Karl-Heinz Schnellinger

Karl-Heinz Schnellinger



Karl-Heinz Schnellinger
Spielerinformationen
Geburtstag 31. März 1939
Geburtsort DürenDeutschland
Größe 180 cm
Position Abwehrspieler
Vereine in der Jugend
1949–1956 SG Düren 99
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
1956–1958
1958–1963
1963–1964
1964–1965
1965–1974
1974–1975
SG Düren 99
1. FC Köln
AC Mantova
AS Rom
AC Mailand
Tennis Borussia Berlin

131 (8)
33 (2)
29 (1)
222 (0)
19 (0)
Nationalmannschaft
1957
1958–1971
Deutschland (Amateure)
Deutschland
1 (0)
47 (1)
1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Karl-Heinz Schnellinger (* 31. März 1939 in Düren, Nordrhein-Westfalen) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler.

Der Abwehrspieler war einer der ersten deutschen Profis, die ins Auslands wechselten. In Italien gewann er mit dem AC Mailand alle bedeutenden internationalen Titel. Mit der deutschen Nationalmannschaft nahm er an vier Weltmeisterschaften (1958, 1962, 1966, 1970) teil, konnte den Titel aber nie gewinnen.

Heute lebt er in seiner italienischen Wahlheimat in Segrate nahe Mailand. Beruflich war er nach seiner sportlichen Karriere als Generalvertreter für Einbauküchen in Mailand tätig.[1]

Inhaltsverzeichnis

Karriere im Verein

Zeit in Deutschland

Im Alter von zehn Jahren trat Schnellinger dem Verein SG Düren 99 bei, für dessen Seniorenmannschaft er schon bald in der 2. Liga West auflief. Er wurde auch für die DFB-Jugendnationalmannschaft nominiert, wo ihn Helmut Schön, Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger, für höhere Aufgaben empfahl.

Nach der Weltmeisterschaft 1958 wechselte Schnellinger, der seine schulische Ausbildung in der Obersekunda zugunsten des Fußballs aufgab und eine kaufmännische Lehre erfolgreich absolvierte[2], zum 1. FC Köln, wo er in der Abwehr eine sichere Größe war. Mit den "Geißböcken" gewann er 1962 auch die Deutsche Meisterschaft - im Endspiel besiegte Köln den 1. FC Nürnberg mit 4:0. 1963 stand Köln erneut im Finale um die Meisterschaft, verlor aber mit 1:3 gegen Borussia Dortmund. Den Ehrentreffer für den FC erzielte Schnellinger, der im Anschluss an die Saison für 500.000 DM zum AS Rom nach Italien wechselte. Schnellinger erhielt ein Handgeld von ca. 350.000 DM, wurde jedoch zunächst an den AC Mantova ausgeliehen. 1962 wurde er von den Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres in Deutschland gewählt. Bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres, bei der nur selten Abwehrspieler auf den vorderen Plätzen zu finden sind, belegte er 1962 den dritten Platz, 1963 wurde er Sechster.

Schnellinger war über ein Jahrzehnt einer der weltbesten Abwehrspieler und kann ganz sicher zu den Großen des Fachs gezählt werden. Er war kopfballstark, hatte läuferisches Vermögen, eine gute Grundtechnik für den Spielaufbau und absolute Klasse im defensiven Zweikampf und war darüber hinaus ein überdurchschnittlich intelligenter junger Mann, der so ausgestattet naturgemäß auch ein glänzender Taktiker war.

Als die englische Fußballlegende Stanley Matthews 1965 im Alter von 50 Jahren ihren Abschied nahm, lud sie die europäischen Spitzenspieler ein. Zum direkten Gegenspieler wählte sich der berühmte Rechtsaußen Schnellinger, den er für den besten linken Verteidiger hielt. Die Auswahl vom Kontinent schlug die englische Nationalelf mit 6:4.

Zeit in Italien

Nachdem Schnellinger in Mantua eine starke Saison gespielt und sich glänzend in die Serie A eingeführt hatte, kehrte er zum AS Rom zurück, wo er die Saison 1964/65 spielte. Doch bald wurde der Spitzenclub AC Mailand auf den Blondschopf aufmerksam und verpflichtete ihn sofort. Bei "Milan" spielte er mit vielen Stars zusammen (Gianni Rivera, Kurt Hamrin, Pierino Prati, Giovanni Trapattoni und Roberto Rosato) und entwickelte sich im "Land des Catenaccio" taktisch weiter und galt als einer der besten Verteidiger weltweit.

Mit dem lombardischen Traditionsclub schwamm Schnellinger auf einer Erfolgswelle: 1967 Coppa Italia, 1968 Scudetto und Europapokal der Pokalsieger durch ein 2:0 über den Hamburger SV. Ein Jahr später schlug Milan das Team von Ajax Amsterdam mit 4:1 im Finale des Europapokals der Landesmeister. Damit hatte erstmals eine Mannschaft beide großen europäischen Fußballwettbewerbe gewonnen. 1969 kam der Weltpokal hinzu. 1972 und 1973 holte der AC Mailand zweimal den Coppa Italia, sowie 1973 zum zweiten Mal den Europapokal der Pokalsieger, doch Schnellinger wurde im Finale gegen Leeds United (1:0) nicht eingesetzt. 1974 stand er zum letzten Mal in einem europäischen Cup-Endspiel. Der 1. FC Magdeburg, Pokalsieger der DDR, vereitelte ihm einen gelungen Abschluss der Karriere.

Wieder in Deutschland

Kurz darauf (Saison 1974/75) unterschrieb der Wahlitaliener beim Bundesliga-Aufsteiger Tennis Borussia Berlin mit dem finanzstarken Präsidenten Jack White, ein Transfer-Coup, da Schnellinger bisher noch kein Spiel in der Bundesliga bestritten hatte. 19 Partien bestritt der Vater dreier Töchter für die Berliner, konnte den sofortigen Abstieg jedoch nicht verhindern. Der erfahrene Schnellinger wurde zwar sofort zum Kapitän gewählt, war aber mit 36 Jahren nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Karriere und mit 89 Gegentreffern hatte TeBe die schwächste Abwehr der Liga. Schnellinger beendete seine aktive Laufbahn und ließ sich in Italien nieder.

Karriere im Nationalteam

Am 2. April 1958 (zwei Tage nach seinem 19. Geburtstag) gab der Verteidiger seinen Einstand in der deutschen Nationalmannschaft. „Schnellinger hat seine Prüfung glänzend bestanden. Bei ihm gibts kein Zögern, kein Zaudern. Kompromisslos zerstört er alle Angriffe“, schrieb die Presse nach dem Spiel gegen die Tschechoslowakei (3:2).

Herberger nahm ihn noch im gleichen Jahr mit zur Weltmeisterschaft nach Schweden, wo Schnellinger internationale Erfahrung sammeln sollte, und setzte ihn in zwei Spielen ein: in der Vorrunde gegen die Tschechoslowakei (2:2) und im eher unbedeutenden Spiel um den Dritten Platz gegen Frankreich (3:6).

1962 fuhr Schnellinger unter anderen Voraussetzung zur WM nach Chile. Als amtierender Deutscher Meister war er nun eine feste Größe in Herbergers System. Obwohl das deutsche Team nicht über das Viertelfinale hinauskam, hinterließ er einen starken Eindruck, denn die deutsche Abwehr musste in vier Spielen nur zwei Gegentreffer hinnehmen. Deutschlands Journalisten wählten ihn daraufhin zum „Fußballer des Jahres“ und er gehörte dem All-Star-Team der Weltmeisterschaft an.

Bei der WM 1966 in England stand neben Schnellinger mit Helmut Haller ein zweiter Italien-Legionär im deutschen Kader, was der Mannschaft, die durch Jungstars wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath und Lothar Emmerich komplettiert wurde, mehr Qualität brachte. Deutschland zählte zu den stärksten Mannschaften des Turniers, nicht zuletzt wegen ihrer Abwehr, die bis zum Finaleinzug nur zwei Gegentreffer kassieren musste. Doch das Endspiel im legendären Wembley-Stadion ging nach einer dramatischen Partie mit 2:4 n.V. an Gastgeber England.

Bei seiner vierten WM 1970 in Mexiko organisierte Schnellinger die deutsche Abwehr. Sein einziges Tor, das er in 47 Spielen für die Nationalelf erzielte, war der Ausgleichstreffer im Halbfinale gegen Italien. Es ist der 17. Juni 1970. WM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Italien im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt. Über 100.000 Zuschauer. Die Mannschaft Helmut Schöns liegt seit der 8. Minute 0:1 zurück. Es läuft bereits die 91. Minute. Jürgen Grabowski flankt von links. Karl-Heinz Schnellinger grätscht mit rechts: 1:1. Den deutschen Kommentator Ernst Huberty verleitete das zu dem Kultausspruch „ausgerechnet Schnellinger …“, weil Schnellinger seit Jahren in Italien spielte. Es folgt die verrückteste Verlängerung in der Geschichte des Fußballs. Italien siegt 4:3 n.V. und noch heute spricht man vom „Jahrhundertspiel“. Deutschland wird schließlich WM-Dritter (1:0-Sieg über Uruguay).

Am 17. Februar 1971 absolvierte Schnellinger beim 0:1 über Albanien sein letztes Länderspiel und beendete nach 47 Spielen in der Nationalelf seine Karriere.

Sonstiges

Auch ohne WM- oder EM-Titel, ähnlich wie Oliver Kahn, war Karl-Heinz Schnellinger einer der größten deutschen Fußballspieler und ist bis heute immer noch der erfolgreichste deutsche Langzeitprofi im Ausland. Nur spielte er im vormedialen Zeitalter Fußball. Die deutsche Öffentlichkeit nahm keinen Anteil an Schnellinger beim AC Mailand – so wie heute etwa an Mesut Özil und Sami Khedira bei Real Madrid. National hat der linke Verteidiger Schnellinger beim Übergang der beiden ruhmreichsten Epochen mitgespielt, vom alten Fritz zum jungen Franz. 1958 wurde er mit Fritz Walter WM-Vierter, 1966 stand er mit Franz Beckenbauer im berühmten WM-Finale von Wembley. Mit 1962 (ausgeschieden im Viertelfinale) und dem dritten Platz 1970 kommt er auf vier WM-Teilnahmen.

Schnellinger versäumt kein Heimspiel. In Deutschland habe man ihn vergessen, vor allem der DFB, lautet seine bittere Klage. Zur WM 2006 habe er keine Einladung erhalten, auch nicht zum Halbfinale Deutschland gegen Italien. Angesichts des historischen 1970er Vorgängers wäre es wirklich angebracht gewesen. Nach dem Ende seiner Laufbahn habe er gearbeitet. "Wir haben damals keine Millionen verdient, die bis zum Lebensende reichten". Erst vor drei Jahren beendete er seine dreißigjährige Tätigkeit bei einem Lebensmittelunternehmen.

Seit 45 Jahren lebt er in Italien und wohnt in einem Haus außerhalb der lombardischen Metropole. Seinen Ruhestand schildert der gebürtige Dürener ebenso lustig wie nüchtern: "Ich flachse gern. Mir geht es gut. Außer Stacheldraht kann ich alles essen. Ich habe keine Pläät, sondern immer noch meine vollen blonden Haare, drei Töchter, italienische Schwiegersöhne, vier Enkel und einen Hund. Ich reise nicht mehr nach Deutschland. In Köln habe ich nur noch zwei, drei Freunde. Lediglich meine Frau besucht noch ihre Mutter in Düren. Ich kümmere mich um meine Familie. Das füllt mich aus."

Erfolge

Statistik

  • 47 Länderspiele; 1 Tor für Deutschland
  • 1 Amateur-Länderspiel
  • 1. Bundesliga
19 Spiele Tennis Borussia Berlin
131 Spiele; 8 Tore 1. FC Köln
  • Endrunde um die Deutsche Meisterschaft
30 Spiele; 1 Tor 1. FC Köln
3 Spiele 1. FC Köln
  • Westpokal
11 Spiele; 3 Tore 1. FC Köln
4 Spiele 1. FC Köln

Literatur

  • Willy Thelen: Karl-Heinz Schnellinger – gib mir den Ball. Copress, München 1966
  • Champions. 100 große Fußballer und ihre Erfolge, Gondrom-Verlag, S. 164 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Geburtstage", Sport-Bild vom 31. März 1993, S.56
  2. "INDIVIDUALISTEN KÖNNEN WIR NICHT GEBRAUCHEN", Spiegel vom 8. Juni 1970


Vorgänger Amt Nachfolger

Max Morlock
Deutschlands Fußballer des Jahres
1962

Hans Schäfer

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