- Anthophyllit
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Anthophyllit (Antophyllit) Hermanover Kugel mit Anthophyllit-Kruste (und Phlogopit-Kern)
aus Heřmanov, TschechienChemische Formel (Mg,Fe2+)7[OH|Si4O11]2 Mineralklasse Silikate und Germanate
9.DD.05 (8. Auflage: VIII/F.12-060) (nach Strunz)
66.01.02.02 (nach Dana)Kristallsystem orthorhombisch Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal [1] Farbe weiß, grau, hellbraun, gelb, hellgrün Strichfarbe weiß Mohshärte 5,5 bis 6 Dichte (g/cm3) gemessen: 2,9 bis 3,5 ; berechnet: 3,09 Glanz Glasglanz bis matt Transparenz durchsichtig bis durchscheinend Bruch uneben bis muschelig Spaltbarkeit vollkommen nach {210} Habitus prismatische Kristalle; läulige, radialstrahlige, körnige Aggregate Kristalloptik Brechungsindex nα = 1,598 bis 1,674 ; nβ = 1,605 bis 1,685 ; nγ = 1,615 bis 1,697[2] Doppelbrechung
(optische Orientierung)δ = 0,017 bis 0,023[2] ; zweiachsig positiv Winkel/Dispersion
der optischen Achsen2vz ~ gemessen: 57° bis 90°; berechnet: 82° bis 90°[2] Anthophyllit (früher Antophyllit) ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“, genauer ein Bandsilicat aus der Gruppe der orthorombischen Amphibole. Es kristallisiert im Orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Mg,Fe2+)7[OH|Si4O11]2[3] und entwickelt meist körnige, faserige und radialstrahlige Aggregate, aber auch langprismatische Kristalle in verschiedenen Farben, wobei Braun jedoch vorherrschend ist. Andere Farben wie Gelb, Grau, Weiß, Grün sind eingemischt, treten aber auch für sich auf. Die Kristalle zeigen Glasglanz, Spaltflächen dagegen Perlmuttglanz. Bei Verwitterung wird Anthophyllit matt.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Namensgebend war wegen seiner dunkelbraunen Farbe die Früchte der Gewürznelke, auch Mutternelke genannt, deren lateinischer Name Anthophylli lautet, dieser Name leitet sich wiederum aus dem griechischen ἄνθος ánthos für „Blume“ und φύλλον phyllon für „Blatt“ her.
Erstmals beschrieben wurde Anthophyllit 1801 durch Christian Friedrich Schumacher[4]. Als Typlokalität gilt Kjennerudvann bei Kongsberg in Norwegen.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Anthophyllit noch zur allgemeinen Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“ und dort zur Gruppe der Orthorombischen Amphibole.
Die seit 2001 gültige und auch von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik führt den Anthophyllit ebenfalls unter der Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate), allerdings ist diese Abteilung inzwischen präziser unterteilt nach der Art der Kettenverknüpfen und das Mineral steht entsprechend in der Unterabteilung der „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Doppelketten, Si4O11; Amphibol-Familie, Orthoamphibole“, wo er zusammen mit Ferro-Anthophyllit, Ferrogedrit, Ferroholmquistit, Gedrit, Holmquistit, Natriumanthophyllit, Natrium-Ferro-Anthophyllit, Natrium-Ferrogedrit, Natriumgedrit, Protoanthophyllit, Protoferro-anthophyllit und Protomangano-Ferro-Anthophyllit die unbenannte Gruppe 9.DD.05 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Anthophyllit in die Abteilung der „Kettensilikate mit doppelten, unverzweigtem Ketten, W=2“ und dort in der Unterabteilung der „Mg-Fe-Mn-Li-Amphibole (Orthorhombisch)“. Hier ist das Mineral Mitglied der „orthorhombisch kristallisierenden Mg-Fe-Mn-Li-Amphibol-Gruppe“ mit der System-Nr. 66.01.02.02 und den weiteren Mitgliedern Magnesiumastrophyllit, Protoanthophyllit, Ferro-Anthophyllit, Protoferro-Anthophyllit, Protomangano-Ferro-Anthophyllit, Natriumanthophyllit, Natrium-Ferro-Anthophyllit, Magnesio-Gedrit, Gedrit, Ferrogedrit, Natrium-Ferrogedrit, Natriumgedrit, Magnesioholmquistit, Holmquistit, Ferroholmquistit und IMA2004-030.
Modifikationen und Varietäten
Als Hermanover Kugel wird ein eiförmiges Aggregat aus Phlogopit-Kern und Anthophyllit-Kruste aus Heřmanov in Tschechien bezeichnet.
Bildung und Fundorte
Anthophyllit bildet sich durch Kontakt- oder Regionalmetamorphose in Gneisen, Pegmatiten und Serpentiniten. Begleitminerale sind unter anderem Cordierit, Talk, Chloriten, Sillimanit, verschiedenen Glimmern, Olivin, Hornblende und Gedrit, Magnesio-Cummingtonit, Granaten, Staurolith und Plagioklasen.
Weltweit konnte Anthophyllit bisher (Stand: 2010) an 475 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Ägypten, der Antarktis, in Äthiopien, Australien, Bolivien, Brasilien, Burkina Faso, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grönland, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Simbabwe, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Taiwan, Tschechien, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[5]
Kristallstruktur
Anthophyllit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnma mit den Gitterparametern a = 18,56 Å; b = 18,01 Å und c = 5,28 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Verwendung
Anthophyllit fand unter dem Namen Amphibolasbest Verwendung in der Bauindustrie (Asbestzement).
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Anthophyllite (englisch)
- ↑ a b c MinDat - Anthophyllite (englisch)
- ↑ a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 625.
- ↑ Christian Friedrich Schumacher: Versuch eines Verzeichnisses der in den Dänisch-Nordischen Staaten sich findenden einfachen Mineralien, Kopenhagen 1801 (Anthophyllit siehe S. 96)
- ↑ Mindat - Localities for Anthophyllite
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 730.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 238.
Weblinks
Commons: Anthophyllite – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Mineral
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