspielregisseur.
Auszeichnungen
Gantschacher erhielt für seine Inszenierungen folgende Auszeichnungen:
- Musiktheaterinszenierung des Jahres 1993 in Tschechien, für seine Inszenierung der Oper Der Kaiser von Atlantis von Viktor Ullmann
- Maecenas-Preis 1994 für das Projekt Kar, in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Draukraftwerke AG
- Maecenas-Preis 2002 für das Projekt Theaterfallen in der Wiener U-Bahn
- Europasiegel 2002 für innovative Sprachenprojekte
- Maecenas-Preis 2003 für das Projekt Dada in Straßenbahnlinie 1 & Straßenbahnlinie 2
- Arteco-Preis für sein Projekt Different Trains, bei dem drei Opern im fahrenden Zug durch Europa auf Bahnhöfen in Belgien, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Österreich aufgeführt wurden
- Cerec-Award der Financial Times
Publikationen
- Essays zum Theater
- Signer und Rossini - zwei Brüder im Geiste? - 1992
- Das Überschreiten von Grenzen - 1993
- Neues Musiktheater KAR – Eine beispielhafte Kooperation zwischen Industrie und Kunst - 1994
- Der Kaiser von Atlantis - Programmvortrag für CINARS 1994 in Montréal" - 1994
- Musiktheater in Theresienstadt am Beispiel Viktor Ullmann und seine Bedeutung für unsere Zeit - in Kontexte Ústav hudební vědy Filozofické fakulty University Karlovy Praha 1995 ISBN 80-85899-13-2
- Über die offene Form der Theaterkunst - Diskurs zum Neubau eines Linzer Musiktheaters" - 1996
- Musik, Theater, Tanz in Österreich - Vortrag für CINARS 1996 in Montréal" - 1996
- Erinnerung und Gegenwart, Musik und Sprache, Original und Entwurf - in Kontexte Ústav hudební vědy Filozofické fakulty University Karlovy Praha 1997 ISBN 80-85899-30-2
- Formen grenzüberschreitender Kunst" 1997
- Die Kunst des Dialoges - 1998
- Seit Jahren ist der Spiegel verhängt! Über die Korrespondenzen kulturellen Verhaltens - in Kontexte Ústav hudební vědy Filozofické fakulty University Karlovy Praha 1997 ISBN 80-85899-79-5
- Erinnerung als Spiegel von Ideologie - 2000
- WorldWideWeb - Wirklichkeit - Werkzeug - Wechselwirkung - 2000[2] in: TRANS - Internetzeitschrift für Kulturwissenschaften Nr.9
- The Hidden History of Georg Friedrich Nicolai, Viktor Ullmann and Andreas Latzko- 2003[3] in: TRANS - Internetzeitschrift für Kulturwissenschaften Nr.15
- Dass es diesen Versuch einer politischen Veränderung der Welt durchaus gibt - Dokumentationsgespräch 2004
- Opfermythos Österreich - 2005
- Dem Vergessen entreißen! - Der Briefwechsel zwischen dem österreichisch-jüdischen Philosophen Wilhelm Jerusalem und der amerikanischen taubblinden Schriftstellerin Helen Keller - 2009
- Sehr geehrte Geehrte! Laudatio gewidmet dem Historiker Hubert Steiner für das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien - 2010
- Zu den Karrieren von Theodor Herzl und Wilhelm Jerusalem - 2010
- Bücher
- Das Überschreiten von Grenzen - Das Zeichen 22/1992 - ISSN 0932-4747
- Vielfalt statt Einfalt (Klagenfurt auf anderen Wegen) - Kärntner Druck und Verlagsgesellschaft 1996 - ISBN 3-85391-138-2
- Spuren zu Viktor Ullmann mit Beiträgen von Viktor Ullmann, Herbert Thomas Mandl, Dževad Karahasan, Ingo Schultz und Herbert Gantschacher (Hrsg. ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater / Wien: edition selene 1998), ISBN 3852660939
- Formen des Lebens (ein Theaterbuch, das Gantschacher gemeinsam mit Dževad Karahasan verfasst hat) – edition selene 1999 - ISBN 3-85266-041-6
- Der Spiegel der Geschichte - Vergangenheit als Ideologie (3.Prora Symposion) - Stiftung Neue Kultur Berlin 2000
- Mitherausgeber von Das Verbindende der Kulturen – LIT 2004 - ISBN 3-8258-7616-0
- Ich trage die Fahne oder Krieg = daDa – Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften 2006 - ISSN 0941-1488, ISBN 3-631-55038-3
- Zeuge und Opfer der Apokalypse - Der österreichische Komponist Viktor Ullmann im Ersten Weltkrieg als Artilleriebeobachter Zeuge des Giftgasangriffs an der Isonzofront am 24. Oktober 1917 bei Bovec (Flitsch / Plezzo) und im Zweiten Krieg als Opfer der Vernichtung durch Giftgas am 18.Oktober 1944 - Katalog zur Ausstellung in Arnoldstein (Kärnten/Österreich) und dem Dokumentationszentrum der Stiftung "Neue Kultur" in Prora auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern/Deutschland), ARBOS Klagenfurt-Salzburg-Wien 2007/2008
- Von der österreichisch-ungarischen Wehrmacht in die deutsche Wehrmacht - Offiziere der Habsburger-Monarchie machen 'Karriere' - Katalog zur Ausstellung in Arnoldstein (Kärnten/Österreich) und dem Dokumentationszentrum der Stiftung "Neue Kultur" in Prora auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern/Deutschland), ARBOS Klagenfurt-Salzburg-Wien 2009/2010
- Über Photo- und Kartenfälscher - Katalog zur Ausstellung in Arnoldstein (Kärnten/Österreich), ARBOS Klagenfurt-Salzburg-Wien 2010[4]
- Übersetzungen
- Disconnected - Kein Anschluß von Willy Conley. 2000
- Am Rande der Wüste von Dževad Karahasan. 2003
- Gastmahl von Dževad Karahasan. 2005
- The Universal Drum - Trommeln allerorts von Willy Conley. 2011[5]
- Theatertexte
- Agnus Dei Entwurf zu einem Libretto nach einer Erzählung von Francisco Tanzer 1987[6] in: Österreichische Nationalbibliothek - Österreichisches Literaturarchiv
- Das Ehepaar (gemeinsam mit Francisco Tanzer) 1987/1988 in: Österreichische Nationalbibliothek Nachlass Francisco Tanzer[7]
- Später Nachmittag im Paradies. Kammeroper (gemeinsam mit Walter Müller). Musik: Stefan Signer. UA 14. Juni 1992 Klagenfurt (ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater). Deutsche Erstaufführung 13. Juli 1992 Marstall zu Putbus auf der Insel Rügen. Schweizer Erstaufführung 30. August 1992 St. Gallen
- Die Sprache im Raum. 1994
- Sprechproben. 1996
- 19182338 - Kein Anschluß unter dieser Nummer. Musiktheaterstück. Musik: Werner Raditschnig. 1998
- Ich sehe was, was Du nicht siehst. 2000
- Chronik 1933-1945. Dokumentarisches Theaterstück über die Biografien von Robert Ley und Victor Klemperer (gemeinsam mit Katharina und Jürgen Rostock). 2000
- Schnee und Tod. Dramatisierung des Romans Schahrijars Ring von Dževad Karahasan. 2002
- Der Tod des Empedokles. Bearbeitung des Fragments von Friedrich Hölderlin (nach einer Idee von Dževad Karahasan). 2005
- Gastmahl. Übertragung des Librettos von Dževad Karahasan aus dem Bosnischen. Musik: Herbert Grassl, Bruno Strobl und Hossam Mahmoud. UA 28. Oktober 2005 Villach (neuebuehnevillach; ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater)
- Wilhelm Jerusalem – Helen Keller – Briefe. 2008
- Ein erster Schritt. 2008
Filme
- Viktor Ullmann - Weg an die Front 1917, Dokumentarfilm, Buch und Regie: Herbert Gantschacher; Schnitt: Erich Heyduck; ARBOS-DVD Vienna-Salzburg-Klagenfurt-Arnoldstein 2007.
- Spuren nach Theresienstadt - Tracks to Terezín, Dokumentarfilm über den Überlebenden des Holocaust Herbert Thomas Mandl, Interview und Regie: Herbert Gantschacher. Kamera: Robert Schabus; Schnitt: Erich Heyduck, DVD in deutscher und englischer Sprache; ARBOS, Wien-Salzburg-Klagenfurt, 2007.
- Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung Dokumentarisches Musiktheater über die Oper von Viktor Ullmann, Buch und Regie: Herbert Gantschacher, Ton: Roumen Dimitrov; Schnitt: Erich Heyduck. ARBOS-DVD, Vienna-Salzburg-Klagenfurt, deutsche Fassung 2009, englische Fassung 2010, italienische Fassung 2010.
Einzelnachweise
- ↑ 2010 http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/2599979/da-liegen-falsch.story
- ↑ http://www.inst.at/trans/9Nr/gantschacher9.htm
- ↑ http://www.inst.at/trans/15Nr/10_5/gantschacher_2_15.htm
- ↑ 2010 http://www.kleinezeitung.at/kaernten/villach/villach/2282950/nahrhaftes-fuers-hirnkastl.story
- ↑ http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/2667944/beethovens-sanftwut-zur-allgemeinen-naehrpflicht.story
- ↑ http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/nl/tanzer.htm
- ↑ http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/sys/tanzer.htm
Weblinks
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