Howard Robard Hughes

Howard Robard Hughes
Howard Hughes

Howard Robard Hughes, Jr. (* 24. Dezember 1905 in Houston, Texas; † 5. April 1976 in einem Flugzeug über Texas) war ein US-amerikanischer Unternehmer. Er war der Haupterbe der einträglichen Hughes Tool Company, Filmproduzent und Luftfahrtpionier.[1]

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Hollywood

Hughes war das einzige Kind des wohlhabenden Geschäftsmannes und Ölsuchers Howard Robard „Bo“ Hughes (1869–1924) und dessen Frau Allene Stone Gano (1883–1922), einer reichen Erbin aus Dallas. Howard kam mit einem angeborenen Hörleiden (Otosklerose) zur Welt. Er besuchte die exklusive Thacher School in Kalifornien, jedoch ohne Abschluss. Seine Mutter starb im Alter von 38 Jahren an den Folgen einer Extrauteringravidität, sein Vater erlag mit 54 Jahren einem Herzinfarkt. Wegen des Todes seines Vaters verließ der junge Hughes die Rice University, welche er bis dahin besucht hatte, und übernahm die Hughes Tool Company, die dank ihres Monopols auf Erdöl-Bohrköpfe jährlich Millionengewinne erwirtschaftete. „Mein erstes Ziel ist es, der beste Golfspieler der Welt zu werden. Zweitens der beste Flieger zu werden und drittens der berühmteste Filmproduzent. Und dann will ich, dass Sie mich zum reichsten Mann der Welt machen.“ sagte Howard Hughes zu seinem Generalbevollmächtigten Noah Dietrich, den er 1925 eingestellt hatte, und der es bis 1957 blieb.

Mit der finanziellen Sicherheit der Hughes Tool Company im Rücken ging Hughes nach Hollywood, um sich als Filmproduzent und Regisseur zu betätigen. Er heiratete am 1. Juni 1925 Ella Rice aus Houston, Texas, von der er sich am 9. Dezember 1929 wieder scheiden ließ. Mit der Filmschauspielerin Katharine Hepburn war er einige Jahre liiert. Seine zweite Ehe schloss Hughes am 12. Januar 1957 mit der Schauspielerin Jean Peters. Das Paar trennte sich jedoch bald wieder, und 1971 reichte Peters die Scheidung ein. Howard Hughes zeichnete sich verantwortlich für Filme wie The Racket (1928), Scarface (1932), The Outlaw (1940) sowie zahlreiche weniger bekannte, von denen einige floppten. Erfolgreichere Produktionen wie Hell's Angels (1930, der bis dahin teuerste Film der Welt) und The Front Page (1931) wurden für den Oscar nominiert. Als Regisseur entdeckte er Jean Harlow und Jane Russell, die er zu Filmstars machte. 1948 kaufte er das angeschlagene Hollywood-Studio RKO. Er nahm viel Einfluss auf die laufenden Produktionen, stoppte diese teils sogar für Wochen und verkaufte das Unternehmen 1955 an die General Tire and Rubber Company. Die dazugehörige Kinokette wurde aus Kartellgründen abgespalten.

Die Fliegerei

Parallel zu den Aktivitäten im Filmgeschäft begann sich Hughes für die Fliegerei zu interessieren und bezog eine Baracke in Burbank/Los Angeles, um Flugzeuge zu entwickeln, die er als Pilot selbst testete. Mit diesen selbstentwickelten Flugzeugen stellte er einige Rekorde auf, unter anderem 1935 den absoluten Geschwindigkeitsrekord von 567 km/h oder die Rekordzeit von 7 Stunden, 28 Minuten und 25 Sekunden für die Strecke Los Angeles — New York. Auch sein Rekord der schnellsten Weltumrundung mit 91 Stunden im Jahr 1938 brachte ihm Anerkennung ein. Am 10. Juli 1938 traf er mit seinen Begleitern nach einem Flug in einer Lockheed 14 über Paris–Moskau−Omsk–Jakutsk–Anchorage–Minneapolis wieder am Abflughafen in New York City ein. Nur für kurze Zeit trug der William P. Hobby Airport in Houston seinen Namen, aber nach Protesten gegen die Benennung nach einer lebenden Person wurde diese Ehrung zurückgenommen.

Aus Hughes’ Baracke in Burbank ging schließlich die Firma Hughes Aircraft hervor und 1938/39 wurde Hughes Mehrheitsaktionär der Fluglinie Transcontinental and Western Air (TWA), die später in Trans World Airlines umbenannt wurde. Der TWA-Chef William John Frye finanzierte mit Hughes Geld den Kauf des Boeing B-307 Stratoliner. Von Hughes stammte auch die Grundidee für die Lockheed Constellation (als Weiterentwicklung Super Constellation), eines der ersten Passagierflugzeuge mit Druckkabine, von der TWA exklusiv die ersten Exemplare erwarb.

Die Spruce Goose (Hughes H-4 Hercules)

1942 kam Hughes auf die Idee, riesige Wasserflugzeuge zu bauen, die Soldaten sowie Panzer und anderes Kriegsmaterial nach Europa transportieren sollten, da Schiffe ständig von deutschen U-Booten angegriffen wurden. Es gelang ihm auch, einen Regierungsauftrag hierfür zu erhalten. Aber bevor sein Flugboot einsatzfähig war, war der Krieg vorbei. Ein einziges Exemplar, die Hughes H-4, wurde fertiggestellt und von Hughes selber nur einmal geflogen. Es ist noch immer das Flugzeug mit der größten Spannweite, das jemals gebaut wurde. Heute ist dieses Flugzeug, Spruce Goose (Fichtengans) genannt, eine Touristenattraktion im Evergreen Aviation Museum in McMinnville im US-Bundesstaat Oregon.

Der XF-11 mit Propellern

Mit dem Prototyp einer weiteren eigenen Flugzeugkonstruktion, der Hughes XF-11, hatte Hughes am 7. Juli 1946 einen schweren Unfall, als er mit dieser Maschine bei einem Testflug über Beverly Hills in unmittelbarer Nähe des Country Club Golfplatzes abstürzte und drei Häuser demolierte. Dabei ging das Flugzeug in Flammen auf und Hughes zog sich schwere bleibende Verletzungen an Kopf und Rücken zu. Von diesem Unfall erholte er sich nie. Es wird behauptet, Hughes wäre während der Genesung schmerzmittelabhängig (Codein) geworden, jedoch gab es dafür niemals eindeutige Beweise. Fest steht jedoch, dass Hughes lange Zeit Schmerzmittel benötigte, um mit den körperlichen und psychischen Folgen seines Unfalls zu leben. Die Auswirkungen seiner Verletzungen und seines Drogenkonsums führten zu einer Wesensveränderung mit paranoiden Wahnvorstellungen, so dass Hughes nur noch einen kleinen Stab von Personen (ausschließlich Mormonen) um sich duldete, von denen er die Einhaltung bizarrer Rituale forderte. So mussten beispielsweise sieben Mormonen jeden Gegenstand, den er anfasste, mit Papiertüchern abdecken.

Die Nachkriegszeit

Da die Firma Hughes Aircraft nach dem Krieg ohne Geschäftszweck war, beschloss Hughes, in die sich gerade neu entwickelnde Luftfahrt- und Rüstungselektronik einzusteigen, und stellte aus allen namhaften Universitäten Experten ein. Zeitweise beschäftigte Hughes Aircraft 3300 promovierte Physiker. Der Aufwand zahlte sich aus, und die Firma wurde zum Monopolisten für Rüstungselektronik, zu dem das US-Verteidigungsministerium lange Zeit keine Alternative hatte. Heute ist sie einer der bedeutendsten Rüstungskonzerne, mit der Firma Raytheon fusioniert und stellt Marschflugkörper, Raketen, Satelliten, Hubschrauber und Elektroniksysteme aller Art her.

Um Steuern zu sparen, gründete Howard Hughes 1953 die Stiftung Howard Hughes Medical Institute, der er die Inhaberschaft an Hughes Aircraft übertrug.

Ab Mitte der 1950er Jahre begannen sich bei Hughes immer seltsamere Persönlichkeitszüge bemerkbar zu machen, unter anderem eine paranoide Angst vor Bakterien, die dazu führte, dass er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzog. Zu dieser Zeit begann auch sein langjähriger Streit um die Fluggesellschaft TWA, die mittlerweile die größte der Welt war und die ihm zu 75 % gehörte. Da Hughes sich mit dem Management nicht über die Finanzierung der neuen Düsenflugzeuge einigen konnte und überdies kaum erreichbar war, verklagte ihn das Management seiner eigenen Gesellschaft auf Zahlung von 135 Millionen US-Dollar. Weil Hughes, der sich seit 1958 völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, nie zu Gerichtsterminen erschien, verlor er die Kontrolle über TWA und verkaufte sie 1966 für 546 Millionen Dollar. In den 1970er Jahren stieg er nochmals in das Airline-Geschäft ein und kaufte Air West.

Über die Frage, wie es Hughes möglich war, aus einem Erbe, das 1925 offiziell einen Wert von 613.518 Dollar hatte, ein Milliardenimperium zu machen, ist oft gerätselt worden. „Achtzig Prozent Genie seines Generalmanagers Noah Dietrich und zwanzig Prozent Spielerblut von Howard Hughes“ meint Biograf John Keats. Zweifellos hat Hughes ein intuitives Gespür dafür gehabt, welche Branchen zu seiner Zeit das größte Wachstum versprachen und kein Risiko gescheut, dort einzusteigen.

Watergate

Hughes’ Beziehungen zu US-Präsident Richard Nixon waren dem Protokoll des Watergate-Ausschusses des US-Senats zufolge ein wesentlicher Auslöser der Watergate-Affäre (1972). Nixon fürchtete, dass der Leiter des Wahlkampfkomitees der Demokraten, Larry O'Brien, Unterlagen über Zahlungen von Hughes an Nixon in sechsstelliger Höhe besäße, die zu Wahlkampfzwecken und zur Unterstützung für Nixons bankrotten Bruder geflossen waren. Die Einbrecher sollten diese Dokumente sowie Beweise für O’Briens eigene Verbindung zu Hughes beschaffen. Damit hatte Howard Hughes noch einmal Geschichte geschrieben, ohne zu verstehen, worum es bei der Watergate-Affäre eigentlich ging.

Glomar Explorer

1972 wurde Hughes von der CIA kontaktiert, um das sowjetische U-Boot K-129 zu heben, das vier Jahre zuvor gesunken war. Hughes erklärte den Medien, er wolle mit der Spezial-Konstruktion namens Hughes Glomar Explorer die Tiefsee erforschen und dort Manganknollen abbauen. Für die CIA stellte Hughes eine wunderbare Tarnung dar.

Im Sommer 1974 begann die Bergung des feindlichen U-Bootes, jedoch brach es aufgrund mechanischen Versagens in zwei Teile, und einer davon stürzte wieder zu Boden. Der offizielle Bericht schreibt, dass nur zwei atomare Torpedos und einige Entschlüsselungsmaschinen geborgen wurden, während die interessanten Teile noch auf dem Meeresgrund liegen. Die gesamte Operation mit dem Namen Project Jennifer wurde 1975 nach einem Einbruch im Juli 1974 in das Hughes-Hauptquartier bekannt.

Howard Hughes starb am 5. April 1976 in einem Flugzeug über Texas an Nierenversagen.

Anekdoten

Während der Proben zu seinem ersten Engagement im Last Frontier Hotel in Las Vegas 1944 hielt der amerikanische Klavierkünstler Liberace Howard Hughes irrtümlich für den Lichttechniker des Hotels. In eindringlichem Tonfall instruierte er seinen vermeintlichen Mitarbeiter, sofort ein blaues Licht einzuschalten, sollte er den Titel „Clair de Lune“ spielen. Hughes sagte nichts und nickte in Zustimmung (Thomas, Bob, Liberace: The True Story, St. Martins Press 1987, Seite 41).

Verfilmungen

Hughes' Leben wurde bisher dreimal verfilmt:

In dem James-Bond-Film Diamantenfieber (1971) ist die Figur des in Las Vegas zurückgezogen lebenden Milliardärs "Willard Whyte" Hughes nachempfunden, der sogar die Dreharbeiten unterstützte.

In dem 1988 von Francis Ford Coppola gedrehten Film Tucker, Originalversion Tucker:The Man and his dream wird Howard Hughes von Dean Stockwell gespielt. In einer Szene wird, während Dean Stockwell mit Jeff Bridges spricht, im Hintergrund auch Hughes H-4 (Spruce Goose) gezeigt.

Im Film Melvin und Howard von 1979 vermacht Hughes, gespielt von Jason Robards, ein sechzehntel seines Vermögens dem Glücksritter Melvin, gespielt von Paul Le Mat.

Außerdem weist Charles Foster Kane aus Orson Welles' Film Citizen Kane (1941) einige deutliche Parallelen zu Howard Hughes auf, allerdings ist die Figur eine fiktive Mischung aus Hughes und aus dem seinerzeit nicht minder herausragenden, exzentrischen Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst.

In einer Episode der Simpsons entwickelt Montgomery Burns ähnliche Wahnvorstellungen wie Hughes und entwickelt auch das Modell eines Flugzeugs, das er „Fichtenelch“ (Spruce Moose) nennt. In einer anderen Episode wird bekannt, dass Mr. Burns auch ein reales riesiges Flugzeug aus Holz gebaut hat, das entgegen aller Vorhersagen tatsächlich fliegt. Auch dies ist wieder eine Parallele zu der Spruce Goose.

Im Fantasy-Comic-Film Rocketeer (spielt in Los Angeles im Jahr 1938) von 1991 wird die Figur des Hughes von Terry O'Quinn gespielt.

Im Film The Hoax von 2006 wird die Geschichte von Clifford Irving dargestellt, der eine erfundene Biographie über Hughes beim MacGraw-Hill Verlag veröffentlichen möchte.

Literatur

  • Clifford Irving: Der Fälscher. 2007. ISBN 978-3-936281-18-7
  • Donald L. Barlett, James B. Steele: Howard Hughes: His Life and Madness, W. W. Norton & Company ISBN 0-393-32602-0
  • John Keats: Howard Hughes. Random House, 1966
  • Noah Dietrich: Howard, the Amazing Mr. Hughes. Fawcett Publications, Greenwich, Conn. 1972
  • Michael Drosnin: Citizen Hughes. ISBN 3-453-64003-9
  • Charles Higham, Jörn Ingwersen:Das geheime Leben des Howard Hughes
  • Tony Thomas: Howard Hughes in Hollywood. Citadel Press / Lyle Stuart Inc., Secaucus 1985, ISBN 0-8065-0970-8

Einzelnachweise

  1. The Howard Hughes Corperation: The Howard Hughes Story. Abgerufen am 17.01.09.

Filmdokumentationen

  • Howard Hughes: His Women and His Movies. TV-Dokumentation von Christian Sebaldt. USA 2000, Robert Dalrymple Productions/Turner Classic Movies (TCM)/ WinStar Cinema, 55 Minuten

Musik

  • Die britische Punkband The Tights veröffentlichte 1978 eine Single Howard Hughes mit ihrem gleichnamigen Song.
  • Die Rockabilly Combo Frenzy widmete ebenfalls dem Multimillionär ein Lied mit dem gleichnamigen Titel.
  • Der amerikanische Bluessänger Leadbelly schrieb einen Song über den Rekordflug um die Welt in 4 Tagen.
  • Die britische Band Genesis widmet Howard Hughes in ihrem 1974 erschienenen Album The Lamb Lies Down on Broadway im Song Broadway Melody Of 1974 eine Textzeile.
  • Die amerikanische Band Kansas widmete Howard Hughes in ihrem 1977 erschienen Album Point of know Return einen Song: Closet Chronicles.

Weblinks


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