Lundenburg

Lundenburg
Břeclav
Wappen von Břeclav
Břeclav (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 8717 ha
Geographische Lage: 48° 45′ N, 16° 53′ O48.75805555555616.887777777778158Koordinaten: 48° 45′ 29″ N, 16° 53′ 16″ O
Höhe: 158 m n.m.
Einwohner: 25.716 (2005)
Postleitzahl: 690 02
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 3
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Dymo Piškula
Adresse: nám. T. G. Masaryka 10
690 81 Břeclav
Website: www.breclav.org

Břeclav (deutsch Lundenburg) ist eine Stadt mit rund 25.000 Einwohnern in Südmähren in Tschechien. Sie liegt an der Thaya und an der Grenze zu Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Ausgrabungen weisen auf eine Besiedelung um 8000–6000 v. Chr. hin. Seit der Bronzezeit (ca. 2000 v. Chr.) ist der Landstrich kontinuierlich besiedelt. Die wirtschaftliche Grundlage dafür bildeten Landwirtschaft und Viehzucht.

Als um 400 v. Chr. die Kelten Mitteleuropa besetzt hielten, führte es zur sprachlichen und kulturellen Assimilierung der ursprünglichen Bevölkerung in diesem Landstrich. Um die Zeit nach Christi Geburt waren Quaden als Vorherrscher in diese Region gezogen. Im 2.-3. Jahrhundert. weisen Funde auf eine germanische Besiedelung hin. In der Nähe der heutigen Siedlung Na Valticke und in Charvatská Nová Ves sind Ausgrabungen eines Römerlagers aus dem 2. Jahrhundert nachweisbar.

Ab der Hälfte des 6. Jahrhunderts verließ der Großteil der germanischen Besiedler diese Region und wurde durch Slawen ersetzt. Diese lebten im patriarchalischem Familienverband. Landwirtschaft, Viehzucht und Jagd sicherten das Überleben. Im 8. Jahrhundert kamen christliche Missionare, Händler und Handwerker. Die ersten schriftlichen Zeugnisse liegen vor. Die ersten gemauerten Gebäude entstehen. Im Zeitalter des Großmährischen Reiches wurde eine Befestigung in Pohansko erbaut, die mit ihren 28 Hektar Ausdehnung zur größten mährischen Burgbefestigung zählt. Durch Überfälle der magyarischen Reiterhorden im 10. Jahrhundert wird dieser Landstrich immer mehr verwaist.

Die Stadtgründung war 1030. 1041 ließ Fürst Břetislav I. den südmährischen Besiedlungsraum zur Grenzregion ausbauen. 1046 erfolgte die älteste Erwähnung über Břeclav Bretyzlawe aus einer mittelalterlichen Schenkungsurkunde. Von 1222 bis 1226 war Břeclav Eigentum von Königin Konstanze von Ungarn, der Gemahlin von Ottokar I. Přemysl. 1230 ließ Königin Konstanze die ursprünglich holzbefestigte Burgbehausung durch Mauerstein ersetzen. Den Kern der neuen Burg bilden der Wohnturm und der Wehrgraben bei der Staré Dyje (Alten Thaya) zum Schutz gegen Österreich. Auf der so entstandenen Insel bildet sich ein Handwerkszentrum.

1384 verkaufte Markgraf Jobst von Mähren die Feste Břeclav den Gebrüdern Hans, Hartneid und Georg von Liechtenstein. Am 10. März 1419, bestätigte König Wenzel IV. der Familie Liechtenstein das Lehen auf Břeclav als Dank für ihre Beihilfe zur Befreiung aus seiner Gefangenschaft.

Wie in anderen Städten Mährens, vernichtete 1574 ein Pogrom einen Großteil der jüdischen Gemeinde Breclavs, bis Kaiser Maximillian II. die Gemeinde unter seinem Schutz nahm. Am 28. Juni 1605 plünderten die Truppen des ungarischen Prinzen Stephan Bocskai die Stadt. In den Kriegsjahren 1605, 1619-1622 und 1643 wurde die Stadt schwer beschädigt. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurden das Schloss und die Stadt von den kaiserlichen Heeren niedergebrannt. Der Besitz des Aufständischen Ladislav Velen von Zerotein wurde konfisziert und den Liechtensteinern übergeben. Die Stadt wurde von Türken und Tataren belagert. Die Invasion der Schweden am 3. Mai 1643 brachte viel Leid und Tod über die Bevölkerung.

Unter dem Schutz von Prinz Karl Eusebius von Liechtenstein und seiner Frau Johanna Beatrix kam es zu einer neuerlichen Ansiedelung der jüdischen Bevölkerung. Die Synagoge wurde 1672 wieder aufgebaut. Als Folge des Krieges zwischen Kaiserin Maria Theresia und dem preußischen König Friedrich II. brannte die Stadt am 25. März 1742 in Folge eines Rauchunfalls eines unachtsamen Husaren nieder. Am 21. November 1805 nahmen französische Truppen die Stadt vor der Schlacht bei Austerlitz ein. Die Stadt blieb bis zu 3. Januar 1806 von den französischen Truppen besetzt.

1831 wütete eine Choleraepidemie in der Stadt und forderte viele Todesopfer. 1866 wütete eine zweite Epidemie in Lundenburg und Umgebung. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Lundenburg zum Eisenbahnknotenpunkt an der österreichischen Nordbahn, der Verbindung Wiens mit Mähren und Schlesien. Im Jahr 1880 hatte Lundenburg 5681 Einwohner, 1890 dann schon 6430 Einwohner, davon 3045 Deutsche und 3075 Tschechen; die meisten waren Katholiken, der jüdischen Religion gehörten 740 Einwohner an.

1896 gehörte Lundenburg zur Bezirkshauptmannschaft Hodonín der Markgrafschaft Mähren und besaß ein Bezirksgericht, das fürstlich Liechtensteinische Schloss, zwei Zuckerfabriken, Malzfabriken, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei, Dampfsäge, Parkettfabrik, Stärke-und Sagofabrik. Ab 1919 bestand in der Stadt eine tschechische Einwohnermehrheit.

Trotzdem kam die Stadt im Oktober 1938 mit dem Münchner Abkommen zum Gau Niederdonau im Deutschen Reich. Grund dafür war die knappe deutsch(sprachig)e Mehrheit in Lundenburg bei der Volkszählung von 1910, die das Kriterium für die Grenzziehung im Oktober/November 1938 war. 1942 wurden die jüdischen Bewohner deportiert. 1945/46 wurde der deutsche Bevölkerungsteil aufgrund der Beneš-Dekrete vertrieben. In der kommunistischen Ära war die direkte Straßenverbindung nach Süden in Richtung Hohenau an der March gesperrt, der Eisenbahngrenzübergang blieb erhalten.

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 2063 -
1836 2952
1869 4597 -
1880 6954 3449 3142 363
1890 8203 3053 4759 391
1900 9136 3462 5272 402
1910 11380 4994 6123 263
1921 12500 2028 9534 482
1930 13689 1582 11220 887
1939 11237
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Wirtschaft und Verkehr

Der Bahnhof in Břeclav

Břeclav ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt am Paneuropäischen Verkehrskorridor IV mit Hauptstrecken in vier Richtungen:

Außerdem beginnen hier die Nebenstrecken nach Znaim (Znojmo) und nach Eisgrub (Lednice).

In Břeclav befindet sich unter anderem Sitz und Produktionsstätte der Moraviapress, eine Tochtergesellschaft der Goldmann Druck AG mit 360 Mitarbeitern.

Im Stadtteil Poštorná, der bis 1920 als eigene Gemeinde mit dem Namen Unter-Themenau ein Teil Niederösterreichs war, besteht mit PKZ Keramika Poštorná a.s. eine traditionsreiche Ziegelei und Steingutfabrik. Die frühere Lichtensteinische Ziegelfabrik entstand 1867. Berühmt wurde die Fabrik durch die Lieferung von Dachziegeln für den Stephansdom in Wien 1948/1950 aber auch für andere bedeutende Kirchen- und Profangebäude in Städten Österreich-Ungarns (Morava-Palast, Brno).

Ortsgliederung

Zu Břeclav gehören die Ortsteile Charvátská Nová Ves (Oberthemenau) und Poštorná (Unterthemenau).

Sehenswürdigkeiten

Schloss
Ehemalige Synagoge
  • Schloss - ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert zu einer neugotischen künstlichen Ruine umgebaut
  • Pfarrkirche in Poštorná - ungewohntes Gebäude nach dem Projekt der Liechtensteiner Bauhütte (1895–1898)
  • Synagoge - ein neuromanisches Gebäude von Max Fleischer
  • Jüdischer Friedhof mit Grabmal der Familie Kuffner (1899)
  • Gymnasium
  • Apollo-Tempel: Nach den Plänen des Architekten Joseph Kornhäusel hat Franz Engel in den Jahren 1817–1819 auf dem Hügel des Mühlteiches (Mlýnský rybník, Apollo-Teich) einen Pavillon mit Aussichtsterrasse erbaut. Die künstlerische Ausgestaltung wurde vom Bildhauer Josef Klieber nach dem antiken Vorbild eines Apollo-Tempels vorgenommen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Erhart Malwine: Lundenburg, eine Stadtgeographie. 1940
  • Gustav Gregor: Geschichte der Stadt Lundenburg. 1957
  • Gustav Gregor: Lundenburg im Wandel der Zeiten. 1968
  • Bořivoj Dostál: Břeclav - Dějiny města. 1968
  • Anton Kreuzer: Deutsche Sprache - schwere Sprache oder Lundenburg-Gödinger Bauernaufstand anno 1718. 1971
  • Anton Kreuzer: Das Werden Lundenburgs und seine ersten Jahre. 1972
  • Anton Kreuzer: Lundenburg - Geschichte einer südmährischen Grenzstadt. 1983
  • Školl, Jaroslav: Die Entwicklung der Bevölkerung im Bezirk Lundenburg in den Jahren 1938 – 1947. 1987
  • Zimáková, Alena: Die Gebietsentwicklung des Bezirks Lundenburg nach dem Jahre 1850.
  • Papírník, Miloš - Šuláková, L.: Bibliografie okresu Břeclav. 2002

Weblinks


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