- Oberamt Mergentheim
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Das Oberamt Mergentheim war der nördlichste württembergische Verwaltungsbezirk, der 1934 in Kreis Mergentheim, 1938 in Landkreis Mergentheim umbenannt und dabei um einige Gemeinden des aufgelösten Kreises Gerabronn erweitert wurde. Allgemeine Bemerkungen zu den württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Oberamt Mergentheim wurde 1809 ausschließlich aus neuwürttembergischen Gebieten gebildet, die dem Königreich größtenteils aufgrund der Rheinbundakte bzw. mit der Aufhebung des Deutschen Ordens zugefallen waren. Im folgenden Jahr kamen weitere Orte hinzu, als Württemberg und Bayern im Pariser Grenzvertrag die Staatsgrenze endgültig festlegten. Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Jagstkreis zugeordneten Bezirks waren die württembergischen Oberämter Gerabronn und Künzelsau, das Großherzogtum Baden und das Königreich Bayern. Exklaven bildeten die Gemeinde Deubach mit Sailtheim sowie der Weiler Bowiesen. Edelfingen war bis 1846 badisch-württembergisches Kondominium.
Ehemalige Herrschaften
1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:
- Deutscher Orden, Tauberoberamt
- Stadt Mergentheim, Residenz des Hoch- und Deutschmeisters;
- Amt Neuhaus: Althausen, Apfelbach, Bernsfelden, Hagenhof, Harthausen, Igersheim, Markelsheim, Neuhaus, Neuses, Üttingshof;
- Amt Wachbach: Dörtel, Hachtel, Igelstrut, Wachbach (gemeinsam mit den Herren von Adelsheim), Honsbronn (teilweise), Lillstadt, Lustbronn, Rengershausen, Rot, Schönbühl, Stuppach;
- Amt Balbach: Bowiesen, Deubach, Edelfingen (gemeinsam mit Hatzfeld und Adelsheim), Holzbronn, Löffelstelzen, Neubronn, Reckerstal, Reisfeld, Sailtheim.
- Hochstift Würzburg
Zum Amt Haltenbergstetten, das sich aus den bis 1794 an den Fürsten von Hatzfeld verliehenen Herrschaften Haltenbergstetten und Laudenbach zusammensetzte, gehörten Dunzendorf, Haagen, Laudenbach, Münster (teilweise), Neubronn, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Vorbachzimmern (teilweise), Wermutshausen. Zum Amt Bütthard gehörte Neunkirchen (teilweise). - Fürsten Hohenlohe
- Hohenlohe-Öhringen: Weikersheim, Adolzhausen, Ebertsbronn (teilweise), Elpersheim, Herbsthausen, Honsbronn (teilweise), Münster (teilweise), Lochgarten, Nassau, Neunkirchen (teilweise), Niederhausen, Queckbronn, Schäftersheim, Vorbachzimmern (teilweise);
- Hohenlohe-Bartenstein: Pfitzingen, Herrenzimmern und Rüsselhausen, Vorbachzimmern (teilweise).
- Preußen, Fürstentum Ansbach
- Oberamt Creglingen: Creglingen, Archshofen (gemeinsam mit den Herren von Oetinger), Brauneck, Burgstall, Craintal, Ebertsbronn (teilweise), Erdbach, Frauenthal, Freudenbach, Fuchshof, Holdermühle, Lohnhof, Niederrimbach, Niedersteinach, Reinsbronn, Schirmbach, Schön, Standorf, Weidenhof.
- Reichsstadt Rothenburg: Blumweiler, Finsterlohr, Lichtel, Oberrimbach, Reutsachsen, Schmerbach, Schonach, Schwarzenbronn, Seldeneck, Weiler, Wolfsbuch.
- Kloster Schöntal: Simmringen.
- Reichsritterschaft
Beim Kanton Odenwald der fränkischen Ritterschaft war, neben den bereits erwähnten Anteilen, die Herrschaft Waldmannshofen des Fürsten von Hatzfeld immatrikuliert.
Gemeinden
Einwohnerzahlen 1875
Folgende Gemeinden waren 1879 dem Oberamt Mergentheim unterstellt:
Nr. frühere Gemeinde Einwohnerzahl 1875 heutige Gemeinde evangelisch katholisch Israel. 1 Mergentheim 1347
sonst.22465 207 Bad Mergentheim 2 Adolzhausen 322 8 Niederstetten 3 Althausen 454 78 Bad Mergentheim 4 Apfelbach 16 448 Bad Mergentheim 5 Archshofen 499 1 117 Creglingen 6 Bernsfelden 4 352 Igersheim 7 Blumweiler 552 3 Creglingen 8 Crainthal 160 1 Creglingen 9 Creglingen 1151
sonst.236 118 Creglingen 10 Deubach 9 187 Lauda-Königshofen 11 Edelfingen 927 94 143 Bad Mergentheim 12 Elpersheim 825 Weikersheim 13 Finsterlohr 443 1 Creglingen 14 Frauenthal 301 4 Creglingen 15 Freudenbach 536 2 Creglingen 16 Haagen 8 141 Weikersheim 17 Hachtel 127 240 Bad Mergentheim 18 Harthausen 439 Igersheim 19 Herbsthausen 225 28 Bad Mergentheim 20 Herrenzimmern 244 6 Niederstetten 21 Honsbronn 193 68 Weikersheim 22 Igersheim 3 953 26 Igersheim 23 Laudenbach 42 841 114 Weikersheim 24 Löffelstelzen 406 Bad Mergentheim 25 Markelsheim 11 1345 68 Bad Mergentheim 26 Münster 510 Creglingen 27 Nassau 647 3 Weikersheim 28 Neubronn 382 16 Weikersheim 29 Neunkirchen 273 85 21 Bad Mergentheim 30 Neuseß1 269 Igersheim 31 Nieder-Rimbach 386 2 Creglingen 32 Ober-Rimbach 346 2 Creglingen 33 Pfitzingen 282 2 Niederstetten 34 Queckbronn 199 Weikersheim 35 Reinsbronn 571 3 Creglingen 36 Rengershausen 13 497 Bad Mergentheim 37 Rinderfeld 498 1 Niederstetten 38 Roth 81 382 Bad Mergentheim 39 Rüsselhausen 222 1 Niederstetten 40 Schäftersheim 556 15 Weikersheim 41 Schmerbach 296 1 Creglingen 42 Simmringen 122 Igersheim 43 Stuppach 14 660 Bad Mergentheim 44 Vorbachzimmern 687 7 Niederstetten 45 Wachbach 610 296 78 Bad Mergentheim 46 Waldmannshofen 450
sonst.144 6 Creglingen 47 Weikersheim 1609
sonst.148 72 Weikersheim 48 Wermutshausen 424 3 Niederstetten Summe 17455
sonst. 1910565 971 heutige Schreibweise Neuses
Änderungen im Gemeindebestand seit 1813
Nachdem die Verfassung von 1819 die Grundlage für die kommunale Selbstverwaltung bereitet hatte, konstituierten sich aus den „Schultheißereien“ die Gemeinden im modernen Sinne. Bis 1828 erlangten Haagen, Hachtel und Honsbronn die Selbständigkeit, 1829–30 folgten Craintal, Herrenzimmern und Rüsselhausen.
1846 trat ein drei Jahre zuvor zwischen Baden und Württemberg geschlossener Staatsvertrag in Kraft. Württemberg erhielt den badischen Herrschaftsanteil (1/8) an Edelfingen, außerdem die ungeteilte Hoheit über die Markung Rittershof (Gemeinde Harthausen).
1851 wurde Schmerbach von Oberrimbach getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.
1864 trat Württemberg per Staatsvertrag einen Gebietsstreifen entlang der Tauber an Bayern ab. Dies betraf die Gemeinden Blumweiler und Finsterlohr.
Amtsvorsteher
Die Oberamtmänner des Oberamts Mergentheim von 1809 bis 1938:
- 1809–1811: Wilhelm Friedrich Maximilian Philipp Kuhn
- 1811–1817: August von Fischer
- 1817–1819: Friedrich Ovelog (Amtsverweser)
- 1819–1824: Kajetan Tautphoeus
- 1825–1831: Friedrich Stroelin
- 1831–1846: Joseph Christian Schliz
- 1847–1857: Carl Friedrich Maximilian Haas
- 1857–1873: Friedrich Gustav Höchstetter
- 1873–1882: Josef Schweizer
- 1882–1887: Eduard Sprandl
- 1887–1889: Georg Maginot
- 1889–1895: Franz Ruisinger
- 1895–1900: Albert Steiff
- 1900–1905: Wilhelm Häffner
- 1905–1912: Karl Mögling
- 1912–1918: Wilhelm Ekert
- 1919–1928: Friedrich Schlör
- 1929–1934: Friedrich Geißler
- 1934–1945: Fritz Wanner
Literatur
- Hartmann/Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Mergentheim. Kohlhammer, Stuttgart 1880. Reprint Bissinger, Magstadt 1968, ISBN 3-7644-0055-2 (Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, Band 59).
- Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
Weblinks
- Bestände F 184 I, II und III des Staatsarchivs Ludwigsburg (Akten des Oberamts Mergentheim)
Oberämter in Württemberg von 1811 bis 1934Aalen | Alpeck | Backnang | Balingen | Besigheim | Biberach | Blaubeuren | Böblingen | Brackenheim | Calw | Cannstatt | Crailsheim | Ehingen | Ellwangen | Eßlingen | Freudenstadt | Gaildorf | Geislingen | Gerabronn | Gmünd | Göppingen | Hall | Heidenheim | Heilbronn | Herrenberg | Horb | Kirchheim | Künzelsau | Laupheim | Leonberg | Leutkirch | Lorch | Ludwigsburg | Marbach | Maulbronn | Mergentheim | Münsingen | Nagold | Neckarsulm | Neresheim | Neuenbürg | Nürtingen | Oberndorf | Öhringen | Ravensburg | Reutlingen | Riedlingen | Rottenburg | Rottweil | Saulgau | Schorndorf | Spaichingen | Stuttgart-Amt | Stuttgart-Stadt | Sulz | Tettnang | Tübingen | Tuttlingen | Ulm | Urach | Vaihingen | Waiblingen | Waldsee | Wangen | Weinsberg | Welzheim | Wiblingen
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