Mutter

Mutter
Mutter mit Kindern: Le Repos, von William Adolphe Bouguereau (1879)

Eine Mutter ist der weibliche Elternteil eines Kindes.

Als Mutter bezeichnete man allgemein die Frau, die ein Kind gebiert bzw. geboren hat. Inzwischen gibt es auch andere Definitionen und Rollen, z.B. nach Adoption, als Leihmutter oder nach Eizellspende. Der daraus entstehende biologische, juristische und soziale Status der Mutterschaft erzeugt die Aufgabe der Mutter, sich – in den meisten Fällen gemeinsam mit einem Vater – um ihr Kind zu kümmern und es zu erziehen.

Eine zentrale Rolle spielt Die Mutter auch als Archetyp in der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jungs, vgl. Mutterarchetyp.

Inhaltsverzeichnis

Gesellschaft

Frau beim Stillen eines Säuglings, Mary Cassatt, 1890

Das Erziehungsrecht haben meist Vater und Mutter gemeinsam, es kann aber auch nur ein Elternteil (Alleinerziehende) das Erziehungsrecht haben. In verschiedenen Ländern können auch zwei Mütter oder zwei Väter in homosexueller Partnerschaft oder auch mehr Personen [1] das Erziehungsrecht übernehmen.

Eine Pflegemutter ist nicht die biologische Mutter, übernimmt aber deren Funktion in der weiteren Entwicklung des Kindes. Die Frau kann auch durch Adoption eines Kindes zur Mutter werden. In der deutschen Rechtsprechung ist die Mutter in erster Linie die leibliche Mutter: Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat. (§ 1591 BGB) (siehe Leihmutter). Juristen sprechen in ihrer Terminologie häufig von der Kindsmutter.

Kinderreichste Mutter Deutschlands ist Barbara Stratzmann mit 53 beglaubigten Kindern (im 15./16. Jahrhundert). Die jüngste Mutter der Welt wurde die Peruanerin Lina Medina im Alter von fünf Jahren. Das Durchschnittsalter, in dem deutsche Frauen erstmals Mutter werden, lag 2007 bei 26 Jahren, in den 1960er Jahren lag es bei 23 Jahren.

Die Rolle der Mutter ist von der Natur vorgegeben, wechselte aber im Laufe der Geschichte mehrmals ihre Wertigkeit. Generell ist sie mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau vergleichbar.

Hervorzuheben ist die frühkulturelle Verehrung der Frauenfigur als Fruchtbarkeitssymbol, ein Beispiel ist die Venus von Willendorf. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Rolle der Mutter aufgewertet, allerdings wohl aus rassenideologischen Gründen: So wurde an Frauen mit überdurchschnittlich vielen Kindern das "Mutterkreuz" verliehen.

In der europäischen Moderne wurde im Zuge der Emanzipation, der damit verbundenen Abkehr von traditionellen Vorstellungen wie Kinder, Küche und Kirche und der damit einhergehenden Berufs- und Karrierewünsche der Frauen Ausgleich für die Umstände einer Geburt und der folgenden Kindererziehungszeit geschaffen. Dies betrifft sowohl den Mutterschutz, einen Erziehungsurlaub, Anrechnungszeiten auf die Rente, Arbeitsplatzgarantien als auch finanzielle Anreize wie Kindergeld und Kinderfreibetrag. Bei dem siebten Kind übernimmt in Deutschland der Bundespräsident die Patenschaft.

Trotzdem nahm in ganz Europa die Geburtenrate derart ab, dass ein Bevölkerungswachstum nicht mehr gegeben ist. Als Gründe werden hier vor allem die Verhütungsmittel verantwortlich gemacht, die Frauen die Möglichkeit geben, ihren Nachwuchs ohne sexuelle Entbehrung planen zu können. Als weitere Gründe werden gesteigerte Ausbildungszeiten, Konsumwünsche, Zukunftsängste und zunehmende Zeugungsunfähigkeit/ Unfruchtbarkeit genannt.


Drei Frauen tragen ein gestorbenes Kind (Plastik von Fritz Cremer in der Gedenkstätte Ravensbrück

Bildende Kunst

Das Mutterbild in der Bildenden Kunst hat sich vielfach geändert. Je nach herrschender Ideologie und Zeit ist die Mutter ganz verschieden dargestellt worden. Auch die erlebte Situation trug dazu bei. An das Frauen-KZ Ravensbrück erinnern mehrere Mütter-Denkmale.

Das frühere bürgerliche Mutterbild wurde etwa von Ernst Wilhelm Hildebrand (1875) dargestellt. Paula Modersohn-Becker hat vielfach Mütter auf ihren Bildern dargestellt. Dabei spielte der Kontakt zwischen Mutter und Kind eine große Rolle. Im ländlichen Leben hatte die Frau als Mutter im häuslichen Bereich eine wichtige Position, das stellt etwa Hermann Bayer (1829–1893) dar.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Mutter als Beschützerin in grausamer Umwelt wichtig, wie sie etwa Aksel Waldemar Johannesen darstellte. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war die Frau als "Hüterin von Heim und Herd" gesehen, wie eine Muttergruppe von Erich Schmidt-Kestner darstellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Bremerhaven ein Denkmal, das an die "im Kriege gefallenen Mütter und Kinder" erinnerte.

Denkmal für die Mütter des Krieges in Silute (Litauen)

Im Ostblock fielen solche Denkmale deutlich größer aus, wie das Denkmal im Stadtbild Silutes zeigt. Die Briefmarke in der DDR zum 10. FDGB-Kongress 1982 zeigt das Mutterbild der damaligen Zeit im Sozialismus.

Galerie "Mütter in der Bildenden Kunst"

Linguistik

Anrede

Die Anrede für die Mutter ist regional unterschiedlich. Die häufigsten Formen im deutschen Sprachraum sind „Mama“, „Mami“ und „Mutti“. Kinder, aber auch viele Erwachsene verwenden diese Wörter häufig anstelle des Namens, wenn sie die eigene Mutter anreden (siehe auch: Kindersprache). In früheren Zeiten war es in Kreisen des Bürgertums durchaus üblich, dass Kinder ihre Mutter mit Frau Mama ansprachen. Heute ist dies unüblich.

Das Wort „Mama“ oder ähnliche Formen gibt es weltweit in fast allen Sprachen. Weil die Silbe ma durch bloßes stimmhaftes Öffnen des Mundes entsteht und bereits für einen Säugling sehr leicht auszusprechen ist, ist es auch häufig das erste Wort, das Menschen lernen. Die weite Verbreitung wird auch mit einer gemeinsamen Herkunft des Wortes aus einer Ursprache erklärt, in der es schon für den Begriff Mutter gestanden haben könnte. Die Herkunft des Wortes Mama aus dieser Ursprache kann jedoch nicht bewiesen werden, weil aus den Zeiten der Sprachentstehung keine Sprachäußerungen überliefert sind.

Stammwort „mater“

Das indogermanische Stammwort *mātér- ("Mutter") ist der Ursprung für die heutige Bezeichnung der Mutter in den meisten indoeuropäischen Sprachen. Aus der lateinischen und griechischen Form leiten sich viele Fremd- und Lehnwörter der deutschen Sprache ab. Ebenso werden auch heute noch in vielen Kulturen ähnliche Worte für Himmel und Mutter verwendet.

Beispiele sind:

Kulturell

  • Mater Dolorosa (schmerzensreiche Mutter) bezeichnet Maria, die Mutter von Jesus, unter dem Kreuz.
  • Matres war eine Bezeichnung für die Beten, die Dreiheit der keltischen Schicksalsgöttinnen.
  • Matri (Mütter) werden im asiatischen Tantra alle hilfreichen weiblichen Geister bezeichnet.
  • Matriarchat (von latein. mater „Mutter“, und griech. arché „Beginn, Ursprung“, auch „Herrschaft“), als „Frauen-orientierte Gesellschaftsform“ Gegenstand der Matriarchatsforschung.
  • Matrikadevis ist eine Bezeichnung aus dem indischen Hinduismus für die Urmatriarchinnen, die die Stämme der Ahnen verwalteten.
  • Matrikamantra ist im Hinduismus das Schöpferwort Om, mit dessen Klang die Urmutter das Universum hervorbrachte.
  • Matrikel ist ein öffentliches Verzeichnis, besonders an Universitäten, und leitet sich von lateinisch matricula (matrix „Stamm-Mutter“) ab. Diese Bedeutung geht zurück auf das Metroion von Athen, dem Tempel der Muttergottheit Kybele, in dem das Staatsarchiv aufbewahrt wurde.
  • Matrix (Mutterin: mater mit zusätzlicher weiblicher Endung), die gnostische, hermetische oder magische Bezeichnung für den Leib der Mutter, ist eine redundante Form (doppelt-gemoppelt).
  • Matronalia war ein hoher Festtag, den die Römerinnen im Frühling feierten.
  • Matrone aus dem Lateinischen für „ältere, würdevolle Frau“.
  • Matta (Mutter) nennen die Roma und Sinti u. a. ihre oberste Göttin.
  • Metropole (Zentrum, Hauptstadt) ist aus dem altgriechischen μητρόπολις (metrópolis), „Mutterstadt“, entlehnt (von altgriech. meter „Mutter, Ursprung, Quelle“, und polis, f., „Stadt“). Im bildlichen Sprachgebrauch wurde das Verhältnis des Stadtstaates zu seinen Kolonien wohl wegen des femininen polis analog zum Bild von „Mutter und Tochter“ gesehen.
  • Mutter Kirche (lat. Mater ecclesia): Im Sprachgebrauch der römisch-katholischen Kirche verwendete Formulierung (vgl. Enzyklika "Cum sancta mater ecclesia" von Papst Pius IX. und Apostolische Konstitution Provida mater ecclesia)

In anderen Sprachen

Stillende Mutter in Madonna mit dem grünen Kissen von Andrea Solario
  • (alt)griechisch: (metér, μητήρ) mitéra, μητέρα oder mána, μάνα
  • bulgarisch majka майка
  • lateinisch: mater, matrix, mamma
  • französisch: mère
  • russisch: mat' мать
  • tschechisch: matka, matinka
  • slowakisch: matka, mamka
  • polnisch: matka
  • albanisch: matrice (Mutterleib)
  • serbokroatisch majka мајка
  • spanisch: madre
  • bosnisch/kroatisch: majka
  • persisch: mādar ‏مادر
  • alt-englisch: modor
  • alt-irisch: mathir
  • alt-indisch: matar
  • sanskrit: matr

Nicht-indoeuropäische Sprachen:

  • arabisch: 'umm ‏أم
  • hebräisch: 'êm אם
  • chinesisch: mǔ , mǔqin 母親 / 母亲, māma 媽媽 / 妈妈
  • finnisch: emämaa (Mutterland)
  • thailändisch: mae แม
  • türkisch: Anne/Ana
  • ungarisch: anya
  • vietnamesisch: mẹ
  • japanisch: (O)kāsan (お)母さん / Haha(oya) 母(親)

Redewendungen

  • Abfällig ist die Redewendung Muttersöhnchen für Männer, die stark an ihre Mutter gebunden, also unselbstständig sind.
  • Mutter wird auch als ehrender Titel verwendet, so z. B. bei Muttergottes, Queen Mum oder in anderer Form bei Mutter Theresa.
  • Die bedeutendsten Verwendungen findet das Wort sicherlich in Verbindung mit Mutter Erde und Muttersprache.
  • Der Begriff „Mutter aller ...“ bezeichnet umgangssprachlich in verschiedenen Sprachen oft eine besonders große Sache oder etwas, von denen kleinere Dinge abstammen könnten, z. B. Mutter aller Schlachten, umgangssprachlich Mutter aller Bomben.
  • Eine ähnliche Verwendung hat der Begriff Mutter in Mutterschiff.
  • Während bis in den 1970er Jahre eine nur erziehende Mutter als Berufsbezeichnung noch ohne Beruf angab, wurde später Hausfrau und Mutter einer Berufsbezeichnung gleichgestellt. Im Jahr 2007 wertete ein Werbeslogan mit dem Satz Ich leite ein kleines erfolgreiches Familienunternehmen den Mutterstand gesellschaftlich auf.

Einzelnachweise

  1. Zwei Mütter und ein Baby. In: Frankfurter Rundschau vom 6. Januar 2007, Seite 14.

Literatur

  • Christine Brinck: Mütterkriege. Herder, Freiburg im Breisgau 2007.
  • Julia C. Nentwich: Wie Mütter und Väter gemacht werden – Konstruktionen von Geschlecht bei der Rollenverteilung in Familien. In: Zeitschrift für Frauenforschung & Geschlechterstudien 18 (2000), Nr. 3, S. 96–121.
  • Elma van Vliet: Mama, erzähl mal! Das Erinnerungsalbum deines Lebens. Knaur, München 2007, ISBN 978-3-426-66264-9.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Mutter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Mutter – Zitate
 Commons: Mütter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Geburt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch


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