- Hugo Boss
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Hugo Boss Rechtsform Aktiengesellschaft ISIN DE0005245534 Gründung 1924 Sitz Metzingen Mitarbeiter 9.944 (2010) Umsatz 1,729 Mrd. EUR (2010)[1] Branche Textilindustrie Website www.hugoboss.com Die Hugo Boss AG ist ein börsennotierter Bekleidungshersteller mit Sitz in Metzingen in Baden-Württemberg. Boss oder Hugo Boss ist gleichzeitig eine der bekanntesten deutschen Modemarken. Vorstandsvorsitzender ist Claus-Dietrich Lahrs. Hugo Boss befindet sich derzeit mehrheitlich im Besitz des Finanzinvestors Permira.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1924 wurde das Unternehmen von Hugo Ferdinand Boss (1885–1948) als Hersteller von Arbeitskleidung in Metzingen gegründet.[2]
In den 1930er Jahren bestand die Unternehmensleitung aus bekennenden Nationalsozialisten und erhielt Aufträge zur Lieferung von Uniformen an SA, SS, Wehrmacht und HJ. Das Unternehmen beschäftigte während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter aus West- und Osteuropa. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Hugo Boss zunächst als „Belasteter“, dann als „Mitläufer“ eingestuft.[3] Im Juni 2000 trat die Hugo Boss AG der Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter bei.
Eine erste vom Unternehmen in Auftrag gegebene und finanzierte Studie über die Situation im Dritten Reich wurde nicht, eine zweite ebenfalls unternehmensseitig finanzierte Studie wurde veröffentlicht.[4]
Als Hugo Ferdinand 1948 starb, übernahm sein Schwiegersohn Eugen Holy die Firmenleitung. Erst in dieser Zeit begann das Unternehmen Herren-Anzüge herzustellen. 1967 übernahmen die Söhne von Eugen Holy, die Brüder Uwe und Jochen Holy, den Betrieb. 1975 wurde der österreichische Designer Werner Baldessarini eingestellt, der schließlich zum Chefdesigner aufstieg.[5] In den 1970ern begann auch der Fabrikverkauf von Hugo Boss in Metzingen, woraus sich im Laufe der Jahre eine ganze Outlet-Stadt entwickelte.[6] 1985 ging das Unternehmen an die Börse (zunächst nur Vorzugsaktien).
1991 wurde die italienische Marzotto-Gruppe Mehrheitsaktionär. Die Holy-Brüder verließen das Unternehmen 1993, um sich anderen Projekten zu widmen. Vorstandsvorsitzender wurde Peter Littmann, der 1993 die Jugendlinie HUGO und 1994 die Premium-Linie Baldessarini einführte. 1997 wurde erstmals in der Firmengeschichte für das Label HUGO Damenmode von Hugo Boss entworfen. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen Littmann und der Marzotto-Gruppe wurde 1998 Werner Baldessarini zum Vorstandsvorsitzenden der Hugo Boss AG berufen, der u.a. mit Boss Orange in die Sportswear-Sparte vorstieß. 2000 führte das Unternehmen unter dem Label Boss Woman eine in Mailand unter der deutschen Designerin Grit Seymour produzierte Hauptkollektion für Damenmode ein, die allerdings anfangs hohe Verluste einfuhr und erst 2002 nach einer Neupositionierung mit einem Design-Team am Standort Metzingen langsam erfolgreich wurde.[7][8] 2002 verließ Baldessarini das Unternehmen und der Boss-Manager Bruno Sälzer (ab 1995 Vertriebsvorstand) übernahm den Posten des Vorstandssprechers. Sälzer (* 28. Juni 1957 in Bad Rappenau) erschuf den Lifestyle-Konzern Hugo Boss, rettete die Damenlinie Boss Woman und trieb die internationale Expansion voran. 2005 trennte Marzotto seine Bekleidungs- und Modeaktivitäten in die Valentino Fashion Group ab, die fortan Hauptaktionär der Hugo Boss AG wurde.
2007 wurde Valentino vom Finanzinvestor Permira für 3,5 Mrd. Euro übernommen, der seitdem maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen Hugo Boss ausübt.[9] Bis Februar 2008 wurde Hugo Boss durch Bruno Sälzer geleitet, der unter anderem wegen Meinungsverschiedenheiten über die Geschäftspolitik und über eine Sonderdividende zugunsten von Permira in Höhe von 345 Mio. Euro aus dem Unternehmen ausschied.[10][11] Mitte 2008 wurde der ehemalige Louis Vuitton- und Christian Dior-Manager Claus-Dietrich Lahrs (* 7. Juni 1963 in Bielefeld) zum Vorstandsvorsitzenden der Hugo Boss AG bestellt.[12] Ende 2009 wurde Hugo Boss aus der Valentino Fashion Group herausgelöst und ist jetzt zu 89,49 % im Besitz einer Tochterfirma von Permira.[13] Im April 2010 wurden Mitglieder der Familie Marzotto in den Aufsichtsrat bestellt, was Verkaufsgerüchte aufkommen ließ, die Permira aber dementierte.[14][15] Der Hauptsitz des Unternehmens Hugo Boss befindet sich nach wie vor in Metzingen.
Im Januar 1999 ging die Hugo Boss AG mit ihrem Internetauftritt erstmals online.[16] 2009 startete das Unternehmen den Versandhandel über einen Online-Shop auf der eigenen Website.
Marken
Herren-Bekleidung
Unter der Dachmarke Hugo Boss firmieren die beiden Marken Boss (Kern-Marke) und HUGO (jugendliche Mode, 1993 für Herren lanciert). Die Marke Boss ist in der Herrenbekleidung unterteilt in die vier Linien:
- Boss Black (Business- und Abendbekleidung)
- Boss Selection (hochpreisige Herrenkollektion ab 2004, 2009 um Boss Selection Tailored Line erweitert)
- Boss Orange (Freizeitmode, lanciert 1998 als Boss Sport, ab 2000 als Boss Orange Label)
- Boss Green (Sport- bzw. Golfbekleidung für Herren, lanciert 1998 als Boss Golf, ab 2000 als Boss Green Label)
Die Marke Baldessarini (Vorgängerlinie von Boss Selection) wurde im September 2006 an Werner Baldessarini verkauft. Baldessarini verkaufte sie direkt anschließend an den zweitgrößten europäischen Herrenmodekonzern Ahlers in Herford.
Damen-Bekleidung
Unter den folgenden Labels wird auch Boss-Damenmode angeboten:
- Boss Black/Boss Woman (seit 2000; 2003 neu ausgerichtet)[17]
- Boss Orange (seit 2006)
- Boss Green (seit Ende 2010) [18]
- HUGO (seit 1997)[19]
Kinder-Bekleidung
Zudem gibt es seit 2008 eine Kollektion für Kinderbekleidung des Labels Boss Orange und seit 2009 eine in Lizenz gefertigte Boss Kidswear Kollektion für Jungen und Mädchen.
Boss Fragrances
Procter & Gamble vertreibt unter dem Namen Boss und Hugo bzw. Hugo Boss Parfüms, Cremes und Duschgels. P&G hat hierzu eine Markenlizenz von Hugo Boss erworben.
Designer bei Hugo Boss
Die Designer der einzelnen Modelabels werden bei Hugo Boss 'Produktmanager' genannt.
- Boss Black: Kevin Lobo (2009–), Ingo Wilts (2005–2009), Lothar Reiff (1977–2005)
- Baldessarini: Werner Baldessarini (1994–2002)
- Boss Selection: Kevin Lobo (2009–), Ingo Wilts (2004–2009)
- Boss Woman: Karin Busnel (2008–, Head Designer), Graeme Black (2009–, Creative Consultant), Marta Szymendera, Ingo Wilts (2005–2009), Lothar Reiff (2002–2005), Natalie Acatrini (2002–2005), Caterina Salvador (2001–2002), Kathrin Hüsgen (1999–2006), Grit Seymour (1999–2001)
- Boss Orange: Eyan Allen (2008–, Senior Vice President), Andrea Cannelloni (2005–2008), Ilka Bennewitz (2005–2009)
- Boss Green: José Janga (2007–)
- HUGO: Jan Loewen (2008–, Senior Vice President), Susan Blommen (2010–, Senior Head Designer), Bruno Pieters (Artdirektor 2007–2010), Eyan Allen (2007 Kreativdirektor), Volker Kächele (1993–2006)
Geschäftszahlen
Im Geschäftsjahr 2008 erzielte die AG einen Umsatz von 1,686 Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss von 112 Millionen Euro. Die Produktion der Anzüge findet unter anderem in eigenen Werken in Metzingen, in der Türkei und den USA statt. 82 Prozent des Umsatzes entfallen dabei auf die bekannte Herrenmarke Boss Black. Weltweit betreibt Hugo Boss 342 eigene Vertriebsgeschäfte (Stand: 31. Dezember 2008). Des Weiteren vergibt das Unternehmen Lizenzen für Brillengestelle, Düfte und Uhren. Schuhe und Lederwaren stellt Boss selbst her.
Der Lizenznehmer für Uhren ist Movado, jener für Brillen Safilo.
Anteilseigner
Vorzugsaktien
stimmrechtslosStammaktien Anteilseigner 55,28 % 88,02 % Red & Black Holding GmbH 42,25 % 10,51 % Streubesitz Stand: November 2010
Die Valentino Fashion Group ist zu über 98 % im Besitz des Finanzinvestors Permira.
Kultursponsor
Die Hugo Boss AG fördert seit 1996 alle zwei Jahre den von der Solomon R. Guggenheim Foundation verliehenen Hugo Boss Prize und unterstützt internationale zeitgenössische Ausstellungen. Ebenso besteht seit längerem eine intensive Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen. So stattet Boss seit 1999 jedes Jahr diverse Aufführungen aus.
Siehe auch
Weblinks
- Website von Hugo Boss
- Düfte von Hugo Boss
- Hugo Boss Prize
- Biografie von Hugo Ferdinand Boss und die Geschichte des Konzerns
- Hugo Boss während des Nationalsozialismus
- Hugo Boss in der NNDB (englisch)
- Hugo Boss Neues und geschichtliche Daten FashionUnited
Quellen
- ↑ Hugo Boss legt 2010 Rekordumsatz vor
- ↑ http://www.e-tysk.dk/TyskeVirksomheder/OMHtmlExport/Hugo_Boss.htm http://www.e-tysk.dk
- ↑ metzingen-zwangsarbeit.de: Die Firma Hugo Boss (zuletzt aufgerufen: 9. Mai 2010)
- ↑ Studien über Hugo Boss in der NS-Zeit Mode mit brauner Vergangenheit: Süddeutsche Zeitung, zuletzt abgerufen am 21. September 2011
- ↑ mode.net: Werner Baldessarini (zuletzt abgerufen: 16. Mai 2010)
- ↑ Deutsche Zentrale für Tourismus: Metzingen: BOSS Outlet Stores (zuletzt abgerufen: 16. Mai 2010)
- ↑ Focus: Hugo, Bruno, Boss (14. Mai 2007)
- ↑ FAZ: Vom Verschwinden der Star-Designer (7. Februar 2005)
- ↑ Manager-Magazin: Boss in Not (2. November 2009)
- ↑ Permira bekommt von Hugo Boss großzügige Dividende, faz.net, 13. März 2008
- ↑ Permira boxt Dividende durch, sueddeutsche.de, 13. März 2008
- ↑ Textilwirtschaft: Neuer Hugo Boss Chef Lahrs: Kein Strategiewechsel (16. Mai 2008)
- ↑ Textilwirtschaft: Valentino Fashion Group gliedert Hugo Boss aus (28. Dezember 2009)
- ↑ Textilwirtschaft: Gerüchte über Hugo Boss-Verkauf zurückgewiesen (16. April 2010)
- ↑ SZ: Spekulation um Hugo Boss (16. April 2010)
- ↑ Textilwirtschaft: Hugo Boss ist online (28. Januar 1999)
- ↑ Textilwirtschaft: Boss Woman: die Premiere (23. März 2000)
- ↑ Textilwirtschaft: Boss Green startet mit Womenswear (18. November 2009)
- ↑ Textilwirtschaft: Hugo für die Damen 10. April 1997)
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(Stand: 19. September 2011)
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