Motorsportwelt

Motorsportwelt

Der Motorsport umfasst alle Sportarten, die das möglichst schnelle oder auch geschickte Bewegen motorgetriebener Fahrzeuge durch ihre Fahrer zum Ziel haben. Im Wesentlichen sind dies Automobilsport sowie Kartsport, Motorradsport und Motorbootrennen. Daneben zählen aber auch noch Wettbewerbe mit Spezialfahrzeugen wie beispielsweise Traktoren (Tractorpulling) und Lastkraftwagen (Truck Racing) zum Motorsport.

Häufig werden auch Rennen mit raketen- oder düsengetriebenen Land- und Wasserfahrzeugen zum Motorsport gezählt, obwohl diese nicht durch einen Verbrennungsmotor angetrieben werden.

Der „Im Automobil von Peking nach Paris“ genannte Wettbewerb war 1907 eine der ersten ausgeschriebenen „Rennveranstaltungen“. Abenteuerlust, der Drang nach technischem Fortschritt und sportliche Motivation waren die Triebfedern der ersten Motorsportler.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge um 1900

Der Motorsport entwickelte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert aus Wettfahrten der ersten Besitzer von Kraftfahrzeugen. Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse sowie der noch nicht ausreichend entwickelten Fahrzeugtechnik waren insbesondere die Zuverlässigkeit und Widerstandskraft der Kraftfahrzeuge zu bestätigen. Bei Wettfahrten gegen Reiter, Fahrradfahrer und Eisenbahnen konnten zwar höhere Spitzengeschwindigkeiten erzielt werden, die Ausdauergeschwindigkeiten jedoch waren angesichts häufiger Probleme noch nicht zufriedenstellend. Mangels Tankstellennetz wurde der Kraftstoff in kleinen Mengen aus Apotheken bezogen.

Obwohl diese Aktivitäten meist eine große öffentliche Resonanz nach sich zogen, hielten die Hersteller von motorbetriebenen Fortbewegungsmitteln zunächst von diesen Veranstaltungen Abstand, da ihre Fahrzeuge vor allem den Fahrkomfort zum Zweck hatten und nicht für die Austragung von Rennen konzipiert waren.

Bis man die Werbewirksamkeit von Rennerfolgen registrierte, setzte man zunächst normale „Serienprodukte“ ein. Erst nach diversen Erfolgen begann sich die Motorrad- und Automobilindustrie dann langsam aus der Fahrradindustrie heraus zu entwickeln.

Ähnlich wie bei Radrennen (Tour de France) wurden auch Rennen mit Automobilen oder Motorrädern von meist großen Tageszeitungen (L´Equipe, Daily Telegraph, Chicago Tribune etc.) ausgeschrieben. Dabei handelte es sich um strapaziöse Rundfahrten oder Rennen von einer Großstadt zur anderen. Das erste Rennen mit Automobilen führte am 22. Juli 1894 von Paris nach Rouen; das erste Bergrennen am 31. Januar 1897 von Nizza aus über insgesamt 17 Kilometer hinauf zum Bergdorf La Turbie. Das Rennen von Paris nach Madrid wurde im Jahre 1903 nach mehreren Todesfällen vorzeitig abgebrochen. Unter anderen war einer der Renault-Brüder verunglückt. Man beschränkte sich danach meist auf kürzere Kurse, die jedoch mehrmals durchfahren wurden, etwa beim ersten Grand Prix bei Le Mans im Jahre 1906. So entstanden neben Straßenrennen die Rundstreckenrennen.

Zwischenkriegszeit

Waren es vor dem Ersten Weltkrieg Motive wie die Demonstration von Standfestigkeit und Ausdauer, so bestimmte die Zwischenkriegszeit das Motiv des Geschwindigkeitsrausches. Die Motoren waren inzwischen insbesondere durch die für den Luftkrieg weiterentwickelten Motoraufladungen zu höheren Leistungen fähig, als es für den normalen Straßenverkehr notwendig war.

So wurden erstmals spezielle Rennstrecken erbaut, die hohe Geschwindigkeiten zuließen, etwa die AVUS in Berlin mit ihren beiden langen Geraden und einer überhöhten Kurve oder Monza in Italien, ebenfalls mit überhöhten Kurven. Im belgischen Spa-Francorchamps wurde ein dreieckiger Kurs aus Landstraßen durch Einführung von Ortsumfahrungen für hohe Geschwindigkeiten ausgebaut.

Der technische Fortschritt ging jedoch schneller voran, als man sich etwa 1934 bei der Einführung von neuen Regeln für den Grand-Prix-Rennsport vorstellen konnte. Schon 1937 erreichten die Rennwagen Leistungen von über 500 PS und Spitzengeschwindigkeiten über 300 km/h, bei Rekordfahrten gar über 400 km/h. Auch bei den Motorrädern steigerten sich die Geschwindigkeiten: 1929 erreichte Herbert Le Vack mit 207,73 km/h Weltrekord, 1937 sorgte Eric Fernihough mit 273,244 km/h wieder für einen Weltrekord.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste noch einige Zeit weiter auf Vorkriegsniveau gefahren werden. Jedoch bereits in den frühen 50er Jahren zeichnete sich eine neue technische Motorengeneration ab. Ende der 50er Jahre kamen dann Verkleidungen bei den Motorrädern und stromlinienförmige Karosserien bei den Automobilen auf. Ab den 1960er Jahren erlaubten bessere Fahrwerke und Reifen auch für relativ schwach motorisierte Fahrzeuge hohe Geschwindigkeiten auf kurvenreichen Rennstrecken. Ein neues Problem entstand: die Sicherheit für Teilnehmer und Zuschauer. Es kam zu schweren Unfällen mit zahlreichen Toten. Rennveranstaltungen wurden verboten, Werkrennteams zogen sich aus dem aktiven Motorsport zurück.

Der Rennsport blieb sehr gefährlich. Erst Ende der 1960er Jahre bekam man durch Umbau der Rennstrecken (Schaffung von Auslaufzonen) sowie die Einführung von Sicherheitsgurten, Überrollbügeln, feuerfester Kleidung usw. sowohl in den Profiklassen als auch im immer stärker werdenden Breitensportbereich das Verletzungsrisiko soweit in Griff, dass Ende der 1970er Jahre Personenschäden für Fahrer oder gar Zuschauer zurückgingen.

Zuschauerzahlen

Auch ein Wandel im Zuschauerbereich ergab sich im Laufe der Zeit. Vor dem Ersten Weltkrieg fuhr man ausschließlich auf Schotterstraßen oder auf Rennkursen mit Betonbahnen. Die Zuschauer konnten bei freien Strecken buchstäblich auf der Straße stehen, bei den Rundstrecken gab es schon Tribünen. In der Zwischenkriegszeit war es nicht viel anders. Jedoch gab es auch schon etliche Rennen auf Betonstrecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten Rennen wahre Zuschauerbooms: weit über 100 000 Zuschauer säumten die Rennstrecken. Dicht standen sie an den Straßenrändern und häufig grenzte es an ein Wunder, dass nichts passierte. Der Grenzlandring bei Mönchengladbach beispielsweise sah bei jedem der insgesamt fünf von 1948 bis 1952 ausgetragenen Rennen zwischen 200 000 und 300 000 Zuschauer, war am 31. August 1952 mit mindestens 13 Toten (einigen Quellen zufolge soll es noch einen 14., unbekannten Toten gegeben haben) und 42 Verletzten aber auch der Schauplatz des bis heute fatalsten Rennsportunfalls Deutschlands.

Rückläufige Besucherzahlen Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre führten zum „Aus“ zahlreicher Rennveranstaltungen.

Bis in die 60er-Jahre konnten Zuschauer noch förmlich hautnah an den Rennstrecken stehen und durch die Fahrerlager wandern. Hinsichtlich der Nähe zu den Strecken wurden die Veranstalter jedoch zunehmend − zumindest in Deutschland − ihrer Verantwortung bewusst (s. o. Unfälle mit Zuschauern) und installierten Fangzäune, Auslauf- und Sicherheitszonen. Teilweise erfolgten auch Zutrittsverbote zu den Fahrerlagern. Dies variiert aus Sicht der Zuschauer wesentlich von Sportart zu Sportart. Durchgehend verschlechtert haben sich die Möglichkeiten, unmittelbare Kontakte mit den Sportlern selbst, insbesondere im kommerziellen Bereich, aufzunehmen.

Heute sind vor allem die internationalen Motorrad-Grand-Prix und Formel-1-Läufe als straff organisierte kommerzielle Ereignisse weit weg von den Ursprüngen des Motorsports, auch was die Zuschauerzahlen betrifft.

Anders stellt sich das bei mehr dem Breitensport zuzuordnenden Veranstaltungen dar, z. B. Motocross, Rallye 200, aber auch bei der Rallye Deutschland als WM-Lauf, bei Kartrennen oder beim Automobil-Slalom.

Klassiker

Im Unterschied zu anderen Sportarten wie etwa Tennis gibt es im Motorsport keine großen „Turniere“ (siehe Grand Slam). Dennoch spricht man von „klassischen Rennen“, deren Gewinn als Meilenstein in der Karriere des jeweiligen Piloten gilt. Als Klassiker bezeichnet man zum Beispiel den Großen Preis von Monaco der Formel 1, die 500 Meilen von Indianapolis, die Rallye Monte Carlo und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bei den Automobilen.

Als bisher einzigem Automobilrennfahrer gelangen dem Engländer Graham Hill Siege bei allen drei klassischen Rennen. Er gewann fünf Mal den Großen Preis von Monaco, siegte 1965 bei den 500 Meilen von Indianapolis und gewann 1972 gemeinsam mit dem Franzosen Henri Pescarolo die 24 Stunden von Le Mans. Andere bemerkenswerte Siege in den unterschiedlichsten Kategorien feierte der US-Amerikaner Mario Andretti. Er gewann 1969 in Indianapolis, siegte 1967 bei den 500 Meilen von Daytona (dem wichtigsten Rennen der NASCAR), war mehrmals Gesamtsieger der CART-Meisterschaft in den USA und 1978 Weltmeister der Formel 1.

Als einziger Hersteller von Rennfahrzeugen (Chassisbau ohne eigenen Motor) schaffte McLaren den Hattrick. Unter anderem gewannen Ayrton Senna, Alain Prost, Mika Häkkinen, David Coulthard und Fernando Alonso in Monaco den Grand Prix für das englische Team. 1972 siegte Mark Donohue mit einem McLaren mit Offenhauser-Motor in Indianapolis und 1995 gewann das Team Lehto/Sekija/Dalmas auf einem McLaren F1 bei den 24 Stunden von Le Mans.

Für die Formel 3 gilt der Gewinn des Rennens in Macao, das unter Umständen mit anderen Rennreifen als in einer nationalen Serie bestritten werden muss, als „Grand Slam“.

Bei den Motorrädern gibt es neben der englischen Tourist Trophy auf der Isle of Man noch die berühmten Langstrecken-Klassiker, wie das 24-Stunden-Rennen um die „goldene Schale“ Bol d’Or in Frankreich, oder die 8 Stunden von Suzuka. Letzteres genießt vor allem in Japan Kult-Status.

Rechtliche Situation

Gemeinnützigkeit

Während zunächst die Rechtsmeinung herrschte, Motorsport sei kein Leistungssport, weil die eigentliche sportliche Leistung von den motorisierten Sportgeräten ausginge, erfüllt Motorsport inzwischen in der Regel die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit (vgl. Bundesfinanzhof v. 29. Oktober 1997, Az. IR 13/97 [1], BStBl II 1998 S. 9).

Naturschutz

Durch zunehmende naturschutzrechtliche Bestimmungen werden die Genehmigungsverfahren für Motorsportveranstaltungen außerhalb abgegrenzter Sportanlagen komplizierter. Es ist allerdings möglich, auch Motorsport mit naturschutzrechtlichen Belangen zu verbinden. Ein erhebliches Problem stellen oft große Zuschauerzahlen dar, die eine Landschaft mehr belasten können, als die Motorsportgeräte es tun. Siehe auch DMSB-Umweltrichtlinien [2].

Der Beirat für Umwelt und Sport beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit stellt Motorsport pauschal als nicht naturverträglich dar. In einem Statement [3] äußert er die Auffassung, hinsichtlich des Begriffes der Natur- und Landschaftsverträglichkeit sportlicher Betätigungen in der freien Natur gelte, dass den naturschutzgesetzlichen Bestimmungen genügende sportliche Betätigungen natur- und landschaftsverträglich seien, es sei denn sie erfolgen mittels Verbrennungsmotoren. Nicht eingeschlossen seien An- und Abreise.

Siehe auch

Portal
 Portal: Motorsport – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Motorsport

Weblinks

Einzelnachweise

  1. BFH-Urteil vom 29.10.1997 (I R 13/97) BStBl. 1998 II S. 9
  2. DMSB Umweltrichtlinien
  3. Beirat für Umwelt und Sport beim Bundesumweltministerium

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