Johannes Joachim Degenhardt

Johannes Joachim Degenhardt
Johannes Joachim Kardinal Degenhardt
Wappen Joh.Joachim Kardinal Degenhardt

Johannes Joachim Kardinal Degenhardt (* 31. Januar 1926 in Schwelm/Westfalen; † 25. Juli 2002 in Paderborn) war Erzbischof von Paderborn und Kardinal.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Degenhardt wuchs in Hagen auf, wo er das humanistische Albrecht-Dürer-Gymnasium besuchte. Er gehörte zur katholischen Jugendbewegung Bund Neudeutschland. Als Mitglied dieser von den Nazis verbotenen Jugendorganisation wurde er von der Gestapo 1941 verhaftet, als er am Tag der Bischofsweihe von Lorenz Jaeger eine Treuekundgebung der Jugend für den neuen Paderborner Oberhirten mitorganisierte. Degenhardt war der Gestapo bereits seit längerem in Verdacht, da er unter Lebensgefahr heimlich die Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen in Umlauf gebracht hatte. Er wurde in der Dortmunder Gestapo-Zentrale Steinwache mehrere Wochen in Einzelhaft gehalten, in einer 3 x 1,5 Meter großen Zelle inhaftiert, von den Wärtern geschlagen und erst Weihnachten 1941 mit der Drohung entlassen, er komme ins Konzentrationslager, wenn er etwas von der Zeit der Inhaftierung erzählen würde. Nach seiner Entlassung wurde er vom Gymnasium verwiesen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Nach dem Krieg legte er das Abitur ab und studierte Philosophie und Theologie in Paderborn und München. Am 6. August 1952 wurde er im Hohen Dom zu Paderborn von Erzbischof Lorenz Jaeger zum Priester geweiht.

Es folgten fünf Jahre als Vikar in Brackwede. Von 1957 an betreute er die dortige Pfarrei als Pfarradministrator, dann als Pfarrverweser, bis er von Erzbischof Jaeger zum Präfekten des Erzbischöflichen Collegium Leonium in Paderborn berufen wurde.

Am 28. Januar 1964 promovierte er bei Professor Rudolf Schnackenburg zum Dr. theol. und arbeitete anschließend als Assistent an der Ruhr-Universität Bochum. 1965 wurde Degenhardt Studentenpfarrer der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe in Paderborn und im Februar jenes Jahres Diözesanbeauftragter des Katholischen Bibelwerkes.

Papst Paul VI. ernannte Degenhardt am 18. März 1968 zum Weihbischof in Paderborn und Titularbischof von Vicus Pacati. Der Wahlspruch Degenhardts lautet Surrexit Dominus vere (Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, aus der Osterliturgie). Die Bischofsweihe spendete ihm Lorenz Kardinal Jaeger am 1. Mai desselben Jahres; Mitkonsekratoren waren Bischof Franz Hengsbach, und Weihbischof Paul Nordhues.

Kardinal Jaeger trat Anfang 1973 von seinem Amt als Erzbischof zurück. Das Domkapitel der Erzdiözese Paderborn wählte Degenhardt darauf zum Kapitularvikar, und Papst Paul VI. ernannte ihn im April 1974 zum neuen Erzbischof von Paderborn. Er feierte 1999 beim Liborifest sein 25-jähriges Jubiläum in diesem Amt.

Eugen Drewermann

Am 8. Oktober 1991 entzog Erzbischof Degenhardt dem Priester und Hochschullehrer Eugen Drewermann die kirchliche Lehrbefugnis, nachdem dieser sich geweigert hatte, bestimmte Positionen, die nicht im Einklang mit der katholischen Lehre stehen, zu widerrufen. Drewermann hatte unter anderem die jungfräuliche Geburt und die leibliche Auferstehung Jesu angezweifelt. Am 26. März 1992 wurde Drewermann schließlich auch vom Priesteramt suspendiert.

Ernennung zum Kardinal

Papst Johannes Paul II. ernannte Erzbischof Degenhardt am 28. Januar 2001 überraschend zusammen mit Bischof Karl Lehmann von Mainz und fünf anderen Bischöfen zum Kardinal, nachdem er erst eine Woche zuvor 37 Kardinäle ernannt hatte. Papst Johannes Paul II. selbst begründete die Ernennung nur ein Jahr später anlässlich des Todes von Degenhardt in einem Kondolenzschreiben noch vom Weltjugendtag in Toronto aus wie folgt: „Ich wollte mit seiner Ernennung zum Kardinal das treue Zeugnis des Paderborner Oberhirten für die ganze Weltkirche sichtbar machen.“ Am 21. Februar 2001 nahm er den Paderborner Erzbischof als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Liborio im größten Konsistorium der jüngeren Kirchengeschichte in das Kardinalskollegium auf. Degenhardt war Inhaber verschiedener kirchlicher Ämter, unter anderem war er von 1974 bis 1976 Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Tod und Bestattung

Grab von Johannes Joachim Kardinal Degenhardt in der Krypta des Paderborner Doms

Degenhardt starb plötzlich am frühen Morgen des 25. Juli 2002 im Alter von 76 Jahren im erzbischöflichen Palais in Paderborn. In den folgenden Tagen zogen Tausende an dem in der Bartholomäuskapelle aufgebahrten Kardinal vorbei. Die Beisetzung im Hohen Dom zu Paderborn fand am 3. August 2002 in Anwesenheit von neun Kardinälen (Henryk Gulbinowicz (Breslau), Karl Lehmann (Mainz), Franciszek Macharski (Krakau), Joachim Meisner (Köln), Joseph Ratzinger (Rom), Leo Scheffczyk (München), Adrianus Simonis (Utrecht), Georg Sterzinsky (Berlin) und Friedrich Wetter (München)), über 60 (Erz-)bischöfen aus aller Welt und zahlreichen staatlichen Gästen statt. Allein der Einzug der zahlreichen Würdenträger in den Hohen Dom dauerte 20 Minuten. Den größten Beisetzungsfeierlichkeiten, die Paderborn je in seiner Geschichte erlebt hat, stand als Legat von Papst Johannes Paul II. Joseph Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., vor, kurz bevor dieser Dekan des Kardinalskollegiums wurde (27. November 2002). Eine unübersehbare Zahl von Gläubigen gab Degenhardt in dem vom Fernsehen live übertragenen Pontifikalrequiem das letzte Geleit.

Nachfolger Degenhardts als Erzbischof von Paderborn wurde im Jahre 2003 Hans-Josef Becker.

Orden und Ehrungen

Kardinal Degenhardt war Träger zahlreicher hoher Orden und Auszeichnungen, unter anderem war er Ehrenbürger der Stadt Paderborn. Am 27. Oktober 1993 wurde ihm vom damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen.[1] Neben seiner frühen Mitgliedschaft im Souveränen Malteserorden als Magistralritter und -kaplan war er später auch entsprechend seinem Kardinalsrang zudem Großkreuzritter im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, einem Päpstlichen Laienorden. Zudem war er Ehrenmitglied der K.D.St.V. Guestfalo-Silesia Paderborn im CV. Degenhardt war ein Vetter des deutschen Dichters und Liedermachers Franz Josef Degenhardt.

Literatur (Auswahl)

  • Johannes Joachim Degenhardt, Reinhard Lettmann, Heinrich Reiß: Kirchen in gemeinsamer Verantwortung, gehorsames Leben. Luther-Verlag Bielefeld 1982, ISBN 3785802773
  • Bischöflicher Dienst in dieser Zeit. Johannes Joachim Degenhardt - 25 Jahre Bischof. Bonifatius 1993, ISBN 3870887850
  • Johannes Joachim Degenhardt, Josef Ernst (Hrsg.), Stephan. Leimgruber (Hrsg.): Surrexit Dominus vere. Die Gegenwart des Auferstandenen in der Kirche. Bonifatius-Druckerei, Paderborn 2000, ISBN 3870888822
  • Hans-Josef Becker, Rainer Beseler (Hrsg.): „Der Herr ist wahrhaft auferstanden“. Zum Gedenken an Johannes Joachim Kardinal Degenhardt. Festschrift. Bonifatius-Verlag, Paderborn 2002, ISBN 3-89710-238-2
  • Volker de Vry: Johannes Joachim Degenhardt - Einblicke in 25 Jahre bischöflichen Wirkens. herausgegeben vom Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1993 (Festvortrag anlässlich des 25jährigen Bischofsjubiläums des Erzbischofs von Paderborn im Historischen Rathaus zu Paderborn), ISBN 3-87088-802-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz, abgerufen am 3. März 2009


Vorgänger Amt Nachfolger
Lorenz Kardinal Jaeger Erzbischof von Paderborn
1974–2002
Hans-Josef Becker

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