Kardinal König

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Kardinal König

Franz Kardinal König (* 3. August 1905 in Warth bei Rabenstein; † 13. März 2004 in Wien) war von 1956 bis 1985 Erzbischof von Wien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franz König stammte aus einer Bauernfamilie im niederösterreichischen Rabenstein an der Pielach. Er besuchte das Stiftsgymnasium Melk, studierte in Wien, dann in Rom, wo er Doktor der Philosophie wurde. Am 27. Oktober 1933 wurde er in Rom zum Priester geweiht.

Von 1934 bis 1937 war er in seiner Heimatdiözese als Kaplan in Altpölla, Neuhofen an der Ybbs, St. Valentin und Scheibbs in der praktischen Seelsorge an der Basis tätig. In dieser Zeit vollendete er auch seine theologischen Studien und wurde 1936 zum Dr.theol. promoviert. In der Nazi-Zeit war er Domkurator in Sankt Pölten, 1945 Religionsprofessor in Krems. 1948 erfolgte die Berufung als außerordentlicher Professor für Moraltheologie nach Salzburg. Während seiner Zeit in Salzburg unterrichtete König am erzbischöflichen Privatgymnasium Borromäum Englisch.

1952 wurde König Koadjutorbischof des St. Pöltner Bischofs Michael Memelauer. 1956 wurde er schließlich als Nachfolger von Theodor Innitzer statt dem Wiener Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym zum Erzbischof von Wien, einer der größten Diözesen der Welt, ernannt. Er leitete sie fast drei Jahrzehnte, vom 17. Juni 1956 bis zum 16. September 1985. 1958 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant' Eusebio in das Kardinalskollegium berufen, war er einer der Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils. In Folge führte er von 1965 bis 1981 den Vorsitz des päpstlichen Sekretariates für die Nichtglaubenden.

Am 21. Februar 1959 wurde König von Papst Johannes XXIII. per Dekret zum ersten Militärvikar (Vicarius castrensis) der Zweiten Republik bestellt. Ein besonderes Anliegen war König die seelsorgerische Betreuung des Heeresspitals in Stammersdorf bei Wien. Weiters bemühte sich König um ein Zusammenwirken der katholischen und evangelischen Christen beim Militärgottesdienst. 1968 ersuchte König Papst Paul VI. ihn aufgrund arbeitsmäßiger Überlastung von seinem Amt zu entheben und trat 1969 von seinem Amt zurück.

Am 13. Februar 1960 wurde König auf der Fahrt nach Zagreb in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Im Krankenhaus sah er dies als Zeichen, eine Kontaktaufnahme mit den Ostkirchen anzustreben. Infolge wurde er einer der bedeutendsten Wegbereiter der Ökumene vor allem auch mit der Orthodoxie. Weil er in Österreich auch maßgeblich zur Aussöhnung zwischen Sozialdemokratie und Kirche beitrug, wurde er zuweilen „der rote Kardinal“ genannt. Bereits 1968 wurde König zum Ehrenbürger von Wien ernannt; er wurde auch mit zahlreichen Ehrendoktorwürden ausgezeichnet.

Papst Johannes Paul I. soll nach seiner Wahl zum Papst 1978 zu König gesagt haben: „Eigentlich müssten jetzt Sie an meiner Position sein.“ Der Kardinal hat selbst in einem Fernsehinterview bestätigt, dass er kurz darauf dazu beigetragen hat, dass 1978 der ihm gut bekannte Krakauer Kardinal Woityla zum Papst gewählt wurde.

Als Präsident der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi rief König im Mai 1988 in Kevelaer dazu auf, die Initiativen des damaligen Sowjetpräsidenten Gorbatschow durchaus ernst zu nehmen.

Bis zu seinem 80. Lebensjahr leitete König die Erzdiözese Wien. Danach weihte er selbst am 14. September 1986 den Benediktiner Hans Hermann Groër als seinen Nachfolger zum Erzbischof von Wien. Er musste jedoch miterleben, wie dieser in einen ganz Österreich erschütternden Strudel von Vorwürfen des Kindesmissbrauchs geriet. 1995 wurde Groër vom derzeitigen Erzbischof von Wien, dem Dominikaner und Dogmatikprofessor Christoph Schönborn, abgelöst, den König selber noch am 27. Dezember 1970 in Wien zum Priester geweiht hatte.

Kardinal König war berühmt für seine Reden, u.a. beim Lichtermeer am 23. Jänner 1993 und jährlich in der Ruprechtskirche im Gedenken an die Reichspogromnacht. 1998 hielt König die Eröffnungsrede bei den Salzburger Festspielen mit dem Titel Europa braucht ein neues geistiges Antlitz. Franz König war Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.St.V. Rudolfina Wien im ÖCV.

Seit der Vollendung seines 80. Lebensjahres war Franz König nicht mehr berechtigt, aktiv am Konklave teilzunehmen. Trotzdem stand er international in hohem Ansehen. Am 13. Februar 2002 konnte er sein Goldenes Bischofsjubiläum feiern.

Am 13. März 2004 starb Franz König gegen 3 Uhr morgens. Er war zum Zeitpunkt seines Todes nach dem Italiener Corrado Bafile (100), dem ehemaligen Nuntius in Deutschland, der zweitälteste Kardinal. Gleichzeitig war er der letzte noch lebende von Papst Johannes XXIII. kreierte Kardinal. Bei seinem Begräbnis im Wiener Stephansdom am 27. März 2004 waren 13 Kardinäle und 60 Bischöfe anwesend, den Feierlichkeiten stand Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., vor. Kardinal Christoph Schönborn predigte, Bundespräsident Thomas Klestil, Bischof Herwig Sturm, Metropolit Michael Staikos hielten Ansprachen, ein Ensemble der Wiener Philharmoniker spielte.

Seit dem Jahr 2005 wird in Gedenken an den Kardinal von der Erzdiözese Salzburg alle zwei Jahre der Kardinal-König-Kunstpreis verliehen. Der Kardinal-König-Platz in Wien-Hietzing wurde ihm zu Ehren benannt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Anerkennung und Kritik

Obwohl Kardinal König sich vor allem in seinem Alter fast allgemeiner Anerkennung und Wertschätzung aus Kirche und Gesellschaft erfreute, erfuhr er bisweilen auch Kritik für verschiedene Positionen und Entscheidungen. Dazu zählen u.a. der Entzug der Lehrerlaubnis und die Suspendierung von Adolf Holl, die von Kardinal König konsequent betriebene Annäherung an die SPÖ, seine Förderung des Opus Dei, die als Relativierung der päpstlichen Lehrposition in der Enzyklika Humanae vitae Pauls VI. aufgefasste „Mariatroster Erklärung“, den Dialog mit der Freimaurerei sowie seine Rolle in der vatikanischen Ostpolitik.

Stiftung

Kardinal König war Gründer einer Stiftung Communio et Progressio - Neue Hoffnung für den Donauraum, die seit 1991 den Kardinal-König-Preis vergibt. Der Preis wird an Persönlichkeiten verliehen, die einen Beitrag zur übergreifenden Zusammenarbeit von Wissenschaft, Religion, Wirtschaft und Medien zur Bewältigung der weltweiten Probleme auf dem Gebiet der Meinungs- und Gewissensfreiheit, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Bewahrung der Schöpfung und der allgemeinen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft leisteten. Der letzte Preisträger war 2007 der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., Primas der Orthodoxie, in Würdigung seiner Verdienste um die Ökumene, den Religionsfrieden und seiner Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung.

Werke (Auswahl)

  • Christus und die Religionen der Erde. 3 Bände. Herder, Wien 1951
  • Bilanz des Konzils. Katholisches Bildungswerk der Erzdiözese Wien, Wien 1966
  • Der Aufbruch zum Geist. Styria, Graz u. a. 1972, ISBN 3-222-10723-8
  • Annemarie Fenzl (Hrsg.): Woher komme ich? Wohin gehe ich? Anregungen für ein angstfreies Leben. Styria, Wien u. a. 2009, ISBN 978-3-222-13259-9

Literatur (Auswahl)

  • Annemarie Fenzl (Hrsg.): Kardinal König. Herold, Wien 1985
  • Annemarie Fenzl: Kardinal Franz König Erzbischof von Wien. In: Jan Mikrut (Hrsg.): Die katholische Kirche in Mitteleuropa nach 1945 bis zur Gegenwart. Dom Verlag, Wien 2006, 101-126
  • Franz König, Christa Pongratz-Lippitt (Hrsg.): Open to God, Open to the World. Burns & Oates/Continuum, London 2005 ISBN 0-86012-394-4
  • Franz König: Franz Kardinal König., Tyrolia Verlag 2005, ISBN 3-7022-2630-3
  • Franz König, Annemarie Fenzl, Heinz Nußbaumer: Gedanken für ein erfülltes Leben., Styria 2004, ISBN 3-222-13162-7
  • Franz König, Annemarie Fenzl, Reginald Földy: Haus auf festem Grund., Amalthea 2004, ISBN 3-85002-525-X
  • Johannes Kunz: Der Brückenbauer. Kardinal Franz König 1905–2004., Molden Verlag 2004, ISBN 3-85485-118-9
  • Franz König, Annemarie Fenzl, Reginald Földy: Unterwegs mit Menschen., Topos Plus 2004, ISBN 3-7867-8546-5
  • Hubert Feichtlbauer: Franz König - Der Jahrhundert-Kardinal., Holzhausen-Verlag Wien 2003, ISBN 3-85493-082-8
  • Franz König, Hans Waldenfels: Lexikon der Religionen., Herder Freiburg 1999, ISBN 3-451-04090-5

Weblinks



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